Back to school: Wie wir als Familie im neuen Schuljahr ankommen

Lisa

Gönnt euch zusammen immer mal wieder eine Pause – ihr rockt so viel!
Pexels / Andrea Piacquadio

Nach ein paar Tagen im neuen Schuljahr hat uns der Alltag meist wieder vereinnahmt. Doch Ankommen ist ein (längerer) Prozess und darf für unsere Kinder und uns achtsam gestaltet werden. Wir geben ein paar Impulse, wie das gelingen kann.

Es geht wieder los

Das neue Schuljahr hat begonnen (oder beginnt in den kommenden Wochen). Die Aufregung davor ist groß, ganz besonders wenn es das erste Schuljahr ist oder die Schule gewechselt wurde – durch einen Umzug oder weil der Wechsel auf eine weiterführende Schule bevorstand. Vielleicht lief das vergangene Schuljahr auch einfach nicht so gut und die Erwartungen an das neue Jahr sind groß.

Oft schenken wir dem ersten Schultag besondere Aufmerksamkeit. Wir legen abends die Sachen zurecht, packen gemeinsam mit unserem Kind den Schulranzen und decken schon abends den Frühstückstisch. Und der erste Schultag lief auch ganz gut. Und schon nach ein paar Tagen steigt in uns die Erwartung, dass es doch nun auch ohne größere Aufwände so weiter gehen muss. Wir machen uns Druck, wenn unser Kind nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen: es wird anhänglicher, schläft nachts wieder bei uns, verweigert sich den Hausaufgaben. Wir zweifeln an uns, wenn sich auch für uns der Alltag noch nicht fügt. Es war doch genug Zeit, um sich mit der neuen Situation vertraut zu machen, oder nicht?

Erkennt die Fülle an Veränderungen an

Vielleicht kennen Sie das auch aus der Arbeitswelt? Wenn wir einen neuen Job beginnen oder nach längerer Abwesenheit, wie z. B. der Elternzeit, wieder in die Arbeit zurückkehren, wünschen wir uns meist nichts mehr, als in Ruhe ankommen zu dürfen. Wir müssen uns nicht nur mit dem neuen Job (wieder) vertraut machen, auch unser ganzes Leben drum herum muss der neuen Situation angepasst werden. Sicherheit in dieser Phase gibt uns z. B. ein Kollege oder eine Kollegin, der/die uns auch noch nach Wochen zur Seite steht und entspannt unseren Onboarding-Prozess begleitet – uns also sicher an Board nimmt, bis wir selbst das Ruder übernehmen können.

Unseren Kindern geht es mit dem Start in ein neues Schuljahr ähnlich, besonders wenn es sich um eine neue Schule handelt. So viel ist neu! Nicht nur die Schule ist wieder mit voller Kraft präsent, auch die freie Zeit ordnet sich neu. Unsere Kinder fühlen sich sicher, wenn wir sie hier achtsam begleiten, sie mit ihren Fragen und Problemen sehen und ihnen zeigen, dass wir dafür Verständnis haben. Hat sich vielleicht viel mehr geändert als nur der Beginn des neuen Schuljahres? Geht jetzt auch das Geschwisterkind in die Schule? Kommen neue Nachmittagstermine hinzu? Sind jetzt noch mehr Koordination und Abstimmung innerhalb der Familie gefragt? Schenkt diesem Mehr an To Do’s, Terminen und damit verbundenen Mental Load in eurem Leben einmal die gebührende Wertschätzung. Wow, ihr rockt als Familie ganz schön viel!

Nehmt euch Zeit

Und wie wird jetzt alles wieder entspannt? Das Wichtigste ist, dass ihr anerkennt, dass das Ankommen im neuen Schuljahr dauern darf. Es ist ein Prozess, der meist nicht nach der ersten Schulwoche abgeschlossen ist. Schenkt der Veränderung Raum! Sich in der neuen Situation auch wirklich wohlzufühlen, dafür braucht es bei jedem etwas anderes. Schaut einmal eure Woche an und überlegt gemeinsam, wo ihr den Alltag die nächsten Tage oder Wochen entzerren könnt. Welche Termine könnt ihr getrost verschieben, welches Hobby auch mal drei Wochen aussetzen, wo bleibt Puffer für Unerwartetes? Und bitte werft die Perfektion über Board. Niemand braucht Bentoboxen zum Frühstück (auch wenn sie wahnsinnig verführerisch aussehen), bügeln wird überbewertet und Wollmäuse unterm Sofa sieht auch niemand.

Versucht auch beim Lernen für die Schule entspannt zu bleiben. Wenn es nicht so klappt, wie ihr es euch das vorstellt, geht in Dialog mit eurem Kind. Seid offen und interessiert. Was braucht euer Kind von euch, um seine Hausaufgaben zu erledigen? Wo will es sich lieber allein ausprobieren und wo braucht es eure Unterstützung? Eine Möglichkeit, den Stoff aus der Schule zu üben und wiederholen ist unsere Lernplattform scoyo. Hier sorgen direktes Feedback und motivierende Elemente für mehr Spaß am Lernen! Probiert es doch einfach mal aus.

Wie Eltern ihre Kinder richtig fördern

Lisa

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Zu oft schlüpfen Eltern in die Rolle des Lehrers

Eltern sollten nicht als Ersatzlehrer das übernehmen müssen, wofür eigentlich die Schule zuständig ist. Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, über die richtige Förderung von Kindern.

Über Förderung, Förderwahn und Versäumnisse der Schule

Viele Eltern sorgen sich, weil sie beobachten, dass die Schule offensichtlich nicht mehr in der Lage ist, ihre Kinder bei Lernschwierigkeiten oder besonderen Begabungen richtig zu fördern. Was können sie tun? Beim zweiten scoyo-Elternabend ging es genau um dieses Thema. Einen der Experten der Runde, Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), haben wir nach Tipps gefragt: Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen, ohne dabei in die Rolle von Helikopter-Eltern zu rutschen?

Das Interview:

Herr Wenzel, Sie vertreten die Meinung, dass Schülerinnen und Schüler nicht von ihren Eltern zuhause, sondern in der Schule gefördert werden sollten. Kann die Schule das aktuell überhaupt leisten?

Ich bin sehr dafür, dass Kinder von Geburt an von ihren Eltern auf vielfältige Weise gefördert werden. Eltern sollten aber nicht als „Ersatzlehrer“ das übernehmen müssen, wofür eigentlich die Schule zuständig ist. Dass die heute kaum in der Lage ist, Kinder individuell und richtig zu fördern, liegt vor allem daran, dass unser Schulsystem total unterfinanziert ist. Für intensive Betreuung bräuchten wir vor allem deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer, kleine Klassen und überschaubare Lerngruppen.

Was können Eltern machen, um diese Versäumnisse auszugleichen?

Eltern sollten sich solidarisieren und organisieren. Sie haben sehr viel Macht, die sie kaum nutzen. Leider denken zu viele Eltern nur an ihr eigenes Kind und vergessen dabei, dass sie nur dann etwas bewegen und verbessern können, wenn sie sich politisch engagieren. Und zwar unabhängig davon, wie ihr Kind mit den schulischen Bedingungen zurecht kommt.

Veränderungen im Schulsystem lassen sich aber doch eher langfristig durchsetzen. Was machen die Eltern, die akute Probleme haben und ihre Kinder richtig fördern wollen?

Leider ist es so, dass schulpolitische Veränderungen erst dann kommen, wenn die Öffentlichkeit Druck macht. Wenn der stark genug ist, geht es oft sehr schnell, und es werden zum Beispiel zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Bis es so weit ist, müssen wir vor allem dafür sorgen, dass unsere Kinder nicht von der Last der Probleme erdrückt werden. Wir müssen sie also entlasten, ihnen Mut machen und sie immer wieder auf ihre Stärken hinweisen. Das fördert das Selbstvertrauen und hilft ihnen, mit Problemen souveräner umzugehen.

Lehrer finden es auch anstrengend, wenn sich Eltern einmischen und ihre Wünsche und Forderungen an den Unterricht und an die Schule äußern. Wo liegt das richtige Maß?

Ich war 34 Jahre lang Lehrer und fand das nie anstrengend. Wichtig ist, dass sich Eltern und Lehrer ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Kinder bewusst sind und sich gegenseitig mit Wertschätzung und Achtung begegnen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit den Eltern (fast) jedes Problem lösen.

Bei der Entscheidung für die Schule können Eltern wichtige Weichen stellen. Worauf ist zu achten?

Eltern sollten sich mit Vätern und Müttern unterhalten, die ihr Kind bereits auf der in den Blick genommenen Schule haben. Sie sollten einen Tag der offenen Tür besuchen und sich mit Lehrerinnen und Lehrern unterhalten. Und sie sollten die Hauptperson, also das Kind, in den Entscheidungsprozess einbeziehen. ► Mehr dazu finden Sie in unserem ebook Ratgeber Schulwahl.

