Was kosten… die Hobbys meiner Kinder?

Lisa

Hobbys sind nicht immer ein Schnapper.
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Katharina vom Blog STADT LAND MAMA verrät, wie es um die Hobbys ihrer Kinder steht, welche Aktivitäten besonders beliebt sind und welche Kosten Familien für diese lehrreichen Extras einplanen müssen.

Für meinen Sohn sind die schönsten Wochentage Mittwoch und Samstag, denn an diesen Tagen geht er ins Leichtathletik-Training. Zwei Stunden rennen, hüpfen, werfen – danach ist er komplett ausgepowert und sehr, sehr glücklich. Mit seinen sechs Jahren hat er somit schon begriffen, welche positive Wirkung Sport hat. Außerdem lernt er Durchhaltevermögen (wenn der Trainer die ganze Gruppe noch eine zweite Runde drehen lässt) und Disziplin (Zuspätkommen ist nicht und generell gilt alles, was der Trainer sagt). Dieses Hobby ist für meinen Jungen ein absoluter Segen.

Dabei hat mein Sohn eigentlich mit Fußball angefangen. Ich hatte ihn dort angemeldet, weil ich eben dachte, es sei ein guter Sport für einen aktiven, kleinen Jungen. Ein Jahr lang ist er hingegangen, zwar ohne großes Motzen, aber auch ohne große Begeisterung. Als ich ihn mal fragte, was ihn an dem Training stören würde, sagte er prompt: „Wir rennen zu wenig.“ Tatsächlich wird ihn diesem Verein viel Wert auf Technik gelegt, so dass die Kinder viele Übungen zur Ball-Geschicklichkeit machten – dafür aber weniger liefen.

Also kündigten wir den Verein und mein Sohn ging ins Leichtathletik-Training – ab der ersten Stunde war klar, dass das genau das Richtige ist.

Sport als Hobby für Kinder

Vereinssport liegt im Trend – laut einer Studie sind 82 Prozent aller Jungs und 62 Prozent aller Mädchen zwischen sieben und 12 Jahren in einem Sportverein angemeldet, die meisten Kinder spielen dort Fußball, auf Platz zwei kommt Turnen und Platz Drei belegt der Tennissport. Im Verein haben die Kinder die Möglichkeit, neue Freunde zu gewinnen, sich über den Sport Selbstvertrauen zu holen und vor allem nicht nur vor dem Handy oder Tablet zu sitzen. Diese zusätzliche Förderung der Kinder lassen sich Eltern etwas kosten. Laut einer Umfrage sind Mama und Papa bereit, 12 bis 16 Prozent des verfügbaren Budgets pro Haushalt in die Hobbys der Kinder zu investieren. Was heißt das konkret?

Je nach Sportart und Standort bezahlen Eltern im Sportverein zwischen 40 und 120 Euro Jahresgebühr. Natürlich gibt es auch „Ausreißer“ nach oben. Für den exklusiven „Club an der Alster“ in Hamburg zahlen Eltern pro Hockey-/Tennis-Schulkind fast 500 Euro im Jahr und einmalig eine Aufnahmegebühr von 1600 Euro. Und natürlich müssen Eltern für private Reitstunden auch tiefer in den Geldbeutel greifen als für das Leichtathletik-Gruppentraining.  In den allermeisten Sportvereinen sind die Kosten aber für meisten Familien machbar, zumal es oft Geschwister-Rabatte gibt. Auch die Kosten für die Ausstattung halten sich in Grenzen – für das Fußball-Training reichen kurze Hosen und Stollenschuhe, Bälle und sonstige Übungshilfe stellt der Verein. Generell kann man sagen, dass die Vereine auf dem Land im Durchschnitt etwas günstiger sind als in der Stadt.

Musik als Hobby für Kinder

Möchte ein Kind lieber ein Instrument spielen, sieht das schon ganz anders aus. Zwar gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Mitglieder in 930 Musikschulen – doch der Instrumenten-Unterricht kostet schnell mal zwischen 40 und 60 Euro im Monat. Dazu kommen die Anschaffungskosten für das Instrument (eine Blockflöte kostet etwa 20 Euro, ein Klavier gibt‘s erst ab 1000 Euro, eine E-Gitarre für 900 Euro). Deshalb wählen Familien, die aufs Budget achten müssen, für ihre Kinder auch eher den günstigeren Gruppenunterricht, als den teuren Einzelunterricht.

Vielleicht verfolgt Ihr Kind lieber ein ausgefallenes Hobby?
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Ausgefallene Hobbys für Kinder

In bildungs- und einkommensstarken Gegenden hat man manchmal das Gefühl, die Kinder hätten vor lauter Hobbys keine Zeit mehr zum Spielen. Ich habe viele Jahre in Berlin Prenzlauer Berg gewohnt, dort gab es Angebote von Frühchinesisch bis zu englischem Singen und Kindermeditation wirklich alles. Der Wunsch, das eigene Kind so gut wie möglich zu fördern, nahm da schon manchmal absurde Ausmaße an. Wer es bodenständiger mag, hat aber auch viele Möglichkeiten: in kirchlichen Gemeinden gibt es oft die Möglichkeit, sehr günstige oder sogar kostenlose Kurse zu besuchen – dort gibt es Töpferkurse oder Theater-AGs. Ebenfalls kostenlos sind die AGs, die am Nachmittag in den Schulen angeboten werden. Von Zumba, über Handarbeiten bis zum Kochkurs können Kinder sich dort kreativ austoben.

Egal, für welches Hobby sich Kinder entscheiden – es bedeutet am Ende Abwechslung, die eigenen Interessen erkunden, stetiges Lernen, Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Schule – eine Bereicherung und Futter für die Entwicklung (wenn man es nicht übertreibt).

Wie finanziere ich die Hobbys meines Kindes?

In Familien, in denen das Geld oft nicht mal für ein warmes Essen am Tag reicht, gibt es natürlich keinen Goldtopf, mit dem Eltern das Schwimm-Training der Kinder finanzieren können. Für diese Kinder führte die damalige Bundesregierung 2011 das Bildungspaket ein. Es soll Kindern aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme an kulturellen, sportlichen und sozialen Kursen, Hobbys und Veranstaltungen ermöglichen.

Darunter fallen Mitgliedsbeiträge in Vereinen, die Gebühren von Musik- und Tanzschulen oder auch die Besuche von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen. Die Leistungen aus dem Bildungspaket können in Form von Geld- und Sachleistungen bezogen werden, die Höhe der Leistungen beträgt jährlich maximal 120 Euro. Wenn Eltern also einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro zu zahlen hätten, wäre der Beitrag somit über die Zahlung aus dem Bildungspaket abgegolten. Es war ein wichtiges Zeichen, dass auch die Politik begriffen hat, wie wichtig Hobbys für die Entwicklung der Kinder ist. So erhält man die Zuschüsse.

Welches Hobby für mein Kind?

Doch wie findet man eigentlich heraus, welches Hobby das richtige für sein Kind ist? Meine Überzeugung ist: Der Spaß muss an erster Stelle stehen. Es bringt nichts, wenn ein fußballbegeisterter Vater seinen Sprössling zum Stürmerstar machen will – obwohl der viel lieber schwimmen würde. Geht ein Kind nicht gerne zu seinem Hobby, wird es das Hobby schnell blöd, langweilig oder uncool finden und aufhören wollen.

Manche Kinder sind auch 2-3 Wochen von ihrem neuen Hobby hellauf begeistert, verlieren das Interesse aber schnell wieder. Eltern dieser Spezies tun gut daran, nicht sofort die komplette „Angel-Ausrüstung“ zu kaufen, sondern erst einmal abzuwarten. Kinder müssen Dinge kennenlernen, sich ausprobieren und selbst finden – das liegt in der Natur der Sache. 

Daher ist es das Beste, wenn Kinder die Möglichkeiten bekommen, eine oder mehrere Schnupperstunden zu machen (die werden sogar meistens unentgeltlich angeboten). In Musikschulen gibt es sogenannte Instrumenten-Karusselle, in denen die Kinder die verschiedenen Instrumente kennenlernen können. Auch Ferienkurse, wie sie oft von Städten und Gemeinden als Ferienprogramm angeboten werden, bieten Kindern gute Möglichkeiten, etwas Neues auszuprobieren.

Auch ein Ferienkurs ist eine Möglichkeit.
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Wie viele Hobbys sind sinnvoll?

Eine wichtige Frage bei der Hobbywahl ist aber auch: Wie ist das Hobby mit dem Familienalltag vereinbar? Für vollzeit-berufstätige Eltern ist es sicher kaum machbar, die Tochter dreimal die Woche 30 Kilometer bis zum nächsten Reitstall zu fahren. Und für Kinder, die sich am liebsten mit Freunden zum Spielen verabreden, sollte es eher ein Hobby sein, für das nicht viermal in der Woche trainiert werden muss.

Familien sollten sich also fragen: Gibt es vielleicht auch die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften zu bilden oder kann das Kind in einem höheren Alter das Training/den Unterricht auch mit dem Rad erreichen? Und ganz wichtig: Bleibt dem Kind im Alltag genug Zeit fürs Nichtstun? Denn klar ist auch: Kinder brauchen Ruhezeiten, zu viele Hobbys können sie unter Druck setzen und stressen. Verhaltenstherapeutin Nina van Ackern meint dazu in einem Interview: „Es ist abhängig vom Kind und den Leistungsanforderungen, die es sonst im Alltag hat. Pauschal würde ich aber sagen, dass zwei Hobbys ausreichend sind.“

So halte ich es auch in unserer Familie. Während meine Tochter unbedingt neben ihrem Sport auch noch ein Instrument lernen wollte, will mein Sohn das nicht. Er würde lieber noch einen dritten Tag in der Woche Leichtathletik trainieren. Mein Tipp an Eltern: Schaut Eurem Kind einfach mal beim Training/Unterricht zu und beobachtet es wirklich genau. Dann kann man nämlich sehr schnell erkennen, ob das Kind das, was es da gerade tut, wirklich gerne macht. Und ob sich der finanzielle wie zeitliche Aufwand wirklich lohnt – oder in etwas anderes investiert werden könnte.

Die Autorin

Journalistin © Katharina Nachtsheim Katharina Nachtsheim ist freie Journalistin und die Stadt-Mama des Bloggerduos STADT LAND MAMA. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern (*2010,*2014 *2016) in Berlin. Katharina schreibt über das Leben mit Familie, Kindern und allem, was dazu gehört. Ihr Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ ist seit 24.07.2019 im Handel erhältlich.

Philosophische Hausaufgabenweisheiten

Lisa

“Warum muss ich Lateinvokabeln lernen, Papa?”
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Was tun, wenn die leidigen Hausaufgaben mal wieder zu Missverständnissen, Tobsuchtsanfällen und Streit mit den Kindern führen? Einfach römische Philosophen zitieren. Denkt zumindest Christian Hanne.

Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.

Die Geschichte der Hausaufgaben ist seit jeher eine Geschichte familiärer Missverständnisse, unversöhnlicher Meinungsverschiedenheiten und cholerischer Tobsuchtsanfälle.

Es gibt Treffen gewaltbereiter Hooligans, die friedfertiger ablaufen als das gemeinsame Erledigen von Hausaufgaben von Kindern und Eltern. Bei uns zuhause ist das nicht anders.

Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir! – Hä?

Meine humanistische Schulbildung ermöglicht es mir aber immerhin, in konfliktären Situationen mit meinen Kindern, die sich um das Anfertigen von Schulaufgaben drehen, den schönen Satz anbringen zu können: „Non scholae, sed vitae discimus!“ („Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir!“). 

