Gymnasium vs. Realschule: Passende Schule dem Kind aufzwingen?

Louisa Eberhard

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Schwierige Wahl: Ihr Kind will aufs Gymnasium, doch Sie sind sich unsicher, ob dies die richtige Schulform für Ihr Kind ist? Wir haben Expertentipps gesammelt, um Ihnen diese Entscheidung zu erleichtern.

Auch wenn es scheint, dass für die allermeisten Eltern neben dem Gymnasium keine andere Schule in Frage kommt (auch wenn ihre Kinder eine Empfehlung für die Realschule erhalten haben), gibt es das Phänomen auch andersherum. Eltern, die ihr Kind gerne auf die Realschule schicken möchten, doch ihr Kind trotz fehlender oder eingeschränkter Empfehlung unbedingt auf das Gymnasium gehen möchte.

Was macht man als Mutter oder Vater, wenn das Kind sich von dieser Idee nicht abbringen lässt? Wenn die eigenen Sorgen, ob ihr Sohn oder ihre Tochter auf der neuen Schule ankommen werden, dem Willen des Kindes gegenüberstehen? Immer wieder erreichen uns Fragen von besorgten Eltern, die sich genau diesen Fragen stellen müssen. Wir haben ein paar Tipps und Anregungen für Sie zusammengestellt, damit Sie dieser Entscheidung leichter entgegentreten können.

Unsere Tipps des Lernexperten zur Entscheidungshilfe:

Eltern sollten sich darüber klar sein, dass für den Besuch eines Gymnasiums nicht nur die Leistungen (also die Noten) relevant sind. In der Regel arbeiten die Schülerinnen und Schüler hier von Anfang an eigenständig und selbstverantwortlich. In vielen Fällen müssen die Kinder bereit sein, nachmittags das Gelernte des Schulvormittages zu wiederholen und zu festigen. Hier ist konzentriertes, strukturiertes und organisiertes Arbeiten gefragt mit einer gesunden Portion Ausdauer.

Auf dem Gymnasium müssen Schüler eigenständig arbeiten
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Fällt es Ihnen schwer, die Frage zu beantworten, ob ihr Kind diese Anforderungen erfüllt, fragen Sie in einem Gespräch mit der Lehrkraft danach, ob sie gegebenenfalls in diesen Bereichen Schwierigkeiten sieht. Vielleicht hat der Lehrer oder die Lehrerin Ihres Kindes aber auch Tipps, wie Sie das halbe Jahr vor dem Übertritt auf die neue Schule nutzen können, das eigenständige Arbeiten Ihres Kindes fördern können.

 

Kind in Entscheidung einbeziehen

Hat sich Ihr Kind fest in den Kopf gesetzt, dass es auf das Gymnasium gehen will, wird es schwierig sein, ihm eine andere Schule „aufzuzwingen“. Sollte Ihre Tochter oder Ihr Sohn also klar bei seiner Meinung bleiben, so wird es schwer, ihn auf eine von ihm nicht gewünschte Schule zu schicken. In diesem Fall sollten Eltern mit ihrem Kind besprechen, wie ein solcher Schulbesuch verlaufen könnte. Wie seine Woche sich im Zukunft gestalten wird und auch welche Herausforderungen in diesem Fall auf es warten. Besprechen Sie beispielsweise feste Lernzeiten mit ihm und halten Sie diese dann auch ein, wenn die Praxis es ermöglicht.

Falls erforderlich ist, können Eltern ihre Kinder auch unterstützen, indem sie etwa individuelle Lernangebote hinsichtlich der Konzentration und Ausdauer nutzen. Manchen Kindern hilft es bereits, einige Stunden bei einem Lerntherapeuten oder einer Lerntherapeutin zu nutzen, um beispielsweise strukturiert und konzentriert zu arbeiten. Die Beratungslehrkraft der Schule Ihres Kindes oder der Schulpsychologische Dienst können bei der Suche nach geeigneten Experten weiterhelfen.

Von Anfang an Lernmotivation fördern

Eine Möglichkeit den Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule zu begleiten ist die scoyo Lernwelt. Mit scoyo können Kinder in Eigenregie, ohne, dass ihnen jemand hineinredet und ohne Druck von außen, den Schulstoff für sich entdecken. Die Punkte, die sie auf jede gelöste Aufgabe bekommen, motivieren Kinder ungemein dranzubleiben und mit Selbstbewusstsein in den Unterricht zu gehen. scoyo will Kinder (und ihre Eltern) fürs Lernen begeistern. Denn, was im Lern-, Hausaufgaben-, Klassenarbeitstrudel manchmal vergessen wird: Wir lernen wahnsinnig gerne und vor allem Kinder haben einen unstillbaren Wissensdurst – der nur auf die richtige Weise genährt und gefördert werden will.

Fazit

Reden Sie mit Ihrem Kind noch einmal genau, was es motiviert auf das Gymnasium zu gehen und wieviel es dafür bereit ist, zu geben. Daran können Sie Ihren Nachwuchs bei möglichen „Durststrecken“ oder Anforderungsspitzen – zum Beispiel in der Zeit, in der viele Klassenarbeiten geschrieben werden – erinnern. 

Elternsprechtag – der hässliche kleine Bruder des Elternabends

Louisa Eberhard

Der Elternsprechtag steht vor der Tür
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Welche Eltern (und Lehrer) kennen es nicht? Die Elternsprechtage stehen vor der Tür und das Unbehagen steigt mit jedem Tag. Christian Hanne gibt beiden Parteien Tipps, welche Sprüche man sich dann doch besser verkneifen könnte.

In den nächsten Wochen steht er wieder an allen Schulen an: Der Elternsprechtag. Eigentlich eine sinnvolle Einrichtung, damit Lehrerinnen* und Eltern die etwaigen schulischen Probleme der Kinder besprechen können. (*In der Kolumne wird aus Gründen der Schreibökonomie ausschließlich die weibliche Form benutzt, alle anderen Geschlechter werden aber selbstverständlich immer mitgedacht.) In der Realität ist das aber weniger erquicklich, denn die Gespräche finden im Akkord statt wie beim Speed-Dating, nur bedauerlicherweise ohne alkoholische Getränke. Eltern müssen sich im Zehn-Minuten-Takt anhören, was ihr Kind für eine missratene, lernunwillige Brut ist, Lehrerinnen wird dagegen in jedem Gespräch mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben, dass sie für pädagogische Tieffliegerinnen gehalten werden.

Als Service zur Vorbereitung auf den bevorstehenden Elternsprechtag habe ich Ihnen die nervigsten Eltern- und Lehrerinnensprüche zusammengestellt. Prägen Sie sich diese Sätze gut ein und verwenden Sie sie gefälligst nicht. Dann wird das Ganze vielleicht doch nicht so schlimm.

(Bei den Sprüchen handelt es sich um eine nicht-repräsentative Auswahl einer nicht-repräsentativen Umfrage unter meinen Mitleserinnen bei Facebook und Twitter. Herzlichen Dank für den zahlreichen Input!)

Die nervigsten Elternsätze beim Elternsprechtag:

„Wie sieht’s mit der Empfehlung fürs Gymnasium aus?“

Selbstverständlich ist das ein durchaus berechtigtes Thema für den Elternsprechtag. Aber nur sofern Ihr Kind – je nach Bundesland – in die vierte oder sechste Klasse geht. In der 1. oder 2. Klasse bekommen Lehrerinnen bei dieser Frage dagegen einen leichten bis mittelschweren juckenden Hautausschlag. (Genauso übrigens zu diesem Zeitpunkt bei Fragen nach möglichen Leistungskursen oder nach einer Einschätzung, ob das Kind das Potenzial für ein betriebswirtschaftliches Studium an einer internationalen Elite-Universität hat.)

Bleiben Sie als Eltern entspannt. In diesem jungen Alter wird bei Ihrem Kind noch nicht die Weiche auf Hochschulreife, Jurastudium und renommierter Wirtschaftsanwältin oder auf Dosenbier, Wohnzimmer-Fliesentisch und RTLII-Dauerglotzerin gestellt. Das passiert erst, wenn das Kind in der Oberstufe zu viele Drogen konsumiert. Ohnehin sollten Sie nicht so auf eine gymnasiale Schullaufbahn fixiert sein. Mit Abitur wird es für Ihr Kind wesentlich schwieriger, eine Karriere als erfolgreiche Gangsta-Rapperin zu machen.

„Ich wollte Sie nur mal kennenlernen.“

Dieser Satz ist auf mehreren Ebenen äußerst befremdlich. Was stimmt mit Ihnen nicht, dass Sie andere Menschen persönlich kennenlernen möchten? Das Smartphone und die diversen Social-Media-Plattformen wurden schließlich nicht erfunden, damit wir direkten Kontakt im echten Leben pflegen. Wenn Sie unbedingt die Lehrerin Ihres Kindes kennenlernen wollen, suchen Sie halt nach ihrem Facebook- und Instagram-Profil. Haben Sie erstmal die geschmacklosen Club-Med-Urlaubsfotos oder die ästhetisch fragwürdige Wohnzimmereinrichtung der Lehrerin gesehen, vergeht Ihnen schon die Lust, sie persönlich zu treffen.

Außerdem sollten Sie den Lehrerinnen nicht wertvolle Zeit stehlen, die sie für Eltern benötigt, deren Kinder wirklich schulische Probleme haben. Nehmen Sie sich also kein Beispiel an meiner Mutter, die einmal zum Elternsprechtag ging, um sich meinen neuen Physiklehrer, einfach mal „anzuschauen“. Dabei war ich doch ein derart mittelmäßiger Schüler, dass es überhaupt keinen Redebedarf gab. Okay, ganz so sinnlos war das Gespräch dann doch nicht, denn es stellte sich dabei heraus, dass ich in ein paar Hausaufgabenüberprüfungen Fünfen geschrieben hatte, bei denen ich es nicht für nötig gehalten hatte, meine Eltern davon in Kenntnis zu setzen. Eine derart unangenehme Unterhaltung, wie ich sie anschließend mit meiner Mutter führen musste, wollen Sie Ihrem Kind sicherlich ersparen. Gehen Sie also niemals unaufgefordert zum Elternsprechtag. Ihr Kind wird es Ihnen danken.

„Mein Kind hat lauter Fünfen geschrieben? Bestimmt ist es unterfordert.“

Sicherlich gibt es tatsächlich hochbegabte Schülerinnen, die vom normalen Schulstoff gelangweilt sind und deswegen schlechte Noten schreiben. So oft wie Lehrerinnen diesen Satz hören, müssten aber rund 50 Prozent aller Schülerinnen potenzielle Einsteins sein, die sich in ihrer Freizeit mit Quantenphysik beschäftigen und das Lernen unregelmäßiger französischer Verben als unter ihrer Würde erachten. Statistisch ist das eher unwahrscheinlich.

Das soll umgekehrt aber nicht heißen, dass jede Schülerin, die eine Fünf schreibt, dumm wie Brot ist und zu doof, ihren Namen zu klatschen. Ich kann beispielsweise aus eigener Erfahrung berichten – und meine Eltern werden dies bestätigen –, dass ich mir jede meiner Fünfen, die ich in Hausaufgabenüberprüfungen, Tests und Klassenarbeiten geschrieben habe, redlich verdient habe. Durch Faulheit, Nichtstun und allgemeine Antriebslosigkeit.

Bevor Sie der Lehrerin also irgendetwas von Hochbegabung erzählen, treten Sie lieber Ihrem Kind in den Hintern – selbstverständlich nur im übertragenen Sinn –, damit es sich mal von Konsole, Handy und Tablet löst und stattdessen für die Schule lernt. Dann reicht es in der nächsten Arbeit bestimmt für eine Vier minus.

„Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Zuhause ist mein Kind ganz anders.“

Diesen Satz gibt es auch in einigen anderen Varianten, wie zum Beispiel „Zuhause liest mein Kind ganz flüssig.“, „Zuhause rechnet mein Kind ganz zügig.“ oder „Zuhause streitet mein Kind nie.“, um nur einige zu nennen. Allen Aussagen ist gemein, dass sich das Kind zuhause angeblich vollkommen anders benimmt und sich die Lehrerin folglich bei ihrer Einschätzung irren muss. Bekämen Lehrerinnen jedes Mal einen Euro, wenn beim Elternsprechtag einer dieser Sätze fällt, ließen sie Jeff Bezos in der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt locker hinter sich.