Was raten Sie Eltern, die beobachten, dass ihr Kind in der Schule unterfordert ist und sich langweilt?

Erst einmal zwei Gespräche führen. Eins mit dem Kind und eins mit der Lehrerin oder dem Lehrer. Bei diesen Gesprächen würde ich etwas über die Gründe der Unterforderung erfahren und wir (Lehrer/Lehrerin, Eltern und Kind) könnten gemeinsam einen zusätzlichen Lernplan entwickeln, der spannend und herausfordernd ist, und mit dem man Kinder richtig fördern kann.

Unser Schulsystem geht insgesamt sehr unprofessionell mit den Kindern um, die sich an den „Begabungsrändern“ befinden, also sowohl mit den Unterforderten als auch mit den Überforderten. Der seit etwa fünf Jahren laufende Inklusionsprozess könnte hier positive Veränderungen bringen. Allerdings nur dann, wenn die Schulen (also Kinder, Eltern und Lehrer) bei diesem Prozess intensiv und konsequent unterstützt werden.

Untersuchungen zeigen, dass Kinder in der Schule mit wachsendem Alter den Spaß am Lernen verlieren. Was können Eltern machen, um diese Motivation zu erhalten?

Die angesprochene Tendenz stimmt, aber es gibt zum Glück auch ältere Schüler, die noch gerne in die Schule gehen. Denen wurde oftmals von zuhause kein zusätzlicher Druck gemacht. Die Lernfreude ließe sich stabilisieren, wenn die Schulpolitik endlich etwas für eine moderne Lern- und Leistungskultur schaffen würde, mit der man Kinder richtig fördern kann: Belehrungsrituale müssen auf ein Minimum reduziert werden, anspruchsvolle und interessante Lernarrangements den schulischen Alltag bestimmen.

Aber auch die Eltern können etwas machen, und zwar von Anfang an. Sie sollten ihren Kindern vom Säuglingsalter an eine anregungsreiche Umgebung bieten, ihnen vorlesen, mit ihnen singen, die Natur erkunden, Museen besuchen, gemeinsam einen guten Film anschauen… Eigentlich ist es ganz einfach, wenn Eltern sich an einen Grundsatz halten: Sie sollten sich selbst als „Schatzsucher“ sehen und die Stärken des Kindes mehr zum Thema machen als die Schwächen. →Mehr dazu: 10 Tipps für Eltern: So motivieren Sie Ihr Kind zum Lernen

Über Klaus Wenzel

© Klaus Wenzel | Klaus Wenzel vertritt seit 2007 als Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes etwa 60.000 Pädagogen in Bayern. Zuvor arbeitete er zunächst als Hauptschullehrer und seit 1984 als Seminarleiter für das Lehramt an Hauptschulen. Von 1988 bis 2007 vertrat Wenzel die Interessen bayerischer Lehrerinnen und Lehrer zudem im Hauptpersonalrat am Staatsministerium für Unterricht und Kultur. Der Vater dreier Söhne und Opa von fünf Enkeln versteht sich als „Anwalt der Schule“. Sein Ziel: die Schule zu einem attraktiven und leistungsfähigen Lern- und Lebensort zu machen, an dem alle Beteiligten Erfolgserlebnisse erfahren können. So fordert er, dass der Schulerfolg nicht länger vom Elternhaus abhängen solle, sondern individuelle Förderung wieder in den Schulen stattfinde.

Website: www.bllv.de

Twitter: @bllv | twitter.com/bllv

Schritt für Schritt Internet kindersicher machen

Lisa

Jugendschutz: Machen Sie das Netz für Ihre Kinder sicherer
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Erfahren Sie, wie Sie in wenigen Schritten das Internet kindersicher machen können – inklusive Tipps zum Thema Jugendschutz.

Im Internet sind gefährliche und jugendgefährdende Inhalte meist nur wenige Mausklicks entfernt. Eltern sollten daher immer ein wachsames Auge offen halten, wenn ihre Kinder im Internet unterwegs sind. Das kann anstrengend und frustrierend sein, zumal die Kids es meist nicht mögen, wenn ihnen die Eltern beim Surfen im Internet über die Schulter schauen.

Schritt für Schritt zum kindersicheren Internet

Ein Ausweg aus dem Dilemma: Beherzigen Sie folgende Tipps, damit beim Surfvergnügen im Internet nichts schief geht.

1. Installieren Sie eine Filtersoftware

Filtersoftware blockiert Websites, die als ungeeigent für die eingestellte Altersstufe eingeschätzt werden. Die Einschätzung kann auf Grundlage von redaktionell geprüften Whitelists (Positivlisten), Blacklists (Negativlisten), der Selbsteinschätzung von Webseitenbetreibern oder von Schlüsselwörtern erfolgen.

Die bekannteste Whitelist-basierte Filtersoftware ist die Suchmaschine “FragFINN“. Auf die sog. Whitelist, die mittlerweile rund 10.000 Einträge zählt, werden ausschließlich Websites aufgenommen, die von Medienpädagogen redaktionell geprüft und für kindgerecht (bis 12 Jahre) befunden wurden. Damit bildet frag-FINN einen sicheren Surfraum, in dem sich Kinder frei bewegen können und es doch ausgeschlossen werden kann, dass sie dabei auf Inhalte stoßen, die für ihr Alter nicht geeignet sind.

Größere Spielräume lassen Filterprogramme, die auf Blacklists basieren. Das sind Listen mit jugendgefährdenden und ggf. sogar strafrechtlich bedenklichen Websites. Nutzer mit solchen Filterprogrammen können sich frei im Internet bewegen. Stoßen sie beim Surfen allerdings auf eine Internetseite, die auf einer Blacklist vermerkt ist, verhindert das Filterprogramm den Seitenaufbau. In Deutschland pflegt die Bundesprüfstelle für jugendgefähr- dende Medien (BPjM) die umfangreichste Liste mit jugendgefährdenden Internetseiten. Websites, die auf dem Index der BPjM stehen, werden von zahlreichen Jugendschutz-Filterprogrammen erfasst und aufgrund einer freiwilligen Selbstverpflichtung aus dem Index der großen Suchmaschinen (Google, Yahoo und Bing) gelöscht.

Die meisten großen Filterprogramme, wie z.B. Surf-Sitter, und Dolphin Secure setzen auf einen integrierten Ansatz, der unterschiedliche Filtermechanismen miteinander verknüpft.

2. Legen Sie klare Spielregeln für das Surfen im Internet fest

Nicht nur eine Filtersoftware trägt dazu dabei, das Internet für Ihre Kinder sicherer zu machen, sondern auch der persönliche Austausch: Treffen Sie Vereinbarungen mit Ihren Kindern, wie lange und wo sie im Internet surfen  dürfen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind ausreichend andere Freizeitangebote wahrnimmt.


Einen guten Leitfaden für Eltern und Kinder stellen die Netzregeln des Bundesfamilien- ministeriums dar (Netzregeln als PDF).

Jugendschutz: Spielregeln fürs sichere Surfen im Netz
© jugendschutz.net

► Extra-Tipp zum Problem Handy: Überreichen Sie Ihrem Kind mit dem ersten Smartphone am besten gleich einen Eltern-Kind-Vertrag. Ein von Kind und Eltern unterschriebenes Dokument fördert das Gespräch über die Risiken und hilft, Regeln festzulegen.

3. Hinschauen und am Ball bleiben

Das Internet entwickelt sich rasant schnell. Morgen können bereits Dienste und Anwendungen aktuell sein, von denen wir heute noch nichts ahnen. Seien Sie Ihren Kindern am besten immer einen Schritt voraus, um sie über Risiken und Gefahren rechtzeitig aufklären zu können. Auf den Seiten jugendschutz.net und klicksafe.de finden Sie kompetente Hilfe und Materialien, um sich über Themen rund ums Netz auf dem Laufenden zu halten.

Helfen Sie Ihren Kindern, sich im Internet zurechtzufinden. Damit fühlen sie sich gleich sicherer. Nutzen Sie zum Beispiel gemeinsam spezielle Kinderseiten im Netz. Eine Liste mit sinnvollen Internetangeboten für Kinder finden Sie in der Broschüre „Ein Netz für Kinder“, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Broschüre als PDF). Eine kleine Auswahl wertvoller Kinderseiten finden Sie hier:

Suchen und finden – Suchmaschinen für Kinder

www.klick-tipps.net – wöchentlich aktualisierte Sammlung empfehlenswerter Kinderseiten.
www.blindekuh.de – aus Bundesmitteln geförderte Suchmaschine für Kinder.
www.fragfinn.de – Suchmaschine mit medienpädagogisch geprüften Onlineinhalten.