Das hat so ähnlich Seneca gesagt, ein berühmter Philosoph und Gelehrter, der im Rom des 1. Jahrhunderts nach Christi lebte. Und wenn ein berühmter Philosoph etwas sagt, hat er sicherlich lange genug darüber nachgedacht, so dass man geneigt ist, ihm Glauben zu schenken. Nicht so unsere Tochter, mit ihrem jugendlichen Misstrauen, das auf zwölf Jahren Lebenserfahrung und dem täglichen Konsum von YouTube-Videos beruht.

Als ich ihr diese Weisheit im Original vortrug – einer der wenigen Momenten in meinem Leben, in dem sich die sieben Jahre Lateinunterricht auszahlten – schaute die Tochter mich an, als sei ich von Dämonen besessen und spräche in Zungen. Die Tochter ließ den Satz vom Lernen für das Leben nicht als angemessene Antwort auf ihre anklagend-vorwurfsvolle Frage gelten, wofür sie überhaupt Kommutativ-, Distributiv- und Assoziativgesetzt lernen müsse, denn das sei doch alles unnützer Quatsch. Sie brachte ihre Skepsis gegenüber dem Senecaschen Kalenderblattspruch mit einem kurzen, prägnanten „Hä?“ zum Ausdruck.

Und wie werde ich jetzt YouTube-Star?

Für die Überwindung des generationsübergreifenden Hausaufgabenkonflikts bieten die Schriften Senecas als führendem Vertreter des Stoizismus jedoch Lösungen an. Die stoische Lehre besagt nämlich, der Mensch solle seine Affekte beherrschen und das Leid gefasst ertragen. Schule ist halt kein Ponyhof und das müssen Kinder akzeptieren. Und Eltern auch.

Nun war Seneca allerdings kinderlos und musste dementsprechend nie mit einer störrischen, präpubertären Tochter ausdiskutieren, ob das konsonantische Deklinieren lateinischer Nomen irgendeine alltagspraktische Relevanz hat und inwiefern das hilfreich ist, um YouTube-Star zu werden. Wer solche Situationen nicht kennt, fabuliert dann möglicherweise etwas zu leichtfertig von gleichmütiger Affektbeherrschung und klaglosem Leidertragen.

Die Einhaltung stoischer Dogmen stellt während der Hausaufgaben ohnehin eine beträchtliche Herausforderung dar, wenn im Minutentakt gejammert wird: „Ich kann das nicht!“ – und zwar im Tonfall eines altägyptischen Klageweibs. Hierzu hat der gute Seneca ebenfalls eine kluge Sentenz parat: „Nolle in causa est, non posse praetenditur.“ („Nichtwollen ist der Grund, Nichtkönnen nur der Vorwand.“) Oder wie Stromberg es ausdrückt: „Kann-Nicht wohnt ja meistens in der Will-Nicht-Straße.“ Ein Spruch, den man vielleicht besser für sich behält, wenn einem daran gelegen ist, dass die sowieso schon explosive Hausaufgabensituation nicht vollkommen eskaliert.

Hausaufgaben sind sehr, sehr wertvoll 

Trotz dieser nicht zu verleugnenden Spannungen können sowohl Kinder als auch Eltern durch das gemeinschaftliche Erledigen der Hausaufgaben aber sehr wertvolle Erfahrungen machen. Denn wo könnten Kinder eine bessere Lektion in Frustrationstoleranz bekommen als im geschützten Raum des väterlich-strengen Abfragens binomischer Formeln („Das verstehe ich nicht.“)? Außerdem lernen Kinder durch das Überprüfen ihrer Hausaufgaben das wichtige demokratische Prinzip, auch abweichende Meinungen gelten zu lassen („Ist mir doch egal, ob du Dürrenmatt gut findest. Ich finde den trotzdem doof. Auf Instagram hätte der bestimmt keine Fans.“).

Eltern wiederum bietet das gemeinsame Lernen die Gelegenheit, sich wie allwissende Universalgenies zu fühlen, wenn sie mit ihrem Kind den Grundschulstoff in Mathematik, Deutsch und Sachkunde durchgehen („Woher weißt du das alles?“). Später können sie sich dann in Demut üben, wenn das Kind eine weiterführende Schule besucht und von ihnen wissen will, unter welchen Bedingungen Eisen am schnellsten korrodiert, was die Merkmale der Außenpolitik Bismarcks sind und welche unterschiedlichen Klimazonen es auf der Erde gibt. Da bleibt dann nur die Hoffnung, dass das WLAN stabil und im Internet eine schnelle Antwort zu finden ist. Den Kindern kann dies als anwendungsorientierte Problemlösungsstrategie verkauft werden.

Seneca war weitsichtig und klug genug, um sich über diese engen Grenzen des elterlichen Wissens im Klaren zu sein: „Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, dass wir so offenbare Dinge nicht gewusst haben.“ Aber wenn unsere Kinder zu dieser Erkenntnis gelangen, werden sie selbst Kinder haben. Und sich mit deren Schulaufgaben herumärgern. So lehrt es uns die Geschichte der Hausaufgaben.

Eine Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.

Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:

Über Christian Hanne

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Im September ist sein Buch “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten schreibt er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.

Im Netz

Blogparade Hausaufgaben fürs Leben

Morgens alleine am Strand spazieren gehen? Den Sonnenaufgang anschauen? Das sollen Hausaufgaben sein? Das fand der italienische Lehrer Cesare Catàs schon. Er gab seinen Schüler über die Sommerferien eine Liste mit 15 Aufgaben, die so ganz anders waren, als die üblichen Übungen. Unheimlich inspirierend, wie wir finden.

Welche Dinge halten Sie für besonders wichtig? Was wollen Sie ihren Kindern mit auf den Weg geben? Um das herauszufinden, rufen wir gemeinsam mit Bloggerin Frau Mutter zur Blogparade unter dem Hashtag #HausaufgabenfuersLeben auf. →Hier geht´s zur Blogparade. 

Kolumne von Eltern für Eltern 

Im Wechsel schreiben Blogger und Journalisten über Themen, die Eltern bewegen. Lesen Sie hier Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens. Alle Kolumnen ansehen.

Neues Schuljahr is coming – 5 Tipps, damit Sie deswegen nicht in Panik ausbrechen müssen

Lisa

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Raus aus dem Nest

Wer kennt es nicht? Der Schulanfang-Blues hat sich bei vielen Eltern und Kindern schlagartig wieder eingestellt: Christan Hanne gibt Tipps, wie Sie im neuen Schuljahr wieder Fahrt aufnehmen.

In fast allen Bundesländern sind die Sommerferien nun vorbei und das neue Schuljahr bringt all die unliebsamen Pflichten wieder zum Vorschein, die in den letzten sechs Wochen so erfolgreich verdrängt worden sind: Wecker müssen morgens gehört, Schulbrote geschmiert, Kinder geweckt, Hausaufgaben gemacht und Ranzen gepackt werden, um nur einige zu nennen. Da ist die schöne Urlaubsentspannung schneller weg als Sie „Und der erste Elternabend mit der Wahl der Elternvertreter steht ja auch bald an!“ sagen können.

Aber das muss nicht sein. Befolgen Sie einfach die folgenden Tipps und der Start ins neue Schuljahr wird für Sie entspannter als eine Woche Yoga-Retreat auf Bali.

Sollte Ihr Kind eingeschult werden, empfehle ich Ihnen übrigens die zeitlos gültige Kolumne „Erstklässler-Schulstart leicht gemacht“.

Üben Sie das frühes Aufstehen: Gegen das Muffeln am Morgen

Einer der größten Stressfaktoren zu Beginn des neuen Schuljahres ist das frühe morgendliche Aufstehen. Während der Ferien konnten die Kinder schön ausschlafen – und haben das hoffentlich auch getan –, doch nun erinnert das Klingeln des Weckers unbarmherzig daran, dass die Zeit des Müßiggangs (aka „Rumgammeln und den ganzen Tag am Handy hängen“) passé ist.

Damit sich die Kinder sanft darauf vorbereiten können, nicht mehr bis zum Mittagessen zu schlafen, wecken Sie sie am besten schon in den letzten Ferientagen früh morgens. So stellt sich der kindliche Biorhythmus rechtzeitig auf das frühe Aufstehen in der Schulzeit ein. Und Sie gewöhnen sich sanft wieder an Ihre schlecht gelaunten, morgenmuffelnden Kinder am Frühstückstisch.

Sollte bei Ihnen die Schule schon vor zwei, drei Wochen wieder angefangen haben, ist der Tipp, Sie hätten Ihre Kinder in der letzten Ferienwoche bereits früh wecken sollen, ungefähr so hilfreich wie der Hinweis, nachdem Sie Ihr Auto bis auf den letzten Tropfen Benzin leer gefahren haben und auf irgendeiner gottverlassenen Landstraße stehen geblieben sind, dass Sie mal besser getankt hätten. (Sie wissen schon: „Hätte, hätte, Fahradkette.“) Trotzdem müssen Sie nicht verzweifeln und sich am Morgen von Ihren motzigen Kindern in den Tobsuchtsanfall treiben lassen. Für ein relaxtes frühes Aufstehen kann ich Ihnen Valium empfehlen. Selbstverständlich nicht, um Ihre Kinder zu sedieren (Ein Satz, den mir mein nicht vorhandener Anwalt diktiert hat.), sondern als leckere Zutat für Ihr eigenes Müsli. Mit valiumhafter Entspanntheit lassen sich Ihre maulenden Kinder am Frühstückstisch viel besser ertragen.

Bewahren Sie Urlaubsrituale: Frühstücken Sie wie ein Kaiser

Ratgeber-Artikel zum Start ins neue Schuljahr empfehlen oft, Rituale aus dem Urlaub im Schultag fortzuführen, um die gute Ferienstimmung zu verlängern. Beispielsweise durch ein gesundes Frühstück mit Vollkornbrot, frisch gepressten Smoothies und vitalisierendem Obst.

Sollten Sie tatsächlich in den Ferien immer ausgewogen gefrühstückt haben, dann pflegen Sie dieses Ritual auch ruhig in der Schulzeit weiter. Viel wahrscheinlich hat Ihr Kind sich aber in den letzten sechs Wochen beim Frühstück ausschließlich von Milchbrötchen mit Schokoaufstrich ernährt („Es sind ja Ferien, da können wir mal eine Ausnahme machen.“). Wenn Sie dann zum Schulstart Ihren Kindern Vollkornbrot, Smoothies und geschnibbeltes Obst servieren, werden sich an Ihrem Frühstückstisch Game-of-Thrones-artige Szenen abspielen. Da ist es für Ihr eigenes Seelenheil vielleicht besser, Ihrem Kind weiterhin seine Nutella*-Brötchen zu erlauben. Oder Sie verdoppeln die Valium-Ration in Ihrem Müsli.

*Auf Rat meines imaginären Anwalts möchte ich betonen, dass es selbstverständlich auch andere Schokocreme-Marken gibt und Schokoaufstriche, die auf die Verwendung von Palmöl verzichten, ohnehin zu bevorzugen sind.

Steigern Sie die Vorfreude: Alles neu macht das neue Schuljahr

Möglicherweise kommt bei Ihren Kindern, die in den letzten Wochen eine symbiotische Verbindung mit ihren Handys eingegangen sind und die Kulturtechnik des Chillens perfektioniert haben, bei dem Gedanken, nun wieder täglich in die Schule zu gehen und büffeln zu müssen, keine rechte Freude auf. Sie können nun eine flammende Rede über den Wert der Bildung, das Privileg zur Schule gehen zu können und die Chance für das Leben lernen zu dürfen, halten. Dann filmen Sie bitte die Reaktion Ihrer Kinder, denn die wird wahrscheinlich ähnlich ausfallen wie in diesen Videos, in denen Eltern ihren Kindern erzählen, sie hätten alle ihre Halloween-Süßigkeiten aufgegessen.

