Nachmittags geht es hoch her in vielen Familien: Es werden Vokabeln gebüffelt, Klassenarbeiten vorbereitet, Hausaufgaben gemacht. Das kann schnell in Stress ausarten und Eltern sowie Kinder stark belasten. Das zeigt auch eine Elternstudie im Auftrag von scoyo. Doch wie lässt sich ein Kind trotz des Stresses zum Lernen motivieren?
Das sagen Kinder und Eltern zum Thema Lernmotivation
Wir haben Kinder und Mütter nach ihrer Meinung zum Thema Förderung zu Hause befragt und die Antworten in Interviewprotokollen zusammengefasst. Hier erzählen Mütter, wie sie versuchen, ihr Kind bzw. ihre Kinder zum Lernen zu motivieren. Das Thema ist sensitiv, deswegen möchten die Kinder und Eltern ihre Identität nicht gern veröffentlichen. Um die Privatsphäre der Familien zu schützen, haben wir die Namen einiger Mütter und Kinder geändert. In den Statements wird deutlich, wie viel Stress die Familien am Nachmittag haben.
Eltern als “Zusatzlehrer”: Mutter Annette und Sohn Felix
Annette S. sieht sich als ‘Zusatzlehrer’, weil ihr Sohn in der Schule nicht immer alle Fragen beantwortet bekommt. Sie empfindet es als sehr schwierig, am späten Nachmittag ihr Kind zum Lernen zu motivieren. Nach Schule und Betreuung fällt es ihrem Sohn nicht leicht, sich noch auf Hausaufgaben zu konzentrieren – ganz zu schweigen von Zusatzübungen in den Ferien, die von der Lehrerin aufgegeben werden.
“Ich helfe meinem Sohn bei den Hausaufgaben, wenn er es möchte, und muss häufig Unverstandenes erklären, weil dafür in der Schule keine Zeit ist. Das ist deutlich mehr als nur Üben. Ich sehe mich voll in der Pflicht, zu begleitenund tatkräftig zu unterstützen. Was die Schule sehr stark einfordert. Ich bekomme von der Lehrerin ganz konkret Aufgaben, die ich als Ergänzung zum Unterricht verstehe. Am Abend vor den Märzferien kam eine E-Mail, in der sie mir mitteilte, welche Aufgaben sie Felix zum Üben in den Ferien mitgegeben hat. Das waren insgesamt schon so drei Stunden. Auch wenn das größtenteils nur Übungsaufgaben sind, ist es natürlich schwer, wenn ich in den Ferien mit erhobenem Zeigefinger daran erinnern muss, dass er noch Schulaufgaben zu erledigen hat. Das ist einfach sehr anstrengend und ich bin selbst nicht davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, das so zu machen.
… superstressig wird es, wenn ich Dinge z. B. in Mathe erklären soll, wo ich weiter ausholen muss, weil schon vorher etwas nicht verstanden wurde. Da wird er sofort aggressiv, wenn ich versuche zu helfen. Das kann ich teilweise verstehen. Es gibt eben unterschiedliche Lösungswege und Erklärungsmöglichkeiten. Ich fühle mich da überfordert, weil mir die didaktischen Kompetenzen fehlen.
… Das Kind nach einem ganzen Tag Schule und Hortbetreuung noch spätnachmittags zum Lernen zu motivieren, bringt überhaupt keinen Spaß. Die Zeit fürs Spielen und Rumtollen fehlt!” Annette S., Mutter von Felix
Schule = Stress
Und das sagt Felix, 3. Klasse: “Ich mache meine Hausaufgaben manchmal allein, manchmal mit Mama. Sonst auch im Hort. Aber da ist es immer total laut, da werde ich meist nicht fertig und bin auch genervt. Mit Mama lernen ist doof. Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber Mama kann mir das manchmal nicht richtig erklären. Wir streiten dann oft ganz doll. Ich find Schule stressig und freue mich schon am Montag aufs Wochenende.”
Wenig Chancengleichheit: Mutter Liz und Sohn Flo
Liz K. möchte, dass ihr Kind selbstständig lernt. Sie hilft vor allem dann, wenn ihr Sohn ganz konkrete Fragen hat – weil sie sich nicht so autoritär fühlt wie Außenstehende und weil sie die wenige gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn lieber anders verbringen möchte.
“Wir üben jeden Tag Rechtschreibung, weil das in der Schule leider ein bisschen zu kurz kommt. Ansonsten unterstütze ich Flo bei den Hausaufgaben, wenn er Fragen hat, achte aber darauf, dass er möglichst viel selbstständig erledigt.
Ich finde es nicht immer einfach, meinen Sohn selbst zu fördern, weil man natürlich als Mutter nicht dieselbe Autorität besitzt wie ein Außenstehender. Flos Oma kommt neuerdings zweimal in der Woche zu uns und übt mit ihm Deutsch. Sie ist selber Lehrerin und kann das einfach besser.
Ich sehe es sehr kritisch, dass Eltern so stark mit in das Lernen der Kinder eingebunden werden. Kinder mit einem weniger guten Bildungshintergrund werden dadurch benachteiligt. Mit Chancengleichheit hat das für mich nicht viel zu tun. Die Schule sollte eigentlich den Auftrag haben, den Kindern die Grundlagen zu vermitteln und eben gerade nicht das Elternhaus. Ganz abgesehen davon finde ich es schade, dass man in der wenigen Zeit, die man als berufstätige Eltern mit seinem Kind verbringen kann, soviel für die Schule tun muss.“’Liz K., Mutter von Flo
Und das sagt Sohn Flo, 9, zu Hausaufgaben & Co: “Ich mache meine Hausaufgaben eigentlich alleine im Hort und manchmal auch mit Mama, das finde ich auch gut so. Ich übe am liebsten mit Mama, Papa und Oma.”
Nachhilfe ist nötig, aber stressig: Mama Britta und Tochter Pauline
Britta L. sieht sich in der Verantwortung, ihr Kind zum Lernen zu motivieren. Allerdings möchte sie selbst ihrer Tochter keine Nachhilfe geben, um Streit und Stress in der Familie zu vermeiden.
“…Ich finde, die Grundschule ist ein furchtbar einschneidendes Erlebnis – nicht nur für die Eltern, sondern insbesondere für die Kinder. Keiner hat sie darauf vorbereitet, eine Stunde still zu sitzen, zu lernen oder die Hausaufgaben zu erledigen. Meine Tochter Pauline geht inzwischen in die fünfte Klasse und Max in die erste. Die Anforderungen an die Kinder sind meiner Meinung nach so hoch, dass wir Eltern gar keine andere Wahl haben, als die Kinder selbst zu fördern. Und fördern heißt für mich nicht nur, das Lernen und Erledigen von Hausaufgaben, sondern vielmehr dahin gehend fördern, dass die Kinder nicht den Spaß an Schule und somit am Lernen verlieren.
… Nachhilfe als Mutter zu geben, ist bei uns unmöglich. Schon die Hausaufgaben münden bei uns nicht selten im Streit. Der Streit hat vielschichtige Gründe. Mal ist es die unkonzentrierte Null-Bock-Haltung, mal wird alles husch, husch gemacht und Fehler entstehen, mal ist die Sorgfalt nicht gegeben usw. Dann wird der Ton schärfer, gefolgt von der Moralpredigt „wie wichtig das doch alles für das weitere Leben ist“ und schon sind die Fronten verhärtet. Aufgrund dieser Situation ist eine Nachhilfe überhaupt nicht denkbar. Ich würde die Nachhilfe immer einer familienunabhängigen Person überlassen. Ich glaube, dass sich die Kinder hier weniger ‘ertappt’ fühlen und so viel offener für Erklärungen sind.” Britta L., Mutter von Pauline
Mama und Papa unterstützen
Und das sagt Pauline:
“Ich mache meine Hausaufgaben allein, außer ich verstehe etwas nicht. Manchmal kontrolliert Mama. Ich übe gern mit Mama oder Papa, weil ich denen alle Fragen stellen kann und sie nicht denken, ich hätte im Unterricht nicht aufgepasst. Und ich kann Fragen auch mal doppelt stellen. Manchmal ist die Schule stressig, wegen der Hausaufgaben, die dann sehr viel sind und es bleibt dann kaum Zeit für Freizeit.” Pauline ist nicht mehr in der Grundschule, sondern schon in Klasse 5.
Strukturen sind wichtig: Mutter Ursula und Sohn Jannik
Ursula R. versucht, durch kleine Belohnungen während der Hausaufgaben ihr Kind zum Lernen zu motivieren.
„Unser Tagesablauf ist sehr geregelt und wird nur im äußersten Fall geändert. Es ist ein wichtiger Aspekt und eine große Hilfe für Kinder. Wenn mein Sohn nach Hause kommt, wird entweder gegessen oder an Tagen, wo er Mittagsschule hatte, sofort mit den Hausaufgaben begonnen. Es ist nicht von Bedeutung, ob die Hausaufgaben für den folgenden Tag aufgegeben wurden oder erst für die nächste Woche – sie werden an dem Tag erledigt, an dem sie aufgegeben wurden. Ich achte allerdings drauf, dass er nach 1,5 Stunden eine kleine Pause einlegen kann. Etwas naschen eignet sich für kurze Pausen hervorragend. Das Kind freut sich und ist dementsprechend weiter motiviert. Ich mache grundsätzlich die Hausaufgaben gemeinsam mit meinem Sohn.“ Ursula R., Mutter von Jannik
Positive Energie von Mama
Und das sagt Jannik: „Meine Mama gibt mir immer positive Energie und hilft mir sehr oft, wenn ich es wirklich nicht verstehe und es schwierig ist. Der Lehrer erklärt es oft sehr kompliziert und schnell. Man hat oft nicht die Zeit noch mal nachzufragen.“ Jannik ist schon in Klasse 6.
Hausaufgabenkontrolle und Lernen aus Fehlern: Mutter Manuela
Manuela S. muss häufig nach Nachmittagsaktivitäten ihr Kind zum Lernen motivieren. Häufig kommt es dabei zu Streit, weil ihr Sohn dann müde und lustlos ist.
„Wirklich Nachhilfe geben wir nicht, weil es nicht notwendig ist, aber ich kontrolliere regelmäßig die Hausaufgaben, zwei bis vier Mal die Woche. Das Üben ergibt sich aus den Fehlern, die dort gemacht wurden. … Wir empfinden schon nur die Hausaufgabenkontrolle als sehr anstrengend, obwohl unser Sohn gar kein schlechter Schüler ist. Aber wenn man dann vom Sportprogramm, Freunde treffen, Kindergeburtstag, Arztbesuch, Friseur oder was auch immer ständig in dem Kinderleben stattfindet, kommt, dann ist das Kind auch kaputt und mag einfach nicht mehr. Ihn dann noch mal zu motivieren, ist anstrengend und endet oftmals in Blockaden. Wenn er dann doch loslegt, dann läuft es, aber der Weg dahin ist meist doof für alle.“ Manuela S., Mutter eines achtjährigen Sohnes.
Wie kritisch Experten den zunehmenden Druck auf Eltern und Kinder beurteilen, und wie schulische Unterstützung zu Hause gelingen kann, erfahren Sie in unserem Beitrag zum Thema. Weitere Infos, Einschätzungen und Tipps zum Thema Nachhilfe gibt es auch bei den Experten von Schulpsychologie.de und in unserem Ratgeber Nachhilfe.
Hinweis: Um die Privatsphäre der Familien zu schützen, haben wir die Namen einiger Mütter und Kinder geändert.
Eine Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.