Das Problem dieser „Zuhause ist mein Kind ganz brav/fleißig/friedfertig.“-Aussagen? Sie sind ungefähr so glaubwürdig wie:

  •  „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“ (Walter Ulbricht vor der Errichtung der Berliner Mauer, nicht der mexikanischen)
  • „Die Renten sind sicher.“ (Nobert Blüm, der schon vorher kurze Beine hatte)
  • „Das kann jedem mal passieren.“ (Sie, im Bett über die Erektionsprobleme Ihres Partners)
  • „Ich bin mausgerutscht.“ (Die, deren Namen ich nicht nennen möchte, wenn sie wieder geistigen Dünnpfiff ins Internet geschrieben hat)
  • Jeder Tweet von Donald Trump.

Damit Sie also in Sachen Glaubwürdigkeit nicht auf einer Stufe mit dem US-amerikanischen „Liar, liar, pants on fire“-Präsidenten stehen, sollten Sie „Aber zuhause“-Sätze beim Elternsprechtag tunlichst vermeiden.

Bei jedem dieser Sprüche einen Euro und Lehrer wären alle reich
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Die nervigsten Lehrerinnensprüche beim Elternsprechtag:

„Das mit dem Gymnasium wird nichts.“

Ein in vielen Fällen sicherlich durchaus berechtigter Satz, denn nicht jede Schülerin ist für das Gymnasium geeignet. Aber als Lehrerin sollten Sie bedenken, dass viele Eltern sich bei diesem Satz fühlen wie eine GNTM-Kandidatin, der Heidi Klum gerade mitgeteilt hat: „Ich habe kein Foto für dich.“ In beiden Fällen zerstören ein paar Worte Träume, Wünsche und Lebensentwürfe.

Eltern interpretieren diesen Satz nämlich nicht als hilfreiche Information, dass sie ihrem Kind kein Gefallen tun, wenn sie es aufs Gymnasium schicken, sondern hören: „Ihr Kind wird ein Leben lang von Hartz 4 leben.“ Oder noch schlimmer: „Ihr Kind wird Ihnen ein Leben lang auf der Tasche liegen.“ Daher sollten Sie Eltern schonend beibringen, wenn Sie der Meinung sind, das Kind ist auf dem Gymnasium nicht gut aufgehoben.

Ohnehin sollten Sie sich in diesem Zusammenhang vor absoluten Aussagen hüten („Eher wird Boris Becker schuldenfrei, als dass Ihr Kind Abitur macht“), denn immer wieder kommt es vor, dass Schülerinnen, denen die gymnasiale Eignung abgesprochen wurde, dann als Jahrgangsbeste die Schule abschließen und schon stehen Sie als pädagogischer Vollpfosten da. Und für die werden Lehrerinnen ja ohnehin gehalten, da wollen Sie dieser vorherrschenden Meinung doch nicht durch unbedachte Bemerkungen Vorschub leisten.

„Ihr Kind stand zwischen Zwei und Drei. Um es zu motivieren, habe ich ihm die schlechtere Note gegeben.“

Wahrscheinlich müssen Lehrerinnen nach dem Zweiten Staatsexamen einen Eid schwören, dass sie unter gar keinen Umständen einer Schülerin die bessere Zensur geben dürfen, sollte sie zwischen zwei Noten stehen. Dieses Phänomen kenne ich noch aus meiner eigenen Schulzeit. Immer wenn ich zwischen zwei Noten stand, habe ich nie, aber wirklich nie, nie, niemals die bessere bekommen. Und immer wurde das damit begründet, dass ich mich dann im nächsten Halbjahr mehr anstrengen würde und dafür die bessere Note bekäme. Ein Fall, der nie, aber wirklich nie, nie, niemals eingetreten ist.

Versuche Sie vielleicht mal ein Experiment, liebe Lehrerinnen. Geben Sie in strittigen Fällen einfach mal die bessere Note. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Schülerinnen darauf nicht ausruhen und nie wieder Hausaufgaben machen werden. Viel wahrscheinlicher werden sie auch am Schuljahresende wieder zwischen zwei Noten stehen. Und dann können Sie immer noch die schlechtere Zensur verteilen.

„Ihr Kind ist zu still.“

Dieser Satz leitet meistens die Begründung ein, warum das Kind keine bessere Note bekommen hat. „Wenn Ihr Kind nichts sagt, weiß ich gar nicht, ob es den Stoff nicht versteht, kein Interesse hat oder einfach nur geistig abwesend ist.“ Herrgott nochmal, wenn es sich um eine pubertierende Zehntklässlerin handelt, sind wahrscheinlich alle drei Vermutungen zutreffend. Dann können Sie sich als Eltern wenigstens darüber freuen, dass Ihr Kind vollkommen normal entwickelt ist.

Ohnehin habe ich diese Aussage „Das Kind ist zu still.“ nie wirklich verstanden. Was soll denn diese Abwertung zu still? Es heißt doch nicht umsonst „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!“ Und die Tremeloes haben schließlich „Silence is golden“ gesungen und nicht etwa „Silence is unbearably awkward“. Es gibt ohnehin schon viel zu viele Menschen, die tagtäglich Unmengen an Unsinn in die Welt hinausposaunen, da sollten wir doch für jedes schweigsame Kind dankbar sein. Und das könnte ruhig mal mit einer guten Note belohnt werden. Meine Tochter würde sich freuen.

… dabei kann Stille doch so angenehm sein
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„Wie heißt Ihr Kind nochmal? Ich hab‘ da gerade gar kein Bild vor Augen.“

Ich habe für so eine Aussage selbst allergrößtes Verständnis, denn ich habe tagtäglich mit Leuten zu tun, bei denen mir partout nicht einfallen will, woher ich sie kenne. Ist es eine ehemalige Kollegin oder eine Klassenkameradin von früher oder eine alte Studienkollegin? Dass mir dann auch noch der Name dieser Personen einfällt, ist vollkommen ausgeschlossen. Es gibt sieben Milliarden Menschen auf der Erde und Millionen von Namen. Wenn Sie gut in Mathe sind, können Sie ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, einem Menschen den richtigen Namen zuzuordnen. Eher gewinnen Sie den 150-Millionen-Dollar-Jackpot bei einer amerikanischen Superlotterie.

Trotzdem macht es keinen guten Eindruck, wenn Sie freimütig zugegeben, nicht den blassesten Schimmer zu haben, wer von den verhaltensauffälligen Blagen aus der Klasse zu den vor Ihnen sitzenden Eltern gehört. Vor allem wenn Sie dem Kind ein paar Minuten später kategorisch die Fähigkeit absprechen, jemals die Hochschulreife zu erlangen. In so einer Situation bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als ein paar belanglose Nettigkeiten von sich zu geben. („Ihr Kind macht sich richtig gut in letzter Zeit.“, „Wirklich aufgeweckt, Ihr Kind.“, „Um Ihr Kind müssen Sie sich keine Sorgen machen.“)

Damit nicht auffällt, dass Sie nicht wissen, über wen Sie eigentlich reden, dürfen Sie allerdings nie eine schlechtere Note als eine Zwei minus verteilen. Ansonsten könnte es zu unangenehmen Rückfragen der Eltern kommen.

Ausschließlich gute Noten zu verteilen, ist ohnehin empfehlenswert, denn das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Eltern gar nicht erst zur Sprechstunde erscheinen. Und das ist noch besser als der 150-Millionen-Dollar-Jackpot einer amerikanischen Superlotterie!

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 17. Oktober ist sein neues Buch „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ im Seitenstraßen Verlag erschienen.

 

 

Im Netz

Buddha als Erziehungsratgeber: 5 erleuchtete Erziehungsweisheiten für den Alltag

Louisa Eberhard

Buddha als Erziehungsratgeber? Kann das klappen?
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Wer könnte der bessere Erziehungsratgeber sein als Buddha. Er verspricht immerhin Erleuchtung! scoyo-Kolumnist Christian Hanne hat deshalb die fünf wichtigsten Weisheiten für einen entspannten Familienalltag zusammengestellt.

Jede Buchhandlung verfügt über mehrere Regalmeter voll mit Erziehungsratgebern, die alle möglichen Themen und Aspekte sowie jeden vorstellbaren und unvorstellbaren Erziehungsstil abdecken. Aber diese Informationsvielfalt verschafft anscheinend keine Klarheit, sondern eher Ratlosigkeit bei Eltern. Diese sind total verunsichert und fragen sich verzweifelt, über welche Kompetenzen und Eigenschaften sie verfügen müssen, um ihre Kinder einigermaßen unfallfrei zu erziehen.

Was liegt da näher, als bei Jemandem Rat zu suchen, der nicht Wissen, sondern Erleuchtung verspricht? Buddha. Genau, das freundliche Dickerchen, das immer so fröhlich vor sich hinmeditiert. Lesen Sie also hier meine buddhistisch inspirierten Weisheiten, die Ihnen den Erziehungsalltag erleichtern werden.

1. Gelassenheit: „Lerne loszulassen. Das ist der Weg zum Glück.“

Im Buddhismus zählt Gelassenheit, die Upeksha, zu den vier himmlischen Verweilzuständen. Ein Zustand, der nicht einfach zu erreichen ist, und sicherlich legt auch Ihr Kind Ihnen täglich eine Prüfung in Gelassenheit auf. Morgens trödelt es trotz mehrfacher Ermahnungen so lange rum, bis Sie zu spät zur Arbeit kommen, mittags macht es Theater wegen der Hausaufgaben, später weigert es sich, sein Zimmer aufzuräumen, beim Abendbrot findet es, dass alles nach „Kacka“ schmeckt, und vor dem Schlafengehen bricht im Badezimmer die Apokalypse aus, weil die Zähne geputzt werden sollen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der Sie so auf die Palme bringen kann wie Ihr eigenes Kind. (Außer Sie sind Choleriker und rasten mehrmals am Tag aus. Dann bringt Sie jeder Mensch auf die Palme.)

Wenn Ihr Kind trödelt, trotzt, rebelliert und eskaliert, hilft es aber nichts, wenn Sie explodieren. Stattdessen müssen Sie sich in Gelassenheit üben. Das Problem: Die wenigsten von uns sind in solchen Momenten jedoch tiefenentspannt genug, um gelassen zu bleiben. Das ist aber nicht weiter schlimm. Engagieren Sie einfach einen buddhistischen Zen-Mönch als Nanny. Der weckt morgens das Kind und hilft ihm beim Anziehen, macht nachmittags mit ihm Hausaufgaben, später räumt er mit ihm das Kinderzimmer auf, vor dem Zubettgehen überwacht er das Zähneputzen und anschließend bringt er das Kind ins Bett.

Währenddessen erreichen Sie einen der himmlischen Verweilzustände gestresster Eltern: Sie sitzen gemütlich auf dem Sofa und schauen Netflix.

Gelassenheit zählt zu den himmlischen Verweilzuständen
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2. Empathie: „Wenn Probleme auftauchen, erfahrt und erlebt diese mit Mitgefühl.“

Im Buddhismus ist Mitgefühl, das Karuna, eine der „Vier unermesslichen Geisteshaltungen“. Als Eltern brauchen wir besonders viel davon und das ist häufig sehr herausfordernd.

Es ist nicht besonders schwer, sein Kind zu lieben, wenn es fröhlich lachend auf Sie zugerannt kommt, friedlich mit seinen Stofftieren spielt oder wie ein Engelchen schlummert. Wälzt sich ihr Kind dagegen im Supermarkt vor dem Zeitschriftenregal auf dem Boden herum und kreischt dabei so schrill, dass der älteren Dame an Kasse 4 die Brillengläser zerspringen, ist das mit der Elternliebe nicht ganz so einfach.

Genau in diesen Situationen ist ihr Mitgefühl gefordert. Schließlich macht Ihr Kind das nicht, um Sie zu ärgern oder weil das dolle viel Spaß macht, sondern weil es nicht weiß, wohin mit sich und seinen Emotionen. Dort müssen Sie dann empathisch sein, so schwer das auch fallen mag.

Für solche schweren Fälle kennt der Buddhismus die Meditationstechnik des „Tongelns“, bei der das Leid des Anderen eingeatmet und Mitgefühl ausgesendet wird. Probieren Sie das einfach das nächste Mal aus, wenn Ihr Kind im Supermarkt eskaliert. Okay, eventuell endet Ihr Tongeln damit, dass Sie sich selbst auf dem Boden herumwälzen und Hausverbot erteilt bekommen, aber wenigstens sind Sie auf dem Weg der erleuchteten Elternschaft einen Schritt weitergekommen.