Stattdessen können Sie sich aber auch die materialistische Seite Ihrer Kinder zu eigen machen. Ein neuer cooler Ranzen oder ein trendy Rucksack wecken vielleicht doch ein wenig schulische Vorfreude. Bezeichnen Sie den Rucksack aber auf keinen Fall als trendy, sonst haben Ihre Kinder keinen Bock mehr darauf. Zugegebenermaßen ist es auch ein wenig naiv, zu glauben, Ihre Kinder lassen sich so leicht manipulieren und hüpfen nur wegen eines neuen Ranzens mit Freudentränen in den Augen zur Schule. Aber darum geht es auch gar nicht. Zur Finanzierung der neuen Marken-Schultasche müssen Sie nämlich eine Niere oder irgendein anderes verzichtbares Organ verkaufen. Während Ihre Kinder morgen für morgen zeternd die Schule, die Lehrer, die Hausaufgaben, das Lernen und einfach alles verfluchen, liegen Sie eine Woche oder so im Krankenhaus und bekommen das alles nicht mit. Viel entspannter kann das neue Schuljahr gar nicht starten. Zumindest für Sie.

Vielleicht ist das Bett im Krankenhaus ja doch eine Alternative…
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Don’t mention the Hausaufgaben: Bilden Sie Lerngruppen

Ein weiterer Stressfaktor der die schöne Urlaubsentspannung schneller vernichtet als die biblischen Heuschrecken die Felder Ägyptens sind die Hausaufgaben. Das stete Erinnern, diese zu erledigen, führt mit Ihren Kindern schnell zu heftigen Diskussionen, gegen die die Schlacht um Helms Klamm der reinste Kindergeburtstag ist. (Wobei dieser Vergleich ein wenig hinkt, denn Kindergeburtstage sind in der Regel viel heftiger als die Schlacht um Helms Klamm.) Nach zwei, drei Wochen stehen dann auch schon die ersten Tests und Hausaufgabenüberprüfungen an und wenn Sie versuchen, Ihre Kinder zu motivieren, sich darauf vorzubereiten, nehmen Sie auf deren Beliebtheitsskala einen Platz irgendwo zwischen Blumenkohlauflauf und Medienzeitbegrenzung ein.

Das müssen Sie sich nicht antun. Lassen Sie Ihr Kind einfach mit seinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden Lerngruppen gründen. So können sich die Kinder gegenseitig bei den Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Klassenarbeiten gegenseitig unterstützen. Damit sind Sie auch pädagogisch voll auf der Höhe, weil das Ihre Kinder zur Selbstständigkeit erzieht.

Ehrlicherweise sind die Chancen, dass sich selbst überlassene Kinder-Lerngruppen zu ordentlich gemachten Hausaufgaben oder gewissenhaften Vorbereitung von Klassenarbeiten führen, geringer als die Aussicht, den nächsten Rekord-Jackpot im Euro-Lotto zu gewinnen. Aber das macht gar nichts, da Sie sich nicht damit rumschlagen müssen. Dieses Wissen alleine sorgt bei Ihnen schon für einen äußerst gelassenen Schuljahres-Start.

Sourcen Sie den Mist einfach aus: Warum Sie sich vom Schulbuch-Einbinden fernhalten sollten

Selbst wenn Sie alle meine Tipps penibel befolgen und Ihnen das neue Schuljahr so gechillt daher kommt wie ein Treffen von Hare-Krishna-Anhängern, gibt es etwas, das Ihre gute Stimmung sofort zunichtemacht: Das Einbinden von Schulbüchern.

Ja, es gibt Schulen, bei denen es nicht reicht, wenn Bücher in Schutzhüllen gesteckt werden, sondern es wird verlangt, diese in selbstklebende Folien einzubinden. An solchen Schulen hängt im Eingangsbereich wahrscheinlich auch ein großes Banner, auf dem steht: „Wir hassen Eltern!“

Es ist nämlich schier unmöglich, ein Buch blasenfrei und ohne Knicke einzubinden. So viel Valium können Sie gar nicht in Ihr Müsli kippen, um beim Schulbucheinbinden keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Da bleiben Ihnen nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie nehmen Ihre Kinder von der Schule und melden es kurzfristig an einer anderen Schule an. (Weil das wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt sein wird, sollten Sie sich schon mal mit dem Konzept des „Home Schoolings“ beschäftigen.) Oder Sie sourcen diese Aufgabe einfach aus. Engagieren Sie einen buddhistischen Zen-Mönch mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung als Bombenentschärfer und als Mikro-Chirurg. Nur so eine Person verfügt über die notwendige Gelassenheit, Nervenstärke und Fingerfertigkeit für das Einbinden von Schulbüchern.

Der gechillte Mönch kann dann auch das Wecken und die Zubereitung des gesunden Frühstücks übernehmen und ab und zu mal in der Lerngruppe nach dem Rechten schauen. Dann haben Sie einen ganz smoothen Start ins neue Schuljahr, ohne valiumabhängig zu werden.

Lernen Sie, Klassenfahrten zu lieben

Möglicherweise läuft der Start ins neue Schuljahr trotz der guten Tipps und des zen-buddhistischen Personals nicht ganz so glatt wie gewünscht und schon nach zwei Tagen liegen die Nerven blank, dass sich jeden Morgen bei Ihnen griechische Tragödien abspielen.

Verzagen Sie nicht! Am Anfang des Schuljahres stehen häufig Klassen- und Kursfahrten an, wodurch das Lehrerinnen- und Lehrer-Kollegium stark dezimiert ist. So haben Ihre Kinder die ein oder andere Freistunde, müssen morgens vielleicht nicht ganz so früh aufstehen und auch der Hausaufgaben-Umfang hält sich noch in Grenzen. Allerdings hängt Ihr Kind dann regelmäßig am frühen Nachmittag schon Zuhause rum, ist gelangweilt und nervt Sie damit, dass es von Ihnen bespaßt werden will. Das ist dann zwar auch wie im Urlaub, aber nur mäßig entspannend.

Wenn Sie Glück haben, fahren Ihre Kinder selbst auf Klassenfahrt und Sie haben eine Woche sturmfrei. Buchen Sie unverzüglich einen Last-Minute-Kurzurlaub in einem 5-Sterne-Wellness-Ressort. Das ist dann wirklich der entspannteste Start ins neue Schuljahr, den Sie sich nur vorstellen können!

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 13. März ist sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition erschienen.

 

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Keine Macht dem Kinderwitz!

Lisa

Die Kinderwitz-Phase ist keine leichte.
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Kinderwitze – oft möchte man sich auf der Stelle buchstäblich totlachen. Christian Hanne gibt Einblick in die Anfänge des Humors und hilft Ihnen mit den komödiantischen Ausbrüchen der Kleinen klarzukommen.

Wenn Sie darüber nachdenken, welche Phase mit Ihren Kindern die anstrengendste ist oder war, fallen Ihnen wahrscheinlich Zahnen, Trotzalter und Pubertät ein. Zweifellos sind dies Jahre, die uns Eltern viel Kraft und Nerven kosten und die Haare ergrauen – oder ausfallen – lassen. Aber es gibt eine viel schlimmere Phase und gegen die erscheinen durchwachte Zahn-Nächte, Tobsuchtsanfälle im Supermarkt oder Diskussionen mit patzigen Teenagern wie ein gemütlicher Spaziergang an einem lauen Sommerabend. Sie beginnt, wenn Ihr Kind mit ungefähr fünf Jahren vor Ihnen steht und das erste Mal die unheilvolle Frage stellt: „Soll ich dir einen Witz erzählen?“ Dann ist es in die Kinderwitze-Phase eingetreten!!!

Möglicherweise ist Ihr Kind noch nicht im sprechfähigen Alter, und Sie denken jetzt, dass es doch ganz niedlich ist, wenn Ihr süßer Fratz irgendwann mal einen Witz zum Besten gibt. Lassen Sie mich Ihnen versichern: Nein, ist es nicht. Überhaupt nicht! Tritt Ihr Kind in die Kinderwitze-Phase ein, wird es für die nächsten sechs bis acht Jahre von einem Dämon besessen sein, dessen Ziel einzig und alleine darin besteht, Sie durch das Erzählen von Witzen qualvoll zur Strecke zu bringen. Kinderwitze sind nämlich unerträglich lang, sind nicht lustig und Kinder sind Meister darin, Pointen zu versemmeln.

Alles hat ein Ende, nur der Witz hat keins

Witze zeichnen sich für gewöhnlich dadurch aus, dass sie relativ kurz sind und eine prägnante Pointe haben.

Sagt der Arzt zur Frau des Patienten: „Ihr Mann gefällt mir gar nicht.“ Sagt die Frau: „Mir auch nicht, aber die Kinder hängen an ihm.“

Das ist auf den Punkt, halbwegs lustig, sie können darüber lachen (oder auch nicht) und dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Zum Glück.

Bei Kinderwitzen ist das anders. Es gibt ein Orgelstück mit dem Titel ORGAN², das seit 2001 in der Sankt-Burchardi-Kirche in Halle aufgeführt wird und dessen Gesamtlänge auf 639 Jahre angelegt ist. Das ist in etwa die Zeitspanne, die ein durchschnittlicher Kinderwitz dauert. Hat Ihr Kind mit einem Witz angefangen, können Sie getrost alle Termine für die nächsten Wochen, Monate und Jahre absagen.

Witz komm raus, du bist umzingelt

Kinderwitze sind aber nicht nur unerträglich lang, sondern meistens auch vollkommen unwitzig. Selbst wenn Sie 134 Jahre alt werden und das Ende eines Kinderwitzes erleben, werden Sie nichts zu lachen haben, denn wahrscheinlich gibt es überhaupt keine Pointe.

Schlimmstenfalls sehen sie am Ende eines Kinderwitzes so aus © Fotolia „Angeklagter, warum haben Sie das Auto gestohlen?“

„Ich musste ganz schnell zur Arbeit.“

„Da hätten Sie doch den Bus nehmen können.“

„Stimmt.“

Sie denken jetzt möglicherweise angestrengt darüber nach, was daran lustig sein soll. Viel Glück! (Sollten Sie es herausfinden, freue ich mich über eine E-Mail an rofl-lol@familienbetrieb.info.)

Knapp vorbei ist auch daneben

In den äußerst seltenen Fällen, dass ein Kinderwitz doch eine Pointe hat, können Sie allerdings davon ausgehen, dass Ihr Kind sie versauen wird. Kinder sind nämlich die schlechtesten Witzerzähler der Welt. Sie sagen ungefähr eine Trillionen Mal „und dann“ („und dann ist die Oma ausgerutscht, und dann hat sie zu Fritzchen gesagt, „Hilf mir mal hoch.“ und dann hat Fritzchen gesagt …“) und außerdem verwechseln sie andauernd etwas („Der Mann sagt zur Frau, nee, zum Mann, nee, der Arzt sagt das, ach nee, der Briefträger …“). Und allerspätestens bei der Pointe bringen Kinder immer irgendetwas durcheinander.

Treffen sich zwei Fische im Wasser. Sagt der eine: „Guten Tag!“ „Wo?“

Für Kinder zwischen fünf und dreizehn gibt es nichts Großartigeres, als Witze zu erzählen, für Eltern nichts Qualvolleres, als sich diese anzuhören. Was können Sie also tun, um der Kinderwitzehölle zu entkommen? Dafür verrate ich Ihnen ein paar nicht ganz einfache, aber dafür recht effektive Tricks, wie Sie dieses Schicksal abwenden können.