Schon im frühen Kita-Alter interessieren sich Kinder für ihren Körper und die körperlichen Unterschiede von Mama und Papa. Wenn es Ihnen unangenehm ist, mit Ihrem Kind über primäre Geschlechtsorgane zu sprechen, sehen Sie das erste Aufklärungsgespräche einfach positiv als Möglichkeit, ungezwungen mit Menschen in Kontakt zu treten. Kaum hat Ihr Kind die anatomischen Basics gelernt, wird es an der Bushaltestelle fremde Männer fragen: „Sieht dein Penis aus wie der von meinem Papa?“ Das ist eine sehr gelungene Gesprächseröffnung und muss Ihnen nicht peinlich sein. (Zumindest, sofern der Herr nicht antwortet: „Das weiß deine Mama besser als ich.“) Oder wenn Ihr Kind im Supermarkt der Kassiererin mitteilt: „Meine Mama hat einen größeren Busen als du!“, ist das eine gute Gelegenheit, sich mit ihr und anderen Kundinnen über Brustumfänge und -formen auszutauschen. Sicherlich gibt es in der Warteschlange auch den ein oder anderen Mann mit einer Expertenmeinung zum Thema. Und schon haben Sie Ihren Bekanntenkreis erheblich erweitert.
Was es alles bei der Aufklärung von Kindern zu beachten gilt, können Sie in den folgenden sechs Abschnitten nachlesen. (Sie können es sich nicht vorstellen, wie lang es gedauert hat, die Punkte so zusammenfassen, um nicht auf fünf oder sieben, sondern passend zum Thema auf genau sechs Abschnitte zu kommen.)
Aufklärung für Kinder #1: Wie kommt das Baby in den Bauch?
In diesem Alter interessieren sich Kinder ohnehin meistens mehr dafür, was das Baby im Bauch der Mama so macht. Wenn Ihr Kind erstmal gehört hat, dass sich ein Baby von Mutterkuchen ernährt, möchte es auch jeden Tag Kuchen essen, und schon ist die Frage, wie die Samen- und die Eizelle überhaupt zusammenkommen, vergessen. Somit können Sie die Erklärung, welche Rolle Penis und Vagina bei der Fortpflanzung spielen, auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Noch später können Sie über das Thema der künstlichen Befruchtung im Labor sprechen und viel, viel später über die Vor- und Nachteile des Cyber-Sex.
Aufklärung für Kinder #2: Let’s talk about sex (and not about reproduction)
Versuchen Sie, Ihrem Kind eine positive Einstellung zum Thema Sex und Sexualität zu vermitteln. Erklären Sie ihm, dass Sex ein ganz tolles Gefühl macht. So wie Pizza vor dem Fernseher essen. Oder noch passender: Wie Brausepulver aus der Hand lecken.
Sex ist aber viel mehr als der mit Penetration verbundene Geschlechtsverkehr, sondern es gibt hunderte Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung. Brause muss man ja auch nicht zwangsläufig pur als Granulat lecken, sondern kann es auch in Tablettenform konsumieren oder in Wasser auflösen. Sollten Sie mit Ihrem Kind im Teenager-Alter über verschiedene Sex-Praktiken reden, gilt es auch das Thema gegenseitiges Einverständnis anzusprechen. Sexuelle Handlungen sind immer nur okay, wenn alle Beteiligten sich dabei wohl fühlen. Zum Beispiel ist es nicht jedermanns oder jederfraus Sache, sich Brausepulver in andere Körperöffnungen als in den Mund zu schütten und das muss dann akzeptiert werden.
Auch die Selbstbefriedigung ist ein wichtiger Bestandteil der erwachenden Sexualität von Kindern. Früher hieß es noch, dass man vom Masturbieren blind wird. Dafür gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege. (Ich beispielsweise hatte schon vor der Pubertät eine sehr dicke Brille.) Haben Sie daher keine Sorge, falls Ihr Kind exzessiv onaniert. Das ist vollkommen normal. So lange es das nicht in der Öffentlichkeit tut. Oder beim Abendbrot.
Aufklärung für Kinder #3: Verhütung, oder: Damit aus Kindern keine Eltern werden.
Während es in der frühen Phase der Aufklärung in erster Linie um die Frage geht, wie Babys entstehen, sollten Sie später Ihrem Kind rechtzeitig erklären, wie Babys nicht entstehen, und mit ihm über die gängigen Verhütungsmittel reden. (Pullover in der Hose, Tennissocken zu Sandalen oder Vokuhila-Frisuren gehören übrigens nicht dazu.) Vielleicht ist Ihnen dieses Gespräch peinlich (Ihrem Kind wahrscheinlich auch), aber es ist immer noch besser, 15 Minuten Verlegenheit zu ertragen, als Deutschlands jüngste Großeltern zu werden.
Allzu sehr ins Detail müssen Sie auch gar nicht gehen, denn im Sexualkundeunterricht der 8. Klasse gibt es vertiefende Informationen, und in getrennten Workshops für Jungs und Mädchen führen Sozialpädagogen anwendungsbezogene Praxisübungen durch. Und das ist auch gut so. Wer möchte schon, dass die eigenen Kinder traumatisiert werden, weil sie am Küchentisch gemeinsam mit den Eltern Kondome über Bananen ziehen mussten.
Aufklärung für Kinder #4: Oh no, Porno!
In meiner Generation, die in den 70ern geboren wurde, konnten wir als aufgeschlossene und vielseitig interessierte Knaben im Fernsehen höchstens mal einen Blick auf einen blanken Busen werfen, wenn in der Werbeunterbrechung von „Ein Colt für alle Fälle“ die fa-Duschgel-Werbung lief. Mit der Einführung des Privatfernsehens erweiterten sich unsere anatomischen Fortbildungsmöglichkeiten und wir konnten heimlich Softpornos wie „Sonne, Sylt und kesse Krabben“ oder „Sunshine Reggae auf Ibizia“ anschauen. Allerdings waren diese Filme nur von sehr begrenzter Erotik, was nicht zuletzt daran lag, dass wir immer Angst haben mussten, dass plötzlich Karl Dall oder Ingrid Steeger auf dem Bildschirm erscheinen.
Heutzutage können unsere Kinder durch das Internet schon frühzeitig mit pornografischem Material in Kontakt kommen, gegen das „Die 120 Tage von Sodom“ wie eine lustige Familienkomödie erscheint. Das fängt vielleicht ganz harmlos damit an, dass sich Ihr Kind auf YouTube einen Clip über „Die heißesten Spielerfrauen der Bundesliga“ anschaut, und kurze Zeit später werden Sie plötzlich gefragt, was ‚Gang Bang‘, ‚Cum-Shot‘ oder ‚Golden Shower‘ sind. (Falls Sie diese Begriffe googeln müssen, sei Ihnen angeraten, dies nicht unbedingt an Ihrem Büro-Rechner zu tun.) Bei jüngeren Kindern lohnt es sich somit sicherlich auf Tablet, Computer und Handy entsprechende Filter zu installieren. Dabei sollten die Passwörter etwas origineller sein als Vorname und Geburtsjahr Ihres Kindes.
Wenn Sie bei Ihrem pubertierenden Kind feststellen, dass es mehr Zeit auf YouPorn als mit dem Erledigen seiner Hausaufgaben verbringt, sollten Sie mal ein Gespräch darüber führen, dass die Darstellungen in Pornos nicht der Realität entsprechen. Weder was die körperliche Fitness der Akteure noch deren Ausdauerfähigkeit oder die Choreographie der meisten dort durchgeführten Sexualpraktiken angeht. Die späteren Sexpartner und -partnerinnen Ihres Kindes werden es Ihnen danken.
Aufklärung für Kinder #5: Die dunkle Seite des Sex
Besser früher als später ist es wichtig, mit Ihrem Kind darüber zu sprechen, dass sexuelle Handlungen nicht immer schön sind. Und damit ist nicht ein unbefriedigender One-Night-Stand gemeint, bei dem man nach dem Genuss von acht Gin Tonics morgens neben einem ungewaschenen Typen mit haarigem Rücken aufwacht, der beim Sex die Socken angelassen hat. Nein, es geht um Themen wie sexuelle Belästigung, Pädophilie oder Inzest. Zugegebenermaßen ist es nicht ganz einfach, mit kleinen Kindern über so etwas zu reden. Es reicht dabei nämlich nicht, einfach vor dem fremden Mann mit den Süßigkeiten zu warnen, von dem sich die Kinder tunlichst fernhalten sollen. (Vielleicht handelt es sich dabei ja um den Nikolaus, der die Schokolade verteilt.)
Aufklärung für Kinder #6: Sexuelle Vielfalt – Alles geht, nichts muss
Früher war Aufklärung noch ziemlich einfach beziehungsweise sie wurde sich einfach gemacht. Da gab es nur Mann-Frau, Penis-Scheide, rein-raus und fertig war die Laube. Beziehungsweise die Schwangerschaft. Heute ist das alles etwas komplexer. Da gibt es Heteros, Schwule, Lesben, Intersexuelle und Transmenschen, beim Geschlechtsverkehr werden alle Körperöffnungen mit einbezogen, SM-Praktiken sind im popkulturellen Mainstream angekommen und Schwangerschaften entstehen auch mal in der Petrischale im Labor.
Besser ist es doch, unsere Kinder von Anfang an zu Offenheit und Toleranz zu erziehen. Das bedeutet nicht, dass beispielsweise im Kita-Stuhlkreis erklärt wird, dass es Menschen gibt, die sich sexuell stimulieren, indem sie sich in eine Badewanne voller Mett legen. Bilder von sodomitischen Orgien werden ebenso wenig gezeigt. Aber auch schon jüngere Kinder verstehen, dass Hubert und Klaus sich lieben, Petra und Maja ein Baby haben oder Nina früher Norbert war. Und wenn sie als Kinder kein Verständnis dafür aufbringen, werden sie es als Erwachsene erst recht nicht tun. Das wäre doch schade!
Einen sehr guten Überblick über Aufklärungsbücher für verschiedene Altersstufen sowie das kostenlose e-Book “Wie sag ich’s meinem Kind: Sex & Porno” finden Sie auf dem lesenswerten Blog “Krachbumm” der Sexualpädagogin Katja Grach.
Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:
Kolumne von Eltern für Eltern
Im Wechsel schreiben Blogger und Journalisten über Themen, die Eltern bewegen. Lesen Sie hier Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens. Alle Kolumnen ansehen.
Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und ‘Nackte Kanone’ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog ‘Familienbetrieb’, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September 2016 ist sein Buch “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten sinniert er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.
Im Netz
Elternfrage zum Thema “Gymnasium trotz Realschulempfehlung?”
es geht um meine 9-jährige Tochter … Sie geht in die 4. Klasse und hat eine Realschulempfehlung. Die IGS hat sie nicht aufgenommen, da angeblich alle Plätze voll waren. Ich habe sie dann auf dem Gymnasium angemeldet. Sie hat in allen Fächern 3er. Sie ist ein sehr intelligentes Mädchen und sehr selbstständig. Ohne meine Hilfe konnte sie ihre Hausaufgaben vollständig machen. Ihre Lehrerin meinte, dass sie es auf dem Gymnasium nicht leicht haben würde. Aber mit einer Unterstützung und Nachhilfe würde sie mehr erreichen. Sie bräuchte auf jeden Fall Unterstützung. Wenn sie eine Aufgabe versteht, dann kann sie das auch gut in den Griff bekommen.
Glauben Sie, dass es meine Tochter auf dem Gymnasium schwer haben würde? Ich muss auch noch dazu schreiben, dass sie eigentlich hauptsächlich 2er in Tests schreibt, aber in letzter Zeit leider schlechte Noten geschrieben hat (4 und 5) … Deshalb hat sie in Deutsch und Mathe eine 3 … In der 3. Klasse hatte sie z. B. in den Hauptfächern Deutsch und Mathe 2 gehabt. Ich denke mir halt, dass sie sich vielleicht bis zu ihrem Abschluss noch um ein, zwei Noten verbessert. Sie übt sehr viel. Ich vertraue meiner Tochter, dass sie das schaffen würde. 🙂 Ich würde aber trotzdem Ihre Meinung hören wollen.