Chatten – Soziale Netzwerke und Chatrooms für Kinder

www.seitenstark.de – moderierter Chat, bei dem jeder Beitrag vor Freigabe geprüft wird.
www.kindernetz.de  – moderierter wöchentlich stattfindender Themenchat

Filme und Fernsehen – kindgerechte & sichere Inhalte für Kinder im Netz

www.tivi.de – Kinder- und Jugendprogramm des ZDF
www.toggo.de – Kinderseite von SuperRTL mit Spielen und Videos

Mehr zum Thema Jugendschutz

Mit gutem Beispiel voran. #Medienvorbilder

Lisa

Kinder beginnen schon früh, ihre Eltern nachzuahmen. So lernen sie Verhalten, Einstellungen und Gefühle kennen. Mama und Papa sind große Vorbilder, auch und gerade in Sachen Mediennutzung. Und genau darin liegt unsere Chance.

Prominente Eltern verraten, was sie ihren Kindern in punkto Mediennutzung mitgeben möchten, wie sie das anstellen und was ihnen Sorge bereitet.

Unser Medienvorbild Nummer 1: Sarah Wiener – Köchin, Unternehmerin, Autorin

Inwiefern waren Sie Vorbild für Ihre Kinder bei der Mediennutzung/worauf haben Sie geachtet?

Ein Vorbild ist man ja als Mutter oder Vater automatisch. Ob man nun will oder nicht. Ich hatte viele Jahre keinen Fernseher (so wie heute) und auch lange keinen Computer. Musik habe ich nur über Platten und Kassetten gehört.

Ich musste also nicht eindringlich vor den Gefahren warnen, weil sie erstmal nicht da waren. Das hat die Sache erleichtert. Nur die Quengelei für ein Handy hat mich genervt. Wieso geben Eltern schon Sechsjährigen ein Mobiltelefon? Das ist mir schleierhaft. Irgendwann hat mein Sohn dann auch eines erhalten. Da war er aber schon auf dem Gymnasium und es war kein teures Markentelefon.

Was sollten Kinder bei der Nutzung von Handy und Computer auf jeden Fall lernen?

Dass es auch ein erfülltes Leben ohne diese ganzen Gadgets gibt und vor allen Dingen: wo der “Aus-Knopf” ist.

Mehr dazu hier im scoyo ELTERN! Magazin:

Über Sarah Wiener

Sarah Wiener ist Mutter eines Sohnes und passionierte Köchin, Unternehmerin und Autorin. Sie besitzt mehrere Restaurants sowie einen Event-Catering-Service. Nebenbei schrieb sie mehrere Kochbücher und ist regelmäßig im Fernsehen unterwegs. Außerdem hat sie ein Computerspiel für Kinder herausgebracht, um unseren Nachwuchs fürs gemeinsame Kochen zu begeistern.

Unser Medienvorbild Nummer 2: Caroline Hamann, TV-Moderatorin, Autorin, Bloggerin

Inwiefern sind Sie Vorbild für Ihre Kinder bei der Mediennutzung/worauf achten Sie?

TV-Moderatorin © Caroline Hamann Grundsätzlich gilt bei uns die Regel, iPad und Handy gehören nicht auf den Esstisch und nicht ins Schlafzimmer. Der Fernseher läuft bei uns Erwachsenen nur noch, wenn die Kinder im Bett sind.

So versuche ich ihnen zu vermitteln, dass diese technischen Geräte nicht ganz so wichtig sind, wie zusammen zu spielen oder einfach rauszugehen.

Natürlich wachsen unsere Kinder mit dem Smartphone auf und sehen, dass ihre Eltern E-Mails und andere Dinge damit erledigen. Dennoch versuche ich, es – gerade nachmittags nach der Schule – auch über Stunden zur Seite zu legen.

Was sollten Kinder bei der Nutzung von Handy und Computer auf jeden Fall lernen?

Meine Kinder sind zum Glück noch zu klein, um einfach ins Internet zu gehen. Was uns aber tatsächlich schon beschäftigt, sind diese Dinge: die virtuelle Welt der Kinderspiele nicht zu ernst zu nehmen. Wenn meine Tochter beispielsweise bei ihrem Lieblingsspiel Burger brät und in Wut gerät, weil sie permanent anbrennen, versuche ich ihr das iPad wegzunehmen und mit ihr darüber zu sprechen, ob wir nicht lieber selber zusammen einen Burger machen wollen.

Und ein Nachteil vieler Apps: Sie sind kostenlos, und kaum fangen die Kinder an zu spielen, sollen sie permanent etwas dazukaufen. Natürlich würden sie das gerne, zumal Geld ihnen noch nichts bedeutet. Hier bin ich sehr vorsichtig. Mein Passwort kennt niemand, denn würde ich nicht aufpassen, hätten sie in einer Stunde 20 Euro verprasst, um irgendwelche Tiere zu kaufen, die niedlich aussehen und virtuell gefüttert werden müssen.

Für die Zukunft gilt: Ich muss mich noch mehr informieren, wie man die Kinder vor den Weiten des Internets schützt. Zum Glück gibt es dazu kurze Seminare, in denen man das Wichtigste lernt. Und da ich das für sehr wichtig halte, werde ich daran auf jeden Fall teilnehmen.

Mehr dazu hier im scoyo ELTERN! Magazin:

Über Caroline Hamann:

Caroline Hamann hat jahrelang als Nachrichtenmoderatorin gearbeitet, bis die Geburt ihrer zweiten Tochter sie dazu veranlasste, kürzer zu treten. Heute ist sie Vollzeit-Mutter und Bloggerin (mami-blog.net). Eine Entscheidung, die sie bis heute sehr glücklich macht. In ihrem Buch Mami-Talk, schreibt Hamann humorvoll über das Alltagschaos im Leben einer Mutter.

Unser Medienvorbild Nummer 3: Yvonne Ransbach, TV-Moderatorin

Inwiefern sind Sie Vorbild für Ihre Kinder bei der Mediennutzung/worauf achten Sie?

TV-Moderatorin © Yvonne Ransbach Wichtig für uns ist das bewusste Konsumieren der Medien. Also wir schauen als Familie gemeinsam fern. Das Smartphone wird nicht nebenher bedient, sondern von meinem Mann und mir als Arbeitsgerät genutzt.

Und auch darin sind wir konsequent: Einen eigenen Fernseher oder PC im Kinderzimmer wird es nicht geben. Wie das irgendwann einmal mit dem eigenen Handy aussieht? Diese Frage macht mir ehrlich gesagt ein bisschen Angst.

Was sollten Kinder bei der Nutzung von Handy und Computer auf jeden Fall lernen?

Unsere Kinder sind drei und sechs, also noch relativ klein. Sie dürfen KIKA schauen und wenn sie danach fragen, auch auf dem Tablet kindgerechte Spiele spielen. Wir vermitteln ihnen, dass nicht alles „gut“ für sie ist. Und das können sie erstaunlicherweise schon jetzt einschätzen. Wenn die ausgewählte Kindersendung vorbei ist, machen sie selbstständig und ohne Gequengel den Fernseher aus.

Ich denke, es ist wichtig, entspannt eine goldene Mitte zu finden und mit den Kindern über das zu reden, was sie gesehen haben.

Über Yvonne Ransbach:

Unser Medienvorbild Nummer 4: Sven Voss, TV-Moderator

Inwiefern sind Sie Vorbild für Ihre Kinder bei der Mediennutzung/worauf achten Sie?

TV-Moderator © Sven Voss Es ist ja heute als Erwachsener schon gar nicht mehr so einfach zu erkennen, welche Nutzung sinnvoll und welche überflüssig ist. Natürlich ist es toll, dass man überall auf Wissensinhalte zurückgreifen kann, um Kindern ihre Fragen zum Leben zu erklären. 

Neulich fragte mich meine siebenjährige Tochter: “Papa, warum sieht man den Mond manchmal nur halb?” Bevor ich mit gefährlichem Halbwissen hantiere, nutze ich mein Smartphone, um mit drei Klicks ein einfaches Schaubild und die dazugehörige Erklärung zu präsentieren. Das war vor allem für mich sinnvoll, damit ich ihr keinen Blödsinn erzählen will.

Und natürlich hilft es auch mal, dass ich meinen Beiden auf einer Autofahrt “Disney‘s Eiskönigin” auf dem iPad zeigen kann. Das macht ihnen Spaß und ich kann mich auf die Straße konzentrieren. Anschließend können wir immer noch gemeinsam Klassiker wie “Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst” spielen.

Aber wenn ich auf dem Schulhof Siebenjährige mit Smartphone spielen sehe, unbeaufsichtigt und ohne Kontrolle, finde ich das logischerweise bedenklich. Beschäftigen mit neuen Medien und Möglichkeiten – ja, aber nicht damit alleine lassen!

Fies finde ich die Nutzung bei YouTube. Da lädt man den Playmobil Ritterfilm und vorher kommt eine 25sekündige Werbung für “Herr der Ringe”. Achtung, lieber selbst hinschauen!

