Manchmal können Diskussionen mit Kindern wirklich an unseren elterlichen Nerven zerren, besonders wenn es um das Thema Medien geht. Um jede Minute am Computer wird gebuhlt, die Spielekonsole mag kaum aus der Hand gelegt werden und das eigene Smartphone ist sowieso Konfliktpunkt Nummer eins im Haus.
Wann akzeptieren Kinder die Regeln zur Mediennutzung?
Wir haben Kinder gefragt, wie sie zu den Regeln stehen, die in ihrer Familie gelten. Heraus kam: Die meisten von ihnen akzeptieren die Regeln zur Mediennutzung am ehesten, wenn sie auch für die Erwachsenen gelten. (Alle Ergebnisse zur Studie.)
Und was heißt das für uns Eltern?
Sollten wir lieber mit unseren Kindern verhandeln, als einfach Regeln zu bestimmen? Und wie sorgen wir dafür, dass die Regeln eingehalten werden? Welche Tabus müssten auch für uns Eltern gelten und wann sollten wir durchgreifen? Wie kann es uns Eltern gelingen, ein Vorbild in Sachen Mediennutzung zu sein und wie können wir typische Streitsituationen lösen? …
Am 24. September von 20 bis 21 Uhr luden wir Mütter, Väter und alle Interessierten zu unserem kostenlosen 5. scoyo Elternabend im Netz ein, der hier im scoyo ELTERN!-Magazin live per Video übertragen wurde. Neben Medienpädagogen, Vätern, Müttern und Medienmachern bringen dieses Mal auch Kinder ihre Perspektive in die Diskussion mit ein: Wie sehen Kinder eigentlich ihre Eltern und was halten sie von den Regeln zur Mediennutzung?
Hier können Sie die Diskussion über Regeln zur Mediennutzung noch einmal anschauen:
Unsere Experten beim 5. Elternabend im Netz:
Tobias Albers-Heinemann, Referent für Medienbildung und Blogger bei medienpädagogik-praxis.de
Tobias Albers-Heinemann ist Dipl. Sozialarbeiter und Dipl. Medienberater, arbeitet als Referent für Medienbildung im Evangelischen Dekanat Ingelheim und bloggt unter www.medienpaedagogik-praxis.de über aktuelle Themen der aktiven Medienarbeit im pädagogischen Kontext. Der zweifache Familienvater und Co-Autor vom „Elternbuch zu WhatsApp, Facebook, YouTube und Co.“ beschäftigt sich zudem in seinem YouTube Kanal www.medienbier.tv mit den Themen Elternbildung und Medienerziehung.
Kristin Langer, Mediencoach und Medienpädagogin bei SCHAU HIN!
Aktiv für Initiative Schau hin!
© Kristin Langer
Die Diplom-Pädagogin Kristin Langer ist Referentin im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen und arbeitet als freie Dozentin in der Lehrer- und Erwachsenenfortbildung. Als Mediencoach und fachliche Beraterin ist sie für die Bundesinitiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ aktiv. „SCHAU HIN!“ informiert Eltern und Erziehende, wie Kinder gut mit Medien aufwachsen, wie sie Chancen nutzen und Risiken meiden. Erfahrung im Bereich der Medienerziehung sammelte die Mutter einer Tochter zudem beim Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland sowie in Schülertrainings und Kita-Veranstaltungen. In der Medienerziehung ist ihr besonders wichtig, dass Eltern sich ihrer Vorbildrolle bewusst sind, ihre Mediennutzung reflektieren und sich regelmäßig über Medien informieren, um ihr Kind kompetent begleiten zu können. Gemeinsame Regeln sollten gut begründet und gemeinsam gelebt werden.
Nico Lumma, COO von Next Media Accelerator, Kolumnist bei bild.de und Blogger auf lumma.de
Nico Lumma arbeitet als COO des Next Media Accelerator in Hamburg. Der Vater von vier Kindern sagt von sich selbst, seit 1995 nicht mehr offline gewesen zu sein. Unter anderem bloggt er im Netz auf lumma.de seit vielen Jahren über „Politik, Social Media, Leben und anderes Gedöns“. Lumma ist Mitglied im Gesprächskreis Netzpolitik des SPD-Parteivorstandes. 2011 gründete er den Verein D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt mit und ist bis heute als Co-Vorsitzender aktiv. Seit 2013 berät der Online-Experte im Landesrat für digitale Entwicklung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz die Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). In seiner Kolumne bei bild.de kommentiert er aktuelle Themen der digitalen Gesellschaft. Nico Lumma gehört zu den meistgelesenen Bloggern des Landes.
Leon Langner und Leopold Banach, Schüler und MedienScouts
Leon Langner und Leopold Banach geben als MedienScouts der Sophie-Barat-Schule in Hamburg Medienworkshops für ihre jüngeren Mitschüler. Die beiden 17-Jährigen besprechen dabei Fragen rund um digitale Medien und soziale Netzwerke mit den Klassen der Unterstufe und sind bei Medienproblemen oft erste Ansprechpartner. Vor vier Jahren haben sich die Schüler vom Hamburger Community Sender TIDE für dieses Projekt ausbilden lassen. Auch außerhalb der Schule setzen sie sich für Jugendmedienschutz ein und weisen bei Tagungen oder Diskussionsrunden auf die Sichtweise derjenigen hin, die es am meisten betrifft. So klären sie auch Erwachsene gerne darüber auf, wie leicht beispielsweise Jugendmedienschutzprogramme zu umgehen sind oder welche Medienregel auch sie für sinnvoll halten.
Moderator: Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo
Daniel Bialecki
Dreifach-Vater und scoyo Geschäftsführer
Der gelernte Diplom-Ingenieur ist seit 13 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig. Auch, weil er selbst dreifacher Vater ist, beschäftigt den 43-Jährigen vor allem, mit welchen Methoden bzw. Mitteln man unseren Kindern den Spaß am Lernen erhalten kann. Gemeinsam mit Pädagogen und renommierten Geschichtenentwicklern baute er von 2007 bis 2009 die virtuelle Lernumgebung von scoyo auf.
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Es ist Halbzeit im Schuljahr. Das bedeutet für Schulkinder: Ende Januar oder Anfang Februar gibt es Zeugnisse. In vielen Familien beginnt jetzt die heiße Phase. Die Kinder sind aufgeregt, wollen ihre guten Leistungen bestätigt sehen oder haben Anst vor schlechten Noten. Auch Eltern erwarten viel von den Bewertungen. Sollte das Zeugnis schlecht ausfallen, ist die Enttäuschung auf beiden Seiten meist groß.
Wie wichtig ist das Zeugnis wirklich?
Viele Eltern fragen sich, wie sie am besten auf die Zeugnisse reagieren sollen:
- Gute Noten loben, schlechte kritisieren? Oder Bewertungen besser gar nicht so ernst nehmen?
- Wie motiviert man Kinder, die sich durch das Zeugnis entmutigt fühlen – ist Zeugnisgeld hier der richtige Weg?
- Und welche Möglichkeiten gibt es, wenn Kinder und Eltern den Eindruck haben, dass Noten nicht gerechtfertigt seien?
Live-Diskussion via Google Hangout vom 21. Januar 2015:
→ Eine Zusammenfassung des Elternabends mit vielen konkreten Tipps finden Sie hier: Schlechtes Zeugnis? Was Eltern tun können (und definitiv nicht tun sollten)
Ihre Fragen zum Thema Zeugnis
Sie als Eltern haben die Möglichkeit, Ihre Fragen zu stellen, via:
Weitere Artikel zum Thema, die Sie interessieren könnten:
Unsere Experten
Josef Kraus, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands
Josef Kraus ist seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Seit 20 Jahren leitet er zudem ein Gymnasium in Bayern. Als Autor veröffentlichte er unter anderem das Buch „Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung“. In schulpolitischen Debatten gilt Josef Kraus als Verfechter einer klar strukturierten Schullandschaft, eines wissensorientierten Unterrichts, eines altersgerechten Leistungsprinzips, zentraler Abschlussprüfungen bei allen Schulabschlüssen und eines umfassenden Verständnisses einer Bildung, bei der auch kulturelle und übernützliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Kraus: „Schulen ohne Zeugnisse – das ist naive Romantik. Schule kann nicht ohne eindeutige Leistungsbilanzen existieren, sonst befände sie sich in einem Elfenbeinturm.“
Christine Skupsch, Elternberaterin und Lerncoach
Christine Skupsch arbeitete nach dem BWL-Studium zunächst im IT-Bereich in Systementwicklung, Programmierung und als Dozentin. Als Quereinsteigerin in die Schule unterrichtete sie Informatik und Politik/Wirtschaft an beruflichen sowie allgemeinbildenden Schulen. Die eigenen Kinder animierten sie zur Beschäftigung mit dem Thema „Hochbegabung“. Die ehrenamtliche Tätigkeit als Elternberaterin führte zum berufsbegleitenden Masterstudium „psychosoziale Beratung und Sozialrecht“ mit Abschluss als Counsellor. Seit 2009 berät Christine Skupsch viele Eltern zu Fragen hinsichtlich Hochbegabung, Förderung des Kindes, schulische Entwicklung sowie Medienkompetenz. Kinder und Jugendliche coacht sie bezüglich Potenzialentfaltung, Lernen lernen und verantwortungsvollem Umgang mit digitalen Medien.
Gabriele Patzschke, Gründerin der Akademie für Matrisophie und motherbook.de
Die Mutter von vier Kindern und neuerdings Großmutter ist Juristin, Mediatorin (MM) und Coach (FU-Berlin). Seit Langem beschäftigt sich die Unternehmerin und Bloggerin mit dem Thema des Lebenslangen Lernens. Voraussetzung für guten Lernerfolg ist ihrer Ansicht nach „eine neue Kultur der Potenzialentfaltung in unseren Ausbildungsstätten, die versucht, den eigenen Antrieb, die Liebe zur Sache und lebendige fachliche Neugier als Basis des Lernens zu nutzen“. Noten erscheinen ihr in diesem Zusammenhang als untauglich. Sie könnten sogar eine Bremsfunktion haben, wenn ihnen zu viel Bedeutung beigemessen würde, so Patzschke. Ein virtueller Briefwechsel zum Thema ist nachzulesen auf motherbook.de.