Eine Massage der Schläfen hilft bei einem Kinderwitz auch nicht
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Schaffen Sie eine witzefreie Zone!

Ein Kind, das keine Witze kennt, kann auch keine erzählen. Am besten sollte Ihr Kind also überhaupt nie in Kontakt mit Witzen kommen. Schenken Sie Ihrem Kind daher nie, aber auch wirklich niemals, ein Witzebuch. (Bekommt Ihr Kind von Verwandten, Freunden oder Bekannten ein Witzebuch geschenkt, brechen Sie den Kontakt zu diesen Menschen unverzüglich ab. Es handelt sich wahrscheinlich um sadistische Soziopathen, mit denen Sie nichts zu tun haben wollen.) Nennt Ihr Kind erst einmal ein Witzebuch sein Eigen, werden Ihre kompletten Wochenende daraus bestehen, dass Ihr Kind Ihnen daraus vorlesen wird (Schlimm!) oder gar die Witze nacherzählt (Noch schlimmer!).

„Das große Buch der 1.000 Witze“ ist schon unerträglich, aber nichts im Vergleich zum Internet. Dort lauern Millionen von Witzen. Häschenwitze, Fritzchenwitze, Flachwitze, Mudder-Witze, Blondinenwitze, Tierwitze, Ostfriesenwitze, Treffen-sich-zwei-Wasauchimmer-Witze und noch viel mehr. Es ist die Hölle!

Sie sollten ihrem Kind also am besten bis zu seinem Auszug den Zugang zum Internet verwehren. Aber vor allem schaffen Sie sich niemals einen dieser digitalen Sprachassistenten an. Sonst hören Sie irgendwann im Nachbarzimmer Ihr Kind sagen: „Alexa, erzähl mir einen Witz!“ Und dann ist die Witzebüchse der Pandora unweigerlich geöffnet und dann gnade Ihnen Gott. Oder Allah, Buddha, Shiva oder welche Gottheit Sie auch immer in existenziellen Notsituationen um Hilfe anflehen.

Don’t feed the troll

Sie kennen sicherlich den Ratschlag, im Internet nicht mit Trollen zu diskutieren, weil diese sich dann animiert fühlen, immer weiter zu machen. Das Gleiche gilt für Kinderwitze. Täuschen Sie am Ende des Witzes auf keinen Fall ein enthusiastisches Lachen vor. Ihr Kind wird dies als Ermutigung missverstehen, Ihnen weitere Witze zu erzählen. Fallen ihm irgendwann keine mehr ein, wird es anfangen, eigene Witze zu erfinden. Und dann können Ihnen nicht einmal mehr Gott, Allah, Buddah oder Shiva helfen. Die haben sich nämlich schon längst aus dem Staub gemacht.

Seien Sie nie um eine Ausrede verlegen

Steht erstmal der Witzedämon vor Ihnen, verfallen Sie wahrscheinlich in eine Schockstarre und wissen nicht, wie Sie sich retten können. Legen Sie sich daher eine Reihe von Ausreden zurecht, die Sie sofort parat haben, wenn Ihr Kind auch nur das Wort „Witz“ in den Mund nimmt.

Üben Sie diese Sätze in Rollenspielen ein, damit Sie auf die Frage „Möchtest du einen Witz hören?“ mit der Reaktionsgeschwindigkeit von einer Nanosekunde antworten können: „Später, mein Schatz. Ich muss noch die Taschentücher bügeln.“ Oder „Gleich, Liebling, ich muss erst meine Briefmarkensammlung nach Farben und Gewicht sortieren.“ Oder „Jetzt ist es ungünstig, Mäuschen. Ich muss noch drei Stunden apathisch die Wand anstarren, bis ich meinen Lebenswillen wiedergefunden habe.“

Recht bald werden Sie feststellen, dass diese Ausreden auch im Alltag sehr nützlich sind. Zum Beispiel, wenn Ihnen eine Kollegin ein Gespräch aufs Ohr drücken will. Oder Ihr Partner Sex will und Sie keinen Bock haben.

Flieht, ihr Narren!

Wenn Ihr Kind mit Witzen droht und Sie Ihre Ausreden noch nicht perfekt einstudiert haben, bleibt Ihnen nur noch die Flucht. Und zwar wortwörtlich.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Auto immer genügend Sprit im Tank hat, damit Sie ohne Verzögerung den nächstgelegenen Flughafen erreichen. Darüber hinaus sollte Ihre Kreditkarte zu jeder Zeit ein ausreichendes Limit aufweisen, um damit ein Last-Minute-Ticket nach Südamerika zu erwerben. Schließlich sollten Sie jederzeit einige Tausend Peso, Real und Sol in Form von Bargeld bei sich führen, um sich die ersten Tage in Mexiko, Brasilien oder Peru durchschlagen zu können, bevor Sie sich als Tagelöhner verdingen.

Praktisch in vielen Erziehungssituationen: Ein Privatflugzeug
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Kehren Sie erst wieder nach Hause zurück, wenn Ihre Kinder selbst Kinder haben. Dann ist die Gefahr der Kinderwitzehölle für Sie gebannt. Außer Ihr Kind wird der nächste Fips Asmussen. Dann sollten Sie sich Zeit Ihres Lebens auf Weltreise begeben. Oder sich eine neue Identität zulegen.

Seien Sie sich selbst die Nächste

Möglicherweise fehlen Ihnen die finanziellen und logistischen Mittel für eine Flucht nach Südamerika. Dann bleibt Ihnen nur ein Ausweg, um nicht einen elendigen Witzetod zu erleiden. Lässt es sich wirklich gar nicht vermeiden, dass Ihr Kind einen Witz erzählt, dann werfen Sie ihm irgendjemand anderen zum Fraß vor.

„Erzähl‘ doch Papa deinen Witz, der lacht so gerne.“ (Sagen Sie das allerdings nur, wenn Ihre Ehe ohnehin schon unwiderruflich zerrüttet ist.)

„Ruf‘ mal Oma an. Die freut sich bestimmt.“ (Damit haben Sie sich dann allerdings auch selbst enterbt.)

„Klingel‘bei Herrn Balder von nebenan. Der kennt den sicherlich noch nicht.“ (Anschließend organisieren Sie dann Ihren sofortigen Umzug, denn Ihnen besteht ein Nachbarschaftskrieg Deluxe bevor!)

Jemand anderen dem Witzedämon zu opfern, ist zugegebenermaßen nicht besonders ehrenhaft und moralisch äußerst verwerflich. Aber der sich nie irrende Volksmund sagt nicht umsonst: „Im Krieg, in der Liebe und bei Kinderwitzen ist alles erlaubt!“

Um Ihnen zum Abschluss noch etwas Tröstliches mitzugeben: Irgendwann ist Ihr Nachwuchs der Kinderwitze-Phase entwachsen. Wenn Sie etwas Glück haben, erzählt Ihr Kind dann richtig gute Witze.

 

Wer ist der Gott der Vegetarier?

Der Kräuterbuddah.

Quelle: Der Große von Andrea Harmonika

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Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

 

Am 13. März ist sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition erschienen.

 

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Der Weihnachtsfeier-Survival-Guide

Lisa

Wie überlebt man bakterienverseuchte Plätzchen?
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Wie überlebt man das alljährliche Krippenspiel, bakterienverseuchte Plätzchen oder das Elternsingen? Mit dem Survival-Guide von Christan Hanne sind Sie auf der sicheren Seite.

Adventszeit ist Weihnachtsfeierzeit. Im Dezember wird geweihnachtsfeiert, was das Zeug hält, bis es Ihnen zu den Ohren rauskommt. Besonders herausfordernd sind die Feiern in Kita und Schule. Bei den Weihnachtsfeiern von der Arbeit wird wenigstens Alkohol ausgeschenkt, was die Ansprache des Chefs erträglich macht, und Ihnen die Möglichkeit gibt, sich die Kolleginnen und Kollegen zuerst nett und später schön zu saufen.

Weihnachtsfeiern in Kita und Schule zeichnen sich aber nicht nur durch einen Mangel an Alkohol, sondern auch durch vier ganz besondere Gefahrenquellen aus:

1)    Das selbstgeschriebene Krippenspiel
2)    Das gemeinsame Singen
3)    Das weihnachtliche Buffet
4)    Der Auftritt des Weihnachtsmanns

Sie können sich glücklich schätzen, dass ich für jede dieser Herausforderungen Tipps parat habe, die sicherstellen, dass Sie die Kita- und Schulweihnachtsfeiern in den nächsten Wochen überleben werden.

1) How to survive the selbstgeschriebene Krippenspiel

Das Krippenspiel als szenische Darstellung der Weihnachtsgeschichte rund um Maria, Josef und dem Jesuskind verfügt über eine jahrhundertelange Tradition und erfreut sich in Kitas und Grundschulen größter Beliebtheit. Zumindest bei den Kindern, die eine der Hauptrollen abbekommen haben. Bei denen, die einen Schäferkomparsen mimen müssen oder mit der Rolle eines Baums abgespeist wurden, ist die Begeisterung nicht ganz so groß.

Für Eltern sind die Krippenspielaufführungen auf jeden Fall eine grenzwertige Erfahrung, denn die Niedlichkeit der darstellenden Kinder kann ihr mangelndes schauspielerisches Talent und ihre lückenhafte Textkenntnis nur bis zu einem gewissen Grad aufwiegen. Verkündet aber die Erzieherin oder der Grundschullehrer sogar mit Tränen der Rührung in den Augen, die Kinder hätten sich das folgende Krippenspiel ganz alleine ausgedacht, sollte dies bei Ihnen Fluchtreflexe auslösen wie bei einem Gnu, das vor einem Rudel Löwen Reißaus nimmt. Von Kindern geschriebenen Krippenspielen fehlt es nämlich zumeist an dramaturgischer Spannung, die Dialoge plätschern inhaltsleer vor sich hin und den Handlungsverlauf als wirr zu bezeichnen, wäre eine unangemessene Beschönigung der grotesken Geschehnisse auf der Bühne. Kurzum: Das ganze Stück wirkt wie eine gemeinschaftliche Regiearbeit von Lars von Trier, David Lynch und Helge Schneider gewürzt mit einer Prise Dadaismus. Schon nach drei Minuten merken Sie, wie sich in Ihrem Hirn ein Nichts ausbreitet und wie Sie allmählich ins Wachkoma abdriften. (Ein Zustand, der bei Ihnen Erinnerungen an den Chemieunterricht in der 10. Klasse hervorruft.)

Wappnen Sie sich daher für das selbstgeschriebene Krippenspiel mit einer Brille, auf die Sie ein paar Wackelaugen kleben. So können Sie während der Vorführung nahezu unbemerkt die Augen schließen und eine Runde schlafen. Dann hat das Stück sogar eine vitalisierende Wirkung auf Sie. Allerdings dürfen Sie auf keinen Fall in die Tiefschlafphase abgleiten. Wenn das Stück zu Ende ist, müssen Sie selbstverständlich unverzüglich aufspringen und den Jungschauspielerinnen und -schauspielern mit Standing Ovations die Ehre erweisen. (Halten Sie sich aber mit „Zugabe, Zugabe!“-Rufen zurück, damit nicht noch ein paar selbstgereimte Weihnachtsgedichte zum Besten gegeben werden.)

Alle Jahre wieder das Krippenspiel in der Schule
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2) How to survive the gemeinsames Singen

Um eines vorweg klarzustellen: Ich bin ein großer Fan von Weihnachtsmusik. Auf meinem Handy habe ich eine fast zwölfstündige Weihnachtsplaylist. Von A wie “All I want for Christmas” bis Z wie “(Die) zwölf Weihnachtstage“ ist alles dabei. Mehr als 200 Songs. Die Lieder laufen bei mir von Mitte November bis Anfang Januar ununterbrochen. Von früh morgens bis spät abends. (Zum großen Leidwesen des Rests der Familie.) Ich übertreibe somit nicht, wenn ich sage, dass ich Weihnachtslieder liebe.

