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Was bedeutet Medienkompetenz?
Zur Medienkompetenz von Kindern gehört, dass sie
- Inhalte aus Fernsehen, Internet & Co. einordnen und verarbeiten können.
- für sich interessante und sinnvolle Inhalte aussuchen und nicht alles ungefiltert konsumieren.
- Medien nicht nur für den Konsum nutzen, sondern auch, um sich mit anderen auszutauschen und selbst kreativ zu werden.
- redaktionelle, mehrwertige Inhalte von Werbung unterscheiden und Werbebotschaften auch als solche beurteilen können.
- wissen, wo Gefahren lauern und wie sie mit diesen umgehen können.
Medienkompetenz fördern: Die Medienerziehung
Um diesen kompetenten Umgang mit (digitalen) Medien zu erlernen, brauchen Kinder, besonders am Anfang der Mediennutzung, die Hilfe ihrer Eltern. Sie sind, wie in so vielen Bereichen des Lebens, ihr Vorbild. Das kann Eltern ganz schön unter Druck setzen, denn anders als die heutigen “digital natives” sind sie nicht mit digitalen Medien aufgewachsen und haben selbst mit der täglichen Informationsflut und den vielen neuen Technologien zu kämpfen.
Hinzu kommt, dass es auch in punkto Medienerziehung, wie bei der Erziehung als großes Ganzes, wieder einmal kein Patentrezept gibt, sondern nur bzw. eher verschiedenste Dinge zu beachten: 10 Tipps für Eltern: Medienerziehung in der Familie
Erstaunlicherweise meint ein Großteil der Eltern, es gut im Blick zu haben, wie ihre Kinder digitale Medien nutzen. Das zeigt eine aktuelle forsa-Umfrage* unter Eltern. Sieben von acht der Befragten geben an, gut oder sehr gut einschätzen zu können, wie ihre Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren mit Computern, Tablets und Smartphones umgehen.
Wissenschaftlich betrachtet, relativiert sich diese Selbsteinschätzung jedoch wieder relativ schnell: Denn gerade in Bezug auf das Internet sind viele Eltern “besorgt mit Blick auf das, was auf sie zukommt”, heißt es in einer Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen aus 2013. Hier schließen sich viele Fragen an: Wie kann ich ein gutes Vorbild sein? Wie regel ich Medienzeiten am besten und wie kann ich das Internet kindersicher machen?
INFO: Besuchen Sie unseren virtuellen scoyo-Elternabend zum Thema “Medienkompetenz: Fitte Eltern, starke Kinder” am 30.09., um 20 Uhr, und stellen Sie Ihre ganz persönlichen Fragen an unsere Experten.
Kompetente Mediennutzung von Kindern fördern
Eins vorweg: Klare Antworten gibt es für die meisten Fragen leider nicht. Begeben sich Eltern im Internet auf die Suche nach den besten Tipps zur Medienerziehung, tritt ziemlich schnell Verwirrung auf. Denn hier finden sich unzählige Tabellen und Informationen, die oft nur pauschalisierte Stundenvorgaben für die “optimale” Mediennutzung bei Kindern liefern. Doch was ist, wenn Schüler das Internet kreativ und produktiv nutzen? Wäre es da nicht Irrsinn, die Zeit auf eine allgemeingültige Anzahl an Stunden zu begrenzen?
“Wenn Online-Games die Hauptbeschäftigung in der Freizeit von Kindern sind, müssen Eltern anders reagieren, als wenn Laptop oder PC zur Recherche für das Referat in der Schule genutzt werden”, sagt Medienpädagogin Kristin Langer. “Zwei Stunden am Rechner sind da nicht gleich zu bewerten. Genauso macht es einen Unterschied, ob Jungen und Mädchen gemeinsam spielen oder das Chatten in Foren zum Ersatz für das Treffen mit Freunden wird.”
Medienkompetenz im Blick mit scoyo-Typentest
Dies zeigt: Regeln, Grenzen, Zeiten etc. lassen sich nur festsetzen, wenn man die Mediennutzung von Kindern ganz individuell betrachtet und den Nachwuchs besonders beim Einstieg in die Online-Welt kontinuierlich begleitet. Dafür haben wir einen Typentest entwickelt, der Sie unterstützt, Ihre Kinder im Hinblick auf Mediennutzung und Medienkompetenz besser einschätzen zu können. Wie und wofür nutzt Ihr Kind digitale Medien? Kennt es sich aus oder ist es noch verunsichert?
Der scoyo-Test hilft Ihnen, die oben genannten Fragen zu beantworten. Am Ende erhalten Sie typgerechte Empfehlungen, praktische Tipps und weiterführenden Links als Hilfestellung für die Medienerziehung.
Der Test ist in Zusammenarbeit mit der Medienpädagogin Kristin Langer entstanden, die als Mediencoach für die Initiative „Schau hin!“ arbeitet. Die Typen basieren auf wissenschaftlichen Studienergebnissen**.
Begleitung bei Mediennutzung lohnt sich
Generell ist es nur positiv, wenn sich Eltern intensiv mit der Mediennutzung ihrer Grundschulkinder beschäftigen. Denn selbst wenn Väter und Mütter jüngerer Kinder noch glauben, die Medienerziehung klar im Griff zu haben: Spätestens wenn Neue Medien im Leben der Kinder/Jugendlichen an Bedeutung gewinnen, treten Schwierigkeiten auf.
So zeigt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse, dass beinahe jeder Vierte der Befragten keine Vorstellung davon hat, was Teenager online interessiert. Wer seine Kinder von Anfang an begleitet hat, ist da klar im Vorteil.
Gezielte Begleitung ist das Stichwort! Manchmal ist die Begeisterung über das erste Smartphone so groß, dass mündlich vereinbarte Vorsätze schnell mal über Bord geworfen werden. Um das zu verhindern, überreichen Sie Ihrem Kind mit dem Smartphone am besten gleich einen Eltern-Kind-Vertrag.
Ja, Sie haben richtig gehört. Denn: Ein von Kind und Eltern unterschriebenes Dokument fördert das Gespräch über die Risiken und schafft Bewusstsein für Gefahren.
* Repräsentative, bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag von scoyo. Befragt wurden 1.002 Eltern, deren Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren sind und digitale Medien nutzen. Juli/August 2014.
**KIM-Studie 2012 und FIM-Studie 2011, mpfs; „Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie“, Landesanstalt für Medien NRW; JAMESfocus 2011, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften; „Jugendschutzsoftware im Elternhaus: Kenntnisse, Erwartungen und Nutzung. Stand der Forschung“, Hans-Bredow-Institut; „Digital natives: myth busted. Digitale Kompetenzen und habituelle Verstrickungen“, Andrea Schaffar und Claudia Friesinger
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Was ist die Vorschule überhaupt?
Als Vorschule bezeichnet man in der Regel das “Einschulungsprogramm” der Kindergärten, das im letzten Jahr vor der Grundschule stattfindet. Einheitliche Standards wie im Schullehrplan gibt es hier nicht. Die Kindergärten sind in der Gestaltung also recht flexibel darin, was sie den Kindern mit auf den Weg geben wollen. In der Regel werden aber erste Zahlen, einfache Grundrechnungen, Stifthaltung und die ersten Buchstaben vermittelt. Keine Sorge: Spiel, Spaß und die Lust aufs Lernen stehen dabei absolut im Mittelpunkt.
Übrigens: Nicht alle Kindergärten können spezielle Vorschulgruppen einrichten. Im weiteren Verlauf des Artikels erfahren Sie, wie Sie Ihr Kind zuhause optimal fördern können.
Wie läuft die Vorschule ab, welche Übungen sind wichtig?
Wenn der Kindergarten Kurse mit Vorschulübungen anbietet, werden in der Regel kleine Gruppen organisiert, die sich wöchentlich treffen. Hier werden die Kinder dann schrittweise an wichtige Fähigkeiten und an den Schulalltag herangeführt. Oft geht es hier auch erst einmal darum, den Kindern zu zeigen, was sie in der Schule alles Tolles lernen werden. So soll die Lernmotivation von Anfang an mit an Bord kommen.
Was sollen Kinder bis zur Einschulung können?
Diese Frage stellen sich viele Eltern vor der Einschulung. Neben zählen lernen, lesen lernen und dem Gespür für erste Buchstaben ist der Lernspaß zentral, denn prinzipiell ist ein Vorschulprogramm keine Pflicht, und die Kinder können auch nicht “durchfallen”.