Wenn das mit dem Tongeln nicht so recht funktionieren will, richten Sie Ihren Blick in die Ferne: Im Moment ist so ein kindlicher Tobsuchtsanfall zwar eher unangenehm, aber in ein paar Jahren ist das eine sehr lustige Story. (Außer für die ältere Dame von Kasse 4, die 500 Euro für neue Gleitsicht-Brillengläser inklusive UV-Filter, Superentspiegelung und Hartschicht-Veredelung bezahlen musste. Für die ist das eine ziemlich beschissene Story.)

3. Mitfreude: „Das Merkmal der Mitfreude besteht im sich freuen mit den Wesen.“

Mudita, die Mitfreude, ist eine weitere der „Vier unermesslichen Geisteshaltungen“ im Buddhismus. Da denken Sie sich jetzt vielleicht: „Na, das ist ja nicht schwer mit dieser Mitfreude. Ich habe mich erst gestern dolle mit meinem Kind gefreut, als es das erste Mal alleine Fahrrad gefahren ist.“

Da haben Sie zwar recht, aber die Mitfreude ist – ähnlich wie das Mitgefühl – besonders in Situationen gefragt, wenn sie einen nicht gerade anspringt. Zum Beispiel wenn Ihr Kind den gerade frisch abgezogenen Dielenboden im Wohnzimmer großflächig mit schwarzem Edding vollgekritzelt hat.

Falls Sie die buddhistische Gelassenheit noch nicht ganz verinnerlicht haben, ist Ihr erster Impuls wahrscheinlich, einen Kreuzbrüller loszulassen. Das sollten Sie aber nicht, denn Ihr Kind ist bestimmt wahnsinnig stolz darauf, dass es den Fußboden so toll verschönert hat. Da wäre es geradezu schäbig von Ihnen, wenn Sie deswegen jetzt rumschreien und damit für immer die Kreativität und Spontaneität Ihres Kindes zerstören.

Indem Sie sich stattdessen über das Glück Ihres Kindes freuen, werden Sie selbst dauerhaftes innerliches Glück empfinden. (Außer wenn Sie das komplette Wohnzimmer ausräumen und den Fußboden mühselig abschleifen müssen. Da werden Sie innerlich nicht ganz so glücklich sein.)

Manchmal fällt die Mitfreude gar nicht so leicht
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4. Mitmenschlichkeit: „Was da für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, wie könnte ich das einem andere aufladen?“

Wie in fast allen Religionen gibt es auch im Buddhismus eine Form der so genannten „Goldenen Regel“, die auf der Gegenseitigkeit menschlichen Handelns beruht. Im Volksmund heißt das dann: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andren zu.“ Oder positiv formuliert: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Oder noch einfacher und derber: „Sei kein Arschloch.“

Was den Buddhisten recht ist, kann Ihnen für die Erziehung nur billig sein. Versetzen Sie sich also in Ihr Kind und laden Sie ihm keine Sache auf, die Ihnen unlieb und unangenehm ist. Möchten Sie beispielsweise von einem fünf Meter großen Riesen angebrüllt und genötigt werden, grüne Bohnen zu essen? Wahrscheinlich nicht. (Außer Sie essen gerne Bohnen. Dann finden Sie das nicht schlimm.)

Weil einem die Mitmenschlichkeit nicht immer so leicht von der Hand gehen will, gibt es im Buddhismus die Metta-Meditation, die das Ziel verfolgt, eine liebevolle, wohlwollende Haltung gegenüber der Welt und allen fühlenden Wesen einzunehmen. Allerdings ist diese Form der Meditation recht zeitaufwändig und wird häufig in mehrstündigen Retreats praktiziert. Dafür werden Sie aber feststellen, dass in diesen meditativen Stunden die Erziehung Ihres Kindes vollkommen problemlos und spannungsfrei ist. (Ihr Partner oder Ihre Partnerin sieht das womöglich anders.)

5. Gleichgültigkeit: „Tu was du willst, aber nicht, weil du musst.“

Zugegebenermaßen ist Gleichgültigkeit keine buddhistische Tugend, für Eltern ist sie aber dennoch essenziell. Selbstverständlich nicht gegenüber Ihren Kindern. Da sollen Sie immer Interesse zeigen und ein offenes Ohr haben. (Außer Ihr Kind zählt Ihnen alle 807 Pokémon mit ihren Skills und Kategorien auf. Dann dürfen Sie einen dringenden geschäftlichen Anruf vortäuschen.)

Gegenüber anderen Eltern oder Kinderlosen, die Ihnen unerwünschte Erziehungstipps geben, dürfen Sie aber durchaus gleichgültig sein. Denn jede Familie hat ihre eigenen Regeln und Rituale, die bei allen Familienmitgliedern funktionieren, und da müssen Sie sich von niemandem reinreden lassen.

Wenn Sie zum Beispiel jeden Morgen Ihrem Kind die Klobrille warmföhnen, damit es sich wohl fühlt, wodurch alle einen guten Start in den Tag haben, dann scheren Sie sich nicht darum, dass irgendwelche Vollpfosten sagen, Sie verwöhnen das Kind zu sehr und sie müssen es besser auf die Härten des Lebens – und auf kühle Klobrillen – vorbereiten. „Tu, was du willst, aber nicht, weil du es musst.“ Oder unbuddhistisch ausgedrückt: „Einen Scheiß muss ich!“

Der „Einen Scheiß muss ich!“-Ansatz ist sehr befreiend, allerdings müssen Sie ihn auch anderen Eltern zugestehen. Haben Sie beispielsweise für sich entschieden, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Kind im Familienbett schlafen wollen, bis es nicht mehr schulpflichtig ist, dann machen Sie das. Aber versuchen Sie nicht, andere Eltern, die ihr Kind vom Säuglingsalter an ins eigene Bettchen im Kinderzimmer gebracht haben, davon zu überzeugen, sie müssten ebenfalls das Familienbett als eierlegende Wollmilchsau der Schlafsituationen einführen. Einen Scheiß müssen die!

Enden lassen möchte ich meine buddhistischen Reflexionen über Erziehung mit dem weisesten aller buddhistischen Ratschläge:

„Nun vergesst alles, was ich euch gesagt habe, und findet es selbst heraus.“

Am besten schauen Sie sich dazu mal die Übersicht zu Erziehungsratgebern des Vereins „Bindungsträume“ an. Da finden Sie sicherlich Erleuchtung.

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Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 17. Oktober ist sein neues Buch „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ im Seitenstraßen Verlag erschienen.

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1 Mutter, 3 Kinder, 1000 Klassenarbeiten: Lernen für Tests und Prüfungen in Hochphasen

Louisa Eberhard

Keine leichte Gleichung: 3 Kinder, 1000 Klassenarbeiten.
© Stadt Land Mama

Was tun, wenn die Kinder drei völlig unterschiedliche Lerntypen sind? Lisa vom Blog STADT LAND MAMA verrät, wie sie es schafft, den Bedürfnissen ihrer Kids gerecht zu werden.

Ein Erfahrungsbericht von STADT LAND MAMA-Bloggerin Lisa:

Das wirklich Schlimme an Klassenarbeiten ist doch, dass sie immer so plötzlich vor der Tür stehen. Ist doch so, oder? Es ist dann an uns Eltern, aus diesem „Waaah, das schaff ich nie!“ ein konzentriertes Lernen zutage zu befördern, das bestenfalls zum Happy End führt.

Wie das gehen soll? Ich habe da drei herrlich unterschiedliche Versuchsobjekte bei mir zu Hause. Denn JEDES unserer Kinder lernt anders!

Tests und Klausuren: Upleveln oder Stoßlernen?

Ein Kind gehört eher zu den Uplevelern, es teilt sich die Lernaufgaben ein, kümmert sich an einem Tag ums Vokabeln oder Formeln lernen  und am nächsten um die Aufgaben. Am dritten Tag wird alles wiederholt. Die zwei anderen gehören eher zu den Stoßlernern. Zur Fraktion Ooops. „Ach, Mensch, morgen schreiben wir ja Englisch…“

Wie viele Jahre ich durch diese plötzlichen Eingebungen wohl schon gealtert bin?! Auf jeden Fall zähle ich mehr graue Haare, seit die drei auf die weiterführende Schule gehen. Und ich bin erst 37!

Das Problem bei uns war so ein bisschen, dass die drei an der Grundschule nicht wirklich aufs Lernen vorbereitet wurden. Klar gab es mal einen Test, aber der war meist nicht angekündigt – die Kinder lernten also nicht, wie man sich auf Prüfungen vorbereitet.

Das Lernen lernen: gar nicht so einfach!

Die ersten Monate unserer Jüngsten an der neuen Schule waren dann auch oft geprägt von Missmut. „Ok, Mama, wenn du meinst, ich muss lernen, dann sag halt, was ich machen soll.“ Diese Anspruchshaltung, dieses Null-Bock-Gesicht! Nee, nee, mein Liebstes, ICH habe meinen Schulabschluss schon. Entweder du WILLST lernen, oder du lässt es …

Was für eine Überwindung ein solcher Satz kostet! „Entweder du WILLST lernen oder du lässt es“ Ich frage mich, wie viele Eltern es gibt, die das wirklich durchziehen. Die sagen: Ok, das Kind mag nicht, dann soll es halt sehen, was es dann für Noten schreibt. Aber solche Sätze wachsen natürlich auch aus einer Verzweiflung heraus. Verdammt, wie kriege ich dieses Kind bloß motiviert?!

Gute Vorbereitung als Hilfe gegen Prüfungsangst

Wir haben da bereits einiges probiert. Dinge wieder verworfen, die nicht funktionierten, und andere neu dazu erfunden. Neulich zum Beispiel, mussten alle drei Kinder für Arbeiten und Tests lernen. Es war Sonntag.

Ein Kind, das seine Ruhe beim Lernen braucht, zog sich zurück ins eigene Zimmer, wo der Schreibtisch aufgeräumt ist und alle Arbeitsmaterialien vorhanden sind (wie es Experten auch für die Hausaufgaben empfehlen!) und wollte später nur nochmal die Vokabeln abgefragt haben. Kein Thema! Die Vorbereitung ist dann auch so gut, dass keine Prüfungsangst aufkommt.

Die anderen beiden hingegen haben den einzigen und richtig wahren Weg für sich noch nicht gefunden. In ihr eigenes Zimmer wollen sie nicht und sie brauchen noch die Begleitung der Eltern. Sollen sie bekommen! Da sie sich in ihrem Sport sehr motiviert zeigen, haben wir nun also versucht, sie mit einer Challenge zu locken.

Klassenarbeiten: vom Lernen als Challenge

Wir bildeten Teams! Team 1 bestand aus Papa und einem Kind. Team 2 aus Mama und dem anderen. Team 1 machte es sich oben im Kinderzimmer bequem, Team 2 versuchte es am Küchentisch.

Der Deal war: Das Team, das die bessere Note mit nach Hause bringt, wird vom anderen Team zum Essen eingeladen – und darf das Restaurant aussuchen. Ein spielerischer Ansatz. Einer, der bei einem Kind hervorragend funktionierte. Beim anderen aber nicht.

Das eine Kind sah die Chance kommen, es dem anderen Team jetzt mal richtig zu zeigen. Das andere fühlte sich in die Ecke gedrängt und stellte darum lieber gleich den Dienst ein. Erst später lasen wir in einem Artikel, dass Störfaktor Nr. 1 beim Lernen die eigenen Geschwister sind… Wir mussten uns für dieses Kind also etwas anderes überlegen, um es zum konzentrierten Arbeiten zu bewegen. (Sehen Sonntage in anderen Familien eigentlich anders aus?)

Individuelle Herausforderung: jedes Kind lernt anders

Für ungestörte Konzentration brauchte dieses Kind also eine persönliche Betreuung, aber bitte ohne Vergleich mit Geschwistern. Wir überlegten also, was funktionieren könnte bei unserem Kind, das gerne digital unterwegs ist. Könnten wir es darüber vielleicht erreichen? Es gibt da so eine Regel in ihrem Sportverein, die lautet, dass vor Wettkämpfen nicht „gezockt“ werden darf. Diese Regel herrscht bei uns auch vor Hausaufgaben und dem Lernen. Vielleicht brauchte es hier eine Ausnahme!?

Wäre es okay, zu sagen, dass mein Kind vor Klassenarbeiten nach jeder Lerneinheit ein bisschen scoyo spielen darf? Ich will es ja eigentlich nicht über den Tisch ziehen. Immerhin jubele ich ihm damit noch einmal als „Belohnung“ den kompletten Stoff samt Festigungsübungen unter… und natürlich wollte unser Kind lieber an den PC, als sich weiter mit mir am Küchentisch zu „quälen“.