Ich übertreibe allerdings ebenso wenig, wenn ich sage, ich hasse das gemeinschaftliche Singen von Weihnachtsliedern. Auf Weihnachtsfeiern in Kitas und Grundschulen ist das ein gleichermaßen häufiger wie unschöner Brauch. Da die meisten Eltern – und ich schließe mich hier ausdrücklich mit ein – mit den stimmlichen Fähigkeiten einer rostigen Gießkanne und dem Taktgefühl einer Schrankwand vom Typ ‚Eiche rustikal‘ gesegnet sind, hört sich die Darbietung von so wunderbaren Liedern wie „Stille Nacht“, „Leise rieselt der Schnee“ oder „In Excelsis Deo“ wie ein „Acid Jazz meets Zwölftonmusik“-Konzertabend der Volkshochschule Wanne-Ecikel an. Wenn das Gesinge auch noch von der Blockflöten-AG begleitet wird, können Sie sich gleich Aufnahmen von quietschendem Styropor anhören.

Sie können dieser musikalischen Folter entgehen, indem Sie sich Schallschutzkopfhörer aufsetzen, wie sie Bauarbeiter bei Arbeiten mit dem Presslufthammer benutzen. Allerdings ist das nicht besonders unauffällig und zieht möglicherweise ein paar sehr unweihnachtliche Diskussionen nach sich. Eleganter ist es, wenn Sie möglichst kleine, kabellose In-Ear-Kopfhörer tragen, über die Sie Ihre vorher liebevoll zusammengestellte Weihnachtsplaylist hören, so dass Sie von dem Gekrächze und Gejaule um Sie herum nichts mitbekommen. Aber Vorsicht: Verlieren Sie sich nicht zu sehr in Ihrer eigenen Weihnachtsmusik. Sonst laufen Sie Gefahr, dass Sie irgendwann ein selbstvergessenes „Fairytale of New York“ in den Raum schmettern. Und dann könnte es ebenfalls unweihnachtliche Diskussionen geben.

3) How to survive the weihnachtliche Buffet

Ebenso wie Weihnachtslieder, liebe ich Weihnachtsgebäck und -süßigkeiten. Butterplätzchen, Vanillekipferl, Marzipan Spritzgebäck, Dominosteine, Lebkuchen, Zitronenherzen, Nussbusserln, Nougat, Rumtörtchen, Kokosmakronen. Ich esse alles gerne. (Deswegen pflege ich in der Adventszeit stets Hosen mit hohem Elasthananteil zu tragen.)

Dennoch schaudert es mich, wenn vor der Weihnachtsfeier in der Kita- oder Grundschul-WhatsApp-Gruppe die Nachricht rumgeschickt wird: „Bringt bitte alle etwas für das weihnachtliche Buffet mit!“ Eltern backen ja häufig zusammen mit ihren Kindern. Während Kinder sehr enthusiastische Plätzchenbäcker sind (zumindest die ersten fünf Minuten), so sind sie sehr unenthusiastische Händewäscher. Entsprechend landen auf den von Kinderhand gebackenen Plätzchen mehr Bakterien und Keime als Schokostreusel und Zuckerperlen. Zudem gibt es eine Vielzahl an Viren, die bei 200 Grad im Backofen nicht abgetötet werden. Das heißt, wenn Sie ein Kinder-Plätzchen essen, können Sie auch gleich eine Petrischale aus einem Labor für biologische Kampfstoffe auslecken.

Also, halten Sie sich am weihnachtlichen Buffet von allem, was auch nur entfernt nach Selbstgebackenem aussieht fern. Greifen Sie ausschließlich bei Ihrem eigenen Gebäck zu oder bei gekauften Dominosteinen, Lebkuchen und Printen. Die sind vielleicht nicht ganz so lecker, aber wenigstens verbringen Sie dann Heiligabend nicht auf der Seuchenstation der Berliner Charité.

Am besten immer an die Lebkuchen halten
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4) How to survive the Auftritt des Weihnachtsmannes

Der Höhepunkt vieler Kita- und Grundschulweihnachtsfeiern ist der Auftritt des Weihnachtsmannes, der an die lieben und weniger lieben Kleinen Geschenke verteilt. Dazu wird entweder ein Vater verdonnert, gegen den irgendwelches kompromittierendes Material vorliegt, oder, falls es daran mangelt, eine der Erzieherinnen muss das übernehmen. Das Problem dabei: Das schauspielerische Talent der Laien-Weihnachtsmänner bewegt sich nur unwesentlich über dem Niveau der Krippenspiel-Kinder. Egal ob zwangsverpflichteter Vater oder Erzieherin: Ihre Weihnachtsmann-Performance ist nicht gerade oscarreif. Nicht einmal bambiwürdig. Eher so GZSZmäßig.

Viele Kita-Kinder brechen beim Anblick dieser Weihnachtsmann-Karikaturen in Tränen aus. Nicht aus Angst vor dem bärtigen, dicken Mann in den unvorteilhaft sackartigen Klamotten, sondern weil selbst Zweijährige bei diesem Trauerspiel merken, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. Damit ist für sie der Zauber des Weihnachtsfestes frühzeitig und unwiderruflich zerstört. Eine frühkindliche, traumatische Erfahrung wie aus dem Lehrbuch.

Es gibt nur einen Ausweg, wie Sie dieses Father-Christmas-Desaster abwenden können. Sie müssen einen professionellen Schauspieler als Weihnachtsmann engagieren. Und zwar einen aus der A-Liga. Zum Beispiel Mario Adorf. Der kommt schon rein figürlich und mit seiner grauen Gesichtsmatte dem Dickerchen vom Nordpol recht nahe. Da braucht es dann nur noch ein bisschen Method Acting und schon haben Sie einen perfekten Weihnachtsmann. Gut, dass wird Sie zwar einen sechsstelligen Eurobetrag kosten, aber das wird Ihnen ja wohl das Seelenheil Ihres Kindes wert sein.

Wenn Sie die hier beschriebenen Überlebenstipps beherzigen, können Sie den Weihnachtsfeiern in den nächsten Wochen relativ gelassen entgegensehen. Und wenn alles rum ist, belohnen Sie sich mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck: „I survived the Weihnachtsfeierei 2018!

Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 17. Oktober ist sein neues Buch „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ im Seitenstraßen Verlag erschienen.

 

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Das Weihnachts-Bullshit-Bingo

Lisa

Wer spielt mit beim Weihnachts-Bullshit-Bingo?
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Wir kennen sie doch alle – die typischen Situationen und Floskeln, die alljährlich mit der Weihnachtszeit einhergehen. Für Christian Hanne Grund genug, ein kleines Weihnachts-Bullshit-Bingo zu entwerfen.

Nicht mehr lange und dann steht Weihnachten vor der Tür. Das Fest der Liebe, aber auch das Fest der immer wiederkehrenden Rituale, Bräuche und Sprüche. Verschaffen Sie sich dieses Jahr doch ein wenig Kurzweil mit einem Weihnachts-Bullshit-Bingo.

Drucken Sie sich einfach die Bingo-Karte aus und streichen Sie jeden Satz durch, den Sie zwischen Heiligabend und dem 2. Weihnachtsfeiertag hören. Wenn Sie vier Kreuze horizontal, vertikal oder diagonal haben, springen Sie auf und rufen „Ho, ho, ho!“ Oder Sie trinken bei jedem Kreuzchen einen Schnaps. Dann wird Weihnachten auf jeden Fall lustig.

Das Weihnachts-Bullshit-Bingo
© Christian Hanne

„Das wär‘ doch nicht nötig gewesen.“

Ein Satz, der bei keiner Bescherung fehlt. Insbesondere wenn die betagte Großtante selbstgehäkelte Topflappen mit psychedelischen Mustern in Komplementärfarben verschenkt. Hat besagte betagte Großtante allerdings ein beträchtliches Vermögen zu vererben, sollten Sie vor der Bescherung die folgenden Worte einstudieren: „Die sehen wirklich ganz, ganz toll aus. Die bekommen einen Ehrenplatz in der Küche.“

„Ich bin so satt, ich kann nie wieder etwas essen.“

Ein Satz mit einer kürzeren Halbwertszeit als die Freundinnen von Lothar Matthäus. Sie sagen ihn das erste Mal an Heiligabend nach dem Abendessen und zwar noch vor dem Nachtisch, von dem Sie sich eine halbe Stunde und zwei Verdauungsschnäpschen später eine extra große Portion gönnen. Weitere Male sagen Sie den Satz am 25. und am 26. und zwar jeweils nach Mittagessen, Kaffee und Abendessen. Und dann wieder an Silvester nach dem zehnten Raclette-Pfännchen.

„Es ist nur eine Kleinigkeit.“

Ein eher unangenehmer Satz, den Sie von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin bei der Bescherung hören, nachdem Sie sich noch vor ein paar Wochen gegenseitig versichert haben, dass Sie sich dieses Jahr wirklich nichts schenken. Nachdem Sie das Kreuzchen auf Ihrer Bingo-Karte gemacht haben, müssen Sie unter dem Vorwand, kurz aufs Klo zu gehen, schnell ein Geschenk improvisieren. Zum Beispiel, indem Sie mit Hilfe einer Heißklebepistole aus einem Socken, ein paar Wollresten und zwei Haselnüssen eine lustige Handpuppe basteln. Wenn Sie das Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin überreicht haben, schenken Sie sich nächstes Jahr garantiert nichts.

„Ihr Kinderlein kommet.“

Eine Liedzeile, die an Heiligabend in zehntausenden von Gottesdiensten aus Millionen von Kehlen ertönt. Leider aus den Kehlen von Menschen, die meist über das musikalische Talent einer verrosteten Gießkanne verfügen, so dass das Lied eigentlich „Ihr Kinderlein fliehet, so lange ihr könnt!“ lauten müsste.

„Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke!“

Wenn Sie diesen Satz hören, ist es spätabends, die Kinder liegen endlich im Bett, sie haben das Schlimmste für den Tag geschafft und schauen zu, wie Bruce Willis in „Stirb langsam“ ganz unweihnachtlich einen Terroristen nach dem anderen niedermetzelt. Ein besseres Mittel zum Weihnachtsstressabbau gibt es nicht. Außer Sie haben einen Sandsack geschenkt bekommen und können sich daran abreagieren. Ist aber viel anstrengender und Sie können dabei keine Plätzchen essen.

„Wann kommt endlich das Christkind?“

Wenn Ihre Kinder noch im Kindergartenalter sind, werden Sie diesen Satz am 24. das erste Mal morgens um 4.30 Uhr hören. Und dann bis zur Bescherung noch 1.324 weitere Male, bis Sie kurz davor sind, sich heißen Kerzenwachs in die Ohren zu träufeln. Auf der Bingo-Karte dürfen Sie trotzdem nur ein Kreuz machen.

„Ob ich wohl noch in die Hose passe?“

Das fragen Sie sich, wenn Sie sich an Heiligabend in die festliche Garderobe schmeißen. Beziehungsweise schmeißen wollen. Sollten Sie in der Adventszeit eine spezielle Form der Diät ausprobiert haben, die ausschließlich aus Stollen, Lebkuchen und Dominosteinen besteht, werden Sie Ihre Frage wohl verneinen müssen. Daher empfiehlt es sich, immer eine festliche schwarze Jogginghose mit sehr elastischem Bund im Kleiderschrank aufzubewahren.