Profile im Netz
Akademie für Matrisophie: www.matrisophie.com
Angelika Stein, Lerntrainerin und Journalistin
Nach dem Jura-Studium erkannte Angelika Stein, dass ihre Liebe der Arbeit mit jungen Menschen gehört und eröffnete vor 28 Jahren ein Lernstudio, in dem sie Kinder und Jugendliche coacht. Vor acht Jahren gründete sie zudem „Schule sorglos“, ein Netzwerk von über 100 Coaches, die Kindern individuelles Lernen vermitteln. Die eigenen Erfahrungen mit dem Schulsystem bewegten sie dazu, Lösungen zu finden, mit denen Menschen ihr Potenzial besser erschließen können. Stein: „Jeder Mensch verfügt über eine innere Schatztruhe mit unglaublich vielen Talenten, Möglichkeiten und Begabungen. Die Realität sieht aber so aus, dass die Schule oft Menschen entlässt, die nicht an ihre Fähigkeiten glauben.“ Ihr Ziel: Menschen von sich selbst zu begeistern, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und ihnen Wege zum bestmöglichen Lernen zu zeigen. So funktioniere lebenslanges Lernen.
Moderator: scoyo-Geschäftsführer Daniel Bialecki
Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo
© scoyo
Der gelernte Diplom-Ingenieur ist seit 13 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig. Auch, weil er selbst dreifacher Vater ist, beschäftigt den 43-Jährigen vor allem, mit welchen Methoden bzw. Mitteln man unseren Kindern den Spaß am Lernen erhalten kann. Gemeinsam mit Pädagogen und renommierten Geschichtenentwicklern baute er von 2007 bis 2009 die virtuelle Lernumgebung von scoyo auf.
Aufzeichnung des Live-Hangouts am 22.02., 20-21 Uhr:
Die einen schwören auf Hausaufgaben. Sie setzen auf die Verbesserung der Lernleistungen, sehen einen Gewinn an Eigenverantwortung und Selbständigkeit und halten sie für ein gutes Feedback an die Lehrer über den Lernstand der einzelnen Schüler.
Die Kritiker der Hausaufgaben beklagen die zeitliche Überlastung der Kinder und den Mangel an Freizeit. Sie wollen das Lernen generell in der Schule lassen – auch um allen Schülern gleiche Chancen zu ermöglichen.
Der Bildungsjournalist Armin Himmelrath spricht gar von Freiheitsberaubung und möchte das vermeintliche Übel am liebsten ganz abschaffen. Eine forsa-Umfrage von scoyo zeigt wiederum, dass mit 75 Prozent die Mehrheit der Eltern an den Hausaufgaben festhalten will.
Eltern sehen sich zwischen den Fronten – Experten geben Tipps
Beim 6. scoyo Elternabend im Netz diskutierten wir mit Experten über das Thema, das aktuell ordentlich für Zündstoff sorgt. Wir antworteten auf brennende Fragen, wie:
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Wann und in welchem Rahmen machen Hausaufgaben Sinn?
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Was kann ich als Elternteil tun, wenn ich das Gefühl habe, dass sie überhaupt keinen Sinn machen?
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Sollte ich bei den Hausaufgaben helfen (in welcher Form) oder die Aufgaben komplett bei den Kindern lassen – auch wenn das schief geht?
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Was kann ich tun, wenn sich mein Kind überlastet fühlt und/oder die Hausaufgaben gar nicht ohne Hilfe schaffen kann?
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Wie viel Zeit pro Klassenstufe, Tag und Woche ist angemessen (bei welcher Schulform)?
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Wie reagiere ich am besten, wenn mein Kind sich weigert, seine Hausaufgaben zu machen und ich ständig motivieren muss? Und es am Ende deshalb immer wieder Streit in der Familie gibt?
►Unsere Zusammenfassung mit den besten Tipps vom Elternabend finden Sie hier: Mein Kind will keine Hausaufgaben machen! 7 Tipps, was Eltern tun können
Alles zum Thema Hausaufgaben im ELTERN!-Magazin:
Die Experten beim 6. scoyo Elternabend im Netz
Armin Himmelrath, freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist sowie Gründer und Mitinhaber des Medienbüros Köln
Armin Himmelrath
© Jessica Meyer
Armin Himmelrath ist freier Journalist, Buchautor und Moderator. Er arbeitet für verschiedene Print-, Online- und Hörfunkredaktionen wie Spiegel Online, Deutschlandradio und den WDR. Seine Themenschwerpunkte sind Schule und Hochschule sowie Bildungs- und Sozialpolitik. Sein Buch „Hausaufgaben – Nein Danke!“ erregte 2015 großes Aufsehen. Der dreifache Vater empfindet Hausaufgaben als pädagogischen Unsinn und Zeitverschwendung. Stattdessen fordert er selbstständige Lernphasen in der Schule.
Tonia von Gunten, Bloggerin, Eltern- und Erwachsenencoach, Autorin
Tonia von Gunten ist Elterncoach, Pädagogin, Bloggerin und Autorin des Buches „Sollte aufräumen – will aber nicht.“ Die Schweizerin gründete nach mehreren Jahren Unterrichtstätigkeit das Programm Elternpower – mit dazugehörigem Blog. In Beratungen, Workshops, Vorträgen und Kursen unterstützt die zweifache Mutter Eltern und Fachleute im täglichen Umgang mit Kindern. Ihr Ziel: die Beziehungskompetenz von Eltern und Lehrpersonen zu stärken und dadurch frische Energie in die Familien und Schulen zu bringen.
Nina Massek, Bloggerin und Buchautorin
Nina Massek
© Anne Kreuz
Nina Massek betreibt seit fünf Jahren den satirischen Familienblog „Frau Mutter“. Darin berichtet die studierte Literatur- und Medienwissenschaftlerin unter anderem aus ihrem Leben mit Mann und zwei Kindern (fünf und neun Jahre alt). 2015 erschien ihr Buch „Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs: 20 wunderbare Flunkereien, die Eltern das Leben erleichtern“. Vor ihrer Zeit als Bloggerin war die heute 41-Jährige zehn Jahre lang im Bereich PR und Kommunikation tätig. Hausaufgaben findet sie sinnvoll, wenn sie von den Kindern auch alleine geschafft werden können und nicht die Eltern das Heft sprichwörtlich an sich reißen müssen.
Profile im Netz: Blog: www.frau-mutter.com | Facebook | Twitter: @FrauMutter
Peter Silbernagel, Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen
Peter Silbernagel ist Studiendirektor am Goethe-Gymnasium in Stolberg und seit 2002 der Vorsitzende des Philologen-Verbandes Nordrhein-Westfalen. Der Lehrer für Mathematik und katholische Theologie hält Hausaufgaben für notwendig und für pädagogisch absolut sinnvoll: „Die Tatsache, dass sich Schülerinnen und Schüler selbstständig mit dem Lernstoff auseinandersetzen, ihn verarbeiten, ihn einüben, ihn vielleicht auch erweitern und sich eben intensiv damit beschäftigen, ist vom Pädagogischen her absolut sinnvoll“, so Silbernagel im Westdeutschen Rundfunk (WDR).
Profile im Netz: Website: https://www.phv-nw.de/ I Facebook I Twitter: @phv_nw
Moderatorin: Nicola Wessinghage
Nicola Wessinghage ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der Hamburger Kommunikationsagentur Mann beißt Hund. Seit über vier Jahren berät und unterstützt sie scoyo mit ihrem Team bei der Auswahl von Themen und arbeitet aktiv an der Ausarbeitung und Umsetzung mit. Nicola Wessinghage hat zwei Kinder und interessiert sich für das Thema Bildung auch vor gesellschaftlichem Hintergrund. In ihrem privaten Blog Inkladde schreibt sie über Medien und Gesellschaft – und zum Thema Hausaufgaben.
Ich weiß, dass ich nicht weiß – diese sokratische Weisheit ist gerade in Bezug auf unsere Zukunft wahrscheinlich ein guter Wegweiser. Vor allem weil er Neugierde weckt und Offenheit für Unbekanntes als natürliche Eigenschaft wählt. Wir Eltern stehen dabei aber auch noch vor der Mammutaufgabe, unsere Kinder auf ein immer komplexeres und technologiegetriebeneres Leben bestmöglich vorzubereiten. Denn lange geht es nicht mehr darüber, ob es notwendig ist, sondern täglich drängt sich das “Wie” auf.
In diesem Zusammenhang stolpern wir immer wieder über Stichwörter wie „Medienerziehung“ oder „Digitalkompetenzen“. Sie sollen die Inhalte umschreiben, die in der Erziehung und Ausbildung ein einer digitalen Kindheit nicht fehlen dürfen. Aber wenn ich heute noch nicht weiß, welche Technologien und welche Berufe es in 20 Jahren geben wird, wie kann ich trotzdem dafür sorgen, dass sich mein Kind sowohl in der Arbeitswelt, aber auch im normalen Leben gut zurechtfindet? Müssen Kinder wirklich programmieren lernen? …
Hier geht es zu Zusammenfassung “10 Alltags-Tipps für die digitale Erziehung” und vielen weiteren Empfehlungen der Experten.
Wie können Eltern Kinder kompetent in einer „digitalen Kindheit“ begleiten? Tipps von Experten
Diesen und vielen weiteren Fragen wollen wir gemeinsam mit Wonder Workshop im Rahmen des 8. scoyo Elternabend im Netz am 5.10.17 um 20 Uhr nachgehen. Denn klar ist, digitale Kompetenzen sind mehr als die Bedienung eines Smartphones. Aber keine Sorge, Eltern können ihre Kinder auf dem (Lern-)Weg durch die digitale Welt sehr gut begleiten! Gemeinsam mit Experten aus Pädagogik, Wissenschaft, Politk und Elternbloggosphäre wollen wir für Sie eine praxistaugliche Orientierung zu den vielen Fragen finden, die Sie zu diesem Thema bestimmt haben. Die Diskussion „Arbeitswelt 4.0: Welche (digitalen) Kompetenzen brauchen Kinder wirklich?“ können Sie live auf dem scoyo-Facebook-Kanal verfolgen.