Ach ja, erst kürzlich habe ich sie auf scoyo angemeldet. Sie hat viel Spass dabei 🙂
In der scoyo Lernapp üben Kinder in über 35.000 interaktiven, kindgerechten Aufgaben nach den Lehrplänen der Bundesländer (Klasse 1-7). Die Übungen passen sich dabei dem individuellen Lernstand Ihres Kindes an. Verschiedene Motivationselemente sorgen für weiteren Lernspass.
Gymnasium trotz Realschulempfehlung? Unsere Experten antworten:
Susanne Egert, Psychologin: Leistung realistisch einschätzen, Überforderung vermeiden
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Susanne Egert
Um eine Antwort auf Ihre Frage zu finden, möchte ich Ihnen vorschlagen, sich selbst fünf Fragen zu beantworten und so zu einer Beurteilung zu kommen:
1. Wie gut ist die jetzige Klasse Ihrer Tochter? Es gibt ja Unterschiede im Niveau zwischen den Schulklassen und entsprechend muss man das Leistungsniveau des eigenen Kindes im Vergleich zu diesem Leistungsstand sehen. Bei einem hohen Niveau der jetzigen Klasse könnte sie mit ihrer Note ‘3’ möglicherweise erfolgreich sein, besonders wenn die neue Klasse im Verhältnis schwächer wäre. Die Durchschnittsnoten ‘4’ und ‘5’ wären tatsächlich aber kein guter Einstieg ins Gymnasium.
2. Warum ist sie in letzter Zeit abgesackt? Irgendetwas muss sich verändert haben! Ist sie grundsätzlich überfordert (die Anforderungen werden meist im 4. Schuljahr, besonders im 2. Halbjahr, gesteigert)? Daran ließe sich dann auf Dauer vielleicht nicht so viel ändern und sie wäre deshalb an der Realschule besser aufgehoben. Unterliegt sie gerade (vorübergehenden) besonderen psychischen Belastungen? Hat sie andere, schulunabhängige Interessen, die ihr wichtiger sind? Beides könnte sie vom Arbeiten abhalten bzw. ihre Konzentration beeinträchtigen. Daran ließe sich arbeiten mit Vereinbarungen und Regelungen, die alle Seiten berücksichtigen. Also kein Grund aufs Gymnasium zu verzichten.
3. Welche Schule wird das Kind lieber besuchen? Wenn jemand ständig überfordert ist, wird er früher oder später nicht mehr gern in die Schule gehen, schlimmstenfalls die Lust am Lernen verlieren und dann u. U. ganz hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Wenn das Kind gerne in die Schule geht, nimmt es mehr auf, kann besser denken und sein Potential ausschöpfen.
4. Wie geht Ihre Tochter mit Misserfolgen um? Lässt sie sich davon schnell verunsichern und gibt auf? Oder probiert sie weiter, bis ihr etwas gelingt und hält durch? Dann könnte sie auch mal schwächere Leistungen im Gymnasium verkraften.
5. Bräuchte sie von Anfang an Nachhilfe, um das Gymnasium zu schaffen? Wenn ein Kind vorübergehend Nachhilfe benötigt, bedeutet das ja nur eine Überforderung bezogen auf ein bestimmtes Thema. Wenn sie dagegen von Anfang an ohne Nachhilfe das Gymnasium nicht schaffen würde, wäre sie grundsätzlich überfordert. Das sollte man aus den o. g. Gründen vermeiden. Dann wäre es sinnvoller, sie zunächst die Realschule relativ locker, ohne größere Probleme und mit Freude durchlaufen zu lassen. Danach wäre bei einem guten Abschluss der weitere Schulbesuch an einem Fachgymnasium der beruflichen Schulen bis zum vollwertigen Abitur möglich. Hier könnte sie dann, da sie dann mit Glück immer noch gerne lernen würde, ein gutes Abitur machen, das ihr die Türen zum Studium dann auch wirklich öffnet.
Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Vom “Abitur-Druck” frei machen
Daniel Bialecki
© scoyo
Erst einmal vorweg: Welche Schule Ihr Kind besuchen soll, können schlussendlich nur Sie selbst entscheiden. Sie kennen Ihr Kind am besten. Aber: Horchen Sie genau in sich hinein: Fragen Sie sich selbst, warum es Ihnen so wichtig ist, dass Ihr Kind ein Gymnasium besucht. Überlegen Sie, ob das auf Dauer wirklich das Beste für Ihr Kind ist. Versuchen Sie dabei auch, sich vom ‘Abitur-Druck’ freizumachen: Es gibt viele Wege dorthin, auch ohne Gymnasium.
Sprechen Sie auch noch einmal intensiv mit den Lehrkräften Ihrer Tochter, nehmen Sie deren Einschätzung ernst. Welche Ursachen hat der Leistungsabfall Ihres Kindes? Betrachten Sie ehrlich die gesamte Grundschulzeit: Musste Ihre Tochter immer schon viel dafür tun, um Schritt zu halten? Oder kam sie überwiegend mühelos mit? Natürlich kann die Leistung auch mal punktuell absinken, wenn zum Beispiel gerade andere Dinge im Leben Ihrer Tochter wichtiger für sie sind. Aber es kann auch bedeuten, dass sie zu viel leisten muss, um mit den erhöhten Anforderungen ab der 3. Klasse ohne weiteres zurecht zu kommen.
Auf dem Gymnasium werden die Leistungsanforderungen erheblich steigen. Natürlich spricht nichts dagegen, sich auch mal anzustrengen. Aber wenn Ihre Tochter sich bereits fortwährend massiv anstrengt, kann das Gymnasium schnell zu einer dauernden Überforderung werden. Zum Vergleich: Beim Sport ist es auch okay, zu schwitzen. Aber niemand kann einen Marathon nach dem anderen laufen.
Wählen Sie daher eine Schulform, bei der Ihre Tochter nicht immer hinterherrennen muss, sondern die Ihrem Kind Zeit und Raum gibt, sich zu entwickeln – und die Zeit für andere Aktivitäten lässt. Gerade strengt sich Ihre Tochter an und lernt sehr motiviert, auch mit scoyo. Das ist toll. Damit die Motivation bleibt, braucht Ihr Kind Erfolgserlebnisse. Wenn es permanent überfordert ist und der Erfolg ausbleibt, verliert es irgendwann den Glauben an sich selbst. Das ist es nicht wert.
Falko Stolp, Schulleiter: Die Schule wählen, in der das Kind sich wohlfühlt
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Falko Stolp
Das ist leider die Krux mit dem gegliederten Schulsystem in Deutschland und dazu noch die vielen verschiedenen Schularten in den einzelnen Bundesländern. Zunächst muss man sich immer wirklich bewusst sein, dass diese Schulentscheidung genau überlegt werden will. Ein Scheitern bzw. dann nochmaliger Schulwechsel sollte man seinem Kind ersparen.
Ein erhöhter Leistungsdruck von Anfang an ist gesundheitlich bedenklich. Hier einen Rat zu geben, ist sehr schwer. Man kennt zudem die regionale Situation mit seinen Besonderheiten nicht.
Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass das Kind mit Freude zur Schule geht (Lernen und Mitschülern) und möglichst oft das Gefühl hat, den Anforderungen gewachsen zu sein. Das ist Gold wert für das Selbstwertgefühl.
Leider wird heutzutage von den Erwachsenen hinsichtlich der Schulbildung zu viel Druck auf die Kinder ausgeübt. Da spielt oft das gute „dastehen“ gegenüber Nachbarn, Bekannten und Verwandten eine große Rolle. Davon darf man sich nicht treiben lassen. Ziel sollte sein, ein Umfeld in der Familie und der Schule zu schaffen, in dem sich das Kind wohlfühlt. Da wird es auch mit dem Lernen und dem Erfolg meist etwas.
Die Bedeutung der Zensuren wird leider auch übertrieben. Meist sind das nur Zensuren, die die Sachkompetenz widerspiegeln. Was nutzt eine gute Zensur, wenn man dann Defizite in der Sozial- oder Selbstkompetenz hat? Schauen Sie sich die Schulen mit Ihrem Kind an. Informieren Sie sich, welches Konzept bzw. Profil die Schule hat und ob sie gegenüber neuen pädagogischen Möglichkeiten aufgeschlossen ist. Bemühen Sie sich als Eltern um Gelassenheit. Viele Wege führen zu einem guten Schulabschluss, egal welcher Art.
Für die Extraportion Übung: scoyo Lernapp mit über 35.000 interaktiven Aufgaben nach Lehrplan (Klasse 1-7), die sich dem Lernstand Ihres Kindes anpassen.
Elternfrage: Hat mein Kind eine Konzentrationsschwäche oder Teilleistungsschwäche?
Guten Tag!
Ich habe eine Frage zum Thema Konzentration und Aufmerksamkeit oder ob sich doch etwas anders dahinter versteckt. Mein Sohn verwechselt (aber nicht immer – nur immer wieder einmal) die Zahlen. Zum Beispiel steht da 65 – dann kann es passieren, dass, wenn er es z. B. im Test eilig hat – statt 65 die Zahl 56 registriert und diese als Rechnungsgrundlage nimmt. Z. B. 65:7 – ergibt dann 8, da er im Kopf aber 56:7 annimmt bzw. rechnet. Macht man ihn darauf aufmerksam, erkennt er das gleich.
Ist das ein Konzentrationsproblem oder kann doch eine “Teilleistungsschwäche” – zwar nur eine “leichte” aber doch, dahinterstecken? Wenn ja, welche? Und auf was hin testet man dann? Steckt doch die Konzentration dahinter, wie kann man hier unterstützend dem Kind helfen?
Danke für Ihre Antwort!
Unsere Experten antworten:
Susanne Egert, Psychologin: Schritt für Schritt nach den Ursachen forschen
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Susanne Egert
Zunächst noch meine Frage: Sie schreiben nichts über das Alter Ihres Sohnes, ich schätze er ist in der 2. oder 3. Klasse, richtig? Tatsächlich kann sich hinter dem ‘Verwechseln’ , das Sie bei Ihrem Sohn beobachtet haben, Verschiedenes verbergen.
Um den Ursachen auf die Spur zu kommen, und daraus die passenden “Gegenmaßnahmen” zu entwickeln, sollte man Schritt für Schritt Dinge ausschließen. Lassen Sie uns doch diesen Weg einmal gemeinsam beschreiten!
Start: Zunächst würde ich vorsichtshalber beim Augenarzt überprüfen lassen, ob ihr Sohn die volle Sehkraft hat. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass der Grund hier liegt: besser ist besser! Bei Kurz- oder Weitsichtigkeit ggf. eine Brille tragen.
2.Schritt: Verwechselt er nur Zahlen oder können es auch Buchstaben, Satzzeichen oder Rechenzeichen sein? Braucht er vielleicht länger, um ein Bild richtig zu erfassen, wie z.B. die Wimmelbilder in Bilderbüchern?
► Das könnte dahinter stecken: Wahrnehmungsschwäche
Manche Kinder brauchen z.B. etwas länger bis sie auf einem Bild Vordergrund und Hintergrund unterscheiden können. Wenn sie aber gar nicht länger hinsehen, erfassen sie nicht alles, was abgebildet ist und nehmen nicht die Einzelheiten wahr. Das muss noch keine Wahrnehmungsstörung sein, vielleicht eine Wahrnehmungsschwäche.