Da die Übungen für Vorschüler das spielerische Element in den Mittelpunkt rücken, werden die meisten Fähigkeiten über Zählspiele, Sprachspiele und kleine Vorschulübungen zu Feinmotorik und Konzentration vermittelt. Aber hier bitte kein Grund zur Perfektion und Panik: Es geht vor allem darum, den Spaß am Lernen zu wecken, und nicht darum, den Kindern jetzt schon perfekt lesen oder rechnen beizubringen. Die Freude am Lernen ist ein sehr zentraler Baustein für eine erfolgreiche Schulzeit.
Vorschulübungen zur Vorbereitung auf die 1. Klasse
Natürlich können Sie mit Ihrem Kind auch zu Hause viele sinnvolle Vorschulübungen zur Vorbereitung auf die erste Klasse machen. Eltern können sich hier einfach an den Inhalten orientieren, die in der Vorschule der Kindergärten benutzt werden: Zum Beispiel Ausmalbilder, Motorikübungen oder Zählspiele. Darauf sollten Sie bei der Auswahl der Übungen für Ihr Vorschulkind achten:
- Alles sollte spielerisch sein, der Spaß muss im Mittelpunkt stehen
- Lernen ganz ohne Druck, es gibt nichts zu verlieren!
- Der Lerninhalt sollte viele Sinne ansprechen (Sehen, Hören, Tasten/Anfassen)
- Die Kinder sollen die Vorschulübungen als Spiel verstehen, bei dem sie nichts falsch machen können
- Die Übungen sollten abwechslungsreich sein
- Am besten sind die Übungen für Vorschulkinder pädagogisch geprüft
Ein sanfter Übergang in die Schule – Vorschulübungen für zuhause
Sie wissen nicht, wo Sie anfangen sollen? Am einfachsten machen Sie es sich als Eltern, wenn Sie Ihr fast-Schulkind mit pädagogisch geprüften Arbeitsblättern und Lernspielen fördern. Was wir aus Erfahrung wissen: Arbeitsblätter werden sehr schnell langweilig, Spiele und Lernapps stehen dabei hoch im Kurs bei den Kids. Warum? Weil sie auf einzigartige Weise Übungen interaktiv und motivierend gestalten können und wirklich spielerisch die Lust aufs Lernen entfachen.
Gewusst? Die scoyo Lernapp steht Vorschüler*innen bei allem zur Seite, was sie lernen wollen und sollen. Angefangen beim Zählen lernen und Buchstaben erkennen, über erste Grundrechnungen bis hin zum Lesen kleiner Sätze. Auch erste Englischvokabeln werden den angehenden ABC-Schützen vermittelt. Im Sachunterricht erfahren Kinder wichtiges Wissen zu Tieren, Pflanzen und unserer Umwelt! Die Freude am Lernen wird dabei ganz groß geschrieben. Außerdem sind alle Inhalte von Pädagog*innen geprüft und auf die Anforderungen in der Grundschule abgestimmt.
Spielerisch zählen lernen mit Monstern und Pokalen
Bei scoyo wird auf Spielspaß als ultimativer Motivator für Kinder. Im Fach Mathematik lernen Vorschulkinder in Kategorien wie “Farben und Formen unterscheiden“, “durchzählen” und “Zahlen bis 10” die ersten mathematischen Konzepte kennen. In Kategorien wie “mehr, weniger oder gleich viel” wird ein Gespür dafür vermittelt, was die einzelnen Zahlen tatsächlich bedeuten.
Für jede richtige Antwort erhalten die Kinder Münzen und besondere Trophäen, welche im Trophäenschrank angezeigt und verglichen werden können. Erspielte Münzen können für Bastelbögen, Avatare und echte Kinogutscheine im Prämienshop eingelöst werden. Viele Kinder spenden ihre Belohnungsmünzen auch für einen guten Zweck.
Das Alphabet spielerisch lernen, mit der scoyo Lernapp für die Vorschule
Im Fach Deutsch geht es bei den Vorschulübungen darum, Buchstaben und Laute zu erkennen. Wenn das geschafft ist, werden Übungen zum Lesen erster Sätze freigeschaltet. Achtung: Kann ein Kind erst mal die ersten Worte lesen, verfällt es womöglich in einen regelrechten Vorlese-Fluss. Jeds Wort will dann entziffert werden. So sieht Lernmotivation aus!
scoyo als Lernbegleiter von Anfang an
Das Spielspaß für erste Lernerfolge in der Vorschule das A und O ist, leuchtet ein. Aber Spielspaß als Motivator für Lernerfolg ist auch in höheren Klassen noch ein bewiesenermaßen effektiver und vor allem nachhaltiger Weg. Die Lernapp von scoyo begleitet Kinder nicht nur beim Übergang von Vorschulübungen in die Grundschule, sondern hält Schulstoff bis zur 7. Klasse bereit. Über 35.000 spielerische Übungen, angepasst an die Lehrpläne der jeweiligen Bundesländer.
Vor rund einem Jahr hieß es für die meisten Schüler*innen in Deutschland: Unterricht findet jetzt zuhause statt. Quasi über Nacht zog die Schule in unsere Häuser und Wohnungen ein. Konnte das gelingen? Unsere Online-Umfrage, die wir zusammen mit KB&B, der führenden Spezialagentur für Familien- und Kindermarketing in Deutschland, im Februar 2021 durchgeführt haben, zeigt: Nicht wirklich. 44 Prozent der Kinder können von zuhause deutlich weniger gut lernen als in der Schule. Unter den Eltern ist fast jede*r Vierte (23 Prozent) mit der aktuellen Situation unzufrieden oder gar sehr unzufrieden.
„Kinder und Familien beschäftigen uns schon seit mehr als 20 Jahren – und selten haben sie einen solchen Wandel vollzogen, wie in den letzten Monaten. Ihre Lebensrealitäten haben sich massiv verändert: In vielen Bereichen zum Positiven, da die Kernfamilie oftmals mehr Zeit miteinander verbringen kann – aber es gibt auch negative Entwicklungen, die besonders jetzt in Zeiten des Homeschooling zum Vorschein kommen. Diese haben wir im Rahmen der Studie gemeinsam mit der Lernplattform scoyo genauer betrachtet“, so Rolf Kosakowski, Geschäftsführer der Spezialagenturen für Kinder- und Familienmarketing KB&B.
Daniel Bialecki, CEO von scoyo, plädiert dafür, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern mehr Strukturen schaffen: „Für gutes Homeschooling müssen Strukturen und Lernkonzepte vermittelt werden – das findet bisher kaum statt! Daher war es uns so wichtig, mithilfe der Studie ein aktuelles Stimmungsbild unter Eltern und Schüler*innen einzuholen. Die Ergebnisse bestätigen: Homeschooling muss gelehrt werden.”
Rund 60 Prozent der Kinder vermissen ihre Freund*innen und Lehrer*innen
Deutlich wird, dass der Verzicht auf soziale Kontakte den Kindern besonders zu schaffen macht: 58,7 Prozent der Kinder gaben an, im Distanz-Unterricht vor allem ihre Freund*innen zu vermissen. Zudem vermissen 59,1 Prozent der Kinder den persönlichen Kontakt zu den Lehrer*innen. Trotz aller Sorgen gaben mehr als die Hälfte der Kinder (57 Prozent) an, mit dem aktuellen Modell des Distanz-Unterrichts gut zurecht zu kommen – 28 Prozent hingegen kommen laut Eigeneinschätzung nicht so gut damit zurecht.
Hier finden Sie Tipps, die Ihrem Kind helfen, besser zu lernen: In 7 Schritten besser lernen
Die größten Probleme im Homeschooling: Infrastruktur und fehlende Individualität
Bei der Durchführung des Distanz-Unterrichts gibt es einige Hürden: 40 Prozent geben an, durch zeitweise nicht funktionierende Schul-Lernplattformen, z. B. wegen Überlastung, beim Lernen Probleme zu erfahren. Weitere 40 Prozent nannten eine instabile Internetverbindung als zentrales Problem, welche z. B. während Videokonferenzen gestört oder zu langsam sei.
Eine weitere Hürde stellt die Regelmäßigkeit von Aufgaben und ihrer Schwierigkeitsgrade dar: 27 Prozent der Schüler*innen und 24 Prozent der Eltern gaben an, dass Lehrer*innen ihnen die jeweiligen Aufgaben zu unregelmäßig senden oder die Fristen für die Bearbeitung zu kurz gesetzt seien. Durch die zugesandten Aufgaben fühlen sich regelmäßig ein Fünftel (20 Prozent) aller Kinder entweder über- oder unterfordert. Die Eltern schätzen den Anteil höher ein: Insgesamt gaben 32 Prozent der Eltern an, ihr Kind sei mit den Aufgaben regelmäßig unter- oder überfordert.