Diese ExpertInnen diskutieren mit uns:
- Anne-Luise (Alu) Kitzerow, Mutter von drei Kindern und Bloggerin auf grossekoepfe.de. Gsellschaftspolitisch engagiert zu Themen wie „Zukunft der Arbeit“ und Unternehmenskultur.
- M.Sc. Sabine Claßnitz: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe “Creative Media – Forschung und Entwicklung” an der HTW Berlin, mit den Schwerpunkten Interaktive Medien, Medieninformatik, Digitale Spiele, Interaktives Lernen, Mutter eines Sohnes und HABA-Digitalwerkstatttrainerin
- Stephanie Jansen, Pädagogin und ehemalige Leiterin der Phorms Grundschule Berlin Mitte
- Jennifer Reker, Sprecherin des Girls` Day und Dreifachmutter
- Stefanie Kaste, Referentin für Digitale Bildung, Initiative D21 und Zweifachmutter
- Anna Luz de Léon, Mutter von drei Kindern im Grundschul- und Gymnasialalter und bloggt auf berlinmittemom.com unter anderem zu Schul- und Bildungsthemen mit besonderem Schwerpunkt auf dem Umgang mit digitalen Medien in Familien
- Moderation: Béa Beste (Schulgründerin und Bloggerin auf tollabea.de)
UPDATE: Xavier hat leider einige Expertinnen vom Winde verweht und wir haben in einer kleinen, aber sehr feinen Runde mit Alu Kitzerow, Stephanie Jansen, Stefanie Kaste und Christopher Cederskog diskutiert. Hier gibt es den gesamten Elternabend im Netz zum Nachgucken.
Im Mittelpunkt unserer Diskussion stehen immer konkrete Hilfestellungen und Tipps für Eltern, dieses Mal zu folgenden Themen:
- Welche Kompetenzen werden in Zukunft überhaupt wichtig sein?
- Ab wann ist es empfehlenswert, Kinder im Umgang mit neuen Technologien zu “trainieren”?
- Welche Geräte sind für welches Alter passend?
- Muss mein Kind programmieren lernen?
- Wie viel Zeit vor dem Bildschirm ist in Ordnung?
- Was können wir vom Bildungssystem in den kommenden Monaten und Jahren erwarten?
- Wie bekommt mein Kind eine gute Vorstellungen von den Möglichkeiten aber auch Gefahren der digitalen Welt?
- Wie stärke ich mein Kind konkret für die Zukunft?
- Wo gibt es gute Inhalte für mein Kind?
- Welche Regeln helfen?
- Welche Möglichkeiten gibt es, sich umfassend zu informieren, welche Anlaufstellen kann ich nutzen?
Digitale Kompetenzen: Ihre Fragen und Gedanken zum Thema
Gerne wollen wir Ihre Fragen und Gedanken zum Thema am 8. scoyo Elternabend im Netz (und auch danach) aufgreifen. Schreiben Sie uns!
In Verbindung mit unserem Elternabend gibt es auch dieses Jahr ein Gewinnspiel: Nutzen Sie die Chance auf tolle „Digitale Kindheit Survival-Kits”, wie ein Dash Lernroboter oder das Buch „Ab ins Netz?!“ von Katja Reim, mit tollen Tipps der Bloggerin. (beendet)
Der 8. scoyo Elternabend im Netz: zusammengefasst für Sie
Die Ergebnisse des 8. scoyo Elternabends im Netz und viele weitere Tipps finden Sie
1. Vielfältige Schreibanlässe schaffen
Achten Sie im Alltag auf Schreibanlässe und ermuntern Sie Ihr Kind, diese umzusetzen. Ideen und Möglichkeiten gibt es zahlreiche. Lassen Sie Ihrem Kind doch mal den Einkaufszettel für den Wocheneinkauf schreiben oder auch kleine Notizzettel und Einträge im Familienkalender. Nutzen Sie Anlässe wie Geburtstage, Weihnachten oder den Urlaub um gemeinsam Briefe, Karten und auch Wunschzettel zu gestalten. Auch die Packliste für den nächsten Urlaub oder Tagebuch-Einträge integrieren die Handschrift einfach in den Alltag.
2. Abwechslungsreiche, spielerische Übungen anbieten
Kinder möchten nicht stupide üben – neue Anregungen sind wichtig! Das häufige Wiederholen von Buchstaben-Formen reicht nicht aus. Spielerische Übungen, die beispielsweise in eine Abenteuer Geschichte eingebettet sind, sprechen den Spieltrieb und die Lust auf Neues an.
Aufeinander aufbauende Aufgaben, in denen z. B. Rätsel gelöst werden, motivieren Kinder zu weiteren Übungen. So lernt es ganz nebenbei und macht motivierende Erfahrungen beim Schreiben und dem Umgang mit dem Stift.
Spannende Abenteuer gepaart mit Schreibmotorik-Übungen finden Sie z. B. in der Heftreihe von STABILO Education „Die 4-Entdecker-Freunde“.
3. Überforderung vermeiden
Achten Sie darauf, Ihre Kleinen beim Malen nicht mit zu schwierigen Formen zu überfordern und Ihre Schulkinder nicht zu große Textmengen schreiben zu lassen. Kleinere Schritte und Aufgaben führen zu schnelleren Erfolgserlebnissen, die die Motivation steigern.
4. Vorbild sein
Ihre Kinder beobachten Sie und wissen ganz genau, was Sie tun oder lassen. Falls Sie es noch nicht tun – greifen Sie häufiger zu Stift und Papier! Sei es der demonstrativ geschriebene Einkaufszettel, eine kleine Botschaft auf der Brotdose oder die klassische Merkhilfe auf dem Handrücken. Achten Sie dabei möglichst auf ein ordentliches Schriftbild und die eigene Stifthaltung. Ihre Kinder schauen sich alles ganz genau ab.
5. Kindgerechte und ergonomische Stifte aussuchen
Schreibgeräte sollten eine gute Farbabgabe haben und ergonomisch sein. Wenn sie gut in der Hand liegen, eine weiche Grifffläche haben, fördern sie eine unverkrampfte Stifthaltung. Wer seinen Stift mag, der schreibt auch gerne. Am besten suchen Sie gemeinsam die passenden Stifte aus. Das steigert die Vorfreude aufs Ausprobieren.
6. Viel loben
Grundschulkinder lassen sich gut durch Lob und Ermutigung motivieren. Reagieren Sie immer wieder erfreut auf die kleinen Schriftstücke Ihres Kindes und zeigen Sie, wie toll Sie das finden. Wichtig ist, Kinder nicht nur für exaktes Aus- oder Nachmalen zu loben. Denn für das Schreiben lernen sind flüssige Bewegungen mindestens genauso wichtig – lieber flüssig schreiben als stockend denken.
Auch Urkunden für das erfolgreiche Bearbeiten eines Übungsheftes dienen der Motivation und sind eine schöne Belohnung. Zu finden z. B. in den Übungsheften „Die 4-Entdecker-Freunde“ von STABILO Education.
Über die Autorin
Lisa Meister ist Expertin für das Thema „Schreiben lernen“ und möchte Begeisterung für das Schreiben mit der Hand wecken. Darum setzt sie sich mit STABILO Education für das spielerische Training der Schreib- und Graphomotorik ein. Das Ergebnis sind innovative und motivierende Übungshefte, Bücher, digitale Analyse-Stifte mit Apps für alle Altersstufen.
*Dieser Artikel ist in Kooperation mit STABILO Education entstanden.
Ob ein Kind in Mathematik zusätzlich gefördert werden muss, ist meist relativ leicht zu erkennen. Doch in anderen Bereichen, wie dem Schreiben, muss näher hingesehen werden.
Inhalt dieses Artikels: anzeigen
Häufig täuscht z. B. ein formschönes und leserliches Schriftbild über andere Defizite hinweg, wie z. B. starkes Aufdrücken und langsames Schreiben. Diese führen jedoch dazu, dass Kinder im Unterricht nicht mitkommen, bei Tests nicht rechtzeitig fertig werden oder durch verkrampfte, schmerzende Hände die Lust am Schreiben und Lernen verlieren. Es gilt also auch hier frühzeitig und gezielt zu fördern. So identifizieren Sie möglichen Förderbedarf bei der Handschrift Ihrer Kinder:
1. Schreibprobleme und ihre Ursachen einfach erkennen
Vier Faktoren beeinflussen unsere Schreibbewegungen und können die Ursache für Probleme beim Schreiben sein. Die sogenannten Schlüsselkompetenzen der Schreibmotorik – Druck dosieren, Tempo steuern, Formen üben und Rhythmus finden.
Beantworten Sie durch Beobachtung Ihrer Kinder folgende Fragen:
Druck dosieren: Schreibt mein Kind verkrampft und drückt zu stark auf?
- Sind die Hände verkrampft, sodass die Fingerknöchel weiß hervortreten?
- Drückt das Geschriebene durch und ist noch auf der Folgeseite sichtbar?
- Klagt das Kind über Schmerzen in der Hand, Arm oder Schulter oder schüttelt die Hand beim Schreiben aus?
Form üben: Schreibt mein Kind unleserlich?
- Haben Lehrkräfte und auch Sie schon häufiger angemerkt, dass Geschriebenes nicht lesbar ist?
- Sind Hefteinträge unordentlich und unübersichtlich?
- Fällt es Ihrem Kind schwer, gleichmäßige Formen (z. B. Kreis) zu zeichnen?
Tempo steuern: Schreibt mein Kind zu langsam?
- Sind Hefteinträge häufig nicht vollständig ausgefüllt?
- Bei Tests und Diktaten wird Ihr Kind häufig nicht fertig, kann nicht alle Aufgaben bearbeiten?
- Braucht Ihr Kind für Hausaufgaben sehr lange, weil es langsam schreibt?
Rhythmus finden: Schreibt mein Kind nicht flüssig?
