Leistungssport und Schule – geht das?

Katharina Looks

Annabelle und Ruben: Die Nachwuchssportler trainieren für die Olympischen Winterspiele 2018
© Deutsche Olympische Akademie

Wie schafft man es, Leistungssport und Schule in Einklang zu bringen? Die Nachwuchstalente im Eiskunstlauf Annabelle Prölß und Ruben Blommaert über ihren Sport, die Schule und ihre Motivationsstrategien.

Wie schwierig es sein kann, die Motivation für Leistungssport und Schule gleichermaßen aufrechtzuerhalten, wissen Annabelle Prölß (14) und Ruben Blommaert (21) nur zu gut. Die beiden Nachwuchssportler stehen in den Startlöchern für die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea. Dann wollen sie als Paar im Eiskunstlauf um eine Medaille kämpfen. Zurzeit nehmen sie am Jugendlager des Deutschen Olympischen Sportbundes teil und erleben die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi hautnah – von der Tribüne aus schauen sie den Athleten zu und sammeln Ideen für ihre nächsten Choreografien. Doch das ist nur ein Teil ihres Lebens: Annabelle besucht derzeit die neunte Klasse eines Sportgymnasiums, Ruben bereitet sich auf ein Studium vor. Beides läuft neben dem täglichen Training für den Hochleistungssport. Doch wie schafft man es, bei all dem Leistungssport nicht die Schule zu vernachlässigen? Geht das überhaupt? scoyo sprach mit Annabelle und Ruben über ihren Sport, das Lernen und ihre ganz persönlichen Träume.

Interview mit Deutschlands Nachwuchstalenten im Eiskunstlauf
© Deutsche Olympische Akademie

Annabelle: Im Sport erleben wir Höhen und Tiefen. Wir haben gelernt, dass man immer weitermachen muss, selbst wenn es einmal nicht gut läuft. Ich denke, dass es im späteren Beruf auch mal besser und mal schlechter läuft. Da heißt es dann einfach durchhalten und sein Bestes geben.

scoyo: Annabelle, du trittst nicht nur im Paarlauf an, sondern auch in der Einzelkür. Das bedeutet Extratraining. Daneben gehst du zur Schule. Wie vereinbarst du das miteinander?

Annabelle: Das ist manchmal wirklich schwierig. Ich fehle ziemlich viel und das Nachholen ist blöd, besonders, wenn ich Tests nachschreiben muss. Mein Alltag sieht oft so aus, dass wir bis abends um neun Uhr trainieren und ich dann meist erst gegen zehn mit Hausaufgaben und Lernen anfangen kann. Das kann stressig sein. Da bleibt auch das eine oder andere auf der Strecke. Aber ich muss versuchen, durchzuhalten und so viel zu schaffen, wie möglich ist. Ich möchte später studieren, und dazu muss ich halt erst die Schule besuchen und abschließen.

scoyo: Du, Ruben, hast auch während deiner Schulzeit viel trainiert und willst neben dem täglichen Training studieren. Wie sieht deine Motivationsstrategie fürs Lernen aus?

Ruben: Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich ein Fernstudium in Belgien angefangen. Jetzt möchte ich gern in Deutschland studieren. Meine größte Motivation dabei ist, dass ich nicht nur im Sport erfolgreich sein will, sondern auch später. Als Eisläufer verdient man leider nicht so viel Geld wie als Fußballer. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass wir nach unserer Sportlerkarriere einen anderen Job ausüben können.

Trockenübungen für Olympia 2015: Annabelle und Ruben beim Eiskunstlauf im Sommer © Deutsche Olympische Akademie scoyo: Wie geht ihr mit Fächern um, die ihr nicht so gerne mögt?

Ruben: Ich war wie Annabelle in der Sportschule. Allerdings hatte ich nur Fächer, die dafür wichtig sind. Darunter war sehr viel Wissenschaftliches – das gefiel mir gut. Eigentlich fand ich Schule immer toll. Ich hätte nichts ändern wollen. Mein Lieblingsfach war Geschichte.

Annabelle: Ich mag sehr gerne Mathe und Sporttheorie. Sporttheorie gibt es nur an sehr wenigen Schulen in Deutschland. Ich finde es cool, dass wir so Sport und Schule verbinden. Ich denke, wenn man in etwas nicht so gut ist, dann macht es auch weniger Spaß. Und wenn man besser ist, bringt es wieder mehr Spaß.

scoyo: Wie lernt ihr am liebsten für anstehende Prüfungen?

Ruben: Es lohnt sich, sehr früh mit dem Lernen zu beginnen. Wenn ich weiß, dass ich ein Thema beherrsche, dann kann ich beruhigt in die Prüfungen gehen. So habe ich das meistens gemacht.

Annabelle: Man muss sich gut vorbereiten. Das schaffe ich leider nicht immer, weil ich nicht da bin. Aber ich muss es wenigstens versuchen. Ich will nicht wie manch andere alles am letzten Tag lernen.

scoyo: Beim Eiskunstlauf gibt es Figuren, die eine besondere Herausforderung darstellen. Wie fühlt es sich an, eine Figur, die ihr lange trainiert habt, zum ersten Mal sicher zu stehen?

Annabelle: Es ist ein gutes Gefühl, zu sehen, dass das tägliche Üben etwas gebracht hat.

Ruben: Wenn etwas nicht funktioniert, dann machen wir weiter, bis es klappt. Manchmal trainieren wir stundenlang das Gleiche. Es ist in dem Moment vielleicht schwer, aber wenn wir zurückblicken, hat es sich in jedem Fall gelohnt: Wir haben in kurzer Zeit sehr viel gelernt. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.

scoyo: Welche Rolle spielt euer Trainer bei der Motivation? Womit kann er euch am besten unterstützen?

Annabelle: Er spielt eine sehr große Rolle. Er geht mit uns durch die guten und die schlechten Zeiten. Wenn etwas gut ist, dann freut er sich mit uns. Und wenn etwas nicht gut ist, dann hilft er uns, dass wir es besser machen. Er unterstützt uns sehr.

scoyo: Was sind eure nächsten Ziele: sportlich, privat und für die Schule bzw. das Studium?

Annabelle: Auf jeden Fall Olympia 2018. Unser größter Traum ist es, auf dem Podest ganz oben zu stehen. Mal schauen, ob wir es schaffen. Auf jeden Fall arbeiten wir hart dafür. Dann folgen hoffentlich weitere Olympische Spiele. In der nächsten Saison konzentrieren wir uns auf Weltmeisterschaft und Europameisterschaft. Und für mich ist die Schullaufbahn ein bisschen länger, weil die Oberstufe auf der Sportschule drei Jahre dauert. Dann möchte ich studieren, aber ich weiß noch nicht, was. Ich überlege noch, was ich nach dem Sport werden will.

Ruben: Sportlich: Olympia. Und privat: Ich möchte die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen und ein Studium anfangen.

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.