► Das kann helfen: Die visuelle Wahrnehmung trainieren
Die visuelle Wahrnehmung kann man trainieren durch entsprechende Übungsprogramme, aber auch eher spielerisch, wie z.B. “Ich sehe was, was Du nicht siehst”, oder ein Bild beschreiben und der andere soll es danach malen, “Differix”, “Schau genau” usw. Sinnvoll kann es auch sein zu trainieren, dass das Kind länger hinguckt z.B. bei Aufgaben im Mathebuch.
3. Schritt: Sie schreiben, er macht diese Fehler nicht immer, sondern nur wenn er in Eile ist. Gibt es andere Situationen, in denen das auch vorkommt? Und gibt es Situationen, in denen das ganz sicher nicht vorkommt?
► Das könnte dahinter stecken: Impulsives Temperament
► Das kann helfen: Selbstkontrolle und genau hinsehen trainieren
Kinder haben, wie Erwachsene, unterschiedliche Persönlichkeiten und Temperamente, die teilweise vererbt werden. Hat ein Kind ein überschießendes Temperament, ist also sehr lebhaft und spontan, “läuft erst über die Straße und guckt dann, ob ein Auto kommt”, wird es Kleinigkeiten leicht übersehen.
Wenn dann noch einer der anderen Punkte hinzukommt, entstehen durch “Flusigkeit” leicht Fehler. In dem Fall wäre es wichtig, dem Kind das längere Hinschauen, das immer wieder Überprüfen beizubringen. Außerdem sollte das Kind ermutigt werden, sich selbst immer wieder zu sagen: “Ich bleibe ganz ruhig und guck mir die Aufgabe erst mal genau an!” Dadurch lernt es sich zu steuern.
4.Schritt: Wie reagiert er auf Zeitdruck? Wird er hektisch und fahrig oder kann ihn nichts aus der Ruhe bringen?
► Das könnte dahinter stecken: Blockaden durch Druck und Angst
Ihr Sohn gerät unter Druck, hat Angst etwas zu verpassen oder es nicht zu schaffen. “Die anderen fangen schon ohne mich an Fußball zu spielen” usw. Angst blockiert aber das Denken. Kommt dann noch einer der anderen Punkte hinzu, wird das Arbeiten immer oberflächlicher.
► Das kann man tun: Anti-Stress-Training
In einem Anti-Stress-Training oder Elementen daraus kann man lernen, sich selbst zu steuern, zügig aber nicht hektisch zu arbeiten, weil es dann nur länger dauert. Dazu kann man sich selbst Anweisungen geben wie: “Ich bearbeite eine Aufgabe nach der anderen.” oder “Ich konzentriere mich ganz auf meine Aufgabe.”
Hilfreich kann dann auch ein Entspannungstraining sein, in dem man lernt, sich bewusst zu entspannen, wenn man merkt, dass man zu hektisch ist. So etwas bieten die Krankenkassen an oder auch die Volkshochschulen. Ganz praktisch könnte Ihr Sohn aber auch z.B. vor den Hausaufgaben eine Verabredung mit den Freunden treffen, wo sie zu finden sind, wenn er fertig ist.
5.Schritt: Hat Ihr Sohn inhaltliche Schwierigkeiten in Mathematik? Kann er (je nach Alter) Zahlen z.B. der Größe nach ordnen, wenn er sie auf einer Linie (wie z.B. ein Lineal ohne Zahlen) anordnen soll?
► Das könnte dahinter stecken: Rechenschwäche
Möglicherweise liegt bei dem Kind eine Rechenschwäche (Dyskalkulie) vor. Dem Kind fällt der Umgang mit Zahlen schwer, weil es noch gar keine Vorstellung entwickelt hat von kleiner und größer, keine bildliche Vorstellung einer Menge, die zu einer Zahl gehört (wie z.B. auf einem Würfel auf Anhieb die Anzahl der Punkte zu erfassen) usw. Für so eine Schwäche kann niemand etwas, sie hat nichts mit Faulheit zu tun oder mangelnder Intelligenz.
► Das kann man tun: Auf Dyskalkulie überprüfen lassen
Man kann das Kind auf Dyskalkulie überprüfen lassen und ggf. ein Training mit dem Kind durchführen, in dem der Zahlbegriff aufgebaut wird und viele andere Grundlagen nachgeholt werden. Aber auch Bauen mit Lego fördert automatisch diesen Bereich, weil das Kind wie selbstverständlich lernt, dass der Stein mit 4 Knöpfen halb so groß ist wie der mit 8 oder anders gesagt zwei 4er-Steine passen auf einen 8er usw.
Ziel: Wir haben die Ziellinie erreicht. Vermutlich haben Sie auf unserem Weg herausgefunden, was auf Ihren Sohn zutrifft und was nicht. Vielleicht probieren Sie einige Anregungen einfach mal aus und schauen mal, wie weit ihm das hilft.
Falko Stolp, Schulleiter: Kein Grund zur Sorge
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Falko Stolp
Gleich zu Beginn möchte ich erst einmal „Entwarnung“ geben: Eine Teilleistungsschwäche liegt meiner Meinung nach nicht vor. Dieses Verwechseln der Zehner und Einer kommt bei Schüler*innen öfters vor.
Ein Hauptgrund liegt meiner Ansicht nach an der Sprechweise. Ihr Kind befindet sich in der Schulphase, wo es Wörter und Zahlen schreiben muss. Das heißt u.a., dass es Gehörtes in ein Schriftbild bringen muss. Und das passiert bei uns von links nach rechts. Bei einem gehörten Wort schreibt es also nach und nach die Buchstaben hintereinander. Genau so macht das Kind es nun auch bei Zahlen.
Und plötzlich kommt da eine Ausnahme, dass bei den Einern und Zehnern die Reihenfolge beim Sprechen geändert wird. Sechsundfünzig: Ich höre erst die sechs und dann die fünf aber schreiben muss ich zuerst die fünf. Aus diesem Grund gibt es auch Menschen, die schreiben bei der Zahl 56 erst die sechs und setzen die fünf davor.
Rational betrachtet ist also die Sprechweise falsch. Vielleicht hätte man das bei der letzten Rechtschreibreform mal verändern sollen. Ein Blick in andere Länder zeigt, dass es auch anders oder „vernünftiger“ geht. Z.B. im Englischen, Italienischen und Russischen hält man die Reihenfolge ein. Sprech- und Schreibweise sind identisch.
In Frankreich packt man lustigerweise noch kleine „Rechenaufgaben” in die größere Zahlen. Die Zahl 85 spricht man da als „4 mal 20 + 5“. Eine ähnliche Problematik gibt es bei links schreibenden Kindern. Die schreiben öfters die Zahlen spiegelverkehrt.
Ich rate auch hier zur Gelassenheit. Wichtiger ist, dass Ihr Kind nicht den Spaß an der Mathematik dadurch verliert. Einfach weiter üben und öfters auftretende Fehler nicht überbewerten. Lernen mit Musik wie bei dem folgenden Lied hilft und macht Spaß.
Elternfrage zum Thema “Wie viel zocken am Tag ist normal?”
ich habe zwei Söhne (8 & 9 Jahre), die sehr gerne “zocken”. Zu Hause habe ich die Spielzeit auf eine halbe Stunde pro Tag begrenzt und am Sonntag darf gar nicht gespielt werden (da möchten wir zusammen mit der Familie etwas machen). Leider gibt es bei den Nachbarskindern gar keine Regeln. Natürlich wollen meine Kinder nur noch dort spielen. Wenn ich sie lassen würde, würden sie dort den ganzen Tag Playstation spielen. Mit den Eltern habe ich auch schon oft gesprochen, doch diese haben keine festen Spielzeiten für ihre Kinder festgelegt.
Was soll ich machen? Soll ich meinen Kindern selber eine Spielkonsole kaufen, damit ihre Freunde auch mal bei uns spielen und ich ein Auge darauf werfen kann? Ich bin verzweifelt, weil ich immer wieder die Böse sein muss und die nervige Nachbarin spiele.
Vielen Dank für eure Antwort!
Unsere Experten antworten:
Daniel Bialecki, scoyo Geschäftsführer: “Regeln gemeinsam festglegen und mitspielen”
ZACK! Wie aus den Kleinen auf einmal ganz Große werden …
© Daniel Bialecki
Ich würde dir in diesem Fall empfehlen, eine Playstation zu kaufen. So kommst du ins aktive Handeln und musst nicht aus der Ferne versuchen, deine Kinder zu kontrollieren. Bevor du die Spielekonsole kaufst, kannst du mit deinen Jungs reden und ihr vereinbart konkrete Regeln, wie z. B. die Zeiträume und die Dauer des Spielens. Ein paar Denkanstöße für das Gespräch finden Sie in unserem Artikel ‘ Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps für Eltern’.
Holst du die Playstation zu euch nach Hause, bist nicht mehr die „Böse“ und kommst mit deinen Jungs ins Gespräch. Außerdem hast du jetzt die Möglichkeit, mit deinen Söhnen zu zocken. Nutze die Chance und lass dir zeigen, was deinen Kindern am Spielen so gut gefällt. Was motiviert sie? Auch hast du nun im Blick, wo es gegebenenfalls gefährlich wird. Zum Beispiel kann man bei der Playstation mit anderen Usern im Onlinemodus chatten. Hier hättest du nun die Kontrolle und kannst mit deinen Jungs die Gefahren besprechen.
Die Playstation ist leider nicht ganz günstig. Aber du könntest z. B. auf Ebay schauen, ob du eine gebrauchte Spielekonsole bekommst und so die Kosten senken kannst.
©
Béa Beste
Béa hat die Eltern ihrer Community nach Tipps, Anregungen und Erfahrungswerten befragt. Die Eltern sind sich einig: Um wirklich sinnvolle Regeln für Kinder festlegen zu können, müssen sich Eltern mit dem Thema selbst auseinandersetzen. Das heißt dann auch mal selbst zocken! Auf diese Weise wissen Eltern auch besser einzuschätzen, mit welchen Inhalten Ihr Kind in Berührung kommt. Auch können Videospiele gut als gemeinsame Familienaktivität genutzt werden. Lesen Sie selbst, wie andere Eltern mit dem Thema umgehen (alle Antworten gibt es auf Béas Blog Tollabea):
- Um die Faszination von Computerspielen zu verstehen, kann man als Elternteil ruhig auch einmal zum Controller greifen und in die Spielewelt der Kinder eintauchen. So können Eltern besser nachvollziehen, dass es viele Spiele gibt, bei denen eine Zeitbegrenzung von einer halben Stunde den Spielspaß verdirbt. Eine Lösung für eine geregelte “Spielzeit” könnte ein wöchentlicher Zeitrahmen sein, wie z. B. vier Stunden pro Woche, die sich die Kinder nach Belieben aufteilen können.
- Die festgelegte Spieldauer kann auch von Situation zu Situation ausgedehnt werden. Spielt die ganze Familie zusammen, darf auch länger vor dem Bildschirm verbracht werden. Gerade in der dunklen Jahreszeit kann Spielzeit vor der Playstation auch Familienzeit sein.
- Wie bei so vielen im Leben, kommt es auch hier auf die Mischung an. Haben die Kinder einen Ausgleich zum Zocken? Spielen sie z. B. Fußball, verfolgen sie ein Hobbie außerhalb der digitalen Welt oder treffen sich (draußen) mit Freunden? Stimmt das Verhältnis, steht dem Zocken nichts im Weg.
- Zocken ganz zu verbieten ist für viele Eltern keine Option. Auch haben viele die Erfahrung gemacht, dass sie mit Verboten und Begrenzungen nicht so weit kommen. Der Tipp: Statt sich nur auf Vorschriften zu konzentrieren, sollten Eltern auch schauen, welche Spiele ihre Kinder zocken. Es gibt durchaus Games, die das logische Denkvermögen, die räumlicher Orientierung, die Feinmotorik und die Augen-Hand-Koordination trainieren, wie zum Beispiel Lego City Undercover.