Moderne Wissensvermittlung mit Lern-Erfolgen

Die Antwort, die ich mir selbst gab: Ja! Das wäre okay. Denn: Kind glücklich – Mama ohne schlechtes Gewissen. Manchmal kann es so einfach sein. Denn genau hier können unsere Kinder ja nun mal auf spielerische Weise ihr Wissen zu den Schulfächern aufpäppeln und vertiefen. Sie werden reingezogen in die digitalen Welten ihrer Helden, werden zum Mitmachen animiert, können klicken und Pokale gewinnen.

Übrigens: Selbst wir Erwachsenen lernen noch besser, wenn wir etwas nicht nur in der Theorie hören, sondern selbst tätig werden können, also mehrere Sinne beanspruchen.

Beim Lesen der Bedienungsanleitung unserer neuen Digitalkamera merken wir uns weniger, als wenn wir sie in die Hand nehmen und die Knöpfchen drücken. Woran liegt das? Der Bundesverband für Gedächtnistraining sagt, man behält 10% von dem, was man liest. Dagegen merkt man sich 50% von dem, was man sieht und hört – zum Beispiel bei einem Lernvideo. Das, was man selbst tut, prägt sich *Trommelwirbel* zu dicken 90% ein. Wahnsinn.

Und das passiert praktisch beim Gaming mit scoyo. Man „sieht und hört“ den in Geschichten verpackten Lehrstoff, um das Erlernte dann direkt in Spielszenen „umzusetzen“. Unsere Kinder können sich die Inhalte dann nicht nur besonders gut merken, sondern wissen hinterher auch ganz genau, wozu man diese verflixte Bruchrechnung überhaupt braucht (z.B. Pizza-Konflikte durch gerechtes Teilen vermeiden) und wie man sie anwendet.

Buch oder Laptop?
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Schlau: Gamification und Storytelling als Lern-Motor

Tatsächlich ist das Punkte sammeln, diese Gamification des Lernens etwas, auf das gerade dieses Kind sehr gut anspringt. Das Belohnungssystem sorgt für direkte Erfolgserlebnisse. Und: Das Lernen fühlt sich eben nicht an wie Lernen – sondern wie Spielen!

Und als unser Kind dann abends dasaß und sich doch vor der Arbeit am nächsten Tag sorgte und meinte, es hätte vielleicht nicht genug getan, sagte ich: „Doch, du hast es nur nicht gemerkt! Und wenn wir jetzt trotzdem nochmal übers Schulmaterial schauen sollen, dann lass uns das eben machen!“

Was ich sagen will: Jedes Kind lernt anders. Und wir als Eltern müssen schauen, wie wir sie motiviert bekommen, welcher Weg für welches Kind der einfachste und beste ist, um am Ende zu einem Erfolgserlebnis zu kommen.

So wird das Lernen für alle machbar!

Das hört sich nach viel Engagement an – aber ist der Weg erstmal gefunden, kann das Lernen sogar zum Selbstläufer werden. Probiert es aus! Damit nicht nur die Kinder später ein Happy End erleben – sondern auch die Eltern. Die haben nämlich bereits genug graue Haare!

Die Autorin

Lisa Harmann ist freie Journalistin und die Land-Mama des Bloggerduos STADT LAND MAMA. Sie lebt mit ihrem Mann, drei Kindern (*2006, Zwillinge*2008) und etlichen Tieren im Bergischen bei Köln. Lisa schreibt über das Leben mit Familie, Kindern und allem, was dazu gehört.
Ihr Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ ist seit 24.07.2019 im Handel erhältlich.

Technik, die begeistert: 10 Geschenkideen für Kinder von 5-12 Jahren

Louisa Eberhard

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Egal ob Weihnachten oder Geburtstag: Wir haben 10 coole Geschenkvorschläge für alle Kinder, die schon Technikfans sind – oder es noch werden wollen.

Geschenke für den Nachwuchs sollen nicht nur für den Moment glücklich machen, sondern im Idealfall auch nachhaltig begeistern. Sie sollen den natürlichen Entdecker- und Lerntrieb fördern und den Glauben in die eigenen Fähigkeiten und Stärken ein kleines Stückchen mehr wachsen lassen. Da ich selbst ein großer Freund von Spielen bin, die über den »reinen Spaß an der Freude« hinausgehen, hier eine kleine Liste an Geschenkidee, die mit Sicherheit nicht nur Ihre Sprösslinge glücklich machen.

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Geschenkidee 1: Ozobot Roboter

Alter: ab 5 Jahren

Mit der sogenannten Lego- oder auch Scratch-Programmierung können Kids, oder auch Sie als Eltern die kleinen Ozobot Roboter* ganz einfach zum Leben erwecken und über den Tisch, Boden oder den Bürgersteig flitzen lassen. Es ist eine großartige Möglichkeit, sich spielerisch mit dem Thema »Programmierung« & »Robotik« auseinanderzusetzen. Das Beste aber ist, dass der selbst gelegte – deshalb Lego-Programmierung – Code auf die kleinen Rennsemmeln übertragen wird. So wird er ganz einfach zum Leben erweckt. Ein riesen Spaß – vor allem, wenn man sich vertan hat und der Ozobot gegen Wände, Blumenvasen oder sonstige Gegenstände prescht.

Geschenkidee 2: Schwebender Globus

Alter: ab 5 Jahre

Heureka, was für eine fantastische Art unsere Erde mit all ihren Orten zu entdecken, die Kontinente, die Meere und was sich alles darauf befindet. Wie im All schwebt auch hier unser blauer Planet und fasziniert damit groß und klein. Einfach eine Taschenlampe schnappen und die Sonne simulieren – oder einen Golfball und ihn zum Mond werden lassen. Na, können Sie oder Ihre Kids eine Mond – oder Sonnenfinsternis erzeugen? Eine wunderbare Idee, Atmosphäre, Weltraum und Gestirne beziehungsweise Sonnen und Monde zu erklären und sich dabei ganz neu in unsere wunderbare Erdkugel zu verlieben.

Geschenkidee 3: Lego Boost Roboter-Kätzchen-Gitarre

Alter: 7-12 Jahre

Mit Lego Boost* bekommt man eine ganz neue Idee davon, warum es ziemlich cool sein muss, Roboter zu sein. Kinder bauen Roboter, Kätzchen und E-Gitarre (insgesamt 5 Modelle) und können die Teile (mit echten Sensoren, Motoren, Soundeffekten etc.) dann programmieren. Auf ganz einfache Weise mit einem Tablet. Grundlagen des Maschinenbaus und der Robotik eignen sich dabei ganz selbstverständlich beim Spielen an. MINT-Fähigkeiten und Future Skills inklusive!

Geschenkidee 4: Walkie Talkie

Alter: ab 5 Jahre

Wie wäre es, wenn man ein Telefon tatsächlich mal wieder nur zum Telefonieren benutzen könnte? Hm, hört sich nach alter Technik an? Oder nach Walkie Talkie*. Auf zu einer Schnitzeljagd, einem spannenden mysteriösen Fall oder einfach nur auf dem Spielplatz verstecken spielen. Ein Walkie Talkie ist auf jeden Fall ein toller Begleiter für kleine Abenteuer – sowie Abenteurer – und hat dabei den Charme der „guten alten Tage“. Das Beste: Es kann auch mal im Sandkasten oder der Hecke landen – diesen kleinen robusten Dingern können wilde Kinder nichts anhaben.

Geschenkidee 5: Mini Raketen Lavalampe selbst machen

Alter: ab 8 Jahre

Was, Lava im Kinderzimmer? Und was hat das alles mit einer Rakete zu tun? Lava im All? Was ist da los? Sounds like Fun? Das ist es auch, denn diese ausgeklügelte Lampe* ist angewandte Chemie mit tollem visuellem Effekt. So macht Lernen richtig Spaß und ist zudem noch eine tolle Dekoration und faszinierende Lichtquelle im Kinderzimmer. Ein absoluter Hingucker!

Geschenkidee 6: VR Headset mit Mathespielen

Alter: 6-12

Wir stehen auf Lernen mit Spaß – das treibt uns an, unsere Lernwelt immer weiter zu verbessern und neue Ideen umzusetzen. Deshalb sind wir auch total begeistert vom VR-Headset mit Mathespielen*. Wie cool ist das denn?? Die Kids tauchen mithilfe der VR-Brille in andere Welten ein, in denen es von Mathespielen nur so wimmelt. Also fast wie bei uns 😉 Kein Wunder also, dass Mathe da zum neuen Lieblingsvideospiel wird.

Geschenkidee 7: scoyo Lernspiel

Klasse: 1-7

Screentime an Laptop, Tablet & Co. – welches Kind liebt das nicht? Mit scoyo sind auch Eltern Feuer und Flamme, denn mit der spielebasierten Lernplattform lernen Kinder freiwillig und eifrig für die Schule. Magie! Nagut… nicht ganz. Hier wird der kindliche Spieltrieb genutzt. Dahinter steckt ein spaßbetontes und von Experten (Lehrer, Speileentwickler…) entwickeltes Lernkonzept, welches den Lehrplan aller Bundesländer und Klassenstufen mal so ganz anders aufbereitet hat. Schulstoff festigen, aufholen und vorlernen? Individuell auf Ihr Kind zugeschnitten? Und dabei Zeit, Nerven und Kosten sparen? Das sind ja gleich drei gute Gründe für scoyo! Jetzt scoyo schenken!

Geschenkidee 8: Alarmanlage selbst bauen

Alter: 8-12

Mit dem Experimentierset von Kosmos* werden Ihre Kinder zu richtigen Sicherheitsexperten. Sie lernen schnell und gut erklärt, eine kleine Alarmanlage zu bauen, die bei Gefahr sowohl rot blinkt als auch laute Töne von sich gibt. Und wenn der Basteldrang noch nicht befriedigt ist, lässt sich die Anlage sogar zu einem Morsegerät umbauen – kleine Verpackung, aber viel drin!

Geschenkidee 9: Experimentierkasten zum Thema Strom

Alter: 8-12

Hui, die nächste Idee strotzt nur so vor Spannung – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Experimentierkasten* ist der ideale Einstieg rund um die Themen magnetische Kraft, Strom, Spannung und elektrische Schaltungen. Und da selbst machen bekanntlich am meisten Spaß macht, erwartet die Kids eine ganze Reihe von Versuchen, die die Thematik schnell verständlich machen. Die Freude ist groß, wenn Ihre Schützlinge dann merken, was sie schon alleine bauen konnten.

Geschenkidee 10: Makey Makey

Alter: ab 8 Jahren

Zum Schluss haben wir noch einen ganz heißen Tipp: Den Makey Makey – die wirklich absolut genialste Sache mit Technik in einfachster Anwendung, um einen tollen Effekt zu erzeugen. Die Kids können einfach Bananen, Kartoffeln oder auch die Katze (nein, besser nicht) als Energiequelle benutzen und mit dem Rechner verbinden. So lässt sich zum Beispiel ein Klavier simulieren und mit 5 Noten ein einfaches Lied spielen. Die Gegenstände können auch einfach als Controller konfiguriert und genutzt werden – ein wirklich einzigartiges Geschenk für technikbegeisterte Kinder.

Über die Autorin:

scoyo / Sana Tornows Passion ist die storybasierte und somit nachhaltige Wissensvermittlung. Inhaltliche Schwerpunkte bilden dabei digitale Tools, multimediales Erzählen sowie Gamification und Kindermedien.
 

Richtig Streiten – Streitkultur in der Familie

Louisa Eberhard

Aus einer kleinen Diskussion kann schnell ein waschechter Streit vom Zaun gebrochen werden. Wie Sie in Ihrer Familie trotzdem auf einer respektvollen Ebene bleiben können, erfahren Sie hier.

Wir kennen es alle – eine kleine Diskussion zum Thema Tisch decken, Zähne putzen, Hausaufgaben oder eine freche Antwort können schnell in einen richtigen Streit ausarten. Besonders in Familien kann sich die Stimmung schnell mal aufheizen, schließlich nehmen sich Kinder (und auch Eltern!) unbedachte Äußerungen sehr viel mehr zu Herzen, wenn sie von Menschen kommen, die einem viel bedeuten. Vollkommen verständlich, schließlich liegt uns die Meinung unserer Lieben am Herzen. Außerdem ist Streit generell betrachtet erstmal nichts Schlechtes und völlig normal – wir sind schließlich alle keine Engel – solange gesund gestritten wird. Denn beim Streiten erfahren wir viel über die Bedürfnisse des Gegenübers. Streits sind deshalb für die Entwicklung von Kindern aber auch von zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig, solange als Ziel die Lösung des Konflikts gilt.