Was sollten Kinder bei der Nutzung von Handy und Computer auf jeden Fall lernen?

Das Schwierigste ist das Abschalten. Das müssen Kinder auf jeden Fall lernen. Weil ja jedes Medium immer darauf aus ist, die Nutzer bei der Stange zu halten und wie im Fernsehen durch Cliffhanger gleich schon den nächsten Film schmackhaft zu machen. Die unbegrenzte Verfügbarkeit von Inhalten ist unglaublich verlockend, das geht nicht nur Kindern so. Ein Film, ein Spiel, danach ist Schluss.

Dieses Motto ist in der Praxis nicht so einfach, aber bitter nötig. Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen Kindern mal den Satz von den “viereckigen Augen” an den Kopf werfe, aber es geht nicht anders. Man ist kurz der Buhmann, aber in Bezug auf Mediennutzung müssen die Eltern bestimmen und Grenzen setzen – im Land der unbegrenzten Medienmöglichkeiten.

Mehr dazu hier im scoyo ELTERN! Magazin:

Über Sven Voss:

Sven Voss studierte Politik und Pädagogik in Bonn. Nachdem er eine Zeit lang für den Radiosender 1LIVE arbeitete, wechselte er in die Redaktion der Kindernachrichtensendung logo!. Für das ZDF präsentierte er später weitere Kindersendungen. Seit 2004 ist er Mitglied der Sportredaktion des ZDF. Außerdem moderiert er die Wissensendung “Echt” im MDR. Voss lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Wiesbaden.

Unser Medienvorbild Nummer 5: Inge Kutter, Chefredakteurin ZEIT LEO

Inwiefern sind Sie Vorbild für Kinder bei der Mediennutzung/worauf achten Sie?

Chefredakteurin ZEIT LEO © Inge Kutter Kinder habe ich selbst noch nicht, aber ich schaffe mir privat Zeitfenster, die smartphone-frei bleiben.

Ich kann immer noch gut auf die ständige Erreichbarkeit verzichten und lasse auch gerne mal die Gedanken schweifen, anstatt mich von meinem Smartphone unterhalten zu lassen.

Was sollten Kinder bei der Nutzung von Handy und Computer auf jeden Fall lernen?

Die Bedienung von Geräten und Benutzeroberflächen erschließen sich Kinder heute schneller als jeder Erwachsene. Was sie aber nicht von selbst lernen, ist Medienkompetenz: Wie vertrauenswürdig sind Inhalte, die man auf Wikipedia findet? Wer kann das mitlesen, was man in sozialen Netzwerken postet? Warum halten YouTuber immer wieder Produkte in die Kamera?

Diese Themen müssen wir Erwachsenen ihnen nahebringen. Ich sehe das übrigens auch als eine grundlegende Aufgabe unseres Kindermagazins ZEIT LEO.

Mehr dazu hier im scoyo ELTERN! Magazin:

Über Inge Kutter

Inge Kutter ist seit Februar 2015 Chefredakteurin des Kindermagazins ZEIT LEO. Ihr Weg führte sie über das Hochschulmagazin ZEIT Campus, welches zeitweise unter ihrer Leitung stand. Außerdem arbeitete sie als ZEIT-Radakteurin mit den Schwerpunkten Bildung, Beruf und Psychologie.

Mehr zum sinnvollen Umgang mit Medien in der Familie

Welche Regeln zur Mediennutzung sind wirklich sinnvoll, und wie setzt man sie durch? Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Medien in der Familie stellten wir Kindern, Eltern und Medienpädagogen auf unserem 5. Digitalen scoyo-Elternabend. Hier können Sie die Diskussion noch einmal online ansehen und erhalten viele praktische Tipps von unseren Experten.

Programmieren lernen für Kinder: Mit Spaß fit für die Zukunft

Lisa

Schon Kinder können Programmieren lernen und spannende Projekte in die Tat umsetzen
© Syda Productions

Die Zukunft wird digital, Technik nimmt immer mehr Raum in unserer Gesellschaft ein. An den Ideen von morgen können auch Kinder bereits mitgestalten. Wie? Zum Beispiel, indem sie programmieren lernen.

In diesem Artikel

4 Tipps: So können Kinder Programmieren lernen

1. Programmieren lernen von zu Hause aus

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zu Hause, programmieren zu lernen und spielerisch zu üben. Darunter Apps, Online-Plattformen oder Lernspielzeug:

  • Start-coding: altersgerechte Übungen und Tutorials für Kinder und Jugendliche. Außerdem gibtes eine tolle Übersicht über Projekte und Initiativen rund um Informatik, ums Programmieren, Elektronik und Roboter. Unter anderem finden Kinder hier Möglichkeiten, sich zu treffen, um gemeinsam zu tüfteln, aber auch Webseiten zum Thema. Start-coding wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.
  • code.org: Spiele, mit denen Kinder programmieren lernen können. Auf code.org finden sich viele kleine Kurse für Schüler verschiedenen Alters. Dabei gibt es Übungen, die ohne Computer durchgeführt werden, Erklär-Videos und kleine Übungsspiele, in denen das Gelernte dann angewendet wird.
  • Lightbot: App für Kinder (Englisch, kostet ca. 3 US-Dollar), mit der sie spielerisch die Grundlagen des Programmierens lernen. Die Kids schicken einen kleinen Roboter auf einen vorgegebenen Weg, indem sie aus einfachen visuellen Bausteinen die richtigen Befehlsketten konstruieren. Die Befehlsketten werden dabei von Level zu Level komplexer.
  • Dash: ein echter Roboter zum Programmierenlernen. Sie brauchen nur ein kompatibles Tablet oder Smartphone und schon kann Ihr Kind das ABC des Programmierens lernen, indem es den Lernroboter tanzen, singen und durch das Haus düsen lässt. Ganz nebenbei werden Grundsätze aus Wissenschaft, Technologie, Ingenieurswesen und Mathematik vermittelt. → Dash gibt es für 179,99 Euro z. B. bei Amazon

2. Programmiersprachen für Kinder

Programmiersprachen sind künstliche Sprachen zur Verständigung zwischen Mensch und Computer. Sie sind das wichtigste Werkzeug, um dem Rechner verständlich zu machen, was er tun soll. In diesen Sprachen werden Betriebssysteme, Anwendungen, Spiele, Apps, Webseiten und vieles mehr geschrieben.

Es gibt hunderte Programmiersprachen, doch wenige davon sind weit verbreitet und haben eine wirtschaftliche Bedeutung. Visuelle Programmiersprachen sind verhältnismäßig einfach zu lernen, andere dagegen bestehen aus reinem Text und sind eher komplex.

Auf diesen Plattformen können Kinder sich Schritt für Schritt an verschiedene Programmiersprachen heranwagen:

  • scratch.mit.edu/: “Scratch” ist eine beliebte visuelle Programmiersprache. Auf dieser Webseite können Kinder lernen, eigene interaktive Geschichten, Animationen, Spiele, Musik-, und Kunstwerke mit “Scratch” zu programmieren. Es gibt außerdem eine Offline-Version.
  • Codecademy: Wer sich an eine Programmiersprache heranwagen möchte, in welcher der komplette Code selbst geschrieben werden muss, für den eignen sich Plattformen wie Codecademy. Nachdem man sich auf der Plattform registriert hat, kann man dort kostenlos verschiedene wichtige Programmiersprachen wie Python, PHP, jQuery, JavaScript, AngularJS, Ruby,  HTML und CSS lernen. Da viele Kurse nur auf Englisch verfügbar sind, ist die Codecadamy eher für ältere Kinder und Jugendliche zu empfehlen.
  • Open Roberta: führt in das Programmieren von Robotern ein. Auf der Cloud-Plattform “Open Roberta Lab” lernen Kinder die einfache visuelle Programmiersprache “NEPO” und können ihre Programmierfähigkeiten durch einen virtuellen Roboter testen lassen, der simuliert, wie ein echter Roboter auf das selbstgeschriebene Programm reagieren würde. Wer einen eigenen EV3-Roboter hat, findet eine Anleitung, wie er diesen programmieren kann. Allerdings sind Aufbau und Bedienung des echten Roboters sehr komplex, also eher für Jugendliche und Erwachsene geeignet. Ein Projekt vom Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS).

3. Programmier-Workshops und Hackathons

Mit anderen zusammen zu lernen, kann sehr inspirierend sein. Beim gemeinsamem Umsetzten von Projekten werden auch Team- und Kritikfähigkeit geschult. Außerdem bietet sich so natürlich immer die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen.