- Als schöne und hilfreiche Orientierung für Eltern wird das Buch “Netzgemüse – Aufzucht und Pflege der Generation Internet” von Tanja und Johnny Haeusler empfohlen. Dieses Buch können Eltern zur Rate ziehen, “um sich bei den Themen Internet, Social Networks, Videospiele, Smartphones und dem ganzen anderen modernen Kram nicht mehr wie digitale Analphabeten zu fühlen.”
- Die meisten Eltern stimmen zu, dass es begrenzte Spielzeiten geben sollte, damit das Zocken im Alltag nicht überhandnimmt. Aber Ausnahmen sind durchaus erlaubt, wie verlängerte Medienzeiten in den Schulferien – gerne auch mit besonderen Höhepunkten. Wie wäre es z. B. mit einer Mediennacht, die zweimal im Jahr organisiert wird? Hier dürfen die Kinder Freunde einladen und die ganze Nacht durchzocken, versorgt mit dem richtigen Knabberkram und Getränken. So eine Aktion kann über viele Verbote im Jahr hinwegtrösten.
Lernen mit Gaming-Elementen verbinden? Jetzt bei scoyo:
Elternfrage zum Thema Mobbing in der Grundschule:
Mein Sohn kommt in die 2. Klasse und macht sich jetzt schon Sorgen, wer ihn diesmal hänseln und hauen wird. Leider sind in der Grundschule viele Kinder, mit denen er nicht so gut kann. Durch eine neue Arbeit, die ich bald aufnehme, geht er auch in die Betreuung – für ihn ist also irgendwie alles neu. Wie kann ich mein Kind gestärkt in das neue Jahr bringen? Wie soll ich mich beim Thema Mobbing in der Grundschule verhalten, wie kann ich helfen?
Mobbing in der Grundschule – leider kein Einzelfall
Beleidigt, verhöhnt, ausgegrenzt, geschlagen, erpresst: Der Begriff Mobbing kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: “Sich gegen den Einzelnen zusammenrotten”. Mobbing ist eine Form von psychischer Gewalt einer Gruppe gegen einen Einzelnen – mit dem Ziel, den Mitschüler oder die Mitschülerin “fertig” zu machen. Nach Umfragen und Studien gehen Experten davon aus, dass fast jedes dritte Kind in Deutschland in der Schule gemobbt wird. Ein besonders großes Problem sei Mobbing an Grundschulen, so Forscher. (Quelle: stern.de)
Unsere Experten antworten:
Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Hilfe suchen!
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Daniel Bialecki
Was mich an der Frage betroffen macht ist, dass das Mobbing Deines Sohnes offenbar schon seit der ersten Klasse ein Thema ist. Hast Du darüber schon konkret mit der Schule gesprochen? Klassenlehrer oder Vertrauenslehrer sind hier die richtigen Ansprechpartner. Ohne sie direkt mit einzubeziehen, wird es schwer werden, das Mobbing zu beenden.Sollte es so sein, dass Du schon mit der Schule gesprochen hast und da nichts passiert, geh unbedingt zur Schulbehörde oder gleich zum schulpsychologischen Dienst. Dort wird man euch beide ernst nehmen und euch wirklich helfen. Das ist besonders wichtig, weil das Mobbing schon so früh begonnen hat und Dein Sohn bald wieder mit einem guten Gefühl in die Grundschule gehen soll.
Ansonsten findest Du hier ein paar gute und konkrete Tipps, wie Du Deinen Sohn unterstützen kannst – und was er selber tun kann, um sich zu helfen. Auch das ist sehr, sehr wichtig.
Philippe Wampfler, Lehrer: Positive Erlebnisse sammeln, Routinen aufbauen
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Philippe Wampfler
Die Frage klingt, als hätte es in der Vergangenheit schon negative Erfahrungen gegeben. Diese lassen sich nicht schnell aus dem Weg schaffen. Wichtig scheint mir, positive Erlebnisse zu sammeln: Zuhause, in der Schule, mit anderen Kindern. So wird auch deutlich, wo Stärken und Qualitäten liegen.
Das geschieht nicht von heute auf morgen. In einem ersten Schritt dürfte es helfen, sich in der Klasse und in der Betreuung an Kinder zu halten, mit denen ein Umgang möglich ist, und so so etwas wie eine Routine für den Schultag aufzubauen, die Sicherheit gibt.
Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Schöne Augenblicke verschaffen, mit anderen sprechen
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Bea Beste
Ihr scheint mir beide schon etwas traumatisiert zu sein durch frühere Mobbing-Erfahrungen in der Grundschule. Ich sehe mehrere Ansatzpunkte, wie du deinen Sohn und auch dich stark machen kannst:
1. Verschafft euch beiden selbst schöne gemeinsame Augenblicke. Versucht, gerade vor diesem Start, zusammen schöne Dinge zu machen, die euch positiv stimmen: Ein Besuch im Zoo? Ein kleiner Ausflug zu einem Ort, den ihr beide cool findet? Ein Nachtspaziergang mit Taschenlampe? Etwas spielen, backen, basteln?
2. Redet mit Außenstehenden darüber. Gibt es im Familien- oder Freundeskreis jemanden, der oder die euch gut versteht und mit dem ihr beide darüber reden könnt? Vielleicht eine Tante oder eine Freundin von dir – wer kann besonders gut zuhören und neigt nicht zu schnellen Lösungen? Denn eigentlich geht es nicht darum, dass jemand euch das Problem “fixt” – sondern darum, dass ihr zur Sprache bringt, was euch belastet und jemand von außen Fragen stellen kann.
3. Lass deinen Sohn einen Kurs belegen, der ihn stark macht. Vielleicht ist ein Kurs, der Selbstverteidigung antrainiert, richtig für euch. Ich kenne diverse Programme, zum Beispiel die “Cool Strong Kids”, die exzellente Arbeit leisten und Trainer in verschiedenen Städten haben. Dort übt man nicht nur zu kämpfen – sondern alles, was man präventiv machen kann, z. B. auch eine entsprechende Körperhaltung einzunehmen, die anderen signalisiert: Nicht mit mir! Das könnte sehr hilfreich sein, um sich gegen das Mobbing in der Grundschule zu wehren.
4. Rede mit deinem Sohn darüber, was er an sich gern mag. Vielleicht muss er sich selbst ein wenig kennenlernen und seine liebenswürdige Seite verstehen, bevor er andere damit überzeugt. Versucht eine Liste mit all seinen positiven Eigenschaften zu finden. Sei dabei aber auch empathisch und höre genau hin, womit sich dein Sohn schwer tut. Widerspreche ihm nicht. Frage ihn, ob er etwas ändern möchte. Vielleicht wünscht er sich schon länger eine bestimmte Klamotte, in der er sich stärker und wohler fühlt …
Übrigens, einen der besten Artikel zum Thema Mobbing finde ich immer noch ist der bei BerlinMitteMom – absolut lesenswert!
Elternfrage zum Thema Schulbegleiter
mein Sohn kommt nun mit 7, ein Jahr später durch Zurückstellung, in die Schule und wird wohl erst einmal auf Vollzeit einen Schulbegleiter haben. Ich befürworte ihn definitiv, habe aber auch Ängste:
Was ist, wenn dadurch eher Exklusion statt Inklusion entsteht? Habt ihr evtl. einen Tipp, wie ich damit (und auch mit den mir komplett fremden Eltern) umgehen kann?
Ich habe Angst, wenn ich nichts sage, dass Ausgrenzung durch Eltern entsteht bzw. durch mich, wenn ich die Problematik meines Kindes zu offen anspreche. Ich habe zwar eine Woche vor der Einschulung noch einen runden Tisch an der Schule, aber dennoch bleibt ein wenig Angst.
Was ist ein Schulbegleiter?
Bei einem Schulbegleiter oder Integrationshelfer handelt es sich um Menschen, die Kindern und Jugendlichen, die aufgrund besonderer Bedürfnisse Unterstützung im Unterricht benötigen, bei der Bewältigung des Schulalltages hilft. Er begleitet seine Schützlinge in der Schule und sitzt mit in der Klasse.
Unsere Experten antworten:
Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Offenheit als Basis – Ausgrenzung entsteht durch Unkenntnis
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Béa Beste
Ich plädiere für größtmögliche Offenheit. Wenn ein Kind anders ist, dann ist es besser, klar zu informieren, als Gerüchten und Getuschel Raum zu geben. Ich habe viele Schulgemeinschaften erlebt: Ausgrenzung entsteht meistens durch Unkenntnis und Fehlinformation.
Am besten wäre es, eine klare Information gemeinsam mit der Lehrerin den anderen Eltern zukommen zu lassen.
Hier schon mal ein Vorschlag für eine Struktur, um nähere Informationen aufzusetzen:
Liebe Eltern der 1. Klasse,
Mein / unser Sohn____________ hat die Diagnose______________ und wird in den nächsten Jahren mit Ihrem Kind dieselbe Klasse besuchen. Wir wollen Sie nur kurz informieren, damit evtl. Missverständnisse erst gar nicht entstehen und/oder um evtl. aufkommende Fragen Ihrer Kinder vorab zu beantworten.
>>> Hier Informationen zu den Besonderheiten des Kindes / Einschränkungen / ggf. auch gängige Vorurteile dementieren – z. B. “ist körperlich nicht eingeschränkt” bzw. “ist nicht ansteckend” und dass er einen Begleiter hat. Ideal wäre auch eine Vorstellung des Begleiters.
Es ist mir/ uns sehr wichtig, dass mein/ unser Kind fast genauso unbeschwert aufwachsen kann wie seine Klassenkameraden, dass er sich im Schulalltag gut integriert und zu einer guten Atmosphäre für alle im Klassenverband beiträgt. Es wäre so schön, wenn alle Kinder dabei lernen, selbstbewusst mit seiner Besonderheit umzugehen und sie nicht als permanente Belastung wahrnehmen. Daher wäre es ganz wunderbar, wenn er, wie jedes andere Kind, in die Klassengemeinschaft aufgenommen wird.
Sollten Sie noch Fragen haben, dürfen Sie mich/ uns jederzeit gerne ansprechen oder anrufen.
Herzliche Grüße,
Name, Tel, E-Mail
Mehr Informationen zum Thema Schulstart gibt es hier! Jetzt gleich reinhören:
Philippe Wampfler, Lehrer: Zusammenarbeiten und auf Gemeinsamkeiten zwischen Kindern verweisen
Lehrer & Autor
© Philippe Wampfler
Diese Angst ist absolut nachvollziehbar. Dagegen helfen zwei Dinge: Erstens am runden Tisch, mit dem Kind und mit den anderen Eltern offen über die Begleitung zu reden. Erfolgreich sind diese Maßnahmen, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten und verstehen, worum es geht und welchen Nutzen die Unterstützung hat. Sobald das konkret wird, lösen sich viele Ängste und auch Mitschülerinnen, Mitschüler und ihre Eltern können gut einordnen, wofür der Lernbegleiter zuständig ist.
Zweitens sollten sich diese Gespräche auf Situationen beschränken, in denen der Schulbegleiter wirklich Thema ist. So oft wie möglich sollte auf Gemeinsamkeiten zwischen den Kindern verwiesen werden, nicht auf Unterschiede. So wird deutlich, dass die Maßnahme der Lernbegleitung eine punktuelle und wohl auch temporäre ist, die nicht definiert, wer ein Kind ist – sondern ihm bei einigen Schwierigkeiten hilft.
Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Direkter Austausch, um Spekulationen zu vermeiden
Daniel Bialecki
© scoyo
Es ist super, dass Du mit der Situation so offen umgehst und Dich damit im Vorfeld schon auseinander setzt. Damit ist schon mal viel gewonnen. Ein Schulbegleiter ist ja eine Maßnahme, die für alle sichtbar ist. Ich würde daher mit Offenheit reagieren, was mögliche Fragen oder Gedanken anderer Eltern betrifft. Denn: tust Du das nicht, werden sie sich eigene Gedanken machen und spekulieren. Sollte Dir die Offenheit also nicht zu privat sein, wird sie Dir wohl am meisten helfen. Auch wenn es kritische Reaktionen geben sollte: so kannst Du gezielt damit umgehen und darauf reagieren.
Ihr startet ja mit der Schulbegleitung einen Prozess, dessen Erfolg sehr abhängig davon ist, wie alle Beteiligten damit umgehen. Der runde Tisch an der Schule zeigt, dass das den Lehrern vollkommen klar ist und sie in den Dialog gehen. Du kannst also Vertrauen darauf haben, bei dem Schulbegleiter und der Schule in guten Händen zu sein. Sprich Deine Angst dort unbedingt offen an, damit sie Dich richtig wahrnehmen und die richtigen Entscheidungen mit Dir und Deinem Jungen treffen können. Dann habt ihr einen guten Start für euren Weg. Viel Erfolg dabei!
Elternfrage zum Thema “Mein Kind will nicht lernen – was kann ich tun?”
mein Sohn geht in die 5. Klasse und sagt pauschal „Ich lerne eben nicht gern“. Er bemüht sich gar nicht erst, Lerntipps und -strategien von Lehrern oder uns Eltern anzunehmen. Vokabellernen mit Karteikarten? Keine Chance: „Nervt, funktioniert nicht für mich“. Vor Phasen zahlreicher Klassenarbeiten einen Lernplan anlegen? Fehlanzeige. Wichtiges Wissen auf Merkzetteln verdichten – handschriftlich? Auf gar keinen Fall.
Das ist für uns Eltern überhaupt nicht auszuhalten. Weil auch die Einsicht bei schlechten Noten nicht da zu sein scheint. Der Haussegen hängt ständig schief. Klar, ich denke, ich müsste ihn einfach mal voll vor die Wand laufen lassen. Aber das ist doch keine familienalltagstaugliche Strategie?!
Danke für Ihre Antwort. Gruß, Anja
Unsere Experten antworten:
Zum letzten Punkt zuerst: Sie haben völlig recht, Ihren Sohn vor die Wand fahren zu lassen ist keine Option. Er würde sich allein gelassen fühlen und vermutlich würde er sich bestätigt fühlen in seiner Annahme, dass er nicht gut genug ist und sowieso alles falsch macht. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl, das Ihnen sagt: Ihr Sohn braucht Ihre Unterstützung. (Ich gehe mal davon aus, dass Sie z. B. durch ein Gespräch mit den Lehrkräften geklärt haben, dass er inhaltlich nicht überfordert ist.)
Aber der Reihe nach: auch wenn es trivial scheint, es gibt immer einen Grund, warum Menschen etwas tun oder lassen – wir erkennen ihn nur nicht immer gleich. Das gilt natürlich auch für Ihren Sohn, wenn er nicht lernen will. Entscheidend sind die Gefühle des Kindes, sie sind der Schlüssel zum Kind. Es geht also nicht so sehr um Sachverhalte.
In Ihrer Schilderung sind die Gefühle Ihres Sohnes nicht erwähnt, die sollten Sie also zunächst versuchen herauszufinden.
“Na klasse, aber wie?” werden Sie jetzt sagen. Es ist vielleicht zunächst etwas ungewohnt, aber probieren Sie es doch einfach mal aus. Sagen Sie ihm, welche Gefühle Sie bei ihm wahrnehmen, z. B. “Du bist angespannt.” oder “Du hast Angst, etwas falsch zu machen.”. Hören Sie ihm erst mal nur zu. Daraus werden sich dann Veränderungsmöglichkeiten ergeben, die zur Situation Ihres Sohnes passen.
Um Ihnen eine Idee zu geben, was hinter einem Verhalten wie dem Ihres Sohnes stecken kann, hier drei häufige Gründe:
- Viele Kinder haben Angst Fehler zu machen. Sie betrachten Fehler als etwas Schlimmes, haben vielleicht die Erfahrung gemacht, dass geschimpft wird oder dass sie ausgelacht werden etc. Und was ist die sicherste Methode, um Fehler zu vermeiden? Genau – gar nichts tun, dann kann man auch nichts falsch machen! Hier ist es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass Fehler etwas Gutes sind, weil man nämlich daraus lernen kann! Leben Sie Ihrem Kind vor, dass auch Sie Fehler machen oder gemacht haben und wie Sie daraus gelernt haben. Und natürlich sollten Sie auf keinen Fall schimpfen. Es kann eine Weile dauern, bis Ihr Kind die neue Haltung übernimmt und darauf vertraut. Ermutigen Sie Ihr Kind, Dinge auszuprobieren und loben Sie ihn für alles, an das er sich herantraut! So kann er mehr Selbstvertrauen entwickeln.
- Es hört sich so an, als ob die schulische Situation Ihres Sohnes das Familienleben ziemlich stark bestimmt. Da hat sich vermutlich ein ziemlicher Druck aufgebaut. Sie möchten das Beste für Ihren Sohn erreichen, das ist verständlich und ehrt Sie als Eltern. Aber eine hohe Erwartungshaltung kann ein Kind auch überfordern. Manchmal werden Menschen in so einer Situation reaktant, d. h. sie machen, wie 3-Jährige in der Trotzphase, genau das Gegenteil von dem, was ihnen gesagt wird (das gilt übrigens auch für manche Erwachsene!). Überlegen Sie bitte mal, ob Sie solche Reaktionen schon öfter bei Ihrem Sohn bemerkt haben. Manchmal fühlen sich Kinder auch erdrückt vom Erfolg der Geschwister, der Eltern oder anderer Familienmitglieder. Da liegt die Messlatte dann sehr hoch, vielleicht zu hoch, zumindest im Empfinden des Kindes. Dann ist es wichtig, dem Kind die Chance zu geben, eigene Fähigkeiten und Stärken auszubilden, unter Umständen auch andere als schulische Fähigkeiten, seinen Weg zu gehen und dadurch Selbstbewusstsein aufzubauen. →Mehr dazu: “Ich schaff das!” Wie Kinder eine starke Persönlichkeit entwickeln
- Es gibt noch einen weiteren Grund, der leider gar nicht so selten ist: in manchen Klassen gibt es die Norm “Wer im Unterricht mitmacht oder wer die Hausaufgaben macht, wird geschnitten, mit dem redet keiner”. Aus so einer Situation kann sich das Kind nicht alleine befreien! Die Lehrer ahnen in der Regel nichts davon, ebenso wenig wie die Eltern. Die Kinder geraten in eine verzweifelte Lage, die sehr schnell in eine Depression führen kann bis hin zu suizidalen Gedanken: egal was sie tun, es ist falsch. Arbeiten sie im Unterricht nicht mit oder machen die Hausaufgaben nicht, kriegen sie Ärger mit den Lehrern, machen sie die Hausaufgaben, werden sie von den Mitschülern ausgeschlossen. Hier hilft nur das massive Eingreifen der Erwachsenen, die allerdings erst einmal die Vermutung haben müssen, dass so eine Situation vorliegt. In einer 5. Klasse wäre das allerdings eher ungewöhnlich, es kommt eher in 8./9. Klassen vor.
Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Von Schulthemen Abstand nehmen, Stärken fördern
Oha! Ein lernunwilliges Pubertierchen!!! So etwas gibt es draußen in der Welt in sehr hoher Anzahl. Und Millionen von Eltern verzweifeln daran. Wer Geduld und Vertrauen hat, kann abwarten, denn meistens legt sich die Lernunwilligkeit von selbst. Für ungeduldige Eltern ist das allerdings eine Qual.
1. Was NICHT hilft, wenn ein Kind nicht lernen will: Noch mehr Predigen und Zwingen. Die Trotzreaktion ist vorprogrammiert. Noch mehr Lernlösungen anbieten, oder Nachhilfe drauf kippen … ? Vergessen Sie es.
2. Was helfen KANN: Out-of-the-Box Lösungen. Etwas, was nichts mit der Schule zu tun hat, sondern mit dem Lernen an sich.
Ein Ansatz könnte sein, dass Sie Hilfe im Freundeskreis finden: Gibt es vielleicht einen Studenten oder älteren Schüler, der gern mit ihrem Sohn ein sinnvolles eigenes Projekt startet, das beiden Spaß macht? Am besten ein Filmprojekt, oder Blog, oder Schildkrötenretten … irgendetwas, was beide begeistert, sie extra forschen lässt, sie zum experimentieren bringt. Das schafft Interesse und Antrieb – auch für die Schule.
Ein weiterer Ansatz könnte eine ganz andere Maßnahme sein, da müssten Sie aber selbst bereit zu sein: Schauen Sie nach einer Hilfsorganisation, die Obdachlosen oder Analphabeten hilft, und versuchen Sie zusammen mit Ihrem Sohn, unter den Helfern zu gehen. Das kann bei Heranwachsenden ganz neue Horizonte eröffnen und sie die eigene Position völlig überdenken lassen.
Für mehr Motivation und Spaß beim Lernen:
Tipp Mit der scoyo Lernapp lernen Kinder ab der Vorschule bis zur 7. Klasse selbstständig in einer geschützten Online-Umgebung. Das Besondere: Alle Übungen sind in spannende Lerngeschichten verpackt und passen sich dem Lerntempo Ihres Kindes an. Damit geht´s ohne Druck und mit Spaß zu guten Noten.
Falko Stolp, Schulleiter: Ursachen aufspüren, gemeinsam Lösungen suchen
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Falko Stolp
Ihnen als Eltern muss zunächst bewusst sein, dass es hier keine einfache Lösung gibt. Durch „Schalter umlegen“ wird das Problem nicht gelöst. Man sollte versuchen, gezielt und analytisch nach den Ursachen zu suchen:
Gibt es die Leistungsprobleme in mehreren Fächern? Haben mehrere SchülerInnen das Problem in bestimmten Fächern? Ist ihr Kind über- oder unterfordert? Wird der Unterricht binnendifferenziert gestaltet?
Man sollte sich beim Lehrer den Unterrichtsaufbau erklären lassen. Welche Methoden und Medien er verwendet. Wie die Zensierung erfolgt (mündliche, schriftliche Noten, Kompetenznoten usw.). Das sollte natürlich wertfrei und nicht vorwurfsvoll erfolgen. Zeitgleich muss das Kind auch die Möglichkeit haben, seine Sicht darzulegen. Danach kann man gemeinsam mit den Kind und dem Lehrer das Gespräch suchen, um vielleicht Lernverträge o.ä. zu formulieren. →Mehr Tipps für ein gutes Gespräch: Checkliste Eltern-/Lehrergespräch
Wichtiger ist aber die Frage: Wie erreicht man, dass Lust beim Lernen und Wissendurst wieder geweckt werden?
Das ist wohl das schwierigere Unterfangen und das hängt selbstverständlich auch vom Fach ab. Stoisch Vokabellernen zum Beispiel ist meines Wissens out. Das liest und hört man in den Fachmedien. Definitionen pauken und seitenweise auswendig lernen ebenfalls. Pech hat man hier, wenn die Schule gerade das verlangt.
Meine Vorschläge: Anschauliches, kreatives Lernen mit vielen verschiedenen Medien. Man kann auch das ein oder andere mit Bewegung verknüpfen. Lerninhalte in der Wohnung aufhängen, so dass diese einem immer wieder begegnen. Oder mit dem Handy zu Lernendes aufnehmen, um es unterwegs anzuhören. Erklärvideos anschauen oder vielleicht mit den Eltern gemeinsam selbst herstellen. Mir ist bewusst, dass das alles mit Zeit verbunden ist und manches nicht geht. Aber versuchen kann man es!