- Kippen Buchstaben in verschiedene Richtungen und sind Abstände häufig unterschiedlich?
- Wirkt das Schriftbild insgesamt unregelmäßig und ungleichmäßig?
- Kann Ihr Kind z. B. keine Wellenlinien gleichmäßig malen, ohne mit dem Stift zu pausieren?
2. Mit gezielten Übungen unterstützen und Probleme lösen
Sie konnten eine oder mehrere Fragen bejahen? Dann ist schon der erste Schritt getan, denn nun können Sie Ihr Kind mit ganz gezielten Übungen in den einzelnen Kompetenzen unterstützen.
Druck dosieren – locker schreiben lernen:
Schreiben und schreiben lernen verlangt häufig die ganze Konzentration der Kinder und versetzt sie unter Anspannung – welche sich oft auch auf Stift und Papier überträgt. Dann wird teilweise so fest aufgedrückt, dass die Schreibspuren noch auf den nächsten Seiten zu sehen sind. Bei so hohem Krafteinsatz verwundert es nicht, wenn die Schreibhand schnell ermüdet oder wehtut. Somit ist es wichtig zu lernen, den Druckeinsatz beim Schreiben zu dosieren. Mit Schreibmotorik-Übungen zum Förderschwerpunkt Druck können Kinder trainieren, locker und ausdauernd zu schreiben.
Form üben – lesbar schreiben lernen:
Eine lesbare Schrift zeichnet sich dadurch aus, dass Buchstaben eindeutig und schnell erkannt, d. h. gelesen, werden können. Das ist dann möglich, wenn die ausschlaggebenden Charakteristika jedes Buchstabens eingehalten werden. Wichtig ist, dem Kind verständlich zu machen, wann ein Buchstabe lesbar und gut erkennbar ist und wann nicht mehr. Durch gezielte Übungen, in denen die Kinder lernen die Grundformen der Buchstaben zu verinnerlichen, wird eine leserliche und automatisierte Handschrift von Anfang an gefördert.
Tempo steuern – schneller schreiben lernen:
Zu Beginn konzentrieren sich Schreibanfänger oft so sehr auf den einzelnen zu schreibenden Buchstaben, dass sie zu langsam werden. Das kann vor allem in höheren Schulklassen zu Leistungsproblemen führen, z. B. bei Aufsätzen oder bei Diktaten. Können die Buchstaben, ohne nachzudenken, also automatisiert, zu Papier gebracht werden, geht das Schreiben zum einen schneller, und es bleibt zum anderen mehr Konzentration für die Inhalte übrig.
Um schnell schreiben zu lernen, sollten Buchstaben und Formen mit dem Fokus auf Geschwindigkeit trainiert werden. Durch gezieltes Training mit dem Förderschwerpunkt Tempo, klappt es leichter mit dem schnellen Schreiben.
Rhythmus finden – flüssig schreiben lernen:
Eine große Herausforderung für Schreibanfänger ist es, ein gleichmäßiges Schriftbild zu entwickeln. Es ist wichtig, dass jeder seinen individuellen Schreibrhythmus findet, denn durch gleichmäßige Bewegungen ermüdet die Hand auch bei längeren Texten weniger schnell. Spielerische Übungen zum Förderschwerpunkt Rhythmus fördern die Schreibmotorik und helfen Kindern, den individuellen Bewegungsrhythmus zu automatisieren.
Lisa Meister ist Expertin für das Thema „Schreiben lernen“ und möchte Begeisterung für das Schreiben mit der Hand wecken. Darum setzt sie sich mit STABILO Education für das spielerische Training der Schreib- und Graphomotorik ein. Das Ergebnis sind innovative und motivierende Übungshefte, Bücher , digitale Analyse-Stifte mit Apps für alle Altersstufen.
*Dieser Artikel ist in Kooperation mit STABILO Education entstanden.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Mehrsprachigkeit für den Menschen grundsätzlich kein Problem darstellt. Die Sprachlernfähigkeit ist sogar prinzipiell darauf ausgerichtet. Der Großteil der Weltbevölkerung wächst mehrsprachig auf, Einsprachigkeit dagegen ist eher ein europäisches Phänomen. (Mehr dazu: Mehrsprachigkeit bei Kindern und Erwachsenen)
Während Kinder hierzulande lange erst in der weiterführenden Schule eine Fremdsprache erlernten, entwickelte sich in den letzten Jahren ein Trend hin zur mehrsprachigen Erziehung sehr kleiner Kinder. Teil eines Förderwahns? Vielleicht, wenn Eltern selbst keine Muttersprachler sind und/oder ihre Kinder Vokabeln und Grammatik pauken lassen.
Doch wenn man es richtig angeht, bringt es viele Vorteile mit sich, im frühen Kindesalter mehrere Sprachen zu lernen:
Inhalt dieses Artikels:
1. Vorteile mehrsprachiger Erziehung – und ein großes Achtung!
- Weitere Sprachen zu lernen fällt leichter: “Multilingual erzogene Kinder lernen später auch andere Fremdsprachen leichter, weil sie schon früh ein Gefühl für die Systematik hinter einer Sprache entwickeln”, sagt Nicola Küpelikilinc, Psychologin und Fachreferentin für Sprachförderung der Stadt Hanau gegenüber Spiegel Online.
- Kreativität, Flexibilität und Empathie: Außerdem, so Küpelikilinc, seien ihre kommunikativen Kompetenzen meist ausgeprägter und sie könnten kreativer auf ihren Alltag reagieren. Es gibt außerdem Hinweise, dass mehrsprachige Kinder schneller und gezielter Informationen verarbeiten können. Und: Sie könnten sich besser in andere Menschen hineinversetzen als gleichaltrige Kinder, die nur eine Sprache sprechen.
- Interkulturelle Kompetenzen: Dazu erweitern Fremdsprachen natürlich den Kreis an Personen, mit denen gesprochen werden kann, ungemein. Durch die Beschäftigung und Wertschätzung anderer Sprachen kann auch das Interesse für andere Kulturen gefördert werden – ein Schritt hin zu einer offenen und toleranten Gesellschaft.
ACHTUNG: Wichtig bleibt dabei, dass dem Kind nichts aufgezwungen wird. Lernstress kann zu negativen Assoziationen mit der Sprache führen – dadurch können Kinder langfristig die Motivation und den Spaß daran verlieren.
2. Sprachentwicklung bei Kindern – in diesem Alter lernen wir am besten
Die Sprachentwicklung bei Kindern verläuft zeitlich sehr unterschiedlich. Einige wenige Kinder können bereits mit zehn Monaten erste Wörter deutlich aussprechen, andere erst mit 20 oder 30 Monaten. Auch darum gibt es keinen wissenschaftlich belegten optimalen Zeitraum, in welchem Kinder besonders gut Fremdsprachen lernen.
Aber: Die Fähigkeit, eine Sprache als Muttersprache zu erwerben, verändert sich ab dem dritten bis vierten Lebensjahr deutlich und nimmt ab etwa sieben Jahren weiter stark ab.
Dass Erwachsene immer schlechter Sprachen lernen als Kinder, ist wiederum nicht eindeutig bewiesen. Sie lernen eben anders. Kinder lernen spielerisch und durch Nachahmen und Ausprobieren, Erwachsene lernen dagegen eher systematisch. Kinder, die früh eine andere Sprache lernen, können aber im Gegensatz zu erwachsenen Lernern ein muttersprachliches Niveau bei Akzent, Aussprache und Grammatik erreichen. Bei Erwachsenen ist dies selten der Fall.
3. Kinder mehrsprachig erziehen? Wichtige Rahmenbedingungen:
- Ganz natürlich: Sprachen lernen zu können, ist Kindern angeboren, sie bringen das Handwerkszeug dazu quasi mit auf die Welt. Ganz natürlich und spielerisch lernen sie im Laufe der Zeit mit Wörtern, Sätzen und Satzbau umzugehen. Vokabeln pauken oder systematisch Grammatik lernen müssen sie dazu nicht.
- Enge Beziehung zwischen Sprecher und Kind: Kinder brauchen Sprachvorbilder, mit denen eine direkte und intensive Kommunikation möglich ist. Eine vertraute Bezugsperson ist dafür optimal geeignet, da ein Kind dieser zuhört und über Themen spricht, die für es selbst wichtig sind.
- Muttersprachler: Wenn Ihr Kind mehrsprachig aufwachsen soll, ist es wichtig, dass die Sprache von den “Sprechenden” sehr gut beherrscht wird (wenn Sie nicht selbst Muttersprachler sind, können vielleicht Verwandte wie Oma und Opa, Erzieher oder Lehrer Ihrem Kind eine Fremdsprache näher bringen).
- Feste Sprachregeln: Besonders in den ersten vier bis fünf Lebensjahren ist es förderlich, wenn die Bezugspersonen konstant in einer Sprache sprechen, zum Beispiel Mama Deutsch und Papa Türkisch. Ebenso kann die Unterteilung in eine Familien- und eine Umgebungssprache (Kita, Schule) helfen.
- Anreize bieten: Kinder lernen am erfolgreichsten, wenn sie (spielerische) Erfahrungen mit allen Sinnen machen. Ein paar Tipps:
- Sprechen Sie über Alltägliches, Dinge im Haushalt, über Ihre Erlebnisse, Liebe, Ihren Ärger … Eine bunte und vielfältige Sprache beeinflusst den Wortschatz und die Grammatik positiv.
- Schauen Sie fremdsprachige Filme oder Bücher an, oder hören Musik und Hörspiele.
- Auch Fingerspiele, Reime und Gedichte eignen sich gut, um spielerisch mit Fremdsprachen in Kontakt zu kommen.
- Zeit investieren: Ein Kind lernt nicht automatisch eine Zweitsprache, nur weil diese ab und zu mit ihm gesprochen wird. Unter anderem spielt die zeitliche Intensität eine wichtige Rolle. Wenn ein Kind eine andere Sprache quasi nebenbei lernen soll, muss es diese also möglichst häufig in seinem Umfeld hören.