Problematisch wird es erst, wenn Äußerungen getätigt werden, die die andere Partei herabwürdigen, verletzen oder ihr das Gefühl geben, nicht ernst genommen zu werden. Um dies zu vermeiden, können beim Streiten in der Familie ein paar Regeln aufgestellt und ein paar Dinge bewusst beachtet werden.

Unsere Streitregeln für die Familie:

1. Jedes Familienmitglied zählt

In einer Streitsituation ist es wichtig, die Meinung und Gefühle jedes Familienmitglieds zur Kenntnis und auch ernst zu nehmen. Auch Sie kennen sicherlich die Situation, dass man aus Genervtheit oder Stress einen (vielleicht vermeintlich unnötigen) Streit einfach beenden und der anderen Partei – entweder den Kindern oder dem Partner – das Wort abschneiden möchte. Hier kann helfen, sich als Familie die Regel aufzustellen, jedes Mitglied zu Wort kommen und aussprechen zu lassen. So hat am Ende niemand das Gefühl, dass die eigenen Gefühle nicht wichtig sind. Die Streitregeln lassen sich meist besser befolgen, wenn sie einmal schriftlich festgehalten und von jedem Familienmitglied unterschrieben wurden.

2. Beleidigungen komplett vermeiden

Beleidigungen und Schimpfwörter haben in einem Streit auf Augenhöhe nichts zu suchen, das gilt sowohl für Ihre Kids als auch für Sie als Eltern. Auch das fällt nicht immer leicht, wenn man erstmal so richtig in Rage ist, doch treffen Beleidigungen meist tiefer, als sie gemeint sind. Je nachdem, wie alt Ihre Kinder sind, müssen diese erst noch lernen, dass auch Worte verletzen können. Hier können Sie als Vorbilder vorleben, dass Beleidigungen in einem Streit nicht infrage kommen. Kritisiert werden darf natürlich: Allerdings ist speziell für Sie als Mama oder Papa wichtig, darauf zu achten, dass Sie nur das Verhalten Ihres Kindes kritisieren, nicht seine Persönlichkeit selbst. So hat Ihr Kind trotzdem die Sicherheit, dass Sie es lieben oder schätzen, wie es ist. Kritik an der Persönlichkeit selbst würde  auf Dauer das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl des Kindes schwächen.

3. Entschuldigungen annehmen

Eine weitere wichtige Regel: 5 auch mal grade sein lassen. Wenn sich für ein Fehlverhalten entschuldigt wurde, verschwinden natürlich nicht automatisch alle Wut oder schlechten Gefühle. Trotzdem sollte diese Entschuldigung gewürdigt und angenommen werden: Es bringt keinem der Beteiligten etwas, das gleiche Fehlverhalten wieder und wieder anzusprechen, obwohl es längst eingesehen wurde. Im Gegenteil: Wenn Kinder das Gefühl bekommen, Ihre Entschuldigung hätte keinen Wert, stellt sich eher Trotz ein, was zu einem weiteren Streit führen kann.

4. Streit reflektieren

Jeder Streit ist auch irgendwann vorbei und aus jedem Streit kann man (wie aus fast allen Situationen im Leben) lernen. Nach einem Streit ist es ratsam, nachträglich noch einmal die Situation zu reflektieren: Wie kam es überhaupt zu dieser Streitsituation? Habe ich vielleicht Dinge gesagt oder getan, die ich nächstes Mal vermeiden möchte? Und wurde die Streitursache geklärt, um zukünftige Streits zu diesem Thema vermeiden zu können? Auch als Familie diese Dinge zu besprechen, kann hilfreich für das Gemeinschaftsgefühl sein.

Nach Regen folgt auch wieder Sonne
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Streit gehört zum Leben dazu. Solange der gegenseitige Respekt füreinander klar erkennbar ist, ist Streit auch gesund. Vor allem für Sie als Eltern kann es helfen, sich ein paar Regeln oder Merkmale zum Streiten präsent aufzuhängen, beispielsweise am Kühlschrank. So wird die Anleitung zum „richtig Streiten“ (von Eltern und Kindern) schnell verinnerlicht und das Risiko, jemanden zu verletzen, geringer.

Bei scoyo lernen Kinder spielerisch nicht nur alle wichtigen Themen im Lehrplan, sondern auch viel buntes Allgemeinwissen. Zum Beispiel, wie man Konflikte gut meistern kann. Spielen Sie selbst:

Fair-Play-Regeln für Konflikte

So lernen Kinder, wie sie einen Streit lösen können.

Und in unserem Podcast haben wir noch mehr Ideen und Anregungen für viel Harmonie im Familienalltag:

 

Einschulung 2020: Schuleinführung in Zeiten von Corona

Louisa Eberhard

Die Pandemie wirbelt so einiges durcheinander. Auch die Einschulung und die ersten Monate werden wohl für Erstklässler*innen anders als sonst.

Einschulungsfeier ja oder nein? Homeschooling, geteilte Klassen oder doch Präsenzunterricht? Für die Erstklässler*innen könnte in diesem Jahr bei der Einschulung so einiges anders laufen und viele Eltern fragen sich, wie der Schulstart für ihre Kinder wohl aussehen wird.

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Zuerst einmal aber eine beruhigende Nachricht: Auf der Kultusministerkonferenz Mitte Juni haben die Bundesländer gemeinsam beschlossen, spätestens nach den Sommerferien eine Rückkehr zum mehr oder weniger normalen Lehrbetrieb anzustreben. Dabei behalten die Länder natürlich weiterhin die Infektionslage im Blick, eine Rückkehr zu Homeschooling und eingeschränktem Präsenzunterricht ist daher nicht ganz auszuschließen.

Außerdem bestehen weiterhin Verbote größerer Veranstaltungen, je nach Bundesland ist die Begrenzung der Personenzahl dabei unterschiedlich. Die Einschulungsfeier in ihrer eigentlichen Form wird im Corona-Jahr daher wohl vielerorts anders ablaufen als sonst.

So läuft eine Einschulung normalerweise ab

Die Einschulungsfeier gestaltet jede einzelne Grundschule im Detail anders, in ihrem eigentlichen Ablauf ähneln diese sich aber doch. Normalerweise veranstaltet die Schule unter Mitwirkung der älteren Schüler*innen ein Fest für die neuen Erstklässler*innen, die sie mit Aufführungen, Liedern, einer Ansprache vom Schulleiter in ihrem neuen Lebensabschnitt und Lernort willkommen heißt. Danach gehen die Kinder mit ihren jeweiligen Klassenlehrer*innen für ein erstes Kennenlernen in ihre Klassen. Die meisten Schulen beschränken den ersten Schultag auf eine kurze Stunde zum gegenseitigen Beschnuppern, ist doch für die Kleinen auch so schon alles aufregend genug.

An einigen Schulen finden im Anschluss noch schulinterne Rituale wie zum Beispiel ein erstes gemeinsames Klassenfoto statt. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl als Gruppe und ist natürlich auch eine schöne Erinnerung. Dann ist der erste Schultag auch schon geschafft und die Familien können diesen besonderen Tag individuell ausklingen lassen.

Einschulung feiern in Zeiten von Corona

In Zeiten von Corona werden die Feierlichkeiten aber etwas anders aussehen: Viele Personen auf so engem Raum, Mama, Papa, Oma und Opa, Freunde, das wird es 2020 bei der Einschulung wohl nicht geben. “Um dem Fest nicht seine ganze Freude zu nehmen, überlegen wir, die Kinder zeitversetzt einzuschulen, um uns an die Vorgaben zu halten”, erklärt Jan-Martin Klinge, Lehrer, Blogger und Teil einer erweiterten Schulleitung in Nordrhein-Westfalen.

Dieses Schichtmodell hat sich für viele Schulen ja bereits beim Unterricht bewährt, so können die Kinder und ihre Familien bei der Einschulung dabei sein und trotzdem Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen einhalten. Ob und wie eine Einschulungsfeier tatsächlich stattfindet, entscheidet allerdings jede Schule selbstständig, entsprechend den Regelungen des eigenen Bundeslandes und mit Blick auf Kapazitäten wie Platz in der Schule und Anzahl der Erstklässler*innen.

Was aber ja nicht ausfallen muss: Eine kleine Feier nach der offiziellen Einschulung im Kreis der Familie. Gestalten Sie den Rest des Tages individuell, ganz nach Ihrem Geschmack und den Bedürfnissen Ihres Kindes.

Allgemeine Tipps für die Feier zur Einschulung finden Sie hier

Die ersten Monate Schule – das erwartet Ihr Kind

Ist die Einschulung geschafft, beginnt der Schulalltag. Mit dem Eintritt in die erste Klasse lernt Ihr Kind eine ganze Menge Neues. Neben wichtigen grundlegenden Fähigkeiten wie Schreiben, Lesen und Rechnen, sind das vor allem auch soziale und fächerübergreifende Kompetenzen. Unter anderem:

  • lernt es die Schul- und die Klassengemeinschaft kennen
  • verinnerlicht es den Tagesablauf und die Struktur des Unterrichts
  • trainiertb es die Regeln für ein gemeinsames Miteinander
  • lernt es Unterrichtsmaterialien und Arbeitsmethoden kennen

Außerdem sei die Kontaktaufnahme der Lehrer*innen zu den Kindern und der Kontakt der Kinder untereinander ein zentraler Punkt der ersten Schulwochen, erklärt Martin Sommer, erfahrener Grundschullehrer aus Hamburg. “Dazu gehört normalerweise natürlich auch (körperliche) Nähe. Sei es bei Erklärungen zu Unterrichtsthemen aber auch beim Spiel, im Sitzkreis oder auch mal beim Trösten eines Kindes. Gerade in der ersten Klasse ist diese – auch körperlich nahe – Kontaktaufnahme sowohl im Beziehungsaufbau von der Lehrperson/Erzieher*in zum Kind als auch bei den Kindern untereinander besonders wichtig. Wie das unter Coronabedingungen und mit Abstand funktionieren kann, kann ich mir noch nicht vorstellen.”

Geteilte Klassen und Abstand halten: Unter den Corona-Umständen eine Vertrauensbasis zu schaffen, eine Klassengemeinschaft aufzubauen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, ist eine echte Herausforderung für viele Lehrer.

So nah dürfen sich die Kids wahrscheinlich erstmal nicht mehr kommen.
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Ebenso lernen die Kinder in den ersten Monaten auch inhaltlich viele Grundlagen, die für den Rest der Schullaufbahn immens wichtig sind. Besonders in den Fächern Deutsch und Mathe eignen sich die Erstklässler*innen grundlegende Fähigkeiten an.

In Deutsch erschließen sich die Kleinen Buchstabe für Buchstabe das Alphabet, lernen Laute zu erkennen und zu schreiben. Sie üben grundlegende sprachliche Strukturen und Begriffe wahrnehmen, Sprache zu untersuchen und zum Beispiel Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sehen. Ebenso tasten sie sich Schritt für Schritt an das Lesen und erschließen von Texten heran. Auch vermeintlich einfach Dinge wie das Sprechen und Zuhören müssen von den Kleinen trainiert werden. In Mathe lernen sie die Zahlen kennen und bekommen eine grundlegende Vorstellung von Mengen. Später kommen einfache Rechenarten wie das Addieren und Subtrahieren hinzu.  Eine zweite Infektionswelle und erneutes Homeschooling würden den Schulbeginn für Erstklässler*innen also in vielerlei Hinsicht nicht ganz leicht machen. Wie können Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern damit umgehen?

Homeschooling: So meistern Lehrer und Eltern diese Mammutaufgabe

“Für mein Lehrerkollegium ist diese Zeit gerade sehr anstrengend – bietet aber auch Chancen, den eigenen Unterricht zu verändern”, erklärt Jan-Martin Klinge. “Insgesamt hat diese Krise dazu geführt, dass wir Unterricht und Schule neu denken.” Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig digitale Bildungsangebote und die Digitalisierung des Unterrichts sind, um flexibles und ortsunabhängiges Lernen möglich zu machen. Vielerorts wurden bereits Online-Kommunikationsplattformen dazu genutzt, um Fernunterricht oder Klassenkonferenzen abzuhalten. Auf weiteren Plattformen zum gemeinschaftlichen Arbeiten wie etwa padlet können Lehrer Aufgaben für ihre Schüler*innen bereitstellen und diese ihre Antworten dort notieren. Von einer umfassenden und flächendeckenden Lösung sind wir aber leider noch entfernt.