  • CoderDojo: weltweites Netzwerk, das kostenfreie Programmierworkshops für Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren anbietet. Auf coderdojo.com können die angehenden Programmierer über eine Karte suchen, ob und wann in ihrer Umgebung Workshops stattfinden.
  • Django Girls und Rails GirlsNetzwerke, die sich speziell an Mädchen und Frauen richten. Sie organisieren weltweite Programmier- und Technikworkshops.
  • Jugend hacktAuf der Website findet man nicht nur viele nützliche Links und Tipps zu verschiedenen Initiativen, Veranstaltungen und Online-Programmen, sondern auch die Termine für die so genannten “Hackathons”, die deutschlandweit veranstaltet werden. Hier treffen sich Jugendliche von 12 bis 18 Jahren und tüfteln gemeinsam unter der Anleitung von Mentorinnen und Mentoren an eigenen Ideen und Projekten. Das Motto von Jugend hackt: “Mit Code die Welt verbessern”!
  • Teckids: veranstalten regelmäßig Camps, unter anderem die “FrogLabs”, die meist im Rahmen der FrOSCon (Free and Open Source Software Conference) in der Nähe von Bonn stattfinden. Dort lernen die Kinder in Workshops verschiedene Dinge, zum Beispiel einen Roboter oder ein Spiel zu programmieren.
  • Chaos Communication Congress: für interessierte Kinder und Jugendliche, wird immer Ende des Jahres vom Chaos Computer Club (CCC) veranstaltet (meist in Hamburg oder Berlin). Am zweiten Kongresstag findet der Junghackertag statt, an dem es spezielle Angebote für die Kleinen gibt. Wer zum ersten Mal zum Kongress fährt, kann sich vorher mit dem CCC in Verbindung setzten und eine “Chaospatin” anfordern. Diese helfen, einen Zugang zur Materie zu finden, sich auf dem Kongress zurechtzufinden und beantworten Fragen.
Hackathon von “Jugend hackt” 2015 in Berlin
CC-BY 4.0 Jugend hackt

4. Programmieren lernen mit Kindern – Tipps für Eltern und Lehrer

Sie möchten selbst gerne mit Ihren Kindern oder Schülern eigene Programmier- oder Technik-Projekte und Ideen austüfteln und umsetzen? Auf der Seite des Vereins “Bildung, Innovation, Migration, Soziale Exzellenz” gibt es dazu ein inspirierendes und verständliches Handbuch: Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. Handbuch zum kreativen digitalen Gestalten (herausgegeben von Sandra Schön, Martin Ebner und Kristin Narr).

Warum ist Programmieren lernen überhaupt wichtig für Kinder?

Eine Arbeitswelt ganz ohne Computer, Internet und Maschinen können wir uns kaum mehr vorstellen. In einer Studie haben zwei Wissenschaftler der Universität Oxford berechnet, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten 47 Prozent der bestehenden Berufe automatisiert werden. 

Zwei Jahrzehnte: Genau dann sind die Kinder von heute erwachsen. Steht ihnen eine Zukunft bevor, in denen der Großteil von ihnen früher oder später durch Maschinen ersetzt wird? Nein, denn die digitale Revolution bietet unheimliches Potenzial und schafft viele vollkommen neue Arbeitsplätze.

Die Kinder können darauf vorbereitet werden. Das bedeutet nicht, dass sie bereits heute auf Leistung getrimmt werden sollten. Vielmehr, dass Eltern und vor allem auch das Bildungswesen langfristig diejenigen Kompetenzen stärker fördern, die in Zukunft wichtig sind. Unter anderem:

  • Soziale IntelligenzTeamfähigkeit und interkulturelles Verständnis sind wichtig auf Arbeitsmärkten (und ebenso in Gesellschaften), die immer globaler werden.
  • Kreativität und Erfindungsreichtum sind von Bedeutung, um neue Lösungen und Denkansätze zu finden.
  • Medienkompetenz und IT-Kenntnisse sind nicht nur für den zukünftigen Arbeitsmarkt mit einer immer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine eine wichtige Qualifikation. Sie sind auch essentiell, damit unsere Kinder sich in einer digitalen Gesellschaft zurechtfinden und zu aktiven, mündigen Bürgern heranwachsen.

Digitale Bildung: In Deutschland noch eine Groß-Baustelle

Im Bereich der digitalen Bildung besteht in Deutschland Handlungsbedarf: Bei der “International Computer and Information Literacy Study” (ICILS) schafften es deutsche Schüler bei den Computer-Kompetenzen nur ins Mittelfeld, im Pisa-Report zur digitalen Kompetenz landet Deutschland bei der Anzahl der Computer pro Schüler auf Platz 28 unter den 34 OECD-Ländern. In den meisten Bundesländern ist der Informatik-Unterricht lediglich ein Wahlpflichtfach, ein länderübergreifendes Konzept zur digitalen Bildung steckt gerade erst in den Kinderschuhen.

Digitale Bildung fängt in der Schulzeit anwas liegt da also näher, als digital zu lernen? In der Online-Lernwelt von scoyo wiederholen Kinder ihren Schulstoff beispielweise in spannenden, multimedial aufbereiteten Geschichten.

Kinder müssen lernen, die digitale Welt zu verstehen

Was eigentlich auch Aufgabe des Bildungswesens ist, übernehmen in Deutschland gerade vor allem die Eltern. Viele Vereine und Initiativen haben den Bedarf erkannt und versuchen, Kindern und Jugendlichen die digitale Welt näher zu bringen, indem sie unter Anderem verschiedenste Angebote im Bereich “Programmieren für Kinder” offerieren. Das Tolle: Oft sind diese kostenlos oder unterstützen im Bedarfsfall (z. B. bei den Reisekosten), sind also auch für technikbegeisterte Knirpse und Familien mit kleinem Geldbeutel geeignet. 

“Natürlich muss nicht jedes Kind ein Programmier-Ass werden. Wichtig ist vor allem, dass unser Nachwuchs in Zukunft beurteilen kann, was digitale Systeme tun”, so Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo. “Und wenn Interesse am Programmieren oder generell an Technik da ist, können Eltern dieses sehr gut fördern.”

scoyo im Gespräch mit Prof. Dr. Grunder: Copy-Paste – Diebstahl oder Kavaliersdelikt?

Lisa

Viele Lehrkräfte erlauben – gerade weil sie die Kenntnis von Zusammenhängen überprüfen wollen – die Verwendung eines Spickzettels anlässlich einer Prüfung
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In den Medien scheint in den letzten Monaten eine Plagiatsaffaire die andere abzulösen. Welche Wirkung hat das eigentlich auf Schule und Uni? Wir fragten Prof. Grunder, ein Experte in Sachen Schummeln, Mogeln, Spicken.

scoyo: Herr Prof. Grunder, sie beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit dem Thema Mogeln, Spicken und Schummeln in der Schule aus einer wissenschaftlichen Perspektive. Hat das Abschreiben in der Schule mit Wikipedia und co eine neue Qualität gewonnen?

Prof. Grunder: Ja, das hat es. Denn die Bewegung ‘copy-paste‘ ist einfacher, als der Aufwand, einen lernpsychologisch wichtigen Spickzettel zu verfassen, bei dessen Herstellung man sich mit dem Gegenstand ja zumindest leidlich vertraut machen muss. Beim Verfassen eines Spickzettels lernt man bereits die Inhalte. Beim Repetieren/ Üben mit dem Spickzettel vor der Prüfung, festigt man sie. Und: Vortragstexte, die die Schule gelegentlich verlangt, sind aus dem Netz schnell zusammengestellt. Dass man sich dabei selber nicht nützt, ist klar: Lernen ist immer noch Arbeit – die kann auch vergnüglich sein, Kopieren/ Einfügen dagegen verleitet zum ‘Nicht-Lernen’. Was dann als selbst erarbeitetes Wissen ausgegeben wird, ist nicht mal mehr ‘angeklebt’, geschweige denn ‘verdaut’.

scoyo: In der heutigen Wissensgesellschaft, spielt das Erinnerung und Abspulen von Daten und Fakten eine immer geringere Rolle. Viel wichtiger ist das Vernetzen bestehender Wissensressourcen und das kreative Adaptieren von Problemlösungsansätzen. Bedarf das Abschreiben von diesem Hintergrund einer Neubewertung? Sollte das Verknüpfen von Inhalten verschiedener Quellen zu einem neuen Ganzen nicht vielmehr als eine Fähigkeit betrachtet werden?

Prof. Grunder: Ja, so macht man es in der Schule ja auch. Es existieren gute Instrumente, um diese Fähigkeit zu einer Kompetenz auszubauen: MindMaps, Projektarbeiten. Prüft die Schule nur Fakten, dann ist Abschreiben eine einfache Fluchtbewegung, abgesehen vom eben genannten Spickzettel, den man als Schüler/in als zum Lernprozess gehörend, beurteilen kann. Viele Lehrkräfte erlauben – gerade weil sie die Kenntnis von Zusammenhängen überprüfen wollen – die Verwendung eines Spickzettels anlässlich einer Prüfung. Abschreiben aber ist nach wie vor unredlich und Schummelei.

scoyo: Mit Blick auf die Geschehnisse in Deutschland: Haben die Plagiatsaffairen von Karl-Theodor zu Guttenberg und Silvana Koch-Mehrin Ihrer Meinung nach einen negativen Vorbildeffekt, der die Bereitschaft, für schulischen Erfolg zu betrügen, noch weiter beflügeln wird?