- Ausgeglichenheit: Häufigkeit und Dauer, mit der das Kind mit den verschiedenen Sprachen in Kontakt kommt – zum Beispiel inner- und außerhalb der Familie –, sollten möglichst ausgeglichen sein.
- Gleichstellung aller Sprachen: Alle Sprachen und die dazugehörigen Kulturen sollten die gleiche Wertschätzung erhalten. Eine Sprache/Kultur also nicht besser oder schlechter bewertet werden als eine andere. So können die Kinder eine positive Beziehung zu den Sprachen aufbauen.
- Dranbleiben: Kinder können Sprachen, die sie einmal gelernt haben, auch wieder komplett verlernen, wenn sie keine Möglichkeit haben, diese anzuwenden.
Mehrsprachigkeit im Kindergarten – Darauf sollten Sie achten:
Eine Möglichkeit, Kinder mehrsprachig zu erziehen, bieten bi- oder multilinguale Kitas. Dort gibt es neben Deutsch eine oder mehrere weitere Sprachen, die von den Erziehern gesprochen werden. Multilinguale Kinder können in diesen Kitas ihre Familiensprachen anwenden und vertiefen, aber auch Kinder ohne andere Familiensprachen als Deutsch können so verschiedene Sprachen erlernen.
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie eine mehrsprachige Kita für Ihr Kind suchen:
- Feste Sprachregeln, wie “eine Person – eine Sprache”. In vielen mehrsprachigen Kitas sprechen die jeweiligen Erzieherinnen oder Erzieher mit den Kindern konstant in jeweils einer Sprache.
- Erzieher sollten Muttersprachler sein.
- Die Fachkräfte, welche die Fremdsprachen mit den Kindern sprechen, sollten in den jeweiligen Gruppen dauerhafte Erzieher sein, damit die Kinder eine enge Beziehung zu ihnen aufbauen können.
- Genügend mehrsprachige Anreize auf verschiedenen Ebenen: Singen, Literatur und Musik aber auch Gesprächsrunden, in denen die Kinder sich in den Sprachen ausprobieren können.
Hinweis: Fremdsprachenkurse, die zum Beispiel einmal wöchentlich in der Kita stattfinden, ergeben weniger Sinn. Die Kinder werden meist von einem externen Lehrer, zu dem sie keine intensive Beziehung haben, unterrichtet. Sie kommen nur punktuell im Rahmen des Unterrichts mit der Sprache in Berührung und nicht kontinuierlich in ihrem Kita-Alltag.
Mehrsprachigkeit in der Schule – Darauf sollten Sie achten:
Damit das Kind die Sprache nicht wieder verlernt, hilft es sehr, wenn es diese kontinuierlich hört und spricht. Hat der Nachwuchs also einen bi- oder multilingualen Kindergarten besucht, kann der Besuch einer mehrsprachigen Schule sinnvoll sein, um die Sprachkenntnisse weiter zu festigen.
Dort werden ganze Schulstunden in unterschiedlichen Fächern in verschiedenen Sprachen abgehalten, und nicht – wie an „normalen“ Schulen oft üblich – etwa nur im Englischunterricht. So können die Kinder in verschiedenen Kontexten mit den Fremdsprachen in Kontakt kommen und ganz in diese eintauchen. “Immersionsunterricht” nennt sich dieser Ansatz. Auch hier gilt ebenso wie im Kindergarten: Achten Sie auf ein umfassendes Konzept und muttersprachliche Lehrer, die dauerhafte Bezugspersonen sind.
Unser Fazit: Mehrsprachigkeit ja, aber bitte mit Spaß!
Grundsätzlich ist das Kindesalter also eine wunderbare Zeit, um Fremdsprachen zu lernen. Das Wichtigste bleibt dabei allerdings, dass Kinder die verschiedenen Sprachen gern sprechen und weitestgehend mühelos in ihren Alltag integrieren. Falscher Ehrgeiz der Eltern, der zu Druck und Stress führt, sollte unbedingt vermieden werden.
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Am Nachmittag die Hausaufgaben machen, sich für die nächste Klassenarbeit vorbereiten oder das anstehende Referat ausarbeiten – bei vielen schulpflichtigen Kinder dominiert das Lernen den Alltag und findet nicht selten auch in der Freizeit des Kindes statt. Notendruck, langweiliger Unterricht und uninteressante Themen helfen nicht gerade dabei, die Schüler zu motivieren. Das schürt eine negative Haltung gegenüber dem Lernen. Lernfrust entsteht. Die Schüler suchen immer mehr Ausflüchte, um das Lernen zu vermeiden. Das ist durchaus keine Lappalie, wie Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo, erklärt: “Manchmal entwickeln sich daraus körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, andere leiden unter psychischen Belastungen.”
Lernfrust ist weit verbreitet
Die Freude am Lernen sinkt mit steigendem Alter rapide. Bei einer Studie von ZEIT Leo und scoyo gaben 53 % der befragten Sechsjährigen an, Spaß am Lernen zu haben, bei den Dreizehnjährigen waren es nur noch 6 %. Das Phänomen Lernfrust hat bereits zahlreiche Wissenschaftler und Experten beschäftigt. Ende 2012 fand der Kinderschutzbund in der Elefanten-Kinderstudie 2011/2012 heraus, dass bereits jedes dritte Kind unter Stress leidet. Eine Untersuchung der DAK und der Leuphana Universität Lüneburg (2010) zeigt, dass Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafprobleme sowie Gereiztheit zu den häufigsten Stresssymptomen bei Kindern und Jugendlichen gehören. Unter diesen Krankheitssymptomen leiden ebenso gute wie vermeintlich schlechte Schüler. Zu den Auslösern gehören ein Mangel an Freizeit, hoher Zeit- und Leistungsdruck sowie individuelle Schwierigkeiten mit Mitschülern oder Lehrern.
Spaß beim Lernen mit dem richtigen Angebot
Pädagogen und Lernforscher empfehlen vor diesem Hintergrund Lernkonzepte, die Kindern wieder Spaß am Lernen vermitteln und sie motivieren, eigenständig weiter zu forschen. “Jedes Kind lernt von Natur aus gerne”, sagt Daniel Bialecki. “Wichtig ist, dass Familie und Schule diese Lust am Lernen langfristig unterstützen und aufrechterhalten. Statt Lernfrust bringt das Freude und nachhaltigen Lernerfolg.”
Wie können Sie als Eltern konkret helfen, den Lernfrust zu überwinden? Mit unseren Tipps bekommt Lernen wieder einen positiven (Bei-)Geschmack!
Endlich Lernfrust überwinden: 14 Tipps, wie Eltern helfen können
Das Wort “Lernen” ist oft negativ besetzt und wird mit Leistungsdruck und Zwang assoziiert. Versuchen Sie deshalb im Alltag andere Wörter zu verwenden, “Entdecken” oder “Erfahren” zum Beispiel – das klingt weniger sachlich, wirkt motivierend und schreckt nicht ab.
Tipp 2: Selbstbestimmtheit – Kinder wollen lernen
Besonders bei Kleinkindern kann man beobachten, dass sie voller Neugier alles hinterfragen. Mit zunehmendem Alter lernen Kinder aber nicht mehr, weil sie wollen, sondern weil die Schule sie dazu verpflichtet. Anstatt Ihr Kind zum Lernen zu drängen, lassen Sie es selbst entscheiden, was, wann und wie es lernt. Denn je nach Biorhythmus lernen Kinder zu unterschiedlichen Zeit auch unterschiedlich effektiv. Wichtig ist, dass sie sich einen Plan machen und Fristen einhalten. Auch wenn das ein hohes Maß an Vertrauen voraussetzt, ist die Chance, dass Lernfrust entsteht, so um ein Vielfaches geringer. Selbst wenn Ihr Kind dabei mal auf die Nase fällt und eine schlechte Note mit nach Hause bringt, lernt es daraus und entwickelt mehr Selbständigkeit.
Tipp 3: die Umgebung macht’s
Der Ort, an dem Ihr Kind seine Schulaufgaben erledigt, sollte so gestaltet sein, dass es sich dort wohlfühlt und durch nichts abgelenkt wird. Ein geräumiger Schreibtisch an einem hellen Ort und ein gemütlicher Schreibtischstuhl sorgen dafür, dass Ihr Kind sich mit einem guten Gefühl an seine Arbeit macht. Manche Kinder können am besten an der frischen Luft lernen – auch okay. Lädt der Ort zum Verweilen ein und kann sich der Nachwuchs dort gut konzentrieren, wird es seine Aufgaben erfolgreicher lösen – die perfekte Grundlage für weniger Lernfrust.
Viele Kinder wissen gar nicht, warum oder wofür sie lernen. Deshalb fehlt ihnen der Anreiz, den Schulstoff zu verinnerlichen. Einer Aufgabe nachzugehen, die einem sinnlos erscheint, ist frustrierend. Um diesen Lernfrust zu überwinden, ist es wichtig, Schulkindern den Zusammenhang zwischen Lernen und Leben zu erklären und so ihre Lernmotivation zu wecken. Hat Ihr Nachwuchs einen Traumberuf, erklären Sie ihm, warum dafür bestimmte Fächer wichtig sind. Außerdem können Sie durch kleine Übungen im Alltag den Sinn hinter Schulthemen vermitteln, zum Beispiel beim Kuchenbacken Mengen berechnen oder beim Radiohören Texte übersetzen. Aber Vorsicht: Kleine Übungen ab und zu machen Spaß, sollten Ihre gemeinsamen Momente jedoch nicht dominieren.
Tipp 5: Lernstoff kreativ verpacken
Eine Schnitzeljagd, bei der Rechenaufgaben gelöst und Vokabeln übersetzt werden, bringt Schwung in den Lernalltag und macht Spaß. Verpacken Sie Lernstoff ruhig in kreative Geschichten und Spiele – dann fällt Ihrem Kind das Lernen gleich viel leichter. Ein guter Weg, um Lernfrust zu überwinden. Ein weiterer Pluspunkt: Aufgaben wie “mache 3 x 4 Liegestütze” oder “gehe 23 minus 7 Schritte nach rechts” bringen Ihr Kind in Bewegung und zeigen, dass Lernen nicht immer nur am Schreibtisch stattfinden muss.