Und: Trotz der Bemühungen der Lehrer*innen fällt beim Homeschooling natürlich ebenso für die Eltern viel Arbeit an, insbesondere bei Grundschülern. Neben Hilfestellung leisten bei der Nutzung von digitalen Plattformen, müssen die Eltern Inhalte erklären, den Kleinen Lehrmethoden und Lösungswege näher bringen und ganz nebenbei auch noch Motivationstrainer spielen, damit die Schüler*innen am Ball bleiben. Das kann natürlich zu Konflikten oder auch falsch erlernten Methoden führen. Machen Sie sich deshalb klar: Sie sind (in den meisten Fällen ;)) kein ausgebildeter Lehrer und sollten es auch nicht sein.

Sie können Ihr Kind beim Lernen aber durch viele weitere Dinge unterstützen: 

  • Einen strukturierter Tagesablauf mit klaren Lernzeiten und -zielen erarbeiten: Was will ich heute schaffen? Wann sind meine Arbeitszeiten, wann mache ich eine Pause? 
  • Regelmäßiger Kontakt zur Klassenlehrerin/zum Klassenlehrer halten: Bei inhaltlichen oder didaktischen Fragen ist sie/er die Person, die weiterhelfen kann und auch sollte
  • Nicht zu viel Druck ausüben: So kann ein ungesundes Lernklima entstehen, bei dem das Kind die Motivation zu lernen, verliert und die Eltern-Kind-Beziehung leidet
  • Zusätzlich qualitative, digitale Bildungsangebote nutzen: So fördern Sie Ihr Kind und entlasten sich selbst

Angebote wie scoyo können Schüler*innen und Eltern dabei unterstützen, effektiv und mit Freude zu lernen. Die Inhalte der Online-Lernplattform sind jeweils spezifisch auf die Lehrpläne jedes Bundeslandes abgestimmt und von Fachdidaktikern entwickelt und geprüft. Verpackt in spannende Lerngeschichten eignen sich die Kleinen das Wissen spielend leicht an, die kindgerechte Aufbereitung fördert die Lernmotivation und das selbstständige Lernen. So können bereits Erstklässler*innen alle wichtigen Grundlagen einüben, Wissenslücken schließen und auch in Zeiten von Corona und Homeschooling inhaltlich am Ball bleiben.

Über die Autorin

Redakteurin © Kali Richter Kali Richter studiert Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg. Sie schreibt nicht nur gerne über sondern auch für Kinder. Das gebürtige Nordlicht hat in Hamburg seine Heimat gefunden, fühlt sich aber in der Welt zu Hause, ihr Rucksack war dabei lange ihr liebster Begleiter. Seit sie 2011 Mutter eines Sohnes wurde, darf es aber auch mal Pauschalurlaub sein.

Trödeln am Morgen, bringt Kummer und Sorgen. Oder: The Slow and the Furious

Louisa Eberhard

Na, wer trödelt denn da?
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Probiers mal mit Gemütlichkeit – ein Satz, den viele Kids verinnerlicht haben und der Eltern regelmäßig in den Wahnsinn treibt. Christian Hanne verrät, was zu tun ist.

Wohl alle Eltern kennen folgendes Szenario: Sie wollen morgens dringend los, um pünktlich an der Arbeit zu erscheinen, aber Ihr Kind, das Sie vorher noch zur Schule bringen müssen, hat alle Zeit der Welt. Es denkt gar nicht daran, sich die Zähne zu putzen, sondern sortiert erst noch in aller Seelenruhe seine 138 Milliarden Pokémon-Karten nach Farbe, Verhalten und Aussehen. Obwohl es sonst problemlos den 4.000-teiligen Lego-Star-Wars-Todesstern mit verbundenen Augen zusammenbauen kann, ist es dann plötzlich motorisch nicht mehr in der Lage, sich seine Schuhe anzuziehen – wohlgemerkt, die mit den Klettverschlüssen. Beim Anziehen seiner Jacke bewegt sich das Kind schließlich in einem Tempo, gegen das südamerikanische Zweifinger-Faultiere als hektische, rastlose Zeitgenossen gelten können.

Wenn Sie sich hier Lösungen erhoffen, wie Ihre Kinder mit dem Trödeln aufhören, muss ich Sie leider enttäuschen. Daran lässt sich nichts ändern. Schon vor tausenden von Jahren haben Neandertaler-Kinder getrödelt, und in tausenden von Jahren, wenn sich die Menschen zu körperlosen Wesen weiterentwickelt haben, die nur über Gedanken kommunizieren, werden die körperlosen Kinder-Gedanken ebenfalls trödeln.

Sie können den Artikel aber trotzdem weiterlesen. (Falls Ihr Kind gerade mit den Hausaufgaben angefangen hat, bleibt Ihnen ohnehin genügend Zeit.) Ein paar Tipps habe ich nämlich doch, wie Sie die morgendliche Trödelei Ihres Kindes halbwegs entspannt überstehen und nicht jeden Morgen eine Mischung aus Tobsuchtsanfall und Nervenzusammenbruch erleiden müssen, weil Ihr Kind, statt seine Jacke anzuziehen, sich erstmal namentlich von seinen 127 Stofftieren und Puppen verabschiedet.

Don’t panic and carry on!

Kommt morgens allmählich der Moment des Aufbrechens, dürfen Sie unter keinen Umständen den Eindruck erwecken, es eilig zu haben. So wie Hunde Angst riechen können, spüren Kinder instinktiv, wenn Eltern dringend loswollen und verlangsamen sofort ihre Bewegungen auf eine Geschwindigkeit, die mit dem bloßen Auge nicht mehr wahrnehmbar ist. Sprechen Sie nun auf gar keinen Fall Worte wie „beeilen“, „spät dran“ oder „müssen jetzt los“ aus. Auf gar keinen Fall! Diese Formulierungen führen unweigerlich dazu, dass sich Ihr Kind automatisch in einen winterschlafähnlichen Stase-Zustand versetzt. Im Vergleich dazu sehen diese lebenden Statuen in Fußgängerzonen aus, als würden sie breakdancen. Rufen Sie dann auf der Arbeit an und kündigen Sie an, dass Sie sich ein wenig verspäten. Um circa vier Wochen.

Übrigens funktioniert es umgekehrt nicht, dass Ihr Kind sich in Normalgeschwindigkeit oder sogar Zeitraffer bewegt, wenn Sie scheinbar fröhlich „Lass‘ dir ruhig Zeit.“ flöten. So leicht sind Kinder nicht zu überlisten. Sie sind zwar klein, aber nicht dumm!

Der frühe Vogel ist auch nicht pünktlich, aber obendrein müde und gereizt

Möglicherweise schlägt Ihnen irgendein Schlaumeier aus Ihrem Bekanntenkreis vor, Sie könnten einfach eine halbe Stunde früher aufstehen. So hätten Sie morgens mehr Zeit und dann wäre es ja nicht schlimm, wenn das Kind ein klein bisschen trödelt. Eine vollkommen naive und weltfremde Idee, die nur von einer kinderlosen Person kommen kann. (Vor allem die Formulierung „ein klein bisschen trödelt“ deutet darauf hin.)

Auch wenn Sie ein paar Minuten durch das frühere Aufstehen gewinnen, müssen Sie Ihr Kind trotzdem irgendwann auffordern, sich anzuziehen, wodurch die Trödelspirale unweigerlich in Gang gesetzt wird. Im halbwegs ausgeschlafenen Zustand und an guten Tagen sind Sie möglicherweise in der Lage, die Situation einigermaßen zivilisiert zu managen und nur ganz selten in der Lautstärke eines Navy-Seals-Ausbilders durch die Wohnung zu brüllen. Sind alle Beteiligten wegen der fehlenden 30 Minuten Schlaf aber müde und gereizt, eskaliert die Situation wie bei einer unkontrollierten Kettenreaktion in einem Kernreaktor. Sollte Ihnen der Bekannte nun raten, Sie müssten doch abends nur eine halbe Stunde früher ins Bett gehen, dann wären morgens alle ausgeschlafen, brechen Sie unverzüglich den Kontakt ab.

Bin ja gleich so weit
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Trödeln produktiv nutzen: Getting shit done!

Da das morgendliche Trödeln von Kindern einem in der DNA angelegten Protokoll folgt, können Sie nichts daran ändern. Betrachten Sie – für Ihr eigenes Seelenheil – daher die kindliche Trödelei als Geschenk, als gewonnene Zeit. Anstatt neben Ihrem Kind zu stehen und mantraartig „Beeil dich“ zu wiederholen – was Sie ja ohnehin nicht tun sollten (siehe oben) –, erledigen Sie einfach ein paar Dinge, zu denen Sie sonst nicht kommen. Zum Beispiel alle Küchenschränke auswischen, das Gesamtwerk Thomas Manns lesen oder ein Medizin-Studium absolvieren und ein Heilmittel gegen Krebs entdecken.

Einfach mal an sich denken

Lassen Sie sich von der Trödelei Ihrer Kinder nicht stressen, sondern nutzen Sie diese für ein wenig Me-Time. Die kommt bei Eltern ja für gewöhnlich immer zu kurz. Machen Sie beispielsweise ein bisschen Yoga oder meditieren Sie. Oder Sie lassen sich ein Bad mit Lavendelduft ein, zünden ein paar Kerzen an und hören beruhigende Panflöten-Musik. Das ist doch viel angenehmer, als sich darüber aufzuregen, dass Ihr Kind gerade zum achten Mal hintereinander versucht, seinen linken Schuh an den rechten Fuß anzuziehen.

Allerdings darf Ihr Kind auf keinen Fall merken, dass Sie sich ein wenig Entspannung gönnen, sonst steht es innerhalb von 30 Sekunden neben der Badewanne und fragt: „Was machst du da?“ Wenigstens ist es dann aber aus seiner Winterschlaf-Stase erwacht und Sie können in den nächsten 90 bis 120 Minuten aufbrechen.

Hausaufgabenbetreuung like Buddha!

Kindliches Trödeln ist nicht auf den Morgen beschränkt, sondern kann jederzeit eintreten. Vor allem, wenn es um Hausaufgaben oder Lernen geht. Anstatt zügig zu Werke zu gehen, durchläuft das Kind dann erstmal die fünf Phasen der Trauer: Vom Leugnen („Wir haben heute nichts auf.“) über Zorn („Ich hasse die Schule, das interessiert doch keine Sau!“), Verhandeln („Fünf Minuten spiele ich noch und dann fange ich an. Ehrenwort!“) und Depression („Niemand bekommt mehr Hausaufgaben auf als ich!“) bis dann die Akzeptanz erreicht wird.

Akzeptanz bedeutet allerdings nicht, dass das Kind jetzt mit den Aufgaben anfängt, sondern es spitzt erstmal alle Stifte, schaut aus dem Fenster, holt sich etwas zu trinken, zählt die Kästchen in seinem Matheheft, holt sich noch etwas zu trinken, fragt im Klassen-Chat nach, was es überhaupt als Hausaufgaben auf hat, geht auf Toilette, baut einen Turm aus all seinen Schulbüchern und starrt 20 Minuten die Wand an. Wenn Sie nach zwei Stunden ins Kinderzimmer kommen und feststellen, dass Ihr Kind noch nicht einmal mit den Aufgaben angefangen hat, bekommen Sie an guten Tagen nervöses Augenzucken und an weniger guten verwandeln Sie sich in den großen und noch zornigeren Bruder von Hulk.

Nicht gerade die beste Reaktion, aber es ist nun mal den wenigsten Eltern gegeben, die Hausaufgaben-Trödelei ihrer Kinder gechillt wie ein buddhistischer Mönch zu ertragen. Zum Glück gibt es aber eine Lösung, denn wer ist tiefenentspannt wie ein buddhistischer Mönch? Genau: Buddhistische Mönche.

Daher – wie immer – mein Tipp: Engagieren Sie einen buddhistischen Mönch für die Hausaufgabenbetreuung. Die ganzen Verzögerungs- und Bummel-Taktiken können ihm nichts nichts anhaben, denn durch lebenslanges Meditieren und Mantra-Singen sind ihm Gefühle wie Ärger, Wut oder Zorn vollkommen fremd. Verspürt er doch mal so etwas wie einen Anflug von leichtem Unmut, atmet er ihn einfach weg.