Über 70 Prozent der Eltern einig: Digitales Lernen bleibt
Unsere Umfrage hat auch gezeigt, dass die die Hälfte (49,5 Prozent) der Befragten zusätzlich zu den schulischen Materialien digitale Lern-Apps oder Nachhilfeplattformen nutzt, um Wissenslücken zu vermeiden oder zu schließen. In der Gunst von Eltern und Schüler*innen liegen insbesondere solche Lernplattformen vorne, die bei der Wissensvermittlung einen spielerischen Ansatz verfolgen, wie beispielsweise scoyo. In unserer Lernplattform finden Schüler*innen interaktive Übungen mit altersgerechten Gamification-Elementen, wie z.B. Quizze, Lernspiele und das Sammeln von Punkten. Zudem bieten wir Lehrkräften kostenfreie, fundierte Inhalte für den digitalen und hybriden Unterricht.
Nach einem Jahr Homeschooling und dem damit verbundenen Einsatz digitaler Lerntools vermuten 72,8 Prozent aller Eltern, dass digitales Lernen zukünftig auch Teil des Unterrichts unter Normalbedingungen für Schüler*innen sein wird.
Nichts führt in Familien wohl zu mehr Konflikten zwischen Eltern und Kindern als das Thema Hausaufgaben. Außer vielleicht die Frage, wie viele Stunden ein Kind am mobilen Endgerät oder an der Spielkonsole verbringen darf. Wobei das ja häufig im Zusammenhang mit dringend zu erledigenden Hausaufgaben diskutiert wird, so dass es zwischen diesen beiden familiären Konfliktfeldern fließende Übergänge gibt.
Eltern und Kindern haben nun mal sehr gegensätzliche Ansichten, was die Hausaufgaben angeht. Kinder finden sie in der Regel total nervig und überflüssig. (Sollte Ihr Kind gerne und mit Freude Hausaufgaben machen, sollten Sie vielleicht besser mal einen Termin beim Schulpsychologen ausmachen. Da läuft dann vielleicht etwas grundlegend falsch in der Entwicklung.) Eltern beharren dagegen unerbittlich auf dem Erledigen der Hausaufgaben, weil dies essenziell für den Lernerfolg sei. Zwei nahezu unvereinbare Standpunkte wie bei der Kuba-Krise von 1962. Allerdings mit höherem Eskalationspotential.
In der heutigen Kolumne stelle ich Ihnen daher einige Ansätze vor, wie Sie als Eltern mit dem Thema Hausaufgaben umgehen können. Ob Ihnen das tatsächlich weiterhilft, kann ich Ihnen nicht sagen – um ehrlich zu sein, bezweifle ich es eher –, aber zumindest müssen Sie sich die drei Minuten, die Sie zum Lesen benötigen, nicht mit den Hausaufgaben Ihrer Kinder beschäftigen. Alleine dafür lohnt es sich.
Gemeinsam Hausaufgaben machen: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid
Möchten Sie sicherstellen, dass Ihr Kind sich tatsächlich mit den Hausaufgaben beschäftigt, statt sich in seinem Zimmer bei geschlossener Tür die Daumen abzudaddeln, um dann am nächsten Morgen fünf Minuten vor Schulbeginn die Hausaufgaben geschwind auf dem Klo abzuschreiben, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich mit dem Kind zusammenzusetzen und die Hausaufgaben gemeinsam zu erledigen. (Okay, Sie könnten das Zimmer natürlich auch videoüberwachen, aber das ist aus Gründen des Schutzes der Privatsphäre Ihres Kindes etwas grenzwertig.)
Zugegebenermaßen ist dieser Ansatz zeitlich recht aufwändig und Sie müssen dafür Ihren Job aufgeben oder zumindest auf Teilzeit reduzieren. Das schmälert zwar kurzfristig das Haushaltseinkommen, zahlt sich langfristig aber finanziell aus. Die Gleichung ist ganz einfach: Regelmäßig Hausaufgaben machen = gute Noten = guter Schulabschluss = guter Job = eigenes Einkommen = nicht jahrelang den Eltern auf der Tasche liegen. Quasi ein 6er im Lotto für Sie.
Ein netter Nebeneffekt des gemeinschaftlichen Lernens: Sie erweitern stetig Ihr Allgemeinwissen und werden auf unbestimmte Zeit unschlagbar bei Quiz-Duell sein. Ein weiterer Vorteil: Sie verbringen sehr viel gemeinsame Zeit mit Ihrem Nachwuchs. Der Nachteil: Nicht unbedingt die harmonischste. Denn es werden sich bei Ihnen und Ihrem Kind wahrscheinlich täglich Szenen abspielen, gegen die „Game of Thrones“ wie ein Einführungsseminar in konstruktive Gesprächsführung gelten kann. Sie werden Ihr Kind am liebsten in einem Internat in der Walachei unterbringen wollen, während Ihr Kind wiederum Sie im Alter bei der erstbesten Gelegenheit in ein drittklassiges Siechenheim abschieben wird.
Professionelle Hausaufgabenbetreuung: Von Mönchen und Fremdenlegionären
Wenn Ihnen an einem harmonischen Verhältnis zu Ihren Kindern gelegen ist, sollten Sie die Hausaufgabenbetreuung vielleicht lieber outsourcen. Als regelmäßige Leser*in meiner Kolumne wird es Sie wahrscheinlich nicht wundern, dass ich dazu die Einstellung eines buddhistischen Zen-Mönches empfehle. (Ohnehin sollten wir alle einen buddhistischen Zen-Mönch als ständigen Lebensbegleiter haben.) Dieser bringt einerseits die nötige Weisheit mit, um gemeinsam mit Ihrem Kind den Schulstoff bis zum Abitur zu bearbeiten („Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“). Andererseits verfügt er über ausreichend Gelassenheit, um etwaige cholerische Tobsuchtsanfälle Ihres Kindes einfach wegzuatmen.
Sollten Sie der Meinung sein, ein sanftmütiger Zen-Mönch wäre möglicherweise nicht der richtige Hausaufgaben-Animateur für Ihr Kind, gibt es erfolgsversprechende Alternativen: Sie können beispielsweise alternativ auch einen ehemaligen Fremdenlegionär als Hausaufgabenbetreuer engagieren, der über ein breites Repertoire an Techniken verfügt, um Ihr Kind zum Erledigen seiner Hausaufgaben zu motivieren. Dazu muss er ja nicht gleich auf rabiate Methoden wie Waterboarding zurückgreifen. Er muss lediglich glaubhaft den Eindruck vermitteln, er würde nicht davor zurückschrecken, auf rabiate Methoden wie Waterboarding zurückzugreifen, sollte es nötig sein. Sie werden sehen, wie Ihr Kind innerhalb kürzester Zeit jeden Tag klaglos und mit großem Eifer seine Schularbeiten macht. Und ohne dass es das Verhältnis zu Ihrem Kind mit unnötigem und unschönem Streit und Zoff belastet. Toll!
Do it yourself
Möglicherweise scheuen Sie aber sowohl die Kosten für eine individuelle Hausaufgabenbetreuung als auch die Konflikte mit Ihrem Kind, wenn Sie selbst dessen Hausaufgaben beaufsichtigen. Kein Problem: Machen Sie die Hausaufgaben einfach alleine. Ohne Ihr Kind. Das schont Ihren Geldbeutel und gleichermaßen Ihre Nerven. Und die Ihres Kindes.
Sie fragen sich jetzt vielleicht, wie dieser Ansatz mit meiner oben aufgezeigten Kausalkette, die direkt vom Erledigen der Hausaufgaben zu einem guten Job Ihres Kindes führt, der verhindert, dass Sie es ein Leben lang durchfüttern müssen, zusammenpasst. Um ehrlich zu sein gar nicht. Aber er eröffnet Ihnen eine andere Einnahmequelle. Und zwar eine totsichere.
Bis zum Abitur Ihres Kindes werden Sie nämlich über eine so breite und detaillierte Allgemeinbildung verfügen, dass Sie später garantiert die Million bei Günter Jauch abräumen werden. Für das Anhäufen Ihres Wissens haben Sie auch reichlich Zeit, da können Sie vollkommen unbesorgt sein. Weil Ihr Kind ja nie seine Hausaufgaben selbst macht, wird es erst nach ungefähr 18 bis 20 Jahren sein Abitur machen. Bis dahin sind sie ein allwissendes Universalgenie, dass bei Günter Jauch locker besteht.