Mit der scoyo Lern-App in mehr als 35.000 interaktiven Aufgaben motiviert und selbständig üben, was auf dem Lehrplan steht. Mit Übungen, die sich dem Lernstand Ihres Kindes anpassen.
Wenn die Lust nicht zurück kommt und weiter Erfolgserlebnisse ausbleiben, wird das Problem nur größer. Gerald Hüther hat es meiner Meinung nach mit seinem Zitat auf dem Punkt gebracht:
“Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge: Es braucht Aufgaben, andenen es wachsen kann. Es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann und es braucht eine Gemeinschaft, in der es sich aufgehoben fühlt.”
Motivation fördern!
scoyo-Geschäftsführer Daniel Bialecki beschäftigt sich täglich intensiv mit dem Thema, wie man Kindern den Spaß am Lernen erhalten hat. Neben dem Ratgeber Lernmotivation hat er bereits viele Artikel dazu verfasst. Hier ein Gastbeitrag beim Papablog “Daddylicious”: 10 Tipps, um Kinder zum Lernen zu motivieren
Elternfrage zum Thema Schulprobleme & Selbstbewusstsein
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser Sohn geht in die 5. Klasse (Grundschule). Er hat Probleme beim logischen Denken und in der Sinnerfassung, die anderen Bereiche bewegten sich bei einer Testung im normalen durchschnittlichen Bereich. Bei Klassenarbeiten behindert ihn die fehlende Sinnerfassung beträchtlich, an einen Nachteilsausgleich (mehr Zeit) halten sich nicht alle Lehrer.
Sein Selbstwertgefühl ist am Boden und er denkt, dass er “doof” ist. Auch 18 Monate Verhaltenstherapie konnten das nicht ändern. Bei uns an der Schule herrscht Lehrermangel und nur Kinder, die gar keine Hilfe benötigen (Selbstläufer), haben es “leicht”. Wir haben das Gefühl, dass wir allem hinterherrennen und von einer Ohnmacht in die nächste fallen.
Er geht gern zur Schule, hat aber jegliches Interesse verloren, sich für die Schule anzustrengen. Er lügt, zeigt keine Arbeiten vor, schiebt alles von sich, was mit der Schule zu tun hat, mit der Begründung man stehle ihm die Freizeit. Hausaufgaben werden erledigt, es ist ihm aber egal, ob das richtig ist. Er schreibt dann einfach irgendwas ins Heft.
Alles ist nur noch verkrampft und anstrengend und teilweise so ätzend, dass man sich fragt, warum ist das so, sind wir schuld? Wir haben doch nie solchen großen Druck auf unseren Sohn ausgeübt … Wir suchen eine freie Schule, aber alle sind voll besetzt. Unsere Möglichkeiten sind gering … Oder sehen wir das nur so?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Unsere Experten antworten:
Susanne Egert, Psychologin: Liebe heißt das Zauberwort
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Susanne Egert
Ihre Anfrage bei scoyo klang ziemlich verzweifelt, gleichzeitig war die Situation sehr komplex. Um die Frage fachlich fundiert beantworten zu können, brauchte ich mehr Informationen, alles andere wäre nicht seriös gewesen. Daher habe ich Ihnen ein Telefonat angeboten und Sie haben mir zusätzliche Ergebnisse zur Verfügung gestellt, die bereits vorlagen. Sie hatten sich ja schon vor längerer Zeit fachliche Hilfe geholt. Das war zweifellos sehr klug, dafür gibt es schließlich Fachleute.
(Ich empfehle Ihnen, die Frage der Aufmerksamkeit noch einmal genauer prüfen zu lassen. Hier scheinen mir die Schlussfolgerungen aus den vorliegenden Ergebnissen widersprüchlich, auch im Hinblick auf die Medikation.)
Aus den vorliegenden Testergebnissen ergab sich eine allgemeine Denkfähigkeit im untersten Durchschnittsbereich, die eine Überforderung des Kindes in der Grundschule erwarten lässt. Menschen sind eben verschieden. Der eine hat schwarze Haare, der andere blonde. Jeder Mensch ist einzigartig! Deshalb ist ja niemand mehr oder weniger wert. Und jeder hat Stärken und Schwächen. Die persönlichen Stärken Ihres Sohnes herauszufinden und zu betonen, das ist das Geheimnis! Mit den Stärken arbeiten, nicht gegen die Schwächen.
Hinzu kommt auch noch, dass sich die Intelligenz aus unterschiedlichen Teilfähigkeiten zusammensetzt, die bei Ihrem Sohn nicht durchgängig schwach, sondern sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Dies kann im Einzelfall zu Schulproblemen führen. Das Kind wird aufgrund seiner Stärken überschätzt und eventuelles Versagen als Faulheit ausgelegt. Das Kind fühlt sich dann ungerecht behandelt, weil es sich nach Kräften bemüht, aber aufgrund seiner begrenzten Möglichkeiten eben nicht zu ausreichenden Leistungen kommen kann.
Das ständige Erlebnis von Versagen und Ermahnen führt häufig dazu, dass das Kind Angst entwickelt, Fehler zu machen, für die es Ärger bekommt und auch Angst überhaupt zur Schule zu gehen. Und Angst blockiert das Denken sowieso. Dass dies bei Ihrem Sohn bisher nicht der Fall ist, sondern er, wie Sie beschreiben, immer noch gern zur Schule geht, lässt darauf schließen, dass er ganz gute (seelische) “Abwehrkräfte” hat!
Dennoch hat Ihr Sohn die Erfahrung gemacht, dass es sich für ihn nicht lohnt sich anzustrengen, da “es sowieso nichts nützt”. Er hat – so scheint es – aufgegeben (“Hausaufgaben sind egal.” “Er hat jegliches Interesse verloren”, schreiben Sie.). Negative Erfahrungen haben sein Selbstbewusstsein beschädigt und – was noch bedeutsamer ist – er erlebt vermutlich wenig bis keinerlei Selbstwirksamkeit mehr, d.h. er kann die Situation aus seiner Sicht nicht beeinflussen. Egal was er tut, es ändert nichts.
Selbstwirksamkeit ist aber der wichtigste Schutzfaktor für seelische Gesundheit oder andersherum ausgedrückt: Wenn ein Mensch keine Selbstwirksamkeit empfindet, kann er sehr schnell in eine Depression abrutschen. Damit das nicht geschieht, kommt es jetzt darauf an, Ihren Sohn zu schützen und zu stärken! “Wie kann ich das tun?”, werden Sie jetzt fragen.
Dafür möchte ich Ihnen einige konkrete Tipps geben:
Tipp 1: Lassen Sie nicht zu, dass Schule Ihr (Familien-) Leben beherrscht
Selbst wenn Sie es so einschätzen, dass Sie bisher keinen großen Druck auf Ihren Sohn ausgeübt haben, kann er das anders empfinden. Kinder haben feine Antennen. Deshalb wäre es gut, das was wichtig ist, neu zu sortieren: Schule ist wichtig, aber Schule ist nicht alles. Wirklich wichtig ist, dass Ihr Kind sich geliebt und erwünscht fühlt!
Geben Sie ihm Rückendeckung, indem Sie ihm sagen und ihn spüren lassen: “Wir haben Dich lieb, so wie Du bist! Egal was in der Schule ist! Wir finden vielleicht manchmal nicht so gut, was Du tust, aber das ändert kein Stück daran, dass wir Dich lieb haben!” Das Einzigartige an der Beziehung zwischen Eltern und Kind ist doch diese bedingungslose Liebe, die man sich nicht verdienen muss. Die einem Rückendeckung und Kraft gibt, “in guten wie in schlechten Zeiten”. Also, lassen Sie nicht zu, dass die Schulprobleme Ihr (Familien-) Leben beherrschen!
Bitte vertrauen Sie da auf Ihr Gefühl als Mutter und lassen Sie sich nichts anderes einreden. Dafür können Sie “Das andere Zeugnis” nutzen, das das scoyo ELTERN! Magazin als Download zur Verfügung stellt.
Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Sohn, machen Sie etwas zusammen, an dem Sie beide (oder auch die ganze Familie) Freude haben. Da muss nicht unbedingt “Spielen” als Überschrift drüber stehen. Sie können auch zusammen backen, mit dem Haustier Tricks einüben oder ein Zimmer neu tapezieren… Bauen Sie Freude in sein Leben und das der ganzen Familie ein. Jeden Tag ein bisschen. Es muss nichts Großes oder Teures sein!
Es darf auch gerne mal etwas Verrücktes oder Ungewöhnliches sein, das Sie gemeinsam zum Lachen bringt! Picknick auf dem Wohnzimmerteppich, wenn’s draußen regnet. Dazu wird das Essen von der elektrischen Eisenbahn oder dem ferngesteuerten Auto aus der Küche ins Wohnzimmer gebracht.
Oder mit dem Handy einen “Werbefilm” über Ihre Familie drehen: “Die Schulzes geben niemals auf! Warum wir die beste Familie der Welt sind!”.
“Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.” Jean Paul
Tipp 2: Außerschulische Anerkennung nutzen
Ganz nebenbei wird ihr Sohn auch merken, was er alles kann – und nicht nur was er nicht kann. Geben Sie ihm jede Menge Gelegenheit, das herauszufinden sowie zu zeigen und geben Sie ihm dafür Anerkennung (Fußball, Rettungsschwimmerabzeichen in seinem Alter, etc.). Betonen Sie, was ihn ausmacht und dass Sie stolz auf ihn sind. Dazu empfehle ich Ihnen, auch meinen Artikel “Selbstbewusstsein bei Kindern steigern” zu lesen.
Tipp 3: Schule in die Verantwortung nehmen
In einem Gespräch mit seinen Lehrkräften sollten Sie sich erklären lassen, in welcher Weise die Aufgaben, die Ihr Sohn bekommt, seinem Leistungsniveau angepasst werden.
Tipp 4: Kleine Helferchen mit großer Wirkung
Und schließlich: Wieso Schaukeln, Trampolin und Co. geniale Helfer bei Schulproblemen sind, finden Sie in meinem Artikel “Achtung Wutanfall – was tun?“.
Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht Ihnen
Falko Stolp, Schulleiter: Zusammenarbeit mit der Schule stärken
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Falko Stolp
Zunächst ist es schwer, hier einen wirklichen guten Ratschlag zu geben. Das liegt daran, dass man die Schulsituation und das gesamte Umfeld nicht kennt und allein die strukturelle Beschaffenheit der Schullandschaft in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ist.
Dem Elternbrief zufolge handelt es sich um Hamburg oder Berlin, weil da die Grundschule bis zu 6. Klasse geht. Dem Brief ist auch zu entnehmen (Nachteilsausgleich, Therapie usw.), dass es doch schon länger andauernde Schwierigkeiten gibt.
Neben einer “Ursachenforschung” ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, mit Vertretern der Schule ins Gespräch zu gehen. D. h. nicht nur mit dem Klassenlehrer.
Ich würde um eine Fallberatung mit dem Klassenlehrer, einem Vertreter der Schulleitung, dem Schulsozialarbeiter und einem Vertreter des sonderpädagogischen Dienstes (oder schulpsychologischen Dienstes) bitten. Diese Fallberatung sollte ohne das Kind stattfinden. Die Schule muss dann dafür sorgen, dass Maßnahmen zu den Schulproblemen festgelegt, eingehalten und durchgeführt werden. Es gibt noch sehr oft die Situation, dass die Schulen Schwierigkeiten mit der Inklusion und im Umgang mit Besonderheiten bei den Schüler*innen haben. Meiner Meinung nach ist es aber ebenso wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule mindestens auf einer soliden sachlichen Basis beruht. Gegenseitgie Vorwürfe o. Ä. bringen überhaupt nichts.