Von Kindern lernen, heißt trödeln lernen

Möglicherweise sollten wir einfach unsere Einstellung zum Trödeln überdenken. Vielleicht muss Trödeln gar nichts Schlechtes sein, das uns Nerven kostet, sondern ist etwas Erstrebenswertes, so etwas wie die höchste Form des Müßiggangs. Daher sollten wir unseren Kindern das Trödeln nicht austreiben, sondern besser von ihnen lernen. Für sie gibt es kein Gestern und kein Morgen, sondern nur die Gegenwart. Sie leben immer im Moment und es zählt nur das Hier und Jetzt. Eine Erkenntnis für die andere Menschen viel Geld für Achtsamkeits-Coachings und Entschleunigungs-Ratgeber ausgeben müssen.

Auch sonst hat die Trödelei viele Vorteile. Wer trödelt, kennt keine Hektik, wer trödelt, hat keinen Stress, wer trödelt, bekommt keine Magengeschwüre, wer trödelt, erleidet kein Burn-out. Wir sollten alle mehr trödeln!

Zugegebenermaßen ist der Trödel-Lifestyle auf der Arbeit nicht ganz unproblematisch. Sie werden regelmäßig zu spät kommen, andauernd Termine versäumen und fast keine Deadline einhalten und irgendwann werden Sie dafür gefeuert. Das ist aber nicht weiter schlimm. Eröffnen Sie für Ihr Kind den YouTube-Kanal „Die Kunst des Trödelns“, wo Sie Videos veröffentlichen, auf denen zu sehen ist, wie das Kind einer Schnecke bei der Fortbewegung zuschaut oder im Badezimmer, statt sich die Zähne zu putzen, mit der Zahnbürste lustige Muster auf den Spiegel spritzt. Mit den Werbeeinnahmen werden Sie Millionär und dann können Sie und Ihr Kind so viel trödeln, wie sie wollen.

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 18. September erscheint sein neues Buch „Papa braucht ein Fläschchen. Überlebenstipps für das erste Jahr mit Kind“ bei arsEdition.

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Neues Schuljahr is coming – 5 Tipps, damit Sie deswegen nicht in Panik ausbrechen müssen

Louisa Eberhard

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Raus aus dem Nest

Wer kennt es nicht? Der Schulanfang-Blues hat sich bei vielen Eltern und Kindern schlagartig wieder eingestellt: Christan Hanne gibt Tipps, wie Sie im neuen Schuljahr wieder Fahrt aufnehmen.

In fast allen Bundesländern sind die Sommerferien nun vorbei und das neue Schuljahr bringt all die unliebsamen Pflichten wieder zum Vorschein, die in den letzten sechs Wochen so erfolgreich verdrängt worden sind: Wecker müssen morgens gehört, Schulbrote geschmiert, Kinder geweckt, Hausaufgaben gemacht und Ranzen gepackt werden, um nur einige zu nennen. Da ist die schöne Urlaubsentspannung schneller weg als Sie „Und der erste Elternabend mit der Wahl der Elternvertreter steht ja auch bald an!“ sagen können.

Aber das muss nicht sein. Befolgen Sie einfach die folgenden Tipps und der Start ins neue Schuljahr wird für Sie entspannter als eine Woche Yoga-Retreat auf Bali.

Sollte Ihr Kind eingeschult werden, empfehle ich Ihnen übrigens die zeitlos gültige Kolumne „Erstklässler-Schulstart leicht gemacht“.

Üben Sie das frühes Aufstehen: Gegen das Muffeln am Morgen

Einer der größten Stressfaktoren zu Beginn des neuen Schuljahres ist das frühe morgendliche Aufstehen. Während der Ferien konnten die Kinder schön ausschlafen – und haben das hoffentlich auch getan –, doch nun erinnert das Klingeln des Weckers unbarmherzig daran, dass die Zeit des Müßiggangs (aka „Rumgammeln und den ganzen Tag am Handy hängen“) passé ist.

Damit sich die Kinder sanft darauf vorbereiten können, nicht mehr bis zum Mittagessen zu schlafen, wecken Sie sie am besten schon in den letzten Ferientagen früh morgens. So stellt sich der kindliche Biorhythmus rechtzeitig auf das frühe Aufstehen in der Schulzeit ein. Und Sie gewöhnen sich sanft wieder an Ihre schlecht gelaunten, morgenmuffelnden Kinder am Frühstückstisch.

Sollte bei Ihnen die Schule schon vor zwei, drei Wochen wieder angefangen haben, ist der Tipp, Sie hätten Ihre Kinder in der letzten Ferienwoche bereits früh wecken sollen, ungefähr so hilfreich wie der Hinweis, nachdem Sie Ihr Auto bis auf den letzten Tropfen Benzin leer gefahren haben und auf irgendeiner gottverlassenen Landstraße stehen geblieben sind, dass Sie mal besser getankt hätten. (Sie wissen schon: „Hätte, hätte, Fahradkette.“) Trotzdem müssen Sie nicht verzweifeln und sich am Morgen von Ihren motzigen Kindern in den Tobsuchtsanfall treiben lassen. Für ein relaxtes frühes Aufstehen kann ich Ihnen Valium empfehlen. Selbstverständlich nicht, um Ihre Kinder zu sedieren (Ein Satz, den mir mein nicht vorhandener Anwalt diktiert hat.), sondern als leckere Zutat für Ihr eigenes Müsli. Mit valiumhafter Entspanntheit lassen sich Ihre maulenden Kinder am Frühstückstisch viel besser ertragen.

Bewahren Sie Urlaubsrituale: Frühstücken Sie wie ein Kaiser

Ratgeber-Artikel zum Start ins neue Schuljahr empfehlen oft, Rituale aus dem Urlaub im Schultag fortzuführen, um die gute Ferienstimmung zu verlängern. Beispielsweise durch ein gesundes Frühstück mit Vollkornbrot, frisch gepressten Smoothies und vitalisierendem Obst.

Sollten Sie tatsächlich in den Ferien immer ausgewogen gefrühstückt haben, dann pflegen Sie dieses Ritual auch ruhig in der Schulzeit weiter. Viel wahrscheinlich hat Ihr Kind sich aber in den letzten sechs Wochen beim Frühstück ausschließlich von Milchbrötchen mit Schokoaufstrich ernährt („Es sind ja Ferien, da können wir mal eine Ausnahme machen.“). Wenn Sie dann zum Schulstart Ihren Kindern Vollkornbrot, Smoothies und geschnibbeltes Obst servieren, werden sich an Ihrem Frühstückstisch Game-of-Thrones-artige Szenen abspielen. Da ist es für Ihr eigenes Seelenheil vielleicht besser, Ihrem Kind weiterhin seine Nutella*-Brötchen zu erlauben. Oder Sie verdoppeln die Valium-Ration in Ihrem Müsli.

*Auf Rat meines imaginären Anwalts möchte ich betonen, dass es selbstverständlich auch andere Schokocreme-Marken gibt und Schokoaufstriche, die auf die Verwendung von Palmöl verzichten, ohnehin zu bevorzugen sind.

Steigern Sie die Vorfreude: Alles neu macht das neue Schuljahr

Möglicherweise kommt bei Ihren Kindern, die in den letzten Wochen eine symbiotische Verbindung mit ihren Handys eingegangen sind und die Kulturtechnik des Chillens perfektioniert haben, bei dem Gedanken, nun wieder täglich in die Schule zu gehen und büffeln zu müssen, keine rechte Freude auf. Sie können nun eine flammende Rede über den Wert der Bildung, das Privileg zur Schule gehen zu können und die Chance für das Leben lernen zu dürfen, halten. Dann filmen Sie bitte die Reaktion Ihrer Kinder, denn die wird wahrscheinlich ähnlich ausfallen wie in diesen Videos, in denen Eltern ihren Kindern erzählen, sie hätten alle ihre Halloween-Süßigkeiten aufgegessen.

Stattdessen können Sie sich aber auch die materialistische Seite Ihrer Kinder zu eigen machen. Ein neuer cooler Ranzen oder ein trendy Rucksack wecken vielleicht doch ein wenig schulische Vorfreude. Bezeichnen Sie den Rucksack aber auf keinen Fall als trendy, sonst haben Ihre Kinder keinen Bock mehr darauf. Zugegebenermaßen ist es auch ein wenig naiv, zu glauben, Ihre Kinder lassen sich so leicht manipulieren und hüpfen nur wegen eines neuen Ranzens mit Freudentränen in den Augen zur Schule. Aber darum geht es auch gar nicht. Zur Finanzierung der neuen Marken-Schultasche müssen Sie nämlich eine Niere oder irgendein anderes verzichtbares Organ verkaufen. Während Ihre Kinder morgen für morgen zeternd die Schule, die Lehrer, die Hausaufgaben, das Lernen und einfach alles verfluchen, liegen Sie eine Woche oder so im Krankenhaus und bekommen das alles nicht mit. Viel entspannter kann das neue Schuljahr gar nicht starten. Zumindest für Sie.

Vielleicht ist das Bett im Krankenhaus ja doch eine Alternative…
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Don’t mention the Hausaufgaben: Bilden Sie Lerngruppen

Ein weiterer Stressfaktor der die schöne Urlaubsentspannung schneller vernichtet als die biblischen Heuschrecken die Felder Ägyptens sind die Hausaufgaben. Das stete Erinnern, diese zu erledigen, führt mit Ihren Kindern schnell zu heftigen Diskussionen, gegen die die Schlacht um Helms Klamm der reinste Kindergeburtstag ist. (Wobei dieser Vergleich ein wenig hinkt, denn Kindergeburtstage sind in der Regel viel heftiger als die Schlacht um Helms Klamm.) Nach zwei, drei Wochen stehen dann auch schon die ersten Tests und Hausaufgabenüberprüfungen an und wenn Sie versuchen, Ihre Kinder zu motivieren, sich darauf vorzubereiten, nehmen Sie auf deren Beliebtheitsskala einen Platz irgendwo zwischen Blumenkohlauflauf und Medienzeitbegrenzung ein.

Das müssen Sie sich nicht antun. Lassen Sie Ihr Kind einfach mit seinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden Lerngruppen gründen. So können sich die Kinder gegenseitig bei den Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Klassenarbeiten gegenseitig unterstützen. Damit sind Sie auch pädagogisch voll auf der Höhe, weil das Ihre Kinder zur Selbstständigkeit erzieht.

Ehrlicherweise sind die Chancen, dass sich selbst überlassene Kinder-Lerngruppen zu ordentlich gemachten Hausaufgaben oder gewissenhaften Vorbereitung von Klassenarbeiten führen, geringer als die Aussicht, den nächsten Rekord-Jackpot im Euro-Lotto zu gewinnen. Aber das macht gar nichts, da Sie sich nicht damit rumschlagen müssen. Dieses Wissen alleine sorgt bei Ihnen schon für einen äußerst gelassenen Schuljahres-Start.

Sourcen Sie den Mist einfach aus: Warum Sie sich vom Schulbuch-Einbinden fernhalten sollten

Selbst wenn Sie alle meine Tipps penibel befolgen und Ihnen das neue Schuljahr so gechillt daher kommt wie ein Treffen von Hare-Krishna-Anhängern, gibt es etwas, das Ihre gute Stimmung sofort zunichtemacht: Das Einbinden von Schulbüchern.

Ja, es gibt Schulen, bei denen es nicht reicht, wenn Bücher in Schutzhüllen gesteckt werden, sondern es wird verlangt, diese in selbstklebende Folien einzubinden. An solchen Schulen hängt im Eingangsbereich wahrscheinlich auch ein großes Banner, auf dem steht: „Wir hassen Eltern!“

Es ist nämlich schier unmöglich, ein Buch blasenfrei und ohne Knicke einzubinden. So viel Valium können Sie gar nicht in Ihr Müsli kippen, um beim Schulbucheinbinden keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Da bleiben Ihnen nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie nehmen Ihre Kinder von der Schule und melden es kurzfristig an einer anderen Schule an. (Weil das wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt sein wird, sollten Sie sich schon mal mit dem Konzept des „Home Schoolings“ beschäftigen.) Oder Sie sourcen diese Aufgabe einfach aus. Engagieren Sie einen buddhistischen Zen-Mönch mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung als Bombenentschärfer und als Mikro-Chirurg. Nur so eine Person verfügt über die notwendige Gelassenheit, Nervenstärke und Fingerfertigkeit für das Einbinden von Schulbüchern.

Der gechillte Mönch kann dann auch das Wecken und die Zubereitung des gesunden Frühstücks übernehmen und ab und zu mal in der Lerngruppe nach dem Rechten schauen. Dann haben Sie einen ganz smoothen Start ins neue Schuljahr, ohne valiumabhängig zu werden.