Prof. Grunder: Nein, das glaube ich nicht. Alle wissen, worum es geht – auch die Schülerinnen und Schüler. Wer sich mit fremden Ideen schmückt, ohne diese zu kennzeichnen, ist ein Dieb. Darum müssen auch Schülerinnen und Schüler lernen, auf die Quellen zu verweisen, denen sie ihre Angaben entnommen haben (Autorennamen bei Texten, Autorenhinweise bei Bildern). Dass man von anderen Gedanken aufnimmt ist jedoch nicht verboten (vorausgesetzt, man nennt den Urheber). Was man dann damit eigenes macht, ist am Schluss wichtig. Den Unterschied zwischen ‘copy-Übernehmen’ und gezielt und ‘unter Namensangabe des Autors Verwenden’ müssen die Kinder beherzigen lernen.

Und außerdem: Es gibt gelegentlich auch eine Idee, die noch niemand gehabt hat…

scoyo: Plagiieren ist ein Vergehen, das im Hochschul- und Schulkontext hart bestraft wird. Was raten Sie Eltern von Kindern, die beim Spicken oder Abschreiben erwischt wurden. Wie können Eltern eine Sensibilität für die Wahrung geistigen Eigentums schaffen?
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Prof. Grunder: Wer beim Spicken erwischt wird, sollte sich mit dem ‘Recht auf geistiges Eigentum’ und mit dem ‘Diebstahl an geistigen Eigentum’ befassen müssen. Das kann auch die Schule tun – etwa im Deutschunterricht, beim Erlernen, wie man Zusammenfassungen von literarischen Texten schreibt, die ja immer einen Autor haben.

Nochmals: Es geht nicht darum, keine fremden Gedanken zu übernehmen, sondern darum, sie – wenn man etwas von jemandem übernimmt – als Gedanken von jemandem kenntlich zu machen, also zu zeigen, wie man das fremde Gedankengut für seine eigenen Überlegungen nutzt. Eltern lassen sich angesichts der Plagiatsaffären sicher für dieses Thema sensibilisieren – und sei es durch die Schule selber, die womöglich eine Plagiatssoftware erwirbt und sie den Eltern vorstellt.

Prof. Dr. Hans-Ulrich Grunder

Experte © Prof. Dr. Hans-Ulrich Grunder Prof. Dr. Hans-Ulrich Grunder ist Leiter des Zentrums Schule als öffentlicher Erziehungsraum (ZSE) an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Aarau (Schweiz). Die am ZSE realisierten Projekte betreffen Bildungsprozesse in der Schule als Lebensraum und Bildungsort sowie Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse von Heranwachsenden in schulischen und ausserschulischen Kontexten.

Sicherheit im Internet: Wo lauern Gefahren für Kinder?

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Das Internet – ein Fluch oder Segen?
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Fluch oder Segen? Beim Thema Internet scheiden sich die Geister. Einerseits ermöglicht das Netz Zugang zu immensen Wissensressourcen, andererseits birgt es Gefahren, die von Kindern nicht richtig eingeschätzt werden können.

In diesem Artikel

Eltern lernen von Kindern: Generation digital

Ist auch Ihr Kind zwei- bis dreimal in der Woche oder sogar täglich online? Dann entspricht diese Medienzeit durchaus dem Bundesdurchschnitt. In wenigen Jahren hat sich das Internet vom Nischenmedium zu einem der populärsten Massenmedien in der Bundesrepublik entwickelt. 

Während vor allem ältere Menschen mit PC und Internet noch auf Kriegsfuß stehen, gehen die meisten Kinder sehr viel selbstverständlicher mit dem Medium um. Laut KIM-Studie 2014, einer Langzeitstudie über die Mediennutzung von Kindern, gaben 63 Prozent der befragten Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren an, zumindest selten im Internet zu surfen. 

Wenn man bedenkt, wie früh heute Kinder mit moderner Kommunikationstechnologie in Berührung kommen, ist es nicht verwunderlich, dass manche Eltern im Umgang mit dem Computer bei ihren Kindern in die Lehre gehen können. Es spricht vieles dafür, dass sich der Trend immer früher beginnender Medienerziehung weiter fortführen wird. 

Zu leichtfüßiger Umgang mit dem Internet birgt Gefahren

Bei allem Zutrauen in die Fertigkeiten unserer Kinder sollte allerdings nicht vergessen werden, dass der virtuelle Raum Gefahren birgt, die von Kindern nicht richtig eingeschätzt werden, aber ganz reale Konsequenzen nach sich ziehen können. Es wäre ein Trugschluss, technische Bedienkompetenz mit Medienkompetenz gleichzusetzen.

Die häufigsten Gefahrenquellen im Internet

In einer länderübergreifenden Studienreihe der Europäischen Union über Risiken und Sicherheit im Internet werden die folgenden Problemschwerpunkte im Web skizziert und bewertet. Die wichtigsten Gefahrenquellen im Umgang mit dem Internet bestehen in der exzessive Nutzung, in der Konfrontation mit pornografischem Material, in der Verbreitung erotischen Bildmaterials des eigenen Körpers (Sexting), im Cyber-Mobbing und im realen Treffen von Online-Kontakten.

Es berichteten 41 % der befragten deutschen Kinder im Alter von neun bis 16 Jahren, mindestens einem Risikofaktor aus den genannten Kategorien im Internet bereits ausgesetzt gewesen zu sein (vgl. Cross-national comparison of risks and safety on the internet; EU kids online 2011).

Medien stellen oft nur die düstere Seite des Internets dar

Sicherheit geht vor: Wo im Internet Gefahren lauern © journalist Die Beispiele, welche Auswirkungen bereits wenige Klicks im Internet haben können, gingen durch die Medien. Facebook-Partys im Vorgarten, finanzieller Ruin durch illegale Musikdownloads, Pädophile im Kinderchat – die Medien zeichnen ein einseitiges Bild vom Internet als eine Löwengrube, in der unsere Kinder drohen zu entarten, verführt oder missbraucht zu werden. Berichtet wird gern über skurrile Einzelfälle, die mit dem Erfahrungshorizont der meisten Internetnutzer wenig gemein haben. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Facebook-Party im eigenen Vorgarten stattfindet, ist geringer als nach dem Verschlucken eines Kugelschreiberteilchens zu ersticken.

Jedes Jahr sterben nachweislich 300 Menschen an einem Kugelschreiberteilchen und trotzdem würde niemand auf den Gedanken kommen, den Verkauf von Kugelschreibern ernsthaft auf die Medienagenda zu setzen.

Zu kurz kommt in der Berichterstattung meist die andere Seite, nämlich die Information über Websites, auf denen Kinder sicher surfen können, auf denen geprüfte Medieninhalte zur Verfügung stehen, und die Aufklärung darüber, wie Surfen generell sicherer gemacht werden kann.

Eines steht fest: Ja, im Internet werden jeden Tag Verstöße gegen den Jugendschutz begangen und geltendes Recht gebrochen. Nein, es ist nicht unvermeidbar, Opfer von Gefahren aus dem Internet zu werden. Man kann sich und seine Kinder gegen diese schützen. Und gerade im Bereich der Prävention gibt es noch viele offene Baustellen.

Der beste Schutz vor Gefahren im Internet: Bewusstsein schaffen

Sich im Internet zu bewegen, birgt wie jedes menschliche Verhalten und Handeln Gefahren, die nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Es wäre allerdings eine übertriebene und überdies aussichtslose Maßnahme, die Internetnutzung unserer Kinder drastisch einzuschränken oder gar gänzlich zu untersagen. Die weitaus wirkungsvollere Handlungsalternative von Eltern ist es, ein Problembewusstsein bei den Kindern zu schaffen, den Kindern Regeln und Handlungsanweisungen mit auf den Weg zu geben, den Rahmen, in dem Internet-Surfen stattfindet, so sicher wie möglich zu gestalten und eine Kultur der Offenheit zu pflegen.

Hier gibt es viele Möglichkeiten, die einfach und pragmatisch angewendet werden können, um das Risiko negativer oder gar traumatisierender Erfahrungen im Internet zu minimieren.