Tipp 6: Ausflüge mit Lernen verbinden
Besuche im Zoo oder im Museum machen nicht nur der ganzen Familie Spaß, sondern können auch bei Lernfrust helfen. Kann sich Ihr Kind den Unterschied zwischen Gorillas und Schimpansen einfach nicht merken oder ist der Geschichtsunterricht Ihrem Nachwuchs ein Graus? Dann ist so ein Ausflug eine tolle Möglichkeit, den frustrierenden Lernstoff mit etwas Positivem zu verbinden und die Verständnisprobleme zu überwinden.
Tipp 7: Aktivitäten, die das Gehirn auf Trab bringen
Wir haben fünf Sinne: Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Fühlen – wenn wir alle gebrauchen, lernen wir bis zu 90 Prozent mehr, da in diesem Fall mehrere Regionen im Gehirn arbeiten müssen. Kochen Sie mit Ihrem Kind, legen Sie ein Gemüsebeet an oder bauen Sie ein Baumhaus, gelernt wird ganz nebenbei und das mit Körper und Geist. Außerdem schaffen Sie so unvergessliche gemeinsame Erlebnisse.
Tipp 8: digitale Medien nutzen
Auch der Einsatz von digitalen Medien hilft beim Vermeiden von Lernfrust. Für viele Kinder ist es etwas ganz Besonderes, wenn sie am Computer oder mit dem Smartphone oder Tablet spielen dürfen. In den meisten Fällen überwiegt die Freude, das technische Gerät bedienen zu dürfen, selbst wenn damit gelernt werden soll. Kindgerechte Lernprogramme sprechen mit ihrer bunten Gestaltung und ihren vielfältigen Aufgaben Kopf, Hände und Herz an – die perfekte Voraussetzung dafür, nachhaltig und frustfrei zu lernen. Probieren Sie doch einmal scoyo aus:https://www-de.scoyo.com/sharedcontent/scoyo-testen-widget-mobil
Tipp 9: eine Lern-to-do-Liste erstellen
Sie kennen bestimmt das befreiende Gefühl, einen Punkt von einer To-do-Liste zu streichen. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Erreichen eines Zieles setzt Endorphine, also Glückshormone, frei. Stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine Liste mit Lernzielen auf, zum Beispiel mit Punkten wie “einen Text fehlerfrei schreiben”, “das Einmalacht auswendig können” oder “ein bestimmtes Kapitel zu Ende lesen”. Nach und nach kann Ihr Kind Aufgaben von seiner To-do-Liste streichen und wird dabei ganz schön stolz sein. Das hilft, Lernfrust zu überwinden und motiviert weiterzumachen.
► Muss vor einer Klassenarbeit ein bestimmtes Thema erarbeitet werden, hilft Ihrem Kind garantiert unser 5-Tage-Lernplan. Mit diesem kann Ihr Kind genau festlegen, was es wann lernt und wie es sich für getane Arbeit belohnt. Lesen Sie hier wie man einen Lernplan erstellt. So klappt das Lernen garantiert frust- und stressfrei.
Tipp 10: Lernen Sie gemeinsam – aber seien Sie kein Lehrer
Ihr Kind steckt voller Fragen, und Sie haben nicht immer eine Antwort parat? Schlagen Sie doch einmal gemeinsam die Antworten nach! Einerseits nimmt das Ihrem Sprössling die Angst davor, etwas nicht zu wissen, andererseits lernt Ihr Nachwuchs, wo man nachschlagen kann. Hat Ihr Sprössling Themen in der Schule, an die Sie sich nicht mehr erinnern, und möchte er gern die Unterrichtseinheit mit Ihnen durchgehen? Dann schlüpfen Sie in die Rolle des Schülers und lassen Sie sich von Ihrem Kind unterrichten. Diese kleine Übung hat nicht nur einen großen Lerneffekt, sie sorgt auch dafür, dass Ihr Kind wahrnimmt, dass jeder Schwächen hat, für die man sich nicht zu schämen braucht.
Tipp 11: Fit und gesund lernt es sich leichter
Die Basis für Konzentration und erfolgreiches Lernen ohne Frust ist ein gesunder Lebensstil. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen Lebensmitteln in Kombination mit ausreichend Bewegung und Schlaf sorgt dafür, dass Ihr Kind sich körperlich und geistig wohlfühlt. In einem solchen Zustand ist Ihr Kind viel besser gegen Lernfrust gewappnet.
Tipp 12: Bleiben Sie Eltern
Als Mutter oder Vater ist es in erster Linie Ihre Aufgabe, Geborgenheit und einen sicheren Hafen zu geben. Nehmen Sie zu sehr die Position eines Lehrers ein, kann das Ihre Beziehung stören, und Ihr Sprössling wird sich womöglich zurückziehen. Das gilt auch für das Thema Hausaufgaben: Diese sind dazu da, die Selbstständigkeit der Schüler zu fördern, und sind deshalb Aufgaben der Kinder, nicht der Eltern. Kleine Hilfestellungen beim Lernen sind jedoch vollkommen in Ordnung, besonders wenn die Kinder noch jünger sind.
Elternunabhängige Lernunterstützung bekommen Kinder durch Lernangebote wie scoyo, bei denen Schüler kontinuierlich selbstständig Unterrichtsinhalte vertiefen und für Klassenarbeiten lernen – Sie als Eltern können die Fortschritte im Elternbereich verfolgen, ohne dass Sie neben Ihrem Kind sitzen und es kontrollieren müssen.
Hat Ihr Kind jedoch längerfristig ernste Probleme in der Schule, sollten Sie mit dem jeweiligen Lehrer sprechen und ggf. nach einem professionellen Nachhilfeangebot Ausschau halten – diese individuelle Nachhilfe sollte jedoch nur vorübergehend sein und sich auf maximal ein bis zwei Fächer beziehen.
Tipp 13: Schaffen Sie einen Ausgleich und stärken Sie den Rücken
Loben Sie Ihr Kind vor allem dann, wenn es sich angestrengt hat, und nicht nur, wenn es erfolgreich war (aber natürlich auch dann). Dadurch fällt es Ihrem Kind leichter, aus “Fehlern” zu lernen und Kritik anzunehmen, und es bekommt Lust, beim nächsten Mal noch mehr “Gas zu geben”. Gleichzeitig sollten Sie nicht gleich tadeln, wenn die Noten einmal nicht so gut sind (außer natürlich, Ihr Kind überhaupt nicht gelernt) – Druck von außen ist meist ganz schlecht. Sorgen Sie lieber für ausreichend Pausen, Sport und schöne Aktivitäten, die den Geist auf andere Gedanken bringen. Dann bekommt Lernen garantiert wieder einen positiveren Touch, und Lernfrust kann gar nicht erst aufkommen.
Tipp 14: Was tun bei Lernstörungen?
Hält der Lernfrust über Wochen oder Monate an, rechnet Ihr Kind sehr lange mithilfe der Finger, oder kann es schwer Buchstaben zu Silben und Silben zu Wörtern verknüpfen, dann könnte das ein Signal für eine Lernstörung sein. Sprechen Sie zuerst mit dem Lehrer und lassen Sie die Ursachen erst danach medizinisch abklären (Kinder- und Jugendpsychiater sind hier die richtigen Ansprechpartner). Mehr Infos gibt es auf der Webseite des Bundesverbandes für Legasthenie und Dyskalkulie.
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Während Homeschooling zwangsläufig Einzug in den deutschen Alltag hält, fragen sich Eltern, wie sie ihre Kinder in schulischen Angelegenheiten am besten unterstützen. Klar ist: Die Pandemie wirft unser klassisches Verständnis von Schule über Bord. Lehrer ordnen ihren Unterricht auf neue Art an, gleichzeitig sprießen virtuelle Lernangebote wie Pilze aus dem Boden. Worauf kommt es beim Lernen zu Hause an und was können Eltern und Lehrer tun, um in dieser Ausnahmesituation einen kühlen Kopf zu behalten? Das Wichtigste: Nehmen Sie den Druck und fordern Sie in der angespannten Situation wenig. Mit diesen fünf Tipps kann es gelingen:
Verschultes Denken auflösen
Es ist klar: Eine klassische Arbeitssituation – temporär ins Home Office verlegt – erlaubt selten, dass Sie Ihrem Kind nebenbei noch etwas beibringen. Gleichzeitig belegen Studien, dass Kinder und junge Menschen, die ihren Interessen nach lernen – also intrinsisch motiviert – eine nachweisbar höhere Lernleistung hervorbringen. Weshalb also nicht den Anlass nutzen und Kindern den Lernprozess selbst in die Hand geben? Konkret heißt das: Eltern schlüpfen beim Homeschooling in die Rolle des Coaches, der die notwendigen Rahmenbedingungen setzt. Das Vorgehen selbst – also wie und wann an welchen Themen gelernt wird – entscheiden Kinder eigenständig. Immer vorausgesetzt, dass die Lehrweise des Lehrers dies auch zulässt. Kann das funktionieren? Aus unserer Erfahrung: Ja. Doch es braucht Zeit, bis sich neue Prozesse einspielen.
Spielerisch entdecken statt fordern
Motivationspsychologen wissen: Der natürliche Spieltrieb sorgt dafür, dass Menschen motiviert sind und sich weiterentwickeln wollen. So kann einer der ersten Schritte hin zu neuen Lerndialogen die Beschäftigung mit dem Alltäglichen sein: Ein Spaziergang in der Natur bietet die Lerngrundlage für die Biologie von Pflanzen und Pilzen; beim Backen vermitteln Eltern physikalische Maßeinheiten. Quizformate, in denen das Kind mit unterschiedlichen Aufgaben Punkte sammeln kann, steigern zusätzlich die Motivation. Darüber hinaus bietet auch der Kontext der Krise tagesaktuelle Gesprächs- und damit Lernmöglichkeiten: Etwa die weit verbreitete Grafik der Ausbreitung des Corona-Virus, anhand derer die Exponentialfunktion erklärt werden kann.