Ihren Millionengewinn legen Sie dann einfach geschickt an und Sie werden nie wieder Geldsorgen haben. Am besten kaufen Sie Aktien eines globalen Hausaufgaben-Betreuungskonzerns. Da können Sie nichts falsch machen!
Is’ mir egal!
Falls Sie die bisherigen Vorschläge, wie Sie die Hausaufgaben Ihres Kindes handhaben sollen, noch nicht recht überzeugt haben, verrate ich Ihnen zum Abschluss der Kolumne, wie ich einen ganz entspannten Umgang mit den Hausaufgaben entwickelt habe, seit meine Kinder auf die weiterführende Schule gehen. Mir sind Hausaufgaben egal. (Hoffentlich lesen das nicht die Lehrer*innen meiner Kinder.) Und ob meine Kinder ihre Hausaufgaben machen oder nicht, ist mir ebenfalls prinzipiell egal. (Hoffentlich lesen das wiederum nicht meine Kinder.)
Trotzdem frage ich pflichtschuldig die Kinder, wenn sie nachmittags irgendwann aus der Schule nach Hause kommen: „Habt ihr etwas auf?“ oder „Müsst ihr noch Hausaufgaben machen?“ (Schließlich muss ich den Schein wahren.) Genauso pflichtschuldig antworten sie darauf: „Ja.“, „Nein.“ oder „Mach‘ ich noch.“ (Schließlich müssen auch sie den Schein wahren.)
Ansonsten kümmere ich mich nicht weiter um ihre Hausaufgaben. Wenn die Kinder Fragen haben, wissen Sie, dass sie immer zu mir kommen können. Tun sie aber nur sehr selten. Wahrscheinlich weil sie wissen, dass sie bei Google schneller Antworten finden. Und im Gegensatz zu mir auch die richtigen Antworten.
Wenn die Kinder Ihre Hausaufgaben vergessen, ist mir das ebenfalls egal. Sie müssen das ja ihren Lehrer*innen erklären, nicht ich. Außer sie vergessen sie so häufig, dass ich zum Elternsprechtag eingeladen werde. Dann ist es mir nicht mehr egal. Wer geht schon gerne zum Elternsprechtag?!
Eventuell haben Sie Bedenken, dass dieser laxe Umgang mit Hausaufgaben keine gute Vorbereitung der Kinder auf ihr späteres Berufsleben ist, wo Disziplin und Fleiß gefragt sind. Ganz im Gegenteil! Diese Erziehung zur Selbständigkeit fördert nämlich die Kreativität der Kinder, wovon sie im späteren Berufsleben profitieren. Wer sich jahrelang Entschuldigungen ausdenken musste, warum die Hausaufgaben nicht gemacht werden konnten („Mein Goldfisch ist erkältet und ich saß den ganzen Tag im Wartezimmer des Tierarztes.“), hat später im Job immer eine gute Erklärung parat, warum das Projekt nicht rechtzeitig fertig geworden ist.
Und nun entschuldigen Sie mich bitte: Meine Tochter hat mich gerade gebeten, dass ich ihr zeige, wie mit Exponential- und Logarithmusfunktion gerechnet wird. (Wahrscheinlich ist das W-LAN ausgefallen. 🙄) Wünschen Sie mir Glück!
Mit scoyo einfach Mathe lernen:
Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im Netz
Die verschiedenen Meinungen zum Thema Schulsystem sind mindestens so vielfältig und unterschiedlich wie die Schullandschaft selbst. Wir von scoyo wollen mit unserer Umfrage „Problemkind Bildungssystem – so denken Eltern über die Schule“ klären, was die Eltern von der momentanen Beschulung ihrer Kinder halten – und im Anschluss auch erfahren, was die Eltern sich für ihre Kinder zusätzlich wünschen würden. Dafür wurde eine repräsentative Umfrage mit 1000 Eltern durchgeführt. Die Ausgangsfrage: Werden Kinder durch die Schule gut auf die Zukunft vorbereitet?
Hier antworteten lediglich 34 % mit einem klaren „Ja“. Somit ist eine Mehrheit der Eltern nicht fest davon überzeugt, dass die Schule den Kindern das richtige Rüstzeug für die Zukunft mitgibt. 40 % der Eltern sagen ganz klar, dass sie ihre Kinder nicht gut auf die Zukunft vorbereitet sehen. Was sind die konkreten Ängste der Eltern?
Ängste vor einer unklaren Zukunft
Die Angst, das Kind könnte in einer sich schnell verändernden Welt den Anschluss verlieren, teilten 39 % der Eltern. Mit 38 % ist auch die Angst, dem Leistungsdruck nicht gewachsen zu sein, ein wichtiger Aspekt. Diese Ängste waren bei den Eltern mit niedrigeren Bildungsabschlüssen häufiger vertreten als bei Akademikern. Diese Antworten decken sich mit einer generellen Haltung der Zukunft gegenüber, die als immer schneller, komplizierter und unklarer wahrgenommen wird. Aber was fehlt dem Bildungssystem denn, weswegen diese Ängste unter Eltern so verbreitet sind?
Bildungsexperten messen dem interaktiven, audiovisuellen Lernen mit mehreren Sinnen einen hohen Stellenwert bei. Doch lediglich 15 % der Eltern sind der Meinung, dass in der Schule so gelernt wird. Eine kreative Wissensvermittlung attestieren nur 16 % der Eltern dem Schulsystem. Auch individuelle Förderung kommt mit 21 % viel zu kurz, findet auch Daniel Bialecki von scoyo: „Wir wissen, dass Kinder sich Lerninhalte besser merken, wenn diese spannend und alltagsrelevant verpackt sind. Das wirkt sich positiv auf die Motivation, eine der wichtigsten Voraussetzungen für effektives Lernen, aus. Digitalen Medien kann diese Art der kreativen Wissensvermittlung gelingen. Doch in Sachen kreativer digitaler Wissensvermittlung haben Schulen Nachholbedarf.“
Gesundheit und privates Glück wichtiger als Noten
Aber wie sieht die Zukunft eigentlich aus, welche sich die Eltern für ihre Kinder wünschen? Sie wünschen sich besonders häufig Gesundheit (92%) und privates Glück (88%). Mit jeweils 79% sind ein starkes Selbstbewusstsein und ein Job, der Spaß macht, die wichtigsten konkreten Wünsche an die Zukunft der Kinder – doch genau hier beginnt auch die Problematik: Kinder, die aufgrund des Notensystems an der Schule nur nach Ergebnissen und nicht nach Anstrengung bewertet werden, definieren sich häufig zu einem großen Teil über diese Bewertungen. So kann eine schlechte Note schon mal ordentlich am Selbstbewusstsein rütteln.
Hier können Sie als Eltern ganz viel auffangen: Statt die Ergebnisnote zu betrachten, egal ob gut oder schlecht, könnten Sie Ihr Augenmerk ganz bewusst auf die Mühe lenken, die sich Ihr Kind gegeben hat. Denn die Note 3, hinter der sechs Stunden Lernaufwand stecken, ist mindestens genauso lobenswert wie eine 1, für die nur kurz Stoff wiederholt werden musste. So nehmen Sie Ihrem Kind den Druck, eine gewisse Note erreichen zu müssen und signalisieren ihm, dass seine Anstrengung auf jeden Fall mit einem Lob belohnt wird. Generell kann Ihr Kind auch für die Zukunft daraus mitnehmen, dass es sich immer lohnt, sich anzustrengen und dass es nie schlecht ist, sich Mühe zu geben – egal, wie letztendlich die Bewertung ausfällt.
Wunsch nach mehr Platz für soziale Kompetenzen
In den Schulen werden gewissenhaft Schulfächer wie Deutsch, Mathe oder Englisch unterrichtet. Aber decken die Schulfächer wirklich alles ab, was die Kids für ihre Zukunft brauchen? Das reine Vermitteln von Faktenwissen ist für Eltern längst nicht mehr die Hauptsache, genauso wie ein gut bezahlter Job nicht mehr die oberste Priorität hat. Laut der Umfrage wünschen sich 64% der Eltern von der Schule besonders die Vermittlung von Sozialkompetenz, 57% halten die Fähigkeit zum eigenständigen Lernen für besonders wichtig. Viele Lehrer versuchen mithilfe von Gruppenarbeiten oder sonstigen Alternativen zum Frontalunterricht, diese Kompetenz zu vermitteln. Um diese weiter aufzubauen, könnten Sie Ihr Kind anregen, eine Lerngruppe zu gründen: So wird nicht nur die Sozialkompetenz der Kids gestärkt, sie können sich auch gleichzeitig gegenseitig beim Lernen unterstützen. Und seien wir mal ehrlich: Zu dritt oder zu viert ist der Schulstoff doch gleich nur noch halb so trocken.