„Steht der Baum jetzt gerade?“

Eine Frage, die die Person stellt, die bäuchlings auf dem Boden liegt und versucht, den Weihnachtsbaum in den Ständer zu fummeln. In 99 Prozent der Fälle lautet die Antwort übrigens „Nein.“ Denn entweder ist der Baum, den Sie im Sonderangebot erstanden haben, schief, oder der Boden ist uneben, oder Sie sind einfach zu ungeschickt, den Baum richtig zu justieren. Wahrscheinlich trifft alles zu.

„Immer ist diese verf*** Lichterkette verheddert!“

Sollten Sie Millionär sein und sich diese sündhaft teuren einzelnen batteriebetriebenen Kerzen gekauft haben, die Sie ganz bequem in den Baum klemmen, können Sie mit diesem Satz beim Weihnachts-Bingo nicht punkten. Ansonsten gilt: Egal wie ordentlich Sie beim Abschmücken des Weihnachtsbaums Anfang des Jahres die Lichterkette verstaut haben, versuchen Sie jetzt, sie ordentlich in den Baum zu hängen, ist die Kette derart verknäult, dass der Gordische Knoten dagegen als lockeres von einem ungeschickten Kitakind gebundenes Schleifchen gelten kann.

Jedes Jahr ein Kampf mit der Lichterkette
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„Früher war mehr Lametta.“

Nachdem Sie es irgendwie geschafft haben, den Weihnachtsbaum zu schmücken, posten Sie stolz ein Foto bei Instagram oder Facebook. Innerhalb von drei Minuten wartet dann irgendein Cousin dritten Grades, den Sie noch nie leiden konnten, mit diesem alten Loriot-Zitat auf. Während Sie für Ihr Bild drei kümmerliche Likes bekommen – von sich, von Ihrer Frau oder Ihrem Mann sowie ein Mitleids-Like von Ihrem Kind – entspannt sich unter dem vetterlichen Kommentar eine lebhafte Unterhaltung, bei der nach und nach der komplette „Weihnachten bei den Hoppenstedts“-Sketch nacherzählt wird inklusive 48 Links zu YouTubes-Videos in miserabler Auflösung.

„Schon wieder keine weiße Weihnacht.“

Sofern Sie nicht auf der Zugspitze Weihnachten feiern, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass dieser Satz mindestens einmal während der Feiertage fällt. Außer Sie feiern die Geburt Jesu gemeinsam mit einem kolumbianischen Drogenkartell. Dann haben Sie auch ohne Schnee ein weißes Weihnachtsfest.

„Könnt ihr euch nicht wenigstens an Weihnachten vertragen?“

Streitende Kinder gehören zu Weihnachten wie die Krippe oder der Coca-Cola-Truck. Wenn die Kinder mehrere Tage ununterbrochen aufeinander hängen und vollkommen überzuckert sind, weil Sie sich pausenlos Plätzchen und Lebkuchen reinstopfen, ist es kein Wunder, dass es irgendwann zu Meinungsverschiedenheiten kommt, die nicht unbedingt nach den Regeln der aristotelischen Diskursethik ausgetragen werden, sondern eher wie bei einem Remake des „Bloodsport“-Klassikers von Jean-Claude Van Damme.

„Last Christmas …“

So lange Sie nicht sämtliche Radio- und Musikabspielgeräte sowie Weihnachts-Sampler in Ihrer Umgebung zerstören, ist die Wahrscheinlichkeit höher als weiße Weihnachten auf der Zugspitze, dass Ihnen George, der alte Halbgrieche, wenigstens einmal über die Weihnachtsfeiertage die Ohren volljammert, dass er letztes Jahr sein Herz an irgendeine dusselige Kuh verschenkt hat, die nichts besseres zu tun hatte, als es gleich am nächsten Tag wieder wegzugeben.

„Das schmeckt nicht.“

Hegen Sie keine Hoffnungen, dass es an Heiligabend anders als an den restlichen 364 Tagen im Jahr sein wird. Sofern Sie nicht Pizza oder Nudeln mit Ketchup servieren, werden die Kinder an Ihrem Essen mehr rummäkeln als ein „Der Feinschmecker“-Redakteur beim McDonald’s-Besuch.

Nicht alle Kinder freuen sich so über die Weihnachtsgans …
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„Wenn es dir nicht gefällt, kannst du es umtauschen.“

Ein Satz, den Sie besonders gerne hören werden, wenn Sie gerade ein so genanntes SOS-Päckchen von Ihren Eltern aufgemacht haben (Schlips, Oberhemd, Socken). Oder die Oma Ihnen eine Flasche Kölnisch Wasser geschenkt hat.

„Damdamdamdamdamdamdamdamdamdamdamdamdamdamdamdamdam!“

Mit etwas Phantasie haben Sie sicherlich erkannt, dass es sich hierbei um die Eingangsmelodie von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ handelt. Ein Film von begrenztem künstlerischem Wert und mit einer Kameraführung, als hätte ihn ein Kamerakind von „1, 2 oder 3“ aufgenommen, aber trotzdem ist er ein Segen für Eltern. Wenn Sie die „Wann kommt endlich das Christkind?“-Fragerei nicht mehr aushalten, können Sie Ihre Kinder einfach vor der Glotze parken. Und zwar um 12 Uhr, um 15.05 Uhr, um 16.20 Uhr, um 18.50 Uhr und – falls Sie eine späte Bescherung machen – um 20.15 Uhr. Oder, wenn Sie ein Netflix-Abo haben, schon ab 4.30 Uhr.

Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2019. Ho ho ho!

Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 17. Oktober ist sein neues Buch „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ im Seitenstraßen Verlag erschienen.

 

 

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Halbjahreszeugnis: Noten zum Heulen, Wüten, Lachen, Feiern!

Lisa

Halbjahreszeugnis: alle Gefühle sind erlaubt.
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Als Schulbetreiberin hat Béa Beste bereits die komplette Palette zwischen Freude und Frust bei Familien beobachtet und begleitet. Manchmal fand sogar alles von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt gleichzeitig statt.

Ups, war es nicht gerade gestern, dass das Schuljahr angefangen hat? Ging es nicht los mit Schwung und guten Vorhaben – bei Kindern und Eltern? Und jetzt stehen wir mit den Halbjahreszeugnissen da. Heiter bis wolkig. Manchmal auch in einem Sturm von Gefühlen. Was braucht unser Kind jetzt? Was tut ihm gut?

Was machst du mit uns, Halbjahreszeugnis?

Auf jeden Fall ist der Tag der Zeugnisvergabe meist von starken Emotionen geprägt. Also: Einige Kinder grinsen über beide Ohren, einige schimpfen, einige weinen, einige sind enttäuscht, desillusioniert, nervös, erleichtert oder fühlen sich wie der King… und natürlich nehmen sich einige vor, dass alles anders wird. In uns Eltern gehen derweil oft ganz andere Dinge vor und durch den Kopf. Wir haben unseren eigenen Erfahrungsschatz, Werte- und Erwartungskanon. Da treffen manchmal ganz unterschiedliche Gefühlswelten aufeinander, wenn wir plötzlich vor unserem Zeugniskind stehen.

Eine Patentlösung für die perfekte Reaktion gibt es nicht – in jedem individuellen Reaktionsmuster steckt Konfliktpotenzial. Emotionale-Intelligenz-Frage an uns Eltern: Wie und wo hole ich mein Kind gefühlstechnisch am besten ab, um seine Lernmotivation aufrecht zu erhalten oder gar noch etwas mehr heraus zu kitzeln?

Mein Tipp: Nehmt euch Zeit und Ruhe und versucht, dem Kind wirklich zuzuhören und es mit all seinen Gefühlen zu verstehen!

In welcher Stimmung kommt mein Kind nach Hause? Ist Party angesagt, Muffeligkeit bis Antihaltung, ratloses Kopfkratzen, die blanke Wut oder wartet da gar schon ein Meer an Tränen am Lidrand auf seinen Durchbruch? Was bewegt mein Kind just in diesem Moment? Welche Bedeutung haben Lernen und Leistung in seinem Köpfchen und Herzen? Kann es sein, dass es sogar betrübt ist über eine 2? Oder total happy mit einer 4? Was braucht es, um sich gut zu entwickeln? Was braucht ihr als Familienteam, um die Erfahrungen in der Schule zu wertvollem und positivem Ansporn zu machen?

Schafft eine Atmosphäre der Zugewandtheit. Schaut, womit euer Kind (neben dem Zeugnispapier) nach Hause kommt: Sind es gute Gefühle oder schlechte Gefühle?

Habt ihr die Gemütslage analysiert, könnt ihr – falls passend – auch mal kreativ reagieren. Zum Beispiel mit den Bastelbögen „Happy Halbjahreszeugnis“ für gute Laune und „Näääh Halbjahreszeugnis“ für schlechte Laune.

Manchmal möchte man allerdings etwas tiefer in die Psychologie seines Kindes einsteigen. Dafür ist ein Perspektiv-Wechsel super:

1. Schule tickt jetzt anders

„Als ich zur Schule ging…“ und „Als ich so alt war wie du…“ liegt euch auf der Zunge? Lasst es. Macht überhaupt keinen Sinn. Als ihr so alt wart wie eure Kinder, also vor ungefähr so 20-40 Jahren, war die Welt anders. Die Welt, in der eure Kinder in 10-30 Jahren arbeiten und bestehen werden, wird sich noch rasanter entwickeln… Trainiert die heutige Schule wirklich die Fähigkeiten, die sie später brauchen? Sind die Noten, die euer Kind schreibt, wirklich so dermaßen aussagefähig? Oder kann es sein, dass in Zukunft andere Dinge wichtigere Rollen spielen?

2. Skills und Interessen toppen Noten

Nicht nur als Schulgründerin, sondern auch Management Beraterin kann ich euch versichern, dass immer mehr Top-Arbeitgeber bei der Auswahl der Mitarbeitenden einen totalen Paradigmenwechsel vollziehen. Noten werden immer unbedeutender, Fähigkeiten und Interessen immer wichtiger. Jedes Mal, wenn euch die Angst einholt, dass euer Kind vielleicht schwach performt, versucht zusammen herauszufinden: Wo ist es stark? Was hat das Kind für echte Interessen, denen es begeistert nachgehen kann…  Genau. Ein schönes Gesprächsthema jenseits von Zeugnis-Talk.

3. Feiert die Fehler

Zu viele Lehrer, gerade in Deutschland, sind trainiert qua Studium und Tradition (um nicht zu sagen „abgerichtet“) auf den sogenannten Defizit-Blick, sprich: Rotstiftmentalität. Fehler finden, sie fett hervorheben und sie dann AUSMERZEN. Yay!!! Insofern feiern sie die Fehler schon – aber nur für sich. Beim Kind kommt diese Freude des Fehlerfindens eher mittelfreudig an. Es liegt vielleicht an uns Eltern, uns ohne die Sorgenkeule zu schwingen mal auf die Fehler unsere Kids einzulassen und sie für das anerkennen, was sie wirklich sind: Lernversuche. Das Beste, was unser Kind angesichts seiner inneren Kraft und der gerade vorherrschenden Laune leisten konnte, und dazu etwas, was eben nicht so gut funktioniert hat. Genau: Jetzt weiß das Kind, was nicht funktioniert. Das ist ein Erkenntnisgewinn! Feiert das.

4. Schenkt Vertrauen

Im Tollabea Blog habe ich es ausführlicher beschreiben – an dieser Stelle nur eine schnelle Anregung: Nutzt eure Fantasie für etwas anderes als Sorgen. Sondern dafür, was (siehe Punkt 2) eurer Kind aus seinen Neigungen und Interessen noch alles Spannendes machen könnte. Hört auf, euch in die Spirale jetzt-eine-4-morgen-schlimmer-und-dann-verfehlt-mein-Kind-die-ganze-Laufbahn hineinzusteigern. Fangt lieber an hinzusehen und zu hören, wofür sich das Kind begeistert… Das ist letztendlich, was zählt.