Handlungsspielraum bei Lehrplänen nutzen
Lehrer sind in der aktuellen Situation dazu angehalten, den vorgegebenen Schulstoff weiter zu vermitteln – wenn auch freier in der Gestaltung. Dabei: Die Durchführung handhaben Lehrer auf unterschiedliche Weise. Während die einen physische Pakete mit Arbeitsmaterial für die kommenden Wochen bereitstellen, steigen die anderen auf digitalen Unterricht um. Wie können wir in diesem ohnehin schon erschwerten Setup selbstorganisierten Prozessen Raum geben?
Beim virtuellen Unterricht bietet es sich etwa an, mehrere Themen bzw. Aufgaben zur freien Wahl anzubieten und den jeweiligen Lernweg den Kindern zu überlassen. Natürlich erfordert das die Zustimmung und die Bereitschaft der Lehrer. Ohnehin: Eine enge Abstimmung von Eltern und Lehrern sollte in der aktuellen Phase Usus sein. So entsteht ein kontinuierlicher Informationsaustausch, der etwa in von Lehrern organisierten, virtuellen Elternsprechstunden erfolgen kann. Im Idealfall erarbeiten sie gemeinsam mit den Eltern einen groben Lehrplan für die kommenden Wochen, der berücksichtigt, dass das Lernen weitestgehend vom Kind gesteuert werden kann.
Lerntafel und Abstimmungstreffen etablieren
Um Selbstorganisation zu fördern, ist die Lerntafel ein wichtiger Helfer. Sie ist tabellarisch in die drei Spalten „Aufgaben“, „In Arbeit“ und „Erledigt“ aufgebaut. Ob Whiteboard, Pinnwand oder eine andere Grundlage wie ein großes Flipchart-Papier: Die Lerntafel fungiert als wichtiges Element, um die Schul- und Lernaufgaben der kommenden Woche zu strukturieren. Die Umsetzung gestaltet sich etwa so: Eltern setzen sich am Wochenende mit den Kindern zusammen und planen gemeinsam die Aufgaben für die nächsten Tage. Dabei überlegen sie, welche Aufgaben wichtig werden, schreiben sie auf Post-its und hängen sie in die linke Spalte. Diese werden danach täglich in einem kurzen Treffen besprochen, dem sogenannten Daily, und je nach Bearbeitung in die passenden Spalten versetzt. Folgende drei Fragen stehen dabei im Fokus: Was hast du gestern erreicht? Was hast du heute vor? Wie können wir dich dabei unterstützen?
Das Bilden von Schüler-Teams unterstützen
Auf unbestimmte Zeit fällt plötzlich die physische Team-Arbeit in der Schule weg. Doch Lerngruppen können auch virtuell weiter bestehen bleiben – oder sich neu bilden. Je nachdem, wie viel Spielraum Lehrer und Eltern geben, ist das Prinzip der Freiwilligkeit ebenso förderlich: Die Schüler suchen sich selbst aus, mit welchen Mitschülern oder Schulfreunden sie virtuell in Kontakt treten und lernen. So leiden die sozialen Kontakte nicht allzu sehr, weil die Treffen mit Mitschülern und Schulfreunden nach wie vor online stattfinden. Andererseits stärkt der Austausch den Team-Zusammenhalt und wirkt auch nach, wenn der analoge Unterricht wieder stattfindet.
Die aktuelle Situation kann eine Chance sein, Bildung neu zu denken und auch langfristig mehr Selbstorganisation in den Schul-(Alltag) zu bringen. Damit das gelingt, erfordert es eine offene Haltung aufseiten der Eltern und Lehrer. Die Folge sind motivierte Schüler, die ihren Lernprozess selbst in die Hand nehmen.
Über die Autoren:
Boris Gloger ist Gründer und Geschäftsführer von borisgloger consulting und berät Unternehmen in agilem Changemanagement. Mit seinem Team hat er die Lerninitiative Scrum4Schools ins Leben gerufen, die sich vom Frontalunterricht abwendet und den Schüler in den Mittelpunkt stellt.
Prof. Dr. Ulrich Remus lehrt an der Uni Innsbruck Wirtschaftsinformatik und ist Bereichsleiter „Digitale Gesellschaft“. Er setzt sich zudem für die Förderung freier und selbstbestimmter Bildung ein.
Je länger Schüler zur Schule gehen, desto weniger Freude haben sie am Lernen – so das Ergebnis unserer Studie “Lernen mit Spaß” in Kooperation mit dem Kindermagazin ZEIT LEO (September 2013). Wir haben fünf renommierte Bildungsexperten mit den Ergebnissen der Studie konfrontiert und sie um ihre Einschätzung zum Thema Lernen mit Spaß gebeten.
Experteninterview – Fragen im Überblick
Die Einschätzungen der Experten zum Thema Spaß beim Lernen
1. Laut unserer Kinderbefragung haben Schulkinder mit zunehmendem Alter immer weniger Freude am Lernen. Kommt der Spaß beim schulischen Lernen also insgesamt zu kurz?
Prof. Dr. Martin Korte: Ja. Das liegt an dem riesigen zeitlichen Druck. Wenn alle unter Druck lernen müssen, weil der Lehrer den Lernstoff durchbringen muss, die Schüler dem Lernstoff hinterher hecheln und die Eltern auch nicht mehr richtig hinterher kommen, dann vergeht einem der Spaß am Lernen.
Elsbeth Stern: Ja. Schüler sind tatsächlich oft frustriert und verlieren die Freude am Lernen. Allerdings ist Spaß nicht der angemessene Ausdruck, um das Defizit zu charakterisieren. Den Schülern fehlt Kompetenzerleben: Sie machen keine Fortschritte und das frustriert sie. Die Aufgabe der Lehrpersonen ist es, den Stoff und die Aufgaben so zu gliedern, dass die Schüler Lernfortschritte machen. Das motiviert sie, selbst wenn sie den Stoff nicht übermäßig interessant finden.
Béa Beste: Im Bildungssystem kommt er definitiv zu kurz. Das System ist eigentlich ein System von Spaßbremsen. Das sag ich aus voller Überzeugung. Natürlich gibt es immer Ausnahmen und in jeder Schule gibt es Menschen, die Lernen motivierend, voller Neugier und mit Spaß gestaltet. Aber grundsätzlich liegt das Problem in der Lehrerausbildung. Sie ist auf Stoffvermittlung ausgerichtet, auf Prüfungen und darauf, Defizite zu identifizieren. Was fehlt, ist ein Chancenblick – zu gucken, wo kann ich das Beste aus den Menschen heraus kitzeln, wobei empfinden sie Freude.
Michael Felten: Das ist je nach Lehrperson sehr unterschiedlich. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Lehrertypen, an der zeitlichen Überlastung der Lehrer und an Defiziten in der Lehreraus- und -weiterbildung.
Micheal Fritz: Je älter Schüler werden, desto kürzer kommt der Spaß. Man kann das aber ändern. Es gibt inzwischen viele Schulen, die mehr auf das Individuum schauen. Das sind Schulen, die stärker lernerzentriert arbeiten. Der Lehrer befähigt die Schüler, das Lernen, das Trainieren selbst zu übernehmen. Lehrkräfte sind nach dieser Auffassung eher Lernbegleiter oder Lerncoach.
2. Die Kinderbefragung zeigt: am Anfang spielen Eltern und Lehrer noch eine große Rolle beim Lernen. Mit zunehmendem Alter wollen Kinder jedoch lieber allein lernen. Doch warum ist Spaß am lernen – unabhängig von der Lernumgebung – so wichtig?
Béa Beste: Spaß ist extrem wichtig. Mit Spaß meine ich dabei nicht Wellness oder dass man alles in Comics verpacken muss. Ich würde Spaß eher mit Freude und Neugier übersetzen. Für mich kommt der Spaß, sprich die Freude am Lernen, wenn junge Menschen die Möglichkeit haben, ein Interesse zu entwickeln und diesem so richtig tief nachzugehen. Das heißt nicht, dass man die ganze Zeit lacht und Witzchen macht, sondern, dass Kinder und junge Erwachsene Forscherfreude empfinden. Und es kann sein, dass sie dabei nicht lachen, sondern mit konzentriertem Blick einer Sache nachgehen – das ist auch Spaß. Leider ist unser System nicht darauf ausgerichtet, diese Forscherinteressen zu identifizieren.
Der Spaß kommt dann, wenn sich ein Flowgefühl einstellt, das sich ergibt, wenn wir einer Tätigkeit nachgehen, die knapp unter der Überforderungsgrenze läuft: Es interessiert uns, wir können etwas erreichen, wir sind gut dabei und vertiefen uns in der Aktivität. Das machen kleine Kinder ganz von selbst. Ein Baby, das Laufen lernt, hat ein Flowgefühl. Ein kleines Kind, auf dem Spielplatz, das gerade Sandburgen baut, hat ein Flowgefühl. Das ist für mich Spaß beim Lernen: Etwas zu schaffen, Situationen zu konstruieren, in denen die Lerner in dieses Flowgefühl reinkommen können und auch dürfen. Das impliziert auch Strenge und ihnen etwas abzuverlangen.
Prof. Dr. Martin Korte: In dem Moment, wo einem das Lernen Spaß macht, geht es wie von selbst. Es hat einen Erlebnischarakter. Dann kann sich das Gehirn leichter erinnern, und das zieht einen positiven Rattenschwanz nach sich: Die Kinder müssen weniger nacharbeiten, sie arbeiten besser mit, die ganze Unterrichtsatmosphäre wird anders. Insofern kann man die Bedeutung von Spaß am Lernen gar nicht genug betonen.
Michael Felten: „Spaß“ meint oft eine eher oberflächliche Positivbefindlichkeit und wird in seiner Lernbedeutsamkeit überschätzt. Lernen darf nicht nur vom momentanen Empfinden des Lernenden her gedacht werden, sondern auch von seinem individuellen und gesellschaftlichen Ziel. Anzustreben wären also Freude am Erkunden, Vergnügen beim Tüfteln, die Lust am Durchbeißen und Durchhalten sowie das Glück des Könnens.