Mündlich vereinbarte Vorsätze werden manchmal schnell über Bord geworfen. Um das zu verhindern, überreichen Sie Ihrem Kind mit dem Beginn der selbständigen Internetnutzung am besten einen Eltern-Kind-Vertrag. Das mag drastisch klingen, doch ein von Kind und Eltern unterschriebenes Dokument, wie unser Smartphone-Vertrag, fördert das Gespräch über die Risiken, hilft gemeinsam Regeln aufzustellen und unterstreicht den Ernst dieser Vereinbarungen.

scoyo im Gespräch mit Dr. Ingrid Möller: Ballerspiele auf dem Prüfstand

Lisa

Screenshot vom Gewaltspiel Counter Strike Anthology
© USK, EA Games

Ego-Shooter wie Counter-Strike stehen wegen der Darstellung von Gewalt in massiver Kritik. Dr. Ingrid Möller schildert Befunde aus Wissenschaft & Forschung

scoyo: Was zeichnen gewalthaltige Computerspiele aus?

Möller: Gewalt in Computerspielen wird als die Darstellung einer beabsichtigten schweren körperlichen Schädigung menschenähnlicher Spielfiguren verstanden (das können also auch Monster, Roboter, Vampire, Außerirdische oder andere Kreaturen sein, die menschliche Züge tragen). Dabei sind  Szenen gemeint, in denen Gegner die Spielenden angreifen als auch die Situationen, in denen man als Spieler/in selbst Gegner vernichten muss, um voranzukommen. Dies kann mittels Körpereinsatz (z.B. durch Schläge, Tritte) oder durch Waffen geschehen.

scoyo: Warum üben Gewaltspiele einen so starken Reiz auf Kinder und Jugendliche aus?

Möller: Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Computerspiele an sich einen großen Reiz ausüben, da sie Wettbewerbssituationen schaffen, in denen die Spielenden zeigen können, wie gut sie sind, sich mit anderen (computergesteuerten oder realen Mitspielern) messen können und auch einfach ihre eigene Leistung durch wiederholtes Spielen verbessern können. Die Spiele weisen so eine ganz spezielle Art von Belohnung auf: Erfolgserlebnisse, Erhöhung des Selbstwertgefühls, Erleben von Kontrolle. Zudem ermöglichen sie, in fremde Rollen zu schlüpfen (Rennfahrer, Wirtschaftsboss, Kriegsheld, …), die im echten Leben nicht denkbar wären sowie fremde Welten zu erkunden. Spiele bieten hier nicht nur eine Art Tor zu sonst verschlossenen Lebensbereichen, sondern gestatten auch das Experimentieren mit (virtuellen) Identitäten. Aus diesen Gründen sind Computerspiele gerade im frühen Jugendalter so beliebt und aufgrund der starken Wettbewerbssituationen insbesondere für Jungen so anziehend.

Gewalthaltige Spiele bieten gerade im frühen Jugendalter eine Möglichkeit, spezielle Bedürfnisse zu befriedigen: Spannung und Action, die mit Gewaltinhalten einhergehen, kommen der Suche nach Aufregung, Neuem, Spannung und (ungefährlichem) Risiko entgegen. Die überwiegend männlichen Helden in Gewaltspielen entsprechen einem starken männlichen Vorbild, das dem Orientierungsbedürfnis der Jungen entspricht. Gewaltspiele weisen oftmals detaillierte Darstellungen von Waffen und Kriegsfahrzeugen o.ä. auf, was die Technikfaszination gerade der Jungen anspricht. Auch kommen häufig Special Effects vor wie Explosionen o.ä., die eine gewisse Lust an Zerstörungsszenen befriedigen können. Weiterhin spielen auch soziale Motive eine Rolle: man will untereinander zeigen, dass man stark, cool, angstfrei ist und auch sehr gewalthaltige Spiele aushält. Schlussendlich fasziniert ein Stück weit das Verbotene und es spiegelt sich in der Nutzung von nicht altersgerechten Spielen auch eine gewisse Rebellionstendenz wider.

scoyo: Welche Risiken entstehen aus dem regelmäßigen Spielen von gewalthaltigen Computerspielen?

Möller: In gewalthaltigen Computerspielen werden die Spielenden dafür belohnt, dass sie Gewalt anwenden – es gibt bekräftigende Soundeffekte, der Gegner ist vernichtet und die eigene Spielfigur kommt voran, das nächste Level ist erreicht usw. Dadurch wird ein einfaches Prinzip gelernt: der Einsatz von Aggression führt zum Erfolg.

Natürlich haben wir in der realen Welt kein Laserschwert zur Verfügung, mit dem wir uns gegen andere behaupten können, aber selbst aus comicartigen, scheinbar harmlosen und lustigen Gewalt enthaltenden Spielen lernen Kinder und Jugendliche, dass sich Aggression auszahlt und Vorteile verschafft und dieses Denkmuster kann in die reale Welt transportiert werden. Langfristig ändern sich Einstellungen (Aggression ist „okay“ und „normal“) und gleichzeitig stumpfen wir durch das wiederholte Ansehen und Anwenden virtueller Gewalt ab, so dass unsere Mitleidfähigkeit sinkt. Zusammengenommen führen diese Veränderungen im Denken und Fühlen langfristig dazu, dass unsere Hemmschwelle sinkt, selbst auch aggressives Verhalten zu zeigen. Dies ist ein schleichender Prozess und die Effekte auf unser Verhalten sind nicht als sehr stark einzustufen, da es immer eine Vielzahl von Gründen zu beachten gilt, weshalb eine Person aggressiv wird, aber die Forschung hat weltweit in vielen Studien gezeigt, dass der Konsum von Gewalt in den Medien (d.h. Spiel- als auch Film- und Fernsehinhalte) tatsächlich ein Risikofaktor für aggressives Verhalten ist.

scoyo: Was raten Sie Eltern, deren Kinder gewalthaltige Spiele nutzen?

Möller: Schauen Sie sich ein Spiel zusammen mit Ihrem Kind an, lassen Sie sich zunächst erklären, weshalb es dieses Spiel so faszinierend findet und reden Sie darüber, welche Art von Gewalt im Spiel vorkommt und welche Folgen solche Spiele haben können. Stellen Sie klare Regeln auf: die Alterssiegel der USK, die auf allen Verpackungen abgedruckt sind, geben Ihnen und Ihrem Kind eine gute erste Orientierung. Allerdings ist es nicht so, dass Spiele, die z.B. für Zwölfjährige freigegeben sind, gar keine Gewalt enthalten, deshalb ist es ratsam, sich im Internet, in Spielezeitschriften oder auf der Verpackung über den Spielinhalt und die Spielaufgaben zu informieren, um abschätzen zu können, welche Art von Gewaltdarstellungen womöglich zu sehen sein werden. Generell gilt, dass Spiele, die ausschließlich gewalthaltige Lösungen vorschreiben oder die so aufgebaut sind, dass gewaltfreie Spiellösungen weniger spannend oder weniger lustig sind und auch Spiele, in denen Gewalt stark verharmlost wird (z.B. durch Komik), nicht geeignet sind für Kinder und Jugendliche. Machen Sie Gewalt in den Medien (auch im Fernsehen) zum Thema in Ihrer Familie. Seien Sie selbst kritisch gegenüber solchen Szenen in Filmen und Spielen und seien Sie sich Ihrer Vorbildrolle bewusst. Ein Stillschweigen der Erwachsenen beim gemeinsamen Konsum von Gewaltfilmen oder Gewaltspielen wird von Kindern als eine Zustimmung zu den Inhalten gewertet. So werden ungewollt aggressionsförderliche Normen von den Eltern an die Kinder vermittelt.

Dr. Ingrid Möller

Expertin © Dr. Ingrid Möller Dr. Ingrid Möller ist ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department Psychologie an der Universität Potsdam. Ihr wissenschaftlicher Forschungsschwerpunkt lag im Bereich Aggressionen im Kindes- und Jugendalter und Mediengewalt.

scoyo empfiehlt Eltern-LAN: Die LAN-Party für Eltern und Pädagogen

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Teilnehmer der Eltern-LAN
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Den Anschluss in Sachen Computerspiele verpasst? Bei der Eltern-LAN der Stiftung für politische Bildung werden Cyber-Illiteraten auf den neuesten Stand gebracht.

Computer und Konsolen sind heute aus den meisten Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Nach der JIM-Studie 2015 beschäftigen sich rund 48% der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren mehrmals pro Woche mit Computer-, Konsolen- oder Onlinespielen. Vor allem Jungs zocken gerne. Während nur jedes zweite Mädchen angibt, sich regelmäßig mit Computer und Konsole zu beschäftigen, sind es bei den Jungs knapp 80% (weiter zum Forschungsbericht).

In Anbetracht der enormen Angebotsvielfalt auf dem Computerspiele-Markt, der großen Menge unterschiedlicher Genres und Anbieter fällt es Eltern und selbst vielen Lehrkräften zunehmend schwer, den pädagogischen Wert und etwaige Gefahren von Computerspielen richtig einzuschätzen.