Lernen Sie, Klassenfahrten zu lieben

Möglicherweise läuft der Start ins neue Schuljahr trotz der guten Tipps und des zen-buddhistischen Personals nicht ganz so glatt wie gewünscht und schon nach zwei Tagen liegen die Nerven blank, dass sich jeden Morgen bei Ihnen griechische Tragödien abspielen.

Verzagen Sie nicht! Am Anfang des Schuljahres stehen häufig Klassen- und Kursfahrten an, wodurch das Lehrerinnen- und Lehrer-Kollegium stark dezimiert ist. So haben Ihre Kinder die ein oder andere Freistunde, müssen morgens vielleicht nicht ganz so früh aufstehen und auch der Hausaufgaben-Umfang hält sich noch in Grenzen. Allerdings hängt Ihr Kind dann regelmäßig am frühen Nachmittag schon Zuhause rum, ist gelangweilt und nervt Sie damit, dass es von Ihnen bespaßt werden will. Das ist dann zwar auch wie im Urlaub, aber nur mäßig entspannend.

Wenn Sie Glück haben, fahren Ihre Kinder selbst auf Klassenfahrt und Sie haben eine Woche sturmfrei. Buchen Sie unverzüglich einen Last-Minute-Kurzurlaub in einem 5-Sterne-Wellness-Ressort. Das ist dann wirklich der entspannteste Start ins neue Schuljahr, den Sie sich nur vorstellen können!

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 13. März ist sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition erschienen.

 

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Der Weihnachtsfeier-Survival-Guide

Louisa Eberhard

Wie überlebt man bakterienverseuchte Plätzchen?
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Wie überlebt man das alljährliche Krippenspiel, bakterienverseuchte Plätzchen oder das Elternsingen? Mit dem Survival-Guide von Christan Hanne sind Sie auf der sicheren Seite.

Adventszeit ist Weihnachtsfeierzeit. Im Dezember wird geweihnachtsfeiert, was das Zeug hält, bis es Ihnen zu den Ohren rauskommt. Besonders herausfordernd sind die Feiern in Kita und Schule. Bei den Weihnachtsfeiern von der Arbeit wird wenigstens Alkohol ausgeschenkt, was die Ansprache des Chefs erträglich macht, und Ihnen die Möglichkeit gibt, sich die Kolleginnen und Kollegen zuerst nett und später schön zu saufen.

Weihnachtsfeiern in Kita und Schule zeichnen sich aber nicht nur durch einen Mangel an Alkohol, sondern auch durch vier ganz besondere Gefahrenquellen aus:

1)    Das selbstgeschriebene Krippenspiel
2)    Das gemeinsame Singen
3)    Das weihnachtliche Buffet
4)    Der Auftritt des Weihnachtsmanns

Sie können sich glücklich schätzen, dass ich für jede dieser Herausforderungen Tipps parat habe, die sicherstellen, dass Sie die Kita- und Schulweihnachtsfeiern in den nächsten Wochen überleben werden.

1) How to survive the selbstgeschriebene Krippenspiel

Das Krippenspiel als szenische Darstellung der Weihnachtsgeschichte rund um Maria, Josef und dem Jesuskind verfügt über eine jahrhundertelange Tradition und erfreut sich in Kitas und Grundschulen größter Beliebtheit. Zumindest bei den Kindern, die eine der Hauptrollen abbekommen haben. Bei denen, die einen Schäferkomparsen mimen müssen oder mit der Rolle eines Baums abgespeist wurden, ist die Begeisterung nicht ganz so groß.

Für Eltern sind die Krippenspielaufführungen auf jeden Fall eine grenzwertige Erfahrung, denn die Niedlichkeit der darstellenden Kinder kann ihr mangelndes schauspielerisches Talent und ihre lückenhafte Textkenntnis nur bis zu einem gewissen Grad aufwiegen. Verkündet aber die Erzieherin oder der Grundschullehrer sogar mit Tränen der Rührung in den Augen, die Kinder hätten sich das folgende Krippenspiel ganz alleine ausgedacht, sollte dies bei Ihnen Fluchtreflexe auslösen wie bei einem Gnu, das vor einem Rudel Löwen Reißaus nimmt. Von Kindern geschriebenen Krippenspielen fehlt es nämlich zumeist an dramaturgischer Spannung, die Dialoge plätschern inhaltsleer vor sich hin und den Handlungsverlauf als wirr zu bezeichnen, wäre eine unangemessene Beschönigung der grotesken Geschehnisse auf der Bühne. Kurzum: Das ganze Stück wirkt wie eine gemeinschaftliche Regiearbeit von Lars von Trier, David Lynch und Helge Schneider gewürzt mit einer Prise Dadaismus. Schon nach drei Minuten merken Sie, wie sich in Ihrem Hirn ein Nichts ausbreitet und wie Sie allmählich ins Wachkoma abdriften. (Ein Zustand, der bei Ihnen Erinnerungen an den Chemieunterricht in der 10. Klasse hervorruft.)

Wappnen Sie sich daher für das selbstgeschriebene Krippenspiel mit einer Brille, auf die Sie ein paar Wackelaugen kleben. So können Sie während der Vorführung nahezu unbemerkt die Augen schließen und eine Runde schlafen. Dann hat das Stück sogar eine vitalisierende Wirkung auf Sie. Allerdings dürfen Sie auf keinen Fall in die Tiefschlafphase abgleiten. Wenn das Stück zu Ende ist, müssen Sie selbstverständlich unverzüglich aufspringen und den Jungschauspielerinnen und -schauspielern mit Standing Ovations die Ehre erweisen. (Halten Sie sich aber mit „Zugabe, Zugabe!“-Rufen zurück, damit nicht noch ein paar selbstgereimte Weihnachtsgedichte zum Besten gegeben werden.)

Alle Jahre wieder das Krippenspiel in der Schule
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2) How to survive the gemeinsames Singen

Um eines vorweg klarzustellen: Ich bin ein großer Fan von Weihnachtsmusik. Auf meinem Handy habe ich eine fast zwölfstündige Weihnachtsplaylist. Von A wie “All I want for Christmas” bis Z wie “(Die) zwölf Weihnachtstage“ ist alles dabei. Mehr als 200 Songs. Die Lieder laufen bei mir von Mitte November bis Anfang Januar ununterbrochen. Von früh morgens bis spät abends. (Zum großen Leidwesen des Rests der Familie.) Ich übertreibe somit nicht, wenn ich sage, dass ich Weihnachtslieder liebe.

Ich übertreibe allerdings ebenso wenig, wenn ich sage, ich hasse das gemeinschaftliche Singen von Weihnachtsliedern. Auf Weihnachtsfeiern in Kitas und Grundschulen ist das ein gleichermaßen häufiger wie unschöner Brauch. Da die meisten Eltern – und ich schließe mich hier ausdrücklich mit ein – mit den stimmlichen Fähigkeiten einer rostigen Gießkanne und dem Taktgefühl einer Schrankwand vom Typ ‚Eiche rustikal‘ gesegnet sind, hört sich die Darbietung von so wunderbaren Liedern wie „Stille Nacht“, „Leise rieselt der Schnee“ oder „In Excelsis Deo“ wie ein „Acid Jazz meets Zwölftonmusik“-Konzertabend der Volkshochschule Wanne-Ecikel an. Wenn das Gesinge auch noch von der Blockflöten-AG begleitet wird, können Sie sich gleich Aufnahmen von quietschendem Styropor anhören.

Sie können dieser musikalischen Folter entgehen, indem Sie sich Schallschutzkopfhörer aufsetzen, wie sie Bauarbeiter bei Arbeiten mit dem Presslufthammer benutzen. Allerdings ist das nicht besonders unauffällig und zieht möglicherweise ein paar sehr unweihnachtliche Diskussionen nach sich. Eleganter ist es, wenn Sie möglichst kleine, kabellose In-Ear-Kopfhörer tragen, über die Sie Ihre vorher liebevoll zusammengestellte Weihnachtsplaylist hören, so dass Sie von dem Gekrächze und Gejaule um Sie herum nichts mitbekommen. Aber Vorsicht: Verlieren Sie sich nicht zu sehr in Ihrer eigenen Weihnachtsmusik. Sonst laufen Sie Gefahr, dass Sie irgendwann ein selbstvergessenes „Fairytale of New York“ in den Raum schmettern. Und dann könnte es ebenfalls unweihnachtliche Diskussionen geben.

3) How to survive the weihnachtliche Buffet

Ebenso wie Weihnachtslieder, liebe ich Weihnachtsgebäck und -süßigkeiten. Butterplätzchen, Vanillekipferl, Marzipan Spritzgebäck, Dominosteine, Lebkuchen, Zitronenherzen, Nussbusserln, Nougat, Rumtörtchen, Kokosmakronen. Ich esse alles gerne. (Deswegen pflege ich in der Adventszeit stets Hosen mit hohem Elasthananteil zu tragen.)

Dennoch schaudert es mich, wenn vor der Weihnachtsfeier in der Kita- oder Grundschul-WhatsApp-Gruppe die Nachricht rumgeschickt wird: „Bringt bitte alle etwas für das weihnachtliche Buffet mit!“ Eltern backen ja häufig zusammen mit ihren Kindern. Während Kinder sehr enthusiastische Plätzchenbäcker sind (zumindest die ersten fünf Minuten), so sind sie sehr unenthusiastische Händewäscher. Entsprechend landen auf den von Kinderhand gebackenen Plätzchen mehr Bakterien und Keime als Schokostreusel und Zuckerperlen. Zudem gibt es eine Vielzahl an Viren, die bei 200 Grad im Backofen nicht abgetötet werden. Das heißt, wenn Sie ein Kinder-Plätzchen essen, können Sie auch gleich eine Petrischale aus einem Labor für biologische Kampfstoffe auslecken.

Also, halten Sie sich am weihnachtlichen Buffet von allem, was auch nur entfernt nach Selbstgebackenem aussieht fern. Greifen Sie ausschließlich bei Ihrem eigenen Gebäck zu oder bei gekauften Dominosteinen, Lebkuchen und Printen. Die sind vielleicht nicht ganz so lecker, aber wenigstens verbringen Sie dann Heiligabend nicht auf der Seuchenstation der Berliner Charité.

Am besten immer an die Lebkuchen halten
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4) How to survive the Auftritt des Weihnachtsmannes

Der Höhepunkt vieler Kita- und Grundschulweihnachtsfeiern ist der Auftritt des Weihnachtsmannes, der an die lieben und weniger lieben Kleinen Geschenke verteilt. Dazu wird entweder ein Vater verdonnert, gegen den irgendwelches kompromittierendes Material vorliegt, oder, falls es daran mangelt, eine der Erzieherinnen muss das übernehmen. Das Problem dabei: Das schauspielerische Talent der Laien-Weihnachtsmänner bewegt sich nur unwesentlich über dem Niveau der Krippenspiel-Kinder. Egal ob zwangsverpflichteter Vater oder Erzieherin: Ihre Weihnachtsmann-Performance ist nicht gerade oscarreif. Nicht einmal bambiwürdig. Eher so GZSZmäßig.

Viele Kita-Kinder brechen beim Anblick dieser Weihnachtsmann-Karikaturen in Tränen aus. Nicht aus Angst vor dem bärtigen, dicken Mann in den unvorteilhaft sackartigen Klamotten, sondern weil selbst Zweijährige bei diesem Trauerspiel merken, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. Damit ist für sie der Zauber des Weihnachtsfestes frühzeitig und unwiderruflich zerstört. Eine frühkindliche, traumatische Erfahrung wie aus dem Lehrbuch.

Es gibt nur einen Ausweg, wie Sie dieses Father-Christmas-Desaster abwenden können. Sie müssen einen professionellen Schauspieler als Weihnachtsmann engagieren. Und zwar einen aus der A-Liga. Zum Beispiel Mario Adorf. Der kommt schon rein figürlich und mit seiner grauen Gesichtsmatte dem Dickerchen vom Nordpol recht nahe. Da braucht es dann nur noch ein bisschen Method Acting und schon haben Sie einen perfekten Weihnachtsmann. Gut, dass wird Sie zwar einen sechsstelligen Eurobetrag kosten, aber das wird Ihnen ja wohl das Seelenheil Ihres Kindes wert sein.

Wenn Sie die hier beschriebenen Überlebenstipps beherzigen, können Sie den Weihnachtsfeiern in den nächsten Wochen relativ gelassen entgegensehen. Und wenn alles rum ist, belohnen Sie sich mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck: „I survived the Weihnachtsfeierei 2018!

Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 17. Oktober ist sein neues Buch „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ im Seitenstraßen Verlag erschienen.

 

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