Michael Fritz: Als Lernexperte mit dem Hintergrund der Neurobiologie kann ich ganz klar sagen, Spaß ist das Wichtigste, was zum Lernen gehört. Lernen, das auf Dauer keinen Spaß macht, ist zwecklos! Das Gehirn ist so angelegt, dass es nichts lieber tut, als zu lernen. Immer wenn das Gehirn die Erfahrung macht, etwas verstanden zu haben, fühlt sich der Lernende gut und bestätigt. Das löst Spaß aus. Lernsituationen sollten deshalb so angelegt sein, dass sie dem Lernenden mindestens am Schluss das Gefühl von Erfolg, von Können und damit von Freude und Spaß geben. Das schließt nicht aus, dass zwischen der Anfangssituation und dem Freudegefühl oft eine ganze Menge Anstrengung steckt, im Gegenteil: nur der selbst überwundene Widerstand lässt einen die eigenen Kräfte spüren. Deshalb ist es wichtig, dass der Lernende schon Vorfreude auf das Lernziel empfindet, um auch die anstrengenden Phasen zu überwinden. Diese Lust auf das Lernziel kann im Übrigen keine Lehrkraft machen. Die kann nur beim Lernenden selbst entstehen. Nur wenn es ein Ziel ist, für das sich der Lernende frei und autonom entschieden hat, kann er die Verantwortung auch in anstrengenden Phasen nicht abschieben oder mit Frustration und Widerstand reagieren.
3. Die befragten Kinder gaben an, dass die Freude am Lernen spätestens mit dem Wechsel auf eine weiterführende Schule nachlässt. Woran liegt das?
Béa Beste: Auf jeden Fall an dem zunehmenden Leistungsdruck. Nicht nur in der Schule, sondern auch im Elternhaus. Einerseits wünschen sich Eltern, dass sich das Kind wohlfühlt in der Schule, mit Spaß lernt und überhaupt seine Flügel ausstreckt. Aber dann kann das Nachbarskind schon ein Gedicht auswendig oder es schreibt schon viel besser. Und was passiert, wenn das eigene Kind die Gymnasialempfehlung nicht bekommt? Dementsprechend macht die Schule den Leistungsdruck nur zur Hälfte. Aber es hat natürlich auch etwas mit den Lehrmethoden zu tun.
Michael Fritz: Was die Schüler sagen, können wir mit Studien belegen. Je jünger Kinder sind, desto häufiger haben sie Erfolgserlebnisse und empfinden ihre Umgebung als ihnen wohlgesonnen. Das gilt vor allem für den Kindergarten und auch noch in den ersten Klassen der Grundschule. Mit zunehmendem Alter, spätestens ab Klasse 5 und 6, erleben sich immer mehr Kinder immer öfter in Situationen, in denen ihre Umgebung ihnen mitteilt: Du kriegst es nicht hin. Das sorgt mit dafür, dass es auch so eintritt. Es demotiviert und frustriert, macht lustlos und macht vor allem keinen Spaß.
Elsbeth Stern: Dass man sich nicht für alle schulischen Inhalte gleichermaßen interessiert und mit zunehmendem Alter seine Vorlieben entwickelt, ist natürlich und soll so sein. Lehrpersonen, die davon ausgehen, dass jeder Schüler Begeisterung mitbringen muss, haben ihre Aufgabe nicht verstanden. Diese besteht darin, auch weniger motivierten Schülern zu vermitteln, warum die behandelten Inhalte wichtig sind.
Prof. Dr. Martin Korte: Es war schon früher so, dass es für ältere Schüler nicht mehr cool ist, anzugeben, dass Schule Spaß macht. Aber ich glaube in der Tat, dass es zunehmend schwieriger wird, Schüler in ihrer Sprache und mit den Medien anzusprechen, die sie gewohnt sind. Da spielen neue Medien eine große Rolle. Es gibt ganz neue Lernkulturen. Jugendliche sind immer stärker gewohnt, nicht mehr Konsumenten des Lernens und des Lebens zu sein. Sie wollen aktiv mitbestimmen, was sie machen. Auf der einen Seite können sie ihre Handys komplett individuell konfigurieren, und in der Schule sind sie für sechs bis acht Schulstunden mehr oder weniger fremdverplant.
Hinzu kommt, dass der Leistungsdruck auf Schüler und Lehrer enorm gewachsen ist. Ich glaube zwar nicht, dass Leistungsdruck per se auf den Spaß drücken muss. Leistungsmusiker und -sportler haben beispielsweise auch viel Spaß. Aber da steckt immer eine gewisse Freiwilligkeit beim Lernen drin. Während sich Schüler in der Schule immer auf einen Zweck bestimmt fühlen.
Michael Felten: Das hängt eher mit der beginnenden Pubertät zusammen, als mit Rahmenbedingungen in der Schule. Und es hängt damit zusammen, dass Lehrer der weiterführenden Schulen schnell zu methodeneuphorischen Nur-Stoff-Paukern werden und sich zu schnell/zu häufig über die „Betriebsgeräusche“ der Pubertät ärgern.
4. Computergestützte und praktische/projektbezogene Aufgaben sind nach Angaben der Kinder die Lernmethoden, die ihnen am meisten Spaß machen. Wie sollte der Schulunterricht aufgebaut sein, um Schülern Freude am Lernen zu vermitteln?
Michael Fritz: Alles was projektartig, handlungsorientiert und an einem konkreten Produkt orientiert ist, hat mehr Potenzial auf Spaß, Freude und Erfolg, als das, was nur eindimensional über das nur Hören und nur Sehen stattfindet. Alles, was ich mir mehrkanalig, das heißt mit allen Sinnen, mit dem ganzen Körper, eben mit Kopf, Herz und Hand erarbeite, wo ich mehrere Regionen meines Gehirns nutze, sorgt für eine intensivere Verarbeitung, sorgt für mehr Involviertheit, für größeren Lernerfolg und damit für mehr Spaß.
Dass Kinder dennoch auch am Computer Spaß erleben, liegt daran, dass dieses Medium in einem Punkt sehr gut ist: Es lässt sich auf den Lernenden ein. Der Lernende entscheidet selbst, auf welchem Level er sich die nächste Herausforderung holt. Wer am Computer arbeitet, kann sich außerdem immer wieder Unterstützungsmöglichkeiten, das Hilfesystem, den Sitznachbarn, die Lehrerin oder sonst jemanden suchen, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Und der Computer ist klasse darin, dem Lernenden ein direktes Feedback zu geben über das, was er gut kann. Erwachsenen und Jugendlichen können Computerprogramme darum ab und zu eine gute zusätzliche Lernunterstützung bieten. Bei Kindern in der Grundschule aber kann der Computer den Methodenmix im Unterricht zwar ergänzen, den guten Erzieher und die gute Lehrerin aber auf keinen Fall ersetzen.
Elsbeth Stern: Die Lernwirksamkeit von beiden Methoden wird überschätzt. Wenn Schüler Spaß haben, aber nichts lernen, hat die Schule ihren Zweck verfehlt. Unterricht muss lehrergesteuert aber schülerzentriert sein, d.h. die Lehrperson muss die Führung übernehmen, aber immer auch im Auge haben, was von ihrem Input bei den Schülern ankommt. Computer können hilfreiche Werkzeuge sein, insbesondere wenn es um vertiefende Übungen geht. Ersetzen können sie den Lehrer nicht.
Michael Felten: Abwechslungsreich, locker und klar („herzliche Strenge“), ermutigend (im Klassenklima sowie in Einzelmaßnahmen), sinnvolle & interessante Aufgaben, bisweilen binnendifferenziert, anspruchsvoll.
Prof. Dr. Martin Korte: Auf der einen Seite ist es gut, wenn der Schulunterricht von den Erfahrungen der Kinder ausgeht – das schließt das situative Lernen und Methoden des Lernens mit ein, die mehr an den täglichen Lebensbezügen der Kinder andocken. Beispielsweise mit modernen Medien. Es sollten daher Unterrichtsformen gefunden werden, die das stärker berücksichtigen.
Darüber hinaus ist es extrem wichtig, Unterrichtsmethoden zu wechseln, weil jeder Wechsel auch eine Neugierde schafft. Von Gruppenarbeit zu Computerarbeit zu offenen Unterrichtsformen. Jeder Wechsel erzeugt für das Gehirn eine Art Spaß und ist mit Neugierde verbunden. Denn alles, was neu ist, wird vom Gehirn zunächst positiv bewertet.
Béa Beste: Damit sich Spaß und Freude im Unterricht einstellen, müsste der Lehrer selber an der Sache Spaß haben. Ganz oft prügeln die Lehrer irgendeinen Stoff durch, damit es in die Köpfe der Kinder kommt. Dabei würde es so viel helfen, wenn der Lehrer selbst Freude empfindet. Auch Frontalunterricht geht, wenn eine Lehrkraft begeistern kann. Dafür braucht sie aber Zeit und weniger vermeintlichen Druck. Wichtig ist auch, dass Lehrer nicht alles können müssen. Vielmehr könnten sie sich im Elternkreis oder in der Community umschauen, damit jemand vom Fach mal einen Tag in die Klasse kommt und wiederum begeistert sein jeweiliges Thema vermittelt. Auch Computer sind da hilfreiche Mittel.
Der Koordinator der Pisa-Studie Andreas Schleicher hat es einmal so ausgedrückt: „Heutzutage kann nahezu jede Prüfung mithilfe eines Smartphones bestanden werden. Wenn Sie wollen, dass Ihr Kind smarter als das Smartphone ist, müssen Sie Ihrem Kind andere Fähigkeiten beibringen.“ Es geht nicht mehr um Wissen, sondern darum, Menschen zu entwickeln, damit sie sich letzten Endes selbst entwickeln können.
Lehrkräfte, die das tun, sollten viel mehr in der Öffentlichkeit hervorgehoben werden. Eigentlich müsste fast jede größere Publikumszeitschrift den Lehrer der Woche präsentieren: Was macht er gut, was lieben die Kinder an ihm? Einfach mal die Leute zeigen, die es toll machen, statt immer zu sagen, wer es falsch macht.
Alles rund um die Studie: