Und dann ist er plötzlich groß. Gedanken zur Einschulung

Katharina Looks

Mein Sohn ist gerade erst 6 geworden. In wenigen Tagen wird er eingeschult. Er freut sich riesig. Und ich mich für ihn. Wirklich. Und doch muss ich jetzt meinen Beschützerinstinkt im Zaum halten und viel Verantwortung in andere Hände geben. Eine kleine Kolumne zum großen Tag.

Ein Text von Daniel Bialecki. 26.08.2015.

Das ist schon ein großes Ding. Diese Schule. Mein Sohn weiß genau, dass er bald lesen und schreiben lernen wird, gemeinsam mit anderen Kindern. Viel mehr weiß er nicht. Doch, er gehört bald zu den Großen. Das ist das, was für ihn zählt. Zählen tut er auch schon die Tage, bis er endlich in die Schule darf.

Er gehört zu den Großen.

Für ihn ist das wunderbar, für uns ein Gefühl, das zwei Gesichter hat. Natürlich freuen wir uns. Mit ihm, für ihn. Wie könnten wir auch nicht? Wenn er sich, wie vor einigen Wochen, in Blitzgeschwindigkeit “seinen” Schulrucksack im Geschäft aussucht, um dann im Laden ein paar Mal auf- und abzumarschieren. Stolz wie Bolle. Ja, das ist er.

Wir lächeln. Er biegt um die Ecke, der große Rucksack mit dem kleinen Mann darunter verschwindet. Meine Frau blinzelt eine Träne weg. Ich atme tief durch.

Das ist es also. Als würde sich die Zeit zusammenfalten. Ich verstehe nun, warum Menschen immer sagen, “Wo ist die Zeit nur hin? Eben war er doch noch ganz klein.” Genau das denke ich in diesem Moment. Die nächste Etappe ist erreicht.

Mehr Informationen zum Thema Schulstart gibt es hier! Jetzt gleich reinhören:

Unser Sohn wird dem Druck durch Noten vorerst nicht ausgesetzt sein.

Es ist das erste Mal, dass jemand unseren Sohn beurteilen wird. In der KiTa gab es Kompetenzprofile, doch diese überraschen Eltern nicht. Du kennst dein Kind. Und irgendwelche Auswirkungen haben sie auch nicht. In der Schule ist das anders.

Wir haben uns für die Waldorfschule in unserer Nähe entschieden. Dort wird er behutsam herangeführt werden an neue Strukturen. Oh doch, Waldorfschulen haben sehr klare Anforderungen, sie beziffern diese nur nicht. Wie das am Ende in der Praxis aussieht, wissen wir natürlich nicht. Wir leben noch in der Theorie.

Fakt ist, dass er eine neue Bezugsperson bekommen wird. An Waldorfschulen wechseln die Klassenlehrer nicht. 8 Jahre wird er die gleiche Lehrerin haben. Sein Schulerfolg wird ganz klar auch davon abhängig sein, wie gut die Beziehung zwischen den beiden ist. Wir kennen seine Lehrerin schon ein wenig und machen uns keine Sorgen – ich glaube, das wird gut passen.

Ich habe großen Respekt vor den Veränderungen, die jetzt auf uns zukommen.

Im Familienalltag wird alles ein Stück nach vorn rutschen. Ich fange früher an zu arbeiten und werde früher gehen. Ich möchte gerne da sein, wenn er nach Hause kommt, besonders am Anfang. Für die Geschichten aus der Schule. Wir werden aufmerksam sein, ihn begleiten.

Und gleichzeitig wissen wir, wie wichtig es ist, loszulassen. Wir tun nichts anderes. Immer ein Stück mehr. Seine Kreise werden größer. Mein Beschützerinstinkt greift nach ihm. Ich muss locker lassen. Ab jetzt geben wir unserem Sohn mehr Verantwortung. Das hat vor allem schöne Seiten. Aber auch schwierige. Wir lassen ihn ein stückweit in die Welt los. So fühlt es sich jedenfalls an.