Was die “Ursachenforschung” betrifft, würde ich vorschlagen, die häusliche Situation und auch die Klassensituation (Freunde, Stressfaktoren) mal näher zu betrachten, ob es da Möglichkeiten gibt, in einzelnen Punkten Veränderungen herbeizuführen (Lernmöglichkeit im Kinderzimmer, Tagesablauf mit gemeinsamen Momenten).
Hinsichtlich “Druck aufbauen” vielleicht auch hier ein kleiner Tipp aus aktueller eigener Erfahrung: Kinder soll man nicht ständig unter Druck setzen, sie brauchen aber klare Weisungen im Tagesablauf, ohne dass man jeden Schritt vor dem Kind noch begründen muss. Zu oft möchten Kinder Anweisungen hinterfragen (Warum muss ich das jetzt machen? usw.). Das kostet viel Zeit und Kraft.
Dazu gehört auch, dass man Kindern nicht zu oft Entscheidungen abverlangen soll. Ein heranwachsendes Kind kann bestimmte Situationen nicht überblicken und ist dann damit überfordert. Ich habe nichts gegen möglichst viel Demokratie in der Familie, man kann es aber auch übertreiben. Als Eltern muss man seiner Rolle und Verantwortung bewusst sein.
Mit einem Schuss Gelassenheit letztendlich lassen sich viele schwierige Situationen besser meistern.
was tun, wenn mein Kind nicht lernt, weil die Lehrerin nur das Schlechteste in ihm hervorbringt?
Seit ihrem ersten Tag in der Klasse (und an der Schule) hat sie wohl meinen Sohn auf dem Kieker. Wenn er eine falsche Antwort gibt, meckert sie: “Gehirn einschalten!“ Das letzte Zeugnis im Sommer war symptomatisch, denn in allen Fächern, wo er diese Lehrerin hat, hatte er “befriedigend”, sonst hatte er “gut”.
Daher war ich mit der Klassenlehrerin einig, dass eine Realschulempfehlung mit einem Durchschnitt von 3,0 angemessen wäre. Zu meiner Überraschung kam dann eine Hauptschulempfehlung ins Haus “geflattert”. Ich habe eine Mail geschickt mit der Bitte um Erklärung und einen Gesprächstermin. Die Antwort war: Das hätte die Gesamtlehrerkonferenz unter Vorsitz der Rektorin so entschieden. Einen Gesprächstermin hat sie mir bis heute nicht gegeben.
Eine solche Situation an der Grundschule ist sehr belastend für die ganze Familie, und es ist erstaunlich, finde ich, dass mein Sohn überhaupt noch bereit ist, in die Schule zu gehen.
Aber die Empfehlung ist nur ein Teil meiner Frage an Sie. Mir wäre es auch sehr wichtig meinem Sohn zu vermitteln, dass er für sich lernt und versteht, dass sein Trotz gegenüber der Lehrerin nicht in seinem Interesse ist. Nach der letzten Mathearbeit in der vergangenen Woche, mache ich mir auch langsam Gedanken um seine Versetzung.
Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort.
Unsere Expertin antwortet:
Alexandra von Plüskow, Lehrerin und Bildungskoordinatorin
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Alexandra v. Plüskow
Sie schildern eine sehr schwierige Situation, die Ihr Sohn tagtäglich in der Schule erlebt.
Offenbar scheint es seit dem ersten Kontakt bereits einen Konflikt zwischen ihm und der Lehrkraft zu geben. Ihr Sohn berichtet von Bemerkungen ihm gegenüber, die – womöglich auch vor der ganzen Lerngruppe – deutlich machen, dass die Lehrkraft ihn nicht in seiner Persönlichkeit „sehen“ und auch annehmen kann. Ihr erster Schritt, nämlich das Gespräch zu suchen, ist schonmal ganz richtig. Ich möchte Ihnen im Folgenden ein paar Anregungen geben wie das aussehen kann.
Im Rahmen der „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“ begegnen sich Elternhaus und Schule auf Augenhöhe und kommunizieren regelmäßig und zum Wohle des Kindes über dessen Erziehung und seinen individuellen Bildungsweg, die Versetzung ist ganz klar ein entscheidender Teil hiervon. Dabei werden sowohl die Expertise der Lehrkraft im didaktisch-methodischen Bereich, aber eben auch die Kompetenz der Eltern als Experten für ihr Kind respektiert. Und – sollten sich gravierende Veränderungen ergeben – wie etwa eine Abweichung von dem Besprochenen in dem Sinne, wie Sie es schildern, sollte darüber auch vorab gesprochen werden. Ein Verweis auf den Beschluss der Klassenkonferenz ist in dem Zusammenhang nicht zielführend, denn Sie als Elternteil sollten ja wissen, wenn sich schulisch etwas so verändert, dass dies gleich solche bedeutsamen Folgen nach sich zieht.
Besondere Beratungsgespräche vor der Versetzung
Ist eine Empfehlung jedoch zugestellt, so gibt es in manchen Bundesländern so genannte „besondere Beratungsgespräche.“ Dieses gilt als zusätzliche Entscheidungshilfe für Eltern hinsichtlich des Übergangs von der Grundschule in die weiterführende Schule.
In manchen Bundesländern – so etwa in Baden-Württemberg – sind solche besonderen Beratungsanfragen sogar innerhalb bestimmter Fristen zu stellen. Achtung, das kann eine sehr kurze Frist sein.
Beratungslehrkräfte sorgen für Klarheit
Tipps für ein erfolgreiches Eltern-Lehrer-Gespräch gibt es übrigens auch in unserer Checkliste Elterngespräch, die wir gemeinsam mit einem unserer Experten erstellt haben.
Aber auch hinsichtlich der Wahrnehmung Ihres Sohnes, wie die Lehrkraft ihm gegenübertritt, sollten Sie sich Unterstützung holen.
Wenden Sie sich an die Beratungslehrkraft an der Schule Ihres Sohnes. Schildern Sie ihr die Situation und bitten Sie diese um ihren Eindruck und um Unterstützung in einem möglichen Gespräch mit der Lehrkraft Ihres Kindes. Da die Versetzung für viele Eltern und Lehrer sehr wichtig ist können Sie sich auch sicher sein, dass das Thema mit der nötigen Ernsthaftigkeit angegangen wird.
Nehmen Sie zu diesem Gespräch selbst eine Person mit, die Ihnen vertraut ist, und in deren Gegenwart Sie sich wohlfühlen. Es ist nicht wichtig, dass diese Person sich direkt am Gespräch beteiligt. Diese vertraute Person kann mit Ihnen im Nachgang das Gespräch reflektieren und die eigenen Wahrnehmungen des Gesprächsverlaufes schildern. Hilfreich ist es auch, wenn diese vertraute Person sich während des Gespräches kurze Notizen zu den Inhalten und Vereinbarungen macht. Kündigen Sie an, dass diese Person an dem Gespräch ebenfalls teilnehmen wird.
Die eigene Wahrnehmung konstruktiv ausdrücken
Sprechen Sie vor dem Gespräch auch mit Ihrem Sohn und bitten Sie ihn darum, die Situation aus seiner Sicht zu schildern. Notieren Sie die Inhalte, die Sie im Gespräch vorbringen möchten, stichwortartig.
Während des Gespräches sollten Sie die Wahrnehmung Ihres Kindes und Ihre eigene Wahrnehmung möglichst sachlich und objektiv schildern. Vermeiden Sie dabei so genannte „Du-Botschaften“, sondern bleiben Sie konsequent bei Ihrer und der Wahrnehmung Ihres Kindes.
Bitten Sie die Lehrkraft um Ihre Einschätzung, nicht nur in Bezug auf die Versetzung, sondern auch auf Ihren Sohn. Fragen Sie danach, wie sich Ihr Kind im Unterricht verhält. Erfragen Sie mögliche Veränderungen in der Leistung und in der Teilnahme am Unterricht. Konnten die Lehrkräfte hinsichtlich einer solchen Entwicklung mögliche Gründe beobachten? Und zu guter Letzt – bitten Sie darum, gemeinsam Lösungswege für Ihr Kind zu entwickeln.
Stärken Sie Ihr Kind
Vor allen Dingen ist es jedoch wichtig, dass Sie Ihr Kind stärken. Sie erwähnen selbst, dass es eine große Leistung vonseiten Ihres Sohnes ist, trotz seiner Empfindungen und Sorgen jeden Tag zur Schule zu gehen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Auch kann solch eine Empfehlung, besonders wenn auch die Versetzung gefährdet ist, einem Kind alle Motivation nehmen. Ihr Sohn schlägt sich bisher also schon sehr gut! Bedeutsam ist, dass Sie mit ihm im Dialog bleiben – und auch die positiven Seiten am Schulbesuch gemeinsam betrachten. Was sind seine Stärken? Was macht er gerne in der Schule? Mit welchen Klassenkameraden und Klassenkameradinnen lernt, arbeitet und spielt er gerne? Was möchte er gerne erreichen?
Besprechen Sie mit ihm die Inhalte des Gespräches mit der Lehrkraft. Kurzum: Nehmen Sie ihn in seinen Anliegen und seinen Sorgen weiterhin so ernst, wie Sie es jetzt schon tun. Es wird ihn stärken, zu spüren, dass Sie für ihn da sind.
Auf jeden Fall sollten Sie überlegen, welche Person Sie Ihrem Sohn als neutralen Gesprächspartner oder als neutrale Gesprächspartnerin zur Seite stellen können. Kann dies in der Schule etwa die Beratungslehrkraft oder ein Sozialarbeiter bzw. eine Sozialarbeiterin sein? Haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis eine Person, die Ihrem Sohn ein neutrales, offenes Ohr leihen kann?
Zuversicht mit Blick auf die Versetzung
Es ist sehr gut, dass Sie Ihrem Sohn so intensiv zur Seite stehen. Schön ist auch, dass Sie diesem Übergang positiv entgegen schauen. Ein Neuanfang an einer neuen Schule, mit neuen Lehrkräften, neuen Mitschülerinnen und Mitschülern und – nicht zu unterschätzen – neuen Fächern wirkt häufig sehr motivierend auf Kinder. Umso wichtiger ist es, dass Sie die Motivation und die Lust auf Schule in Ihrem Sohn erhalten können. Dass er spürt, wie sehr Sie ihn unterstützen, ist hier ein ganz wichtiger Aspekt.
Unternehmen Sie in der Freizeit Dinge, für die er sich interessiert. Das können sportliche oder musikalische Aktivitäten sein – oder auch Ausflüge in Mitmach-Museen. Im Vordergrund steht hier, dass das Lernen durch das gemeinsame Erleben positiv empfunden wird.
Druck vom „System Familie“ nehmen
Und, ja, die schulischen Probleme eines Kindes – egal welcher Art – belasten immer das System Familie. Sorgen Sie auch für sich, indem Sie offen mit anderen Menschen über Ihre Situation sprechen. Bitten Sie beispielsweise die Klassenelternvertretung um ein offenes Ohr – oder eine gute Freundin. Manchmal helfen aber auch Gespräche mit neutralen Personen, die Ihren Sohn nicht kennen.
Sie können auch vorübergehend Beratungsangebote wie etwa von Erziehungsberatungsstellen (Leistung der Kinder- und Jugendhilfe) der Kommunen oder des schulpsychologischen Dienstes in Anspruch nehmen, um sich Entlastung zu schaffen und sich einen weiteren Blick sowie Tipps für den Umgang mit den Schwierigkeiten innerhalb der Familie einzuholen.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie – und vor allen Dingen Ihrem Sohn alles Gute und bin der Meinung, dass die Unterstützung, die er nun von Ihnen erfährt, das wichtigste Element ist, damit er in der neuen Schule motiviert starten kann. Um seine Versetzung sollten sie sich vor diesem Hintergrund weniger Sorgen machen.