An diesem Punkt setzt die Bundeszentrale für politische Bildung mit der Initiative Eltern-LAN an. Teilnehmer der Veranstaltungsreihe erhalten eine medienpädagogische Einführung in die Welt der Computerspiele. So können Einstiegshürden unter fachmännischer Anleitung überwunden und Berührungsängste abgebaut werden. Nachdem Trackmania, ein Auto-Rennspiel, Minecraft, das beliebte Abenteuerspiel oder berühmt-berüchtigte Shooter wie Call of Duty oder Counter Strike, vorgestellt und ausprobiert worden sind, können neu gewonnene Eindrücke im Gespräch mit Computerspielern vertieft und in einer pädagogischen Nachbesprechung ausgiebig diskutiert werden.

Weitere Informationen zum Thema Eltern-LAN sowie alle Veranstaltungstermine finden Sie auf der Website www.eltern-lan.info.

Eltern-LAN

Die Eltern-LAN ist ein gemeinsames Projekt von Turtle Entertainment, dem Veranstalter der Electronic Sports League, spielbar.de, dem interaktivenAngebot der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Computerspiele, dem Spieleratgeber-NRW des Vereins ComputerProjekt Köln e.V. und von Spielraum, dem Institut zur Förderung von Medienkompetenz an der Fachhochschule Köln.

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Smartphone für Kinder – Darauf sollten Eltern achten

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Beim ersten Smartphone brauchen Kinder die Begleitung ihrer Eltern
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Irgendwann wollen die meisten Kinder ein Smartphone haben – doch Eltern sind skeptisch. Zu Recht! Es gibt einige Dinge, die Mütter und Väter beachten sollten, wenn das erste eigene Mobilgerät auf dem Geschenketisch liegt.

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Strikte Verbote bringen Eltern oft nicht weiter. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Mütter und Väter einfach nicht mehr “Nein” sagen können. Das Betteln, der ewige Vergleich à la “Aber Benno hat schon seit Weihnachten eins.” nervt. Dann liegt es auf dem Geburtstagstisch: Das erste Smartphone für das eigene Kind. Obwohl man das nie wollte.

Doch Smartphones für Kinder haben nicht nur Nachteile. Laut einer Umfrage von Deals.com in Zusammenarbeit mit Ipsos erlauben Eltern ihren Kindern vor allem ein Smartphones, weil sie sich dann jederzeit erreichen können. Ein nachvollziehbarer Grund.

31 % der Sechs- bis Neunjährigen haben ein eigenes Handy oder Smartphone. Bei Kindern im Alter von zehn bis 13 Jahren sind es sogar 80 %. (KidsVerbraucherAnalyse 2015)

Wichtig ist, dass Eltern ihre Kinder behutsam begleiten, auf Gefahren aufmerksam machen, klare Regeln für die Smartphone-Nutzung aufstellen, aber auch interessiert sind – an allem, was diese Faszination Medien für Kinder ausmacht. So bleiben sie ein guter Ansprechpartner für ihre Kinder. Doch wie bringen Eltern ihren Kindern diese wichtigen Dinge bei? Wir geben Tipps fürs erste Smartphone bei Kindern.

Das erste Smartphone für Ihr Kind – darauf sollten Sie jetzt achten:

Bevor wir Ihnen Tipps für die Smartphone-Nutzung geben, sollten Sie überlegen, ob ein Handy zum Einstieg nicht besser geeignet wäre, wenn es nur darum geht, dass Sie einander besser erreichen. Gerade wenn Ihr Kind noch jung ist, können Sie es so behutsam an das neue Gerät heranführen. Wenn Sie dann merken, dass es sehr verantwortungsbewusst mit dem Handy umgeht, können Sie ja immer noch über ein Smartphone nachdenken. 

Kristin Langer, Mediencoach bei SCHAU HIN!, empfiehlt ein erstes eigenes Smparthone frühstens ab elf Jahren – und das auch nur dann, wenn das Kind schon weiß, wie man mit PC, Internet und Co. umgeht (Quelle: Magazin Schule August/September2016). 

1. Nutzungszeiten (Smartphone-Regeln)

Das Smartphone sollte kein Spielzeug darstellen. Das heiß geliebte Teil (das wird es nämlich sein!) länger als 60 Minuten zu benutzen, ist deshalb ein absolutes No-Go.

Am besten legen Eltern und Kinder gemeinsam fest, zu welchen Tageszeiten und in welchem Umfang das Handy genutzt werden darf. In der Schule, beim Lernen oder zu Hausaufgabenzeiten sollte das Smartphone auf jeden Fall ausgeschaltet werden. 

Gut wäre es, wenn der Nachwuchs sein Smartphone erst in die Hand nimmt, sobald er das Haus verlässt und es spätestens beim Zubettgehen ausschaltet. In gemeinsamen Momenten sollte das Smartphone für die ganze Familie tabu sein.

Manchmal ist die Begeisterung über das erste Smartphone so groß, dass mündlich vereinbarte Vorsätze schnell mal über Bord geworfen werden. Um das zu verhindern, überreichen Sie Ihrem Kind mit dem Smartphone am besten gleich einen Eltern-Kind-Vertrag. 

Ja richtig, Sie haben sich nicht verhört. 

Ein von Kind und Eltern unterschriebenes Dokument fördert das Gespräch über die Risiken und verleiht dem Ganzen mehr Nachdruck. 

2. Kosten im Blick

Beim ersten Smartphone ist es wichtig, dass Sie über Kosten für Anrufe, SMS, MMS und Internet mit Ihrem Kind sprechen. Am besten geht das mit Prepaidkarten, die das Datenvolumen begrenzen und die Kosten direkt nachvollziehbar machen. Doch auch bei diesen Tarifen und besonders bei Laufzeitverträgen können ungewollte Kosten entstehen. Zum Beispiel durch das Downloaden von kostenpflichtigen Apps, Klingeltonkäufe oder das Anrufen von teuren Rufnummern.

T-Mobile und Mobilcom Debitel beispielsweise bieten für ihre Kunden extra Kindertarife an. Diese sind besonders kostengünstig, Sonderrufnummern können unter anderem gesperrt und Eltern teilweise kostenlos erreicht werden. Sie sollten Ihrem Kind möglichst kein Handy mit Vertrag ohne Kostenbegrenzung geben.

Denken Sie darüber nach, Ihr Kind an den Handykosten zu beteiligen. Indem es selbst monatlich einen kleinen Teil seines Taschengeldes für das Smartphone opfert, lernt es seinen Wert zu schätzen und sinnvoll damit umzugehen.

Außerdem empfiehlt es sich, erst einmal ein weniger teures (gebrauchtes), handliches und unempfindliches Smartphone zur Verfügung zu stellen.

3. Kindersicherung beim Smartphone

Das Internet und digitale Geräte wie Smartphones bergen Chancen und Gefahren für Kinder. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Kinder zunächst begleiten, gemeinsam schauen, welche Anwendungen benutzt werden dürfen und welche nicht (und warum!).

Haben Kinder noch wenig Erfahrung mit dem Internet, eignet sich zum Beispiel die App Meine-Startseite sehr gut für die ersten sicheren Schritte im World Wide Web. Damit installieren Sie nämlich einen Internetbrowser, der nur kindgerechte Internetseiten öffnet.

Sichern Sie den Zugang zum App-Store durch ein Passwort und deaktivieren Sie WLAN, GPS und Bluetooth – zumindest am Anfang.

4. Rücksicht

Laute Musik, Spielgeräusche oder Telefonate in der Öffentlichkeit nerven ungemein. Auch hier sollten Eltern ihre Kinder “anleiten”. Dadurch lernen sie,  Rücksicht auf ihre Umwelt zu nehmen und andere Menschen nicht unnötig mit ihrem Smartphone zu stören. Musik und Spielgeräusche kann der Nachwuchs gut mit Kopfhörern hören. Telefongespräche im Bus oder in der Bahn sollten nur in dringenden Fällen geführt werden. Neben dem Störfaktor kommt hier dazu, dass die Sitznachbarn alles mithören können. Möchte man das wirklich?

5. Rückhalt – wir sind für dich da!

Auch wenn Sie Ihrem Nachwuchs alle Regeln im Umgang mit dem Smartphone lang und breit erklärt haben, kann es immer passieren, dass etwas Doofes passiert. Das ist ganz normal und Ihr Sprössling wird aus seinen Fehlern lernen. Wenn Ihr Kind aus Versehen eine kostenpflichtige App herunterlädt oder über das Smartphone beleidigt wird (mehr Infos zu Cybermobbing), ist es wichtig, dass es weiß, dass es immer zu Ihnen kommen kann.

Sinnvoller Umgang mit Medien in der Familie

Welche Regeln zur Mediennutzung sind wirklich sinnvoll, und wie setzt man sie durch? Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Medien in der Familie stellten wir Kindern, Eltern und Medienpädagogen auf unserem 5. Digitalen scoyo-Elternabend.