Um Ihr Kind zu ermutigen eigenständig zu lernen, können auch Sie als Eltern Ihren Beitrag leisten: Nach einem langen Tag oder wenn es mal schnell gehen muss, ist es verlockend, mal selbst den Stift in die Hand zu nehmen oder das Plakat zu Ende zu gestalten – hier hilft es, sich bewusst zu machen, dass Ihr Kind das auch gut alleine schaffen wird, auch wenn es vielleicht länger dauert. Ihr Kind um diese Lernerfahrung und um das Gefühl, selbst eine Aufgabe gelöst zu haben, zu bringen, wäre schade. Unterstützung bei Hausaufgaben ist natürlich wichtig – es reicht aber, wenn Sie Ihrem Kind zu Beginn der Lernphase sagen, dass Sie jederzeit da sind, wenn es dann doch mal Hilfe braucht.
Was im Unterricht zu kurz kommt, sind also die sozialen Kompetenzen, die die Kids ihr ganzes Leben lang brauchen. Dazu gehört das Erlernen von Achtsamkeit, der Aufbau des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühl, die Vermittlung von Empathie und Toleranz, ein Bewusstsein für die Umwelt und auch – ganz wichtig – der (kritische) Umgang mit digitalen Medien. Auch hier sind Sie als Eltern noch oft in Position, das zu vermitteln, was in der Schule nicht passiert ist. Beim Umgang mit Medien hilft es zum Beispiel, Kinder anfangs noch zu unterstützen bzw. digitale Medien gemeinsam zu erkunden und ihnen sowohl die Vorteile als auch die Risiken zu vermitteln, die bei der Nutzung zu beachten sind. 79 % der Eltern war wichtig, diese Medien auch im Schulalltag vertreten zu haben.
Bewegung und körperliche Aktivität bei Kindern sind so positiv beleumundet wie allenfalls noch der regelmäßige Verzehr von vitaminspendendem Obst und Gemüse. Sport gilt als gut für die allgemeine körperliche Konstitution und die Motorik sowie als Schutzschild gegen Übergewicht und damit einhergehende Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck.
Tatsächlich hat Sport etwas sehr Befreiendes: Er hilft Stress abzubauen und sorgt für den Ausstoß von Glückshormonen. Was hat allerdings nichts Befreiendes, baut Stress auf und verhindert den Ausstoß von Glückshormonen? Genau, Kindersport. Das sollte Ihnen spätestens beim Kleinkindturnen klar geworden sein, wenn Sie mit einer Horde überdrehter Gören – das schließt das eigene Kind selbstverständlich mit ein – und deren nicht minder nervigen Eltern durch einen Parcours aus Turnmatten, Bänken und Kästen gelaufen sind und zum krönenden Abschluss auch noch gemeinsam „Alle Leut, alle Leut gehen jetzt nach Haus“ singen mussten.
Dem britischen Premierminister Winston Churchill wird fälschlicherweise das Zitat „No sports!“ zugeschrieben. Das hat der fünffache Vater aber so nie gesagt. Seine tatsächlichen Worte waren „No kindersports!“
Also, halten Sie es mit Winston und überlegen Sie es sich sehr gut, bevor Sie Ihr Kind im Sportverein anmelden. Am besten überlegen Sie fünf Mal, denn so viele Gründe liefere ich Ihnen, es besser sein zu lassen.
I am the fucking greatest!
Laut landläufiger Meinung hilft Sport Kindern dabei, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln. Durch einen gehaltenen Elfmeter, den Sieg beim 50-Meter-Lauf oder das siegbringende Tor beim Handball-Spiel der F-Jugend. Erfolgserlebnisse, von denen Ihre Kinder ein Leben lang zehren können. Ich bin da ein gutes Beispiel. 1985 habe ich im Alter von knapp zehn Jahren bei meinem ersten Judoturnier den 1. Platz bei den Kreismeisterschaften der Altersklasse U11 in der Gewichtsklasse bis 32 Kilo belegt. Anschließend beendete ich meine Karriere als Judoka – schließlich soll man aufhören, wenn es am Schönsten ist –, und bin somit bis heute ungeschlagener Westerwälder Judo-Kreismeister. Eine historische Leistung die mich auch fast 35 Jahre später mit breiter Brust bei gleichzeitig größtmöglicher Bescheidenheit durchs Leben laufen lässt. Dass ich damals nur einen einzigen Gegner hatte und mein Sieg darauf zurückzuführen ist, dass er über seine eigenen Füße gestolpert ist, muss ja niemand wissen.
Aber nicht bei allen Kindern muss das so gut laufen wie bei mir. Stattdessen besteht die Gefahr, dass Ihr Kind durch zu viele sportliche Erfolge ein ungesundes Selbstbewusstsein entwickelt und sich zu einem überheblichen, arroganten und egozentrischen Narzissten entwickelt. Möglicherweise dachten ja die Eltern von Ibrahimovic, „Mensch, der kleine Zlatan hat so viele Minderwertigkeitskomplexe, lass‘ ihn mal beim Fußball anmelden.“, und 20 Jahre später sagt er dann Sachen wie „Ich selbst bin mein eigenes Idol.“ oder „Eine WM ohne mich ist nicht sehenswert.“ Sätze, denen auch nach mehrmaligem Lesen nicht ansatzweise etwas Bescheidenes oder Sympathisches zu entnehmen sind.
Wollen Sie von Ihrem Kind solche Sätze hören? Nein? Dann halten Sie es besser vom Sport fern.
Die Hoffnung, dass Sport gut für das kindliche Selbstbewusstsein ist, hat aber noch eine andere große Schwachstelle. Es ist nicht auszuschließen, dass Ihr Kind vollkommen unsportlich ist. Es lässt den schlecht geschossenen Elfmeter durch die Beine rutschen, es wird Letzter im 50-Meter-Lauf und setzt den entscheidenden Wurf neben das Handball-Tor. Das wars dann mit den Selbstvertrauen gebenden Erfolgserlebnissen.
Es liegt in der Natur des sportlichen Wettkampfs, dass es nur einen Sieger geben kann. Schon der Zweitplatzierte ist der erste Verlierer. Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit diesem olympischen „Dabeisein ist alles“-Nostalgie-Quatsch. Fragen Sie mal den Westerwälder Judo-Vizekreismeister der U11 in der Gewichtsklasse bis 32 Kilo von 1985, der gegen einen Typen verloren hat, dessen einziger Vorteil darin bestand, dass er geradeaus laufen konnte, ohne sich hinzulegen. Der war bestimmt nicht froh, dass er dabei war.
Selbst wenn Ihr Kind keine totale sportliche Niete ist, wird es wahrscheinlich mehr schmachvolle Niederlagen als glanzvolle Siege erleben. Oder es wird das süße Gefühl des sportlichen Triumphes gar nicht kennenlernen. Auch hier bin ich ein ganz hervorragendes Beispiel. Nach Beendigung meiner Judo-Karriere habe ich mehrere Jahre Tennis gespielt (Ich möchte gerne Boris Becker grüßen.), und obwohl ich immer sehr fleißig trainierte, lag meine erschütternde Bilanz bei Einzelturnieren bei sechs Niederlagen und keinem einzigen Sieg. Meine Erfolgsquote war noch schlechter als die der Färöer-Inseln bei Fußball-Qualifikationsspielen. Die haben wenigstens einmal gegen Österreich gewonnen. Ich dagegen war der Eddie, the Eagle, des Tennis-Courts. (Zwar ohne Schnurrbart, aber mit einer ebenso hässlichen Brille.)
Falls Sie Ihrem Kind eine solch demütigende Erfahrung ersparen möchten, melden Sie es besser niemals im Sportverein an. Oder suchen Sie wenigstens eine Sportart aus, für die es etwas mehr Talent besitzt als ich fürs Tennisspielen. (Und kaufen Sie ihm bitte keine hässliche Brille.)
Taler, Taler du musst wandern
Trotz meiner Ausführungen zur zu erwartenden Erfolgslosigkeit Ihres Nachwuchses hegen Sie möglicherweise dennoch die Hoffnung, Ihr Kind könne ein sportliches Supertalent sein und es als Sportler-Ass zum Multimillionär bringen. Aus tiefer Dankbarkeit, dass Sie es immer zum Training gefahren und auf Wettkämpfe begleitet haben, schiebt es Sie dann später nicht in ein heruntergekommenes Siechenheim ab, sondern lässt Ihnen bis ins hohe Alter die bestmögliche Pflege und medizinische Betreuung zukommen. Vorzugsweise in einem exklusiven Seniorenstift an der Côte d’Azur. So die Theorie.
Ganz auszuschließen ist das ja auch nicht. Bei den Eltern von Roger Federer (Gesamtgewinn bisher: 600 Millionen US-Dollar), Tiger Woods (1,6 Milliarden US-Dollar) oder Michael Jordan (1,7 Milliarden US-Dollar) hat es ja funktioniert. Wobei ich keine gesicherten Informationen darüber habe, dass sie alle in einem exklusiven Seniorenstift an der Côte d’Azur leben.
Sehr viel wahrscheinlicher – und ich möchte Sie hier wirklich nicht desillusionieren – wird aber eine Mischung aus mangelndem Talent, fehlendem Ehrgeiz und nicht vorhandenem Fleiß verhindern, dass Ihrem Kind eine Karriere als internationaler Sportstar vergönnt sein wird. Der sportliche Erfolg Ihres Kindes sollte also besser kein zentraler Baustein Ihrer Altersvorsorge sein. Kaufen Sie lieber für 50.000 Euro venezolanische Staatsanleihen. Da haben Sie wesentlich höhere Renditechancen!
Wenn es ganz dumm läuft, wird Ihr Kind doch ein Top-Sportler, aber in der falschen Sportart. Sie kommen dem Seniorenstift an der Côte d’Azur nämlich keinen Schritt näher, wenn Ihr Kind Olympiasiegerin im Tontaubenschießen, der erfolgreichste Rhönradturner aller Zeiten oder Kapitänin der deutschen Lacrosse-Mannschaft wird. Allessamt exotische Orchideensportarten, die Null Einnahmen durch Preisgelder oder Werbeverträge versprechen, aber hohe Ausgaben für Ausrüstung, Wettkampfgeräte und Reisen garantieren. Da gibt es dann keine Fanpost, sondern einen Brief Ihrer Bank mit dem Angebot für einen zinsgünstigen Privatkredit, mit dem Sie Ihr hoffnungslos überzogenes Konto geradeso wieder unter die Dispogrenze drücken können.
Hoch die Hände, Wochenende
Sport hat aber nicht nur fragwürdige Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes und ist keine erfolgsversprechende Investmentstrategie, sondern erfordert auch noch hohen zeitlichen Aufwand von Ihnen als Eltern. Sie müssen niedere Chauffeurdienste leisten, um das Kind zum Training zu bringen, wahrscheinlich sogar mehrmals die Woche, und am Wochenende ist besonders viel Einsatz gefordert. Es wird Sie vielleicht überraschen, aber Wettkämpfe oder Ligaspiele finden weder zur Mittagsstunde noch in Ihrer direkten Nachbarschaft mit praktischer Verkehrsanbindung statt, so dass Sie am Samstag und Sonntag gemütlich ausschlafen können. Nein, das beginnt alles zu frühen unchristlichen Zeiten und es ist eher die Regel denn die Ausnahme, dass Sie samstags oder sonntags den Wecker auf 6 Uhr stellen müssen. Manchmal auch früher und manchmal auch an beiden Tagen.
Gut, Sie können sich das jetzt „Carpe diem!“-mäßig schönreden, dass Sie dann ja viel mehr von Ihrem Wochenende haben als die faulen, nichtsnutzigen Langschläfer. Dazu müssen Sie dann aber schon masochistisch veranlagt sein oder regelmäßig am Textmarker lutschen. Sportwettkämpfe werden nämlich prinzipiell in gottverlassenen und nur schwer zu erreichenden Nestern in der fernen Provinz veranstaltet. Somit carpen Sie Ihren wochenendlichen diem, indem Sie Kilometer über Kilometer auf unausgebauten Straßen mit Schlaglöchern von der Größe Luxemburgs fahren, um dann stundenlang in einer muffigen Sporthalle zu verbringen, deren letzte notdürftige Modernisierung in den 1970er Jahren durchgeführt wurde und deren Toiletten den Geruch von Urin, Sportlerschweiß und Jauchegrube vereinen.
Dies ertragen Sie nur, wenn Sie phantasieren, wie Ihr Kind gegen jede Wahrscheinlichkeit doch zum NBA -Superstar aufsteigt und Ihnen einen auskömmlichen Lebensabend an der Côte d’Azur ermöglicht. Oder indem Sie weiter am Textmarker lutschen.
Die Hölle sind immer die anderen Eltern
Das stärkste Argument gegen Kindersport ist aber der Kontakt zu anderen Eltern. (Der Kontakt zu anderen Eltern ist für gewöhnlich das stärkste Argument gegen alles, aber das nur am Rande.) Nachdem Sie Ihr Kind im Sportverein angemeldet haben, werden Sie permanent von anderen Eltern umgeben sein. Beim Training, auf Turnieren und bei Wettkämpfen. Mein Sohn macht seit gut sieben Jahren Judo – seine Erfolgsquote reicht nicht ganz an meine heran, aber es ist doch schön, dass er in die übergroßen Erfolgs-Fußstapfen seines Vaters getreten ist – und somit kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass Sporteltern in der überwiegenden Mehrheit eher anstrengende Zeitgenossen sind.
Unabhängig vom Talent ihrer Kinder sind Sporteltern davon überzeugt, dass ihre Tochter die wahre Nachfolgerin von Steffi Graf ist oder ihr Sohn auf jeden Fall in die Fußstapfen von Dirk Nowitzki treten wird. Bleibt der sportliche Erfolg aus, was nur die Eltern aber sonst niemanden überrascht, wird einem in epischer Breite erklärt, dies liege einzig und alleine an den widrigen Wetterbedingungen, den unfairen Gegnern und insbesondere an den inkompetenten Schiedsrichtern. (An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich mich möglicherweise auch schon einmal habe sagen hören „Da hat der Junge aber wirklich Pech mit dem Kampfrichter gehabt. Und gegen den Typen im Finale hat er schon oft gewonnen.“)
Wenn Sie einen Hang zur Realitätsverweigerung haben – oder hochgradig Textmarker-süchtig sind –, schaffen Sie es vielleicht, Unterhaltungen mit anderen Sporteltern nicht als Zumutung und Diebstahl Ihrer Lebenszeit zu empfinden, sondern betrachten sie als Lerngeschenk, das Ihre Frustrationstoleranz fördert und Ihnen ermöglicht, über sich hinauszuwachsen. Ich habe mir beispielsweise bei solchen Gesprächen noch nie die Ohren abgerissen, meinem Gegenüber niemals eine leichte Backpfeife gegeben und mich auch nie wimmernd in Embryonalstellung auf den Boden gelegt. Einmal war ich kurz davor, mir einen stumpfen Löffel in den Oberschenkel zu bohren, aber auch diesem Impuls konnte ich erfolgreich widerstehen. Darauf bin ich zwar ein bisschen stolz, aber um ehrlich zu sein, waren diese Unterhaltungen rückblickend trotzdem eine Zumutung und ein Diebstahl meiner Lebenszeit.
Möglicherweise – und hoffentlich – haben Sie meine Argumente aber doch nicht überzeugt und Sie möchten Ihr Kind sofort im Sportverein anmelden. Sollten Sie unschlüssig sein, welche Sportart die richtige für Ihr Kind sein könnte, empfehle ich Ihnen die Seite Tinongo. Dort finden Sie Informationen zu dutzenden von Sportarten. Von vielen werden Sie noch nie gehört haben, wie zum Beispiel von Brennball, Twirling oder Korfball. (Nein, das ist kein Tippfehler.) Diese Sportarten helfen Ihnen zwar nicht bei der Verwirklichung Ihrer Côte d’Azur-Pläne, aber irgendwie ist es doch cool zu prahlen: „Mein Kind ist übrigens letztes Wochenende Korfball-Weltmeister geworden!“
Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Am 13. März ist sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition erschienen.
Im Netz
Aber auch Spontankäufe an der Supermarktkasse gehören zum Leben dazu und sind eine wichtige Erfahrung – denn nur so können Kinder lernen, welche Anschaffungen wieviel Geld kosten und wie lange darauf gespart werden muss. So haben sie direkt ein besseres Verständnis für den Wert von Dingen – und dass mit ihnen vorsichtig umgegangen werden muss.
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Wieviel Taschengeld ist eigentlich normal?
Je nach Alter, Anzahl der Kids und (leider) sogar nach Geschlecht variiert das Taschengeld in vielen Familien. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gibt eine Richtwerttabelle für die Höhe des Taschengeldes an. Demnach liegt die Vorgabe für 10-jährige Kinder (4. Klasse) bei 15,50 – 18 Euro, bei 13-jährigen schon bei 23,50-25,50 Euro im Monat.
Statista hat folgende Durchschnittswerte ermittelt:
Doch wie klappt das eigentlich bei Familien mit geringem Einkommen?
Ganz klar können Eltern mit einem sehr niedrigen Einkommen nicht so viel vom Haushaltsbudget abzweigen, wie Eltern mit gut bezahlten Berufen. Hier ist Kommunikation gefragt. Wichtig ist, mit den Kids über die Ausgaben und das Haushaltbudget zu sprechen. Wofür geben wir wieviel Geld aus? Das hilft den Kindern, ein Gefühl dafür zu bekommen, dass nicht unbegrenzt Geld da ist und dass damit überlegt umgegangen werden muss. Werden mit ihnen die Ausgaben für die Familie konkret besprochen, verstehen sie leichter, warum das Taschengeld bei ihnen nicht so üppig ausfällt, wie vielleicht beim Nachbarskind von nebenan.
Was besagt der Taschengeldparagraph?
Selbst im BGB existiert ein Paragraph zum Thema Taschengeld. Demnach dürfen sich Kinder ab 7 Jahren von ihrem Taschengeld kaufen, was sie wollen – bzw. Kaufgeschäfte in Läden ohne ihre Eltern abschließen. Dies gilt aber nur für kleinere Anschaffungen wie Süßigkeiten, Spielzeug oder Bücher – große und teure Technikgeräte dürfen nicht an Kinder verkauft werden. Der Kauf wird ungültig, wenn Eltern ihn im Voraus oder im Nachhinein verbieten.
Taschengeld aufbessern oder nicht?
Hier scheiden sich die Geister: Während einige Eltern die Hilfe der Kids im Haushalt oder Garten mit ein paar Extra-Euros belohnen, sind andere der Meinung, Hilfe im Haushalt sei selbstverständlich. Beide Positionen sind nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz ist das „Verdienen“ von Geld für die Kinder eine gute Möglichkeit, zu lernen, dass Geld nicht auf der Straße liegt, sondern erarbeitet werden muss. Hier könnte ein Kompromiss hilfreich sein: Zimmer aufräumen oder Müll raustragen als unentgeltliche, regelmäßige Aufgabe im Haushalt und dafür beim Rasen mähen oder Auto waschen ein kleiner Zuschuss für das Sparschwein. So können die Kids abwägen, ob sie das Geschäft eingehen möchten – oder nicht.
Auch der Rhythmus, in dem die Kids ihr Taschengeld bekommen, ist in vielen Familien unterschiedlich. Während die einen Eltern das Geld für einen ganzen Monat bereitstellen, bekommen andere Kinder wöchentlich Taschengeld. Es wird klar: das Thema Taschengeld wird in Familien ganz unterschiedlich angegangen.
Interview mit Lisa von Stadt Land Mama
Wir haben Dreifach-Mutter Lisa von Blog Stadt Land Mama gefragt, wie sie das mit dem Taschengeld handhabt.
Liebe Lisa, bei euch läuft das mit Taschengeld ein bisschen anders. Warum habt ihr euch dafür entschieden, euren Kids kein festes Taschengeld zu geben?
Das hat sich tatsächlich im Alltag bei uns so ergeben. Wir sind als Familie immer für pragmatische Lösungen. Wenn unsere große Tochter in die Stadt fährt, bekommt sie Geld mit, je nachdem, was sie braucht. Und wenn unsere drei Kinder mit mir zusammen etwas sehen, das sie gern hätten, bei dem ich aber denke, dass sie es nicht brauchen, dann sage ich: Okay, ihr könnt euch das kaufen, das ist aber dann vom Taschengeld. Es gibt also theoretisch Taschengeld, aber ich verwalte es sozusagen.
Gibt es bei euch eine Alternative für die Kids, sich ein bisschen Geld zu verdienen? Was für Aufgaben können da übernommen werden?
Ich habe neulich, als mal wieder ein Mathebuch fehlte, tatsächlich mal ein Kopfgeld darauf ausgesetzt, weil ich selbst nicht mehr wusste, wo ich noch suchen konnte 😉. Aber sie können sich auch selbst etwas verdienen. Sie dürfen zum Beispiel an unser eh komplett überfülltes Buchregal gehen und aussortierte Bücher verkaufen. Das Geld dafür können sie dann selbst behalten.
Taschengeld ist ja auch dafür gut, damit Kinder den Umgang mit Geld lernen. Wie geht ihr als Eltern mit Anschaffungen um, die eure Kinder gerne haben wollen?
Unterschiedlich. Unsere 14-Jährige hat Zugriff auf ihr Konto, auf das ich monatlich etwas überweise. Die beiden „Kleinen“ haben Spardosen, in denen sie Geld sammeln, dass sie von Oma zum Geburtstag bekommen oder die Reste ihres Brötchengeldes. Aber Geld ist bei uns kein Tabu und wir quatschen offen darüber, wie viel Stunden ich arbeiten muss, um Produkt X oder Y zu kaufen. Dadurch bekommen sie natürlich auch ein Gefühl für Werte. Und ich schließe nicht aus, dass wir irgendwann wieder Taschengeld einführen, wenn wir alle für reif genug dafür halten. Es fällt im Alltag bislang noch nicht so auf, weil wir auch keine sonderlich ausgeprägte Shoppingfamilie sind…
Kaufen eure Kids Sachen für die Schule selbst?
Nein. Für die Schule sind bei uns komplett die Eltern zuständig. Es sei denn, es muss der Ober-Super-Duper-Markenfüller sein, dann dürfen sie etwas dazugeben.
Letzte Frage: Wie stehen eure Kids zu eurem Umgang mit Taschengeld? Ist das okay für sie oder doch öfter mal ein Streitthema?
Natürlich erwähnen sie öfter mal, dass sie gern auch mal etwas sparen würden, um sich etwas zu kaufen. Wir hatten ja auch mal klassisches Taschengeld, da bekam jeder je nach Schulklasse etwas (1.Klasse: 1 Euro, 5. Klasse: 5 Euro). Das Geld war aber nicht wirklich sicher und öfter mal „weg“, so dass ich das dann wieder abgeschafft habe. Heute bekommen sie ja ab und an mal etwas, das sie nicht wirklich brauchen – und ich aber das Gefühl, dass sie durchschauen, dass sie sich diese Dinge mit ihrem früher doch recht übersichtliches Taschengeld gar nicht hätten leisten können. Sie fahren mit dieser Methode also im Grunde besser. Es fehlt ihnen an nichts.
Die Autorin
Louisa Eberhard kommt aus Berlin und studiert nun in Hamburg Sozialwissenschaften. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themen Erziehung, Bildungswesen und Familienalltag.
Für meinen Sohn sind die schönsten Wochentage Mittwoch und Samstag, denn an diesen Tagen geht er ins Leichtathletik-Training. Zwei Stunden rennen, hüpfen, werfen – danach ist er komplett ausgepowert und sehr, sehr glücklich. Mit seinen sechs Jahren hat er somit schon begriffen, welche positive Wirkung Sport hat. Außerdem lernt er Durchhaltevermögen (wenn der Trainer die ganze Gruppe noch eine zweite Runde drehen lässt) und Disziplin (Zuspätkommen ist nicht und generell gilt alles, was der Trainer sagt). Dieses Hobby ist für meinen Jungen ein absoluter Segen.
Dabei hat mein Sohn eigentlich mit Fußball angefangen. Ich hatte ihn dort angemeldet, weil ich eben dachte, es sei ein guter Sport für einen aktiven, kleinen Jungen. Ein Jahr lang ist er hingegangen, zwar ohne großes Motzen, aber auch ohne große Begeisterung. Als ich ihn mal fragte, was ihn an dem Training stören würde, sagte er prompt: „Wir rennen zu wenig.“ Tatsächlich wird ihn diesem Verein viel Wert auf Technik gelegt, so dass die Kinder viele Übungen zur Ball-Geschicklichkeit machten – dafür aber weniger liefen.
Also kündigten wir den Verein und mein Sohn ging ins Leichtathletik-Training – ab der ersten Stunde war klar, dass das genau das Richtige ist.
Sport als Hobby für Kinder
Vereinssport liegt im Trend – laut einer Studie sind 82 Prozent aller Jungs und 62 Prozent aller Mädchen zwischen sieben und 12 Jahren in einem Sportverein angemeldet, die meisten Kinder spielen dort Fußball, auf Platz zwei kommt Turnen und Platz Drei belegt der Tennissport. Im Verein haben die Kinder die Möglichkeit, neue Freunde zu gewinnen, sich über den Sport Selbstvertrauen zu holen und vor allem nicht nur vor dem Handy oder Tablet zu sitzen. Diese zusätzliche Förderung der Kinder lassen sich Eltern etwas kosten. Laut einer Umfrage sind Mama und Papa bereit, 12 bis 16 Prozent des verfügbaren Budgets pro Haushalt in die Hobbys der Kinder zu investieren. Was heißt das konkret?
Je nach Sportart und Standort bezahlen Eltern im Sportverein zwischen 40 und 120 Euro Jahresgebühr. Natürlich gibt es auch „Ausreißer“ nach oben. Für den exklusiven „Club an der Alster“ in Hamburg zahlen Eltern pro Hockey-/Tennis-Schulkind fast 500 Euro im Jahr und einmalig eine Aufnahmegebühr von 1600 Euro. Und natürlich müssen Eltern für private Reitstunden auch tiefer in den Geldbeutel greifen als für das Leichtathletik-Gruppentraining. In den allermeisten Sportvereinen sind die Kosten aber für meisten Familien machbar, zumal es oft Geschwister-Rabatte gibt. Auch die Kosten für die Ausstattung halten sich in Grenzen – für das Fußball-Training reichen kurze Hosen und Stollenschuhe, Bälle und sonstige Übungshilfe stellt der Verein. Generell kann man sagen, dass die Vereine auf dem Land im Durchschnitt etwas günstiger sind als in der Stadt.
Musik als Hobby für Kinder
Möchte ein Kind lieber ein Instrument spielen, sieht das schon ganz anders aus. Zwar gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Mitglieder in 930 Musikschulen – doch der Instrumenten-Unterricht kostet schnell mal zwischen 40 und 60 Euro im Monat. Dazu kommen die Anschaffungskosten für das Instrument (eine Blockflöte kostet etwa 20 Euro, ein Klavier gibt‘s erst ab 1000 Euro, eine E-Gitarre für 900 Euro). Deshalb wählen Familien, die aufs Budget achten müssen, für ihre Kinder auch eher den günstigeren Gruppenunterricht, als den teuren Einzelunterricht.
Ausgefallene Hobbys für Kinder
In bildungs- und einkommensstarken Gegenden hat man manchmal das Gefühl, die Kinder hätten vor lauter Hobbys keine Zeit mehr zum Spielen. Ich habe viele Jahre in Berlin Prenzlauer Berg gewohnt, dort gab es Angebote von Frühchinesisch bis zu englischem Singen und Kindermeditation wirklich alles. Der Wunsch, das eigene Kind so gut wie möglich zu fördern, nahm da schon manchmal absurde Ausmaße an. Wer es bodenständiger mag, hat aber auch viele Möglichkeiten: in kirchlichen Gemeinden gibt es oft die Möglichkeit, sehr günstige oder sogar kostenlose Kurse zu besuchen – dort gibt es Töpferkurse oder Theater-AGs. Ebenfalls kostenlos sind die AGs, die am Nachmittag in den Schulen angeboten werden. Von Zumba, über Handarbeiten bis zum Kochkurs können Kinder sich dort kreativ austoben.
Egal, für welches Hobby sich Kinder entscheiden – es bedeutet am Ende Abwechslung, die eigenen Interessen erkunden, stetiges Lernen, Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Schule – eine Bereicherung und Futter für die Entwicklung (wenn man es nicht übertreibt).
Wie finanziere ich die Hobbys meines Kindes?
In Familien, in denen das Geld oft nicht mal für ein warmes Essen am Tag reicht, gibt es natürlich keinen Goldtopf, mit dem Eltern das Schwimm-Training der Kinder finanzieren können. Für diese Kinder führte die damalige Bundesregierung 2011 das Bildungspaket ein. Es soll Kindern aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme an kulturellen, sportlichen und sozialen Kursen, Hobbys und Veranstaltungen ermöglichen.
Darunter fallen Mitgliedsbeiträge in Vereinen, die Gebühren von Musik- und Tanzschulen oder auch die Besuche von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen. Die Leistungen aus dem Bildungspaket können in Form von Geld- und Sachleistungen bezogen werden, die Höhe der Leistungen beträgt jährlich maximal 120 Euro. Wenn Eltern also einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro zu zahlen hätten, wäre der Beitrag somit über die Zahlung aus dem Bildungspaket abgegolten. Es war ein wichtiges Zeichen, dass auch die Politik begriffen hat, wie wichtig Hobbys für die Entwicklung der Kinder ist. So erhält man die Zuschüsse.
Welches Hobby für mein Kind?
Doch wie findet man eigentlich heraus, welches Hobby das richtige für sein Kind ist? Meine Überzeugung ist: Der Spaß muss an erster Stelle stehen. Es bringt nichts, wenn ein fußballbegeisterter Vater seinen Sprössling zum Stürmerstar machen will – obwohl der viel lieber schwimmen würde. Geht ein Kind nicht gerne zu seinem Hobby, wird es das Hobby schnell blöd, langweilig oder uncool finden und aufhören wollen.
Manche Kinder sind auch 2-3 Wochen von ihrem neuen Hobby hellauf begeistert, verlieren das Interesse aber schnell wieder. Eltern dieser Spezies tun gut daran, nicht sofort die komplette „Angel-Ausrüstung“ zu kaufen, sondern erst einmal abzuwarten. Kinder müssen Dinge kennenlernen, sich ausprobieren und selbst finden – das liegt in der Natur der Sache.
Daher ist es das Beste, wenn Kinder die Möglichkeiten bekommen, eine oder mehrere Schnupperstunden zu machen (die werden sogar meistens unentgeltlich angeboten). In Musikschulen gibt es sogenannte Instrumenten-Karusselle, in denen die Kinder die verschiedenen Instrumente kennenlernen können. Auch Ferienkurse, wie sie oft von Städten und Gemeinden als Ferienprogramm angeboten werden, bieten Kindern gute Möglichkeiten, etwas Neues auszuprobieren.
Wie viele Hobbys sind sinnvoll?
Eine wichtige Frage bei der Hobbywahl ist aber auch: Wie ist das Hobby mit dem Familienalltag vereinbar? Für vollzeit-berufstätige Eltern ist es sicher kaum machbar, die Tochter dreimal die Woche 30 Kilometer bis zum nächsten Reitstall zu fahren. Und für Kinder, die sich am liebsten mit Freunden zum Spielen verabreden, sollte es eher ein Hobby sein, für das nicht viermal in der Woche trainiert werden muss.
Familien sollten sich also fragen: Gibt es vielleicht auch die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften zu bilden oder kann das Kind in einem höheren Alter das Training/den Unterricht auch mit dem Rad erreichen? Und ganz wichtig: Bleibt dem Kind im Alltag genug Zeit fürs Nichtstun? Denn klar ist auch: Kinder brauchen Ruhezeiten, zu viele Hobbys können sie unter Druck setzen und stressen. Verhaltenstherapeutin Nina van Ackern meint dazu in einem Interview: „Es ist abhängig vom Kind und den Leistungsanforderungen, die es sonst im Alltag hat. Pauschal würde ich aber sagen, dass zwei Hobbys ausreichend sind.“
So halte ich es auch in unserer Familie. Während meine Tochter unbedingt neben ihrem Sport auch noch ein Instrument lernen wollte, will mein Sohn das nicht. Er würde lieber noch einen dritten Tag in der Woche Leichtathletik trainieren. Mein Tipp an Eltern: Schaut Eurem Kind einfach mal beim Training/Unterricht zu und beobachtet es wirklich genau. Dann kann man nämlich sehr schnell erkennen, ob das Kind das, was es da gerade tut, wirklich gerne macht. Und ob sich der finanzielle wie zeitliche Aufwand wirklich lohnt – oder in etwas anderes investiert werden könnte.
Die Autorin
Journalistin
© Katharina Nachtsheim
Katharina Nachtsheim ist freie Journalistin und die Stadt-Mama des Bloggerduos STADT LAND MAMA. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern (*2010,*2014 *2016) in Berlin. Katharina schreibt über das Leben mit Familie, Kindern und allem, was dazu gehört. Ihr Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ ist seit 24.07.2019 im Handel erhältlich.