Alles easy, also? Nicht ganz: Es gibt zwei Bereiche, bei denen besonders viel Feingefühl und Unterstützung gefragt sind. Hier sind es oft die leisen Töne, die Eltern einen Hinweis geben.

Haben Kinder bereits zu viele Frusterfahrungen gemacht – meistens stark beeinflusst durch das Feedback von Erwachsenen (Bezugspersonen, Lehrer, Familie, Freunde, Vorbilder etc.) – kann es sein, dass sie sich selbst nichts mehr zutrauen. Hier gilt es hinzuhorchen und die Quelle des Frustes auszumachen. Wer oder was schüchtert euer Kind so ein, dass es blockiert ist? Solltet ihr entdecken, dass ihr es (natürlich nicht mutwillig) selbst seid, wäre das der härteste Kampf. Sich selbst und seine Leistungsansprüche an das Kind zu hinterfragen lohnt sich immer wieder.

6. Mobbing

So, jetzt wird es noch ernster. Fühlt sich euer Kind eingeschüchtert und bedroht, kann es sein, dass es Angst hat, sich mitzuteilen. Hier könnte ich nur ganz still und ermunternd werden. Auf jeden Fall ist es extrem wichtig zu wissen, ob hier nicht eine enorme Belastung für euer Kind schlummert… Und wenn ihr da einen Anfang gefunden habt, gilt es, entschieden dagegen vorzugehen. Und eurem Kind bedingungslose Liebe und Schutz zu gewähren.

Seid ihr bereit, aus dem Halbjahreszeugnis einen Ansporn für die nächste Halbzeit zu machen? Dann seid ihr jetzt dran! Viel Freude und viel Erfolg!

Liebe Grüße,

Béa

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Über Béa Beste

Bildungsunternehmerin © Béa Beste Béa Beste ist Bildungsunternehmerin und Mutter einer großen Tochter, die sich schon im Studium befindet. Im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin plädierte Béa Beste als Expertin im Bereich „Wie wollen wir lernen?“ für eine Lernkultur der Potenzialentfaltung und mehr Heiterkeit in der Bildung. Béa gründete 2006 die bilingualen Phorms Schulen. Nach sechs Jahren als CEO ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und die USA. Inspiriert von internationalen Bildungsinnovationen entwickelte sie das Playducation Konzept: Was wäre, wenn sich Lernen wie Spielen anfühlt? Leider setzte sich das Produkt, die monatliche Tollabox mit Materialien und Ideen für Familien mit Kindern ab drei Jahren, nicht am Markt durch, sodass Béa derzeit neue Ideen entwickelt, um das Konzept digital umzusetzen. Sie führt den Kreativ-Blog der Tollabox als ‘Tollabea’ weiter

Webseite: www.tollabea.de | Facebook: facebook.com/tollabea

Twitter: @TOLLABEA | twitter.com/TOLLABEA

10 Dinge, die Hausaufgaben erleichtern

Lisa

Dass es keine gute Idee ist, wenn Mama mal die Hausaufgaben macht, musste Béa Beste als Schulkind am eigenen Leib erfahren. Bei ihren Kindern wollte die Elternflüsterin es besser machen. Hier flüstert sie, wie ihr das gelang.

Vorgeschichte: Ich war in der vierten Klasse und nicht gerade das Lieblingskind meiner Klassenlehrerin. Meine Mutter ist nicht die typische Helikopter-Mutter, aber sie unterstützte mich schon beim Lernen. Eines Abends gab es in meiner Familie etwas Spannenderes zu tun und meine Mutter bot mir an, in einem Anfall von lockerer Großzügigkeit, einen kleinen Aufsatz für mich komplett zu übernehmen. Ich verbrachte einen entspannten Abend und verließ mich auf sie.

Der Schock kam am nächsten Tag in der Schule, als ich plötzlich aufgefordert wurde, meinen Aufsatz vorzulesen. Hier kam der Moment, in dem ich plötzlich und aus heiterem Himmel innerlich zu fluchen lernte. Denn so sehr meine Mutter sich mit der Schreibschrift auch Mühe gegeben hatte, die Zeilen waren für mich nicht zu lesen. Ich improvisierte stotternd eine bruchstückhafte Geschichte, was meine Lehrerin veranlasste, sich wieder einmal kritisch zu meiner Schreibschrift zu äußern. Dies war sowieso ihr Lieblingssport: „Deine Schrift ist so übel, die kannst du nicht mal selbst lesen!“ Ha. Ha. Ha.

Wenn die gewusst hätte! Zum Glück verlangte sie nicht nach dem Heft. Als ich völlig verschwitzt und zitternd wieder in meine Schulbank niedersank, schwor ich mir, nie wieder meine Mutter an meine Hausaufgaben zu lassen. Ich bin nicht sicher, ob genau das damals ihr Plan war, aber wenn sie damit beabsichtigt hat, mich selbständiger zu machen: VOLLTREFFER. Ziel erreicht. Fürs Leben. Ich habe immer darauf geachtet, dass ich alles schnellstmöglich fertig hatte, bevor sie wieder ein solches Angebot machen konnte.

Ich habe das System als Mutter nicht übernommen und habe nicht die Hausaufgaben meines Kindes gemacht. Ich habe auch nicht den Eltern in den Schulen, die ich gegründet habe, jemals geraten, dies zu tun. Ich habe einige andere Tricks auf Lager, die ich Eltern an die Hand gebe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Wirkungsgarantie. Aber sie sind es wert, ausprobiert zu werden.

Béas 10 Tipps, die die Hausaufgaben erleichtern

1. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Was will man selbst nach einem langen Arbeitstag? Entspannen! Genau: Auch Kinder brauchen das. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht: Wenn meine Tochter zu lange entspannte, dann war sie ganz raus. Meine Empfehlung: Maximal eine Stunde frei – dann sollten die Kinder schon mit den Hausaufgaben loslegen.

2. Sitzen zu bleiben ist nicht Pflicht

Die meisten Kinder sitzen zum Schreiben natürlich nicht am Schreibtisch, und das ist okay so. Zwingen Sie die Kinder nicht, wie kleine Erwachsene zu sitzen: Sie können ganz natürlich Schreiben lernen – im Liegen, auf dem Boden oder komisch zusammengekauert auf einem Sessel. Lassen Sie ihnen diese Freiheit.

Nur bei einem sollten Sie auf der Hut sein: Wenn Ihr Kind mit der Nase zu nah ans Papier rückt, ist ein Besuch beim Augenarzt fällig. Alles andere ist egal.

3. Besseres Lernen an einem schöneren Ort

Die Umgebung spielt eine große Rolle für unser Wohlbefinden. Ich habe als Mutter die Erfahrung gemacht, dass meine Tochter besser drauf war, wenn sie sich bewusst einen Ort für bestimmte Hausaufgaben aussuchen konnte – und sie war dann auch schneller fertig.

4. Die dickste Kröte zuerst schlucken

Den Trick habe ich selbst auf einem Management-Seminar bekommen: „Swallow the frog“ nennt sich die Methode. Sie besagt, dass man immer mit der unbeliebtesten Aufgabe anfangen soll. Wenn man die durch hat, ist alles andere ein Klacks. Das hat bei den Hausaufgaben meiner Tochter, seit sie 8 Jahre alt war, auch bestens funktioniert.

5. Klingeling! Muhaha! Juhuhu!

Was haben wir von Computerspielen gelernt? Erfolg wird mit einem „geilen“ Sound belohnt. Einfach etwas hinstellen, das ein cooles Geräusch macht, z. B. eine Klingel, eine Klangschale o. Ä. Bei jeder Teilaufgabe, die gelöst wurde, darf das Ding betätigt werden.

6. Immer in Bewegung bleiben und das Trinken nicht vergessen

Bewegungspausen sind wichtig. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass bei längerer Schreib- oder Lesetätigkeit im Sitzen oder Liegen die Durchblutung wichtiger Gehirnareale nicht mehr gegeben ist. Und Dehydrierung ist auch nicht gut!

Also: Ihr Kind sollte öfter mal aufstehen, sich strecken, ein Fenster öffnen oder ein Glas Wasser trinken …

7. Sherlock lässt grüßen

Sind manche Aufgaben etwas kniffelig? Es bedarf auch der richtigen Haltung, um etwas Schwieriges in Angriff zu nehmen. Machen Sie Ihrem Kind klar: Wenn du die Lösung sofort siehst, ist die Aufgabe für dich zu leicht. Ein guter Detektiv muss schon knobeln, bis er auf die richtigen Lösungen kommt.

8. NIEMALS mit Hausaufgaben strafen

Es ist so naheliegend, Vergnügungszeit zu streichen und das Kind zu den Hausaufgaben zu verdonnern, wenn es etwas verbockt hat. Ein ganz großes NEIN. Der größte Fehler, den Sie bei einem Kind machen können, ist die Hausaufgabenzeit als Strafe für irgendeine Verfehlung anzusetzen. So etwas setzt sich für immer im Bewusstsein des Kindes fest: Hausaufgaben = Strafe.

9. Mit gutem Beispiel vorangehen

Erlebt Sie Ihr Kind, wie auch Sie mal der Arbeit nachgehen? Wie sind Sie dabei drauf? Tun Sie das mit Freude und Konzentration? Erledigen Sie alles zügig nacheinander? Reden Sie gut darüber? Na? Ihr Kind wird nicht Ihren Ratschlägen folgen – es wird Ihrem Beispiel folgen.

10. Nicht Sie sollten Ihr Kind belohnen, Ihr Kind sollte sich selbst belohnen

Eigentlich ein Thema für sich. Motivationsexperten wie Dan Pink haben etwas Wichtiges herausgefunden: Belohnungssysteme sind Kreativitätskiller – und meistens geht auch die Effektivität dabei drauf.

Genau genommen ist es so: Je mehr Intelligenz und Grips eine Aufgabe verlangt, desto schlechter wirkt sich eine Belohnung für diese Aufgabe aus. Je routinemäßiger und stupider eine Aufgabe ist, desto besser funktionieren Belohnungen. Alles klar?

Am besten lassen Sie ganz die Finger davon, Belohnungen für Hausaufgaben anzusetzen und zuzuteilen. Bei mir hat es stattdessen gut funktioniert, wenn meine Tochter sich selbst belohnt hat, nach dem Motto:

„Wenn der Aufsatz fertig ist, mache ich mir einen schönen Kakao.“

Ich hoffe, das hilft. Und wenn Sie einem Moment der Schwäche doch mal die Hausaufgaben Ihres Kindes in erledigen, schreiben Sie genauso unleserlich wie meine Mutter!

 

Eine Kolumne von Béa Beste

Hausaufgaben-Tipps & Tricks von Experten:

Über Béa Beste

© Béa Beste Béa Beste ist Bildungsunternehmerin und Mutter einer großen Tochter, die sich schon im Studium befindet. Im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin plädierte Béa Beste als Expertin im Bereich „Wie wollen wir lernen?“ für eine Lernkultur der Potenzialentfaltung und mehr Heiterkeit in der Bildung. Béa gründete 2006 die bilingualen Phorms Schulen. Nach sechs Jahren als CEO ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und die USA. Inspiriert von internationalen Bildungsinnovationen entwickelte sie das Playducation Konzept: Was wäre, wenn sich Lernen wie Spielen anfühlt? Leider setzte sich das Produkt, die monatliche Tollabox mit Materialien und Ideen für Familien mit Kindern ab drei Jahren, nicht am Markt durch, sodass Béa derzeit neue Ideen entwickelt, um das Konzept digital umzusetzen. Sie führt den Kreativ-Blog der Tollabox als ‘Tollabea’ weiter

Webseite: www.tollabea.de

Twitter: @TOLLABEA | twitter.com/TOLLABEA

Die Kolumne “Die Elternflüsterer”

Im Wechsel flüstern der Journalist Christian Füller und Bildungsunternehmerin Béa Beste den Eltern Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens ins Ohr. 

scoyo fragt: Katia Saalfrank zum Umgang mit Medien in der Familie

Lisa

Diplom-Pädagogin
© Katia Saalfrank

Dank Smartphones, Tablets und PC´s können Eltern immer und überall online sein. Das kann mitunter stressig sein, auch für Kinder. Wir haben Diplom-Pädagogin Katia Saalfrank gefragt, was sie Familien zum Umgang mit Medien rät.