Mein Sohn ist jemand, der sein Ding macht – äußere Beeinflussungen, die nicht in sein Konzept passen, blendet er gerne aus. Er trödelt, vermeidet Sachen, auf die er keine Lust hat. Das ist okay, die meisten Kinder haben so eine “Lean-Back”-Mentalität. Aber bald werden nicht mehr so viele Leute schauen, ob sie hinterherkommen. Deshalb üben wir mit ihm seit einiger Zeit, was sich langfristig wohl ändern müsste. Schneller anziehen zum Beispiel, seine Tasche selbst packen, oder essen. Das vergisst er nämlich gern, wenn sich keiner kümmert. Er möchte lieber quatschen oder spielen. Nichts geht über spielen. Das verstehe ich gut. Ein paar Gramm leichter wird er in der ersten Woche wohl werden, weil er so viel zu erzählen und bedenken hat. Warum ist das Essen auch immer so kurz? Immerhin geht das Üben gut voran: er hat verstanden, warum diese Dinge wichtig sind und dass sie ihm sogar Freiraum schaffen können.

Wir haben auch das Spielzimmer etwas umgestaltet. Der Schreibtisch, der vorher durch Spiel- und Malsachen kaum erkennbar war, hat ein wenig Ordnung erhalten. Es gibt neue Stifte, Knete, Bastelutensilien, alles hat jetzt einen Platz. Und auch mein Sohn hat einen neuen Platz. Das reicht. Alle Spielsachen müssen nicht raus nach dem Motto: Ernst des Lebens. Das war´s. Bum. Warum auch – Schule sollte ja keine Zäsur bedeuten.

Klassisch geübt für die Schule haben wir gar nichts.

Die Fahrgemeinschaft ist organisiert. An den meisten Tagen werde ich ihn mit dem Bus begleiten, die Schule liegt eh auf meinem Weg. Am liebsten würde er allein hinfahren, mit dem Fahrrad. Darauf freut er sich schon. Mann, ist der groß. Das muss ich immer wieder denken.

Am Einschulungstag wird die ganze Familie kommen. Alle Großeltern und die Paten. Morgens gehen wir gemeinsam zur Einschulungsfeier und nachmittags gibt es kleine Geschenke in der Schultüte, die wir noch basteln müssen. Wir essen zusammen, feiern die Einschulung. Es ist sein großer Tag.

Und schon jetzt sehe ich seinen Geschichtsausdruck, wenn er mit seiner neuen Tasche ganz stolz die neue Schule betritt. Er wird leuchten. Und wir auch.

Ab in die Schule – meine Empfehlungen für tolle Begleiter

Ergobag “Cubo” 

Ergobag ©

Das ist der gesucht-und-gefunden-Ranzen, den mein Sohn in Blitzgeschwindigkeit ausgesucht hat. Sieht ja auch toll aus und daneben ist er ziemlich praktisch: Turnbeutel, Federmappe, Brustbeutel … Alles drin! Gleichzeitig kann der Schulranzen mit Stickern noch individualisiert werden. 

Für uns als Eltern war vor allem wichtig, dass der Rucksack möglichst leicht und angenehm zu tragen ist. 

Jacques Farel Kinderuhr

Jacques Farel ©

Schulanfänger haben erstmals feste Zeiten, die ihren Vormittag bestimmen. Da ist es klasse, eine eigene Armbanduhr zu haben. Ein großer Schritt in Richtung Selbständigkeit. Eine tolle ökologische Uhr haben wir in der von Jacques Farel gefunden:

Über Daniel Bialecki

Daniel Bialecki © scoyo Der gelernte Diplom-Ingenieur ist seit 13 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig. Den dreifachen Vater beschäftigt vor allem, wie man Kindern den Spaß am Lernen erhalten kann. Gemeinsam mit Pädagogen und renommierten Geschichtenentwicklern baute er von 2007 bis 2009 die virtuelle Lernumgebung von scoyo mit auf. Seit 2014 ist er Geschäftsführer des Unternehmens. 

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Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.