Seit digitale Medien ihren Einzug in den Schul-, Berufs- und Familienalltag feiern, beschäftigt das Thema Medienerziehung Experten und Eltern gleichermaßen: Darf mein Kind ein Smartphone haben? Wenn ja, ab welchem Alter? Und was mache ich, wenn es sich in der digitalen Welt verliert und das neue Gerät nicht mehr weglegen kann oder will?

Umgang mit Medien in der Familie birgt Unsicherheiten

Solche oder ähnliche Fragen beschäftigen die meisten Mütter und Väter. Dabei ist die Suche nach Antworten in punkto Medienzeit, Sicherheit, Konfliktlösung und Co. nichts Neues, sondern hat sich nur verlagert: Waren früher Fernseher, Telefon und ja vielleicht sogar Bücher große Themen am familiären Krisentisch, ist jetzt das Internet an der Reihe. 

Dass der Umgang mit Medien besonders ab dem Pubertätsalter große Verunsicherung in der Familie hervorruft, liegt oftmals daran, dass Mütter und Väter ihren Medienkonsum selbst nicht bewusst reflektieren und nicht genau wissen, was sie eigentlich für gut, richtig oder ungesund bzw. falsch halten. „Wenn ich etwas von meinem Kind möchte, muss ich mir zuerst darüber klar werden, was ich eigentlich möchte”, betont Katia Saalfrank in diesem Zusammenhang.

Wir haben die Diplom-Pädagogin zum Thema Medienerziehung befragt und wollten wissen, was sie Eltern rät, wenn es um den „richtigen” Umgang mit Medien geht. Sie betont dabei, dass digitale Medien und besonders das Internet eine der größten Errungenschaften unserer Zeit sind und Menschen Zugang zu enormen Wissensressourcen verschaffen. Gerade deshalb ist es aus ihrer Sicht wichtig, dass Kinder bewusst und produktiv mit Neuen Medien umgehen. Das wiederum hängt unmittelbar damit zusammen, was Eltern ihren Kindern vorleben und wie medienkompetent sie selbst sind:

7 Tipps von Katia Saalfrank zur Medienerziehung

  1. Machen Sie sich bewusst, welche Einstellung Sie selbst zu den Neuen Medien haben.

  2. Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, wie und wann genau Sie selbst Handy, Computer und Tablet nutzen. Erst dann schauen Sie, wie Ihre Kinder (Neue) Medien nutzen. Der scoyo-Typentest hilft Ihnen dabei und gibt praktische Tipps zur Förderung der Medienkompetenz Ihrer Kinder: >Zum Medienkompetenz-Test 

  3. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Ihre Vorstellungen zum Umgang mit Medien in und außerhalb der Familie und erzählen Sie auch, was Ihnen hilft, die Geräte zur Seite zu legen. So unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, Verantwortung zu übernehmen.

  4. Zeigen Sie Interesse an dem, was der Nachwuchs online macht und bleiben Sie in Kontakt über das, was Kinder in der virtuellen Welt erleben.

  5. Schaffen Sie auch medienfreie Zeiten in der Familie (z. B. bei gemeinsamen Mahlzeiten) und besprechen Sie diese mit Ihren Kindern.

  6. Versuchen Sie bei Ihren Kindern, aber auch bei sich selbst, ein Bewusstsein darüber zu schaffen, wie viel Zeit Sie in der virtuellen Welt verbringen und sensibilisieren Sie so auch für den “Sog”, den Medien ausüben können.

  7. Seien Sie ein gutes Vorbild. Kinder übernehmen sehr häufig Ihre Verhaltensweisen, Werte und Meinungen – auch zu Medien. 

Über Katia Saalfrank

Katia Saalfrank ist Diplom-Pädagogin und blickt auf langjährige Erfahrungen in der Familienarbeit zurück. Sie arbeitet bundesweit in privater Praxis in der Familien- und Erziehungsberatung, wo sie Eltern im Umgang mit ihren Kindern unterstützt. Ziel dabei ist immer, dass Mütter und Väter das Verhalten des Kindes verstehen und so besser reagieren können.

Sicheres Internet für Kinder – Warum Datenschutz auch für die Kleinen ein großes Thema ist

Lisa

Wie machen wir das Internet für unsere Kinder sicher?
© svetabezu/Fotolia

Name, Adresse, Email: Bei so vielen Gelegenheiten sollen wir im Internet unsere Daten eingeben. Doch wie können wir das Internet für unsere Kinder sicherer machen? Wir geben wertvolle Tipps und Anregungen.

Datenschutz im Internet ist ein wichtiges Thema im digitalen Zeitalter, gerade wenn neue Skandale wie von Facebook oder YouTube (2018) wieder deutlich machen: Gesammelte und ausgewertete Daten, selbst von den jüngsten Konsumenten, sind heutzutage höchstinteressant. Gleichzeitig ist das Internet für Kinder eine Selbstverständlichkeit – nahezu jedes Kind im Alter zwischen sechs und Jahren interessiert sich für Smartphones und Laptops, die Hälfte besitzt bereits ein Smartphone. Verteufeln bringt also nichts. Lieber sollten wir mit Kindern konkret über Datenschutz im Internet sprechen. Wie in vielen anderen Bereichen der Erziehung ist hier vor allem gefragt, die Kids frühzeitig für mögliche Stolpersteine zu sensibilisieren, sie auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen einen reflektierten Umgang beizubringen (Medienmündigkeit!). Wie das gelingen kann und was es für Eltern dabei zu beachten gibt, haben wir hier einmal gesammelt.

3 Punkte, die Kinder zum Datenschutz im Internet grundsätzlich verstehen müssen

Eine wichtige Sache gleich vorweg: Ganz prinzipiell haben Kinder ein sehr gutes Gefühl für Privatsphäre und Datenschutz. Stellen Sie sich einfach einmal vor, wie Ihr Kind reagieren würde, würden Sie vorschlagen, anstatt WhatsApp doch am besten das Festnetztelefon im Wohnzimmer zu benutzen, um vor der versammelten Familie die neusten Geheimnisse zu besprechen. Guter Scherz? Diese kategorische Ablehnungshaltung ihrer Kinder gilt es jetzt von der analogen in die digitale Welt zu übertragen. Denn auch das Internet sollte für Kinder ein Ort sein, an dem sie selbst entscheiden, wem sie welche Informationen weitergeben.

Grundlage #1: Datenschutz im Internet – Das Internet nimmt und vergisst nicht

Kinder können die Gefahren im Internet gut einschätzen – wenn man sie ihnen erklärt
© anniespratt/Unsplash

Das ist gerade für ein Kind sehr abstrakt, die Bloggerin Katja Reim hat auf ihrem Blog meincomputerkind.de deshalb Erklärungsbeispiele für Kinder zusammengeschrieben. Eines handelt vom Experiment der Puppe „Anna“, die sich auf die Reise durchs Internet macht. Einmal mit dem Hinweis veröffentlicht, dass „Anna“ gerne verändert werden kann und sich die „Puppenmutti“ über ein Foto von ihrer „Anna“ freuen würde, erhält Katja Reim unzählige Rückmeldungen aus aller Welt. Ihre Tochter war sehr erstaunt, wie schnell sich Daten im Internet verbreiten, was andere Menschen damit anstellen und dass sich Kinder im Internet schützen müssen. Sie sollen ja auch nicht mit fremden Menschen mitgehen. Wenn Kinder die Mechanik verstanden haben, aufzupassen, was sie über sich im Internet verraten, sind sie sehr sensibilisiert dafür, was sie über sich preisgeben.

Grundlage #2: Kinderschutz im Internet – Das Datenpuzzle

Je mehr Teile des Datenpuzzles vorhanden sind, desto klarer wird das Bild
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Verständlicher wird es für Kinder bei dem Vergleich mit einer Milchglasscheibe, hinter der ein Mensch steht. Zuerst ist das Bild sehr verschwommen und man erkennt maximal Umrisse. Je mehr Daten dieser Mensch aber von sich preisgibt, desto klarer wird die Scheibe, bis die Person irgendwann sehr genau zu erkennen ist.

Für die meisten Unternehmen ist es (u.a. für ihre Werbung) wichtig, jeden Menschen hinter der Milchglasscheibe möglichst deutlich zu erkennen. Dazu kommt, dass manche Unternehmen die erhobenen Daten auch weiterverkaufen. Oft willigt man sogar selbst in diese Datenweitergabe ein, weil man sich die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB`s) nicht durchliest, wenn man sich eine App herunterlädt oder bei einem Gewinnspiel teilnimmt. Bedeutet also: Auch wenn im Internet Angebote kein Geld kosten, sind sie nicht unbedingt kostenlos. Denn im Internet sind Daten die neue Währung! Das Internet ist für Kinder dann geschützt(er), wenn sie sich genau darüber bewusst sind. Dann können sie besser reflektieren, wieviel ihnen ihre Informationen „wert“ sind.

Grundlage #3: Datenschutz im Internet – Datenklau

Nicht immer einfach, sich im Datendschungel nicht zu verirren
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Der erste Schritt, um auch Kinder im Internet zu schützen ist Aufklärung. Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, welche Stolperfallen es gibt:

1)  Bezahlvorgänge im Internet am besten im eigenen WLAN durchführen und auf eine sichere Verbindung achten, bei der https:// am Anfang der URL steht.

2) Gehackte Formulare lassen sich über ein fehlendes Impressum oder Rechtschreibfehler erkennen.

3) Sichere Passwörter sind wichtig, um es Betrügern so schwer wie möglich zu machen, an die persönlichen Angaben zu kommen – auch wenn es schwierig ist, sie sich zu merken.

4) Außerdem gilt auch hier: Datensparsamkeit ist eine gute Präventionsmaßnahme. Je weniger Informationen über mich im Netz herumschwirren, desto weniger können Diebe abschöpfen und nutzen.

Um das Internet für Ihr Kind sicherer zu machen, können Sie bei einzelnen Informationen gemeinsam überlegen, was passieren könnte, wenn diese Daten Dritten in die Hände fallen. So wird Ihr Kind schnell selber erkennen können, was es bedenkenlos teilen kann und was lieber privat bleibt. Weitere Tipps finden Sie in unserem Artikel “Gefahren im Internet für Kinder: 5 Tipps, wie Eltern ihre Kinder schützen können”.

Wenn Ihr Kind diese drei Grundsätze verstanden hat, wird es ihm leichter fallen, bewusst und vorsichtig mit seinen Daten umzugehen und den Spaß im Internet dabiei trotzdem nicht zu verlieren. Denn auch wenn das World Wide Web nicht frei von Gefahren ist, so bietet das Internet für Kinder auch viel Nützliches, das sie entdecken können.

Haben Sie noch mehr Tipps? Verraten Sie uns Ihre Erfahrungen hier in den Kommentaren, oder schreiben Sie uns an redaktion@scoyo.de