Mein Kind will nicht mehr in den Kindergarten gehen

Lisa

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Manchmal kann sich für Kinder plötzlich alles verändern

Drei Jahre ist die Tochter unserer Leserin gern in den Kindergarten gegangen. Doch seit kurzer Zeit weint sie und will nicht mehr hin – die Erzieher sagen, es sei nichts vorgefallen. Unsere Expertin Susanne Egert gibt Rat.

Elternfrage zum Thema “Kind will nicht mehr in den Kindergarten”

Drei Jahre ist meine Tochter ohne Probleme in den Kindergarten gegangen. Sie hat nie geweint, es gab keinerlei Probleme. Seit vorletzter Woche weint sie und möchte nicht mehr gehen. Abends vor dem Schlafengehen sagt sie schon, dass sie nicht in den Kindergarten möchte. Ich weiss nicht, was ich machen soll. Hatte schon ein Gespräch mit den Erzieherinnen, aber im Kindergarten sei nichts vorgefallen, sagte man mir.

Was kann ich tun?

Unsere Expertin Susanne Egert, Psychologin, antwortet:

© Susanne Egert Zunächst mal schauen Sie zum Glück nicht über das veränderte Verhalten Ihres Kindes hinweg, sondern Sie machen sich auf die Suche nach einem Grund, warum Ihr Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten will.

Menschen tun nichts ohne Grund, auch Ihr Kind hat seine Gründe für die Veränderung, die es offensichtlich belastet. Auch wenn die Erwachsenen nichts bemerkt haben, das Ursache sein könnte, so nehmen die Kinder das manchmal völlig anders, vielleicht sogar entgegengesetzt, wahr. Und nur das ist entscheidend! Es kommt immer darauf an, wie der betreffende Mensch die Dinge empfindet – auch wenn 80 Millionen Deutsche dieselbe Sache anders sehen würden.

Der erste Schritt ist daher, sich zu fragen, ob sich im Kindergarten, in der Familie oder einem anderen wichtigen Lebensbereich des Kindes etwas Wesentliches verändert hat.

Z.B. ein neues Kind oder eine neue Erzieherin im Kindergarten. Geänderte Regeln und geänderte Abläufe, höhere Ansprüche an die Kinder, weil sie jetzt nicht mehr zu den “Kleinen” gehören, können ein Kind irritieren, denn feste Strukturen geben Halt. Vielleicht macht ihr aber auch ein neues Kind Angst, das handgreiflich wird oder Ihrer Tochter sogar gedroht hat.

Manchmal schnappen die Kinder etwas aus einem Erwachsenengespräch auf und interpretieren es falsch, reimen sich etwas zusammen. Sie machen sich dann Sorgen, entwickeln Ängste, von denen die Eltern nichts ahnen. Z. B. wenn die Oma gestorben ist und die Eltern reden darüber, sie sei “friedlich eingeschlafen”. Das Kind hört unbemerkt zu und will plötzlich abends oder zum Mittagsschlaf in der Kita nicht ins Bett, will nicht schlafen und wehrt sich mit Händen und Füßen – weil es nämlich Angst hat vor dem Einschlafen. “Einschlafen wie die Oma, und dann nicht wieder aufwachen”. Nicht selten nehmen Kinder wörtlich, was sie gehört haben und befürchten dann schreckliche Dinge.

Manchmal wollen Kinder nicht von zu Hause weg, weil sie befürchten, dass dann etwas Schlimmes passiert: dass das Geschwisterkind das tolle Legobauwerk kaputt macht oder dass es etwas verpasst, wenn ein Geschwisterkind “bei Mama bleiben darf”, vom leckeren Essen nichts abzubekommen usw. In der Kita muss das Kind sich gegenüber anderen Kindern behaupten, ein Spielzeug verteidigen, sich einigen, sich einfügen, tun was die Erzieherinnen sagen. Das kann alles ganz schön anstrengend sein für ein kleines Kind! Aber Sie merken schon: Es wäre ein großes Ratespiel mit vielen möglichen Varianten. 

Deshalb verlässt man sich besser nicht auf die Quiz-Show, sondern versucht im Gespräch herauszuhören, wo der ‘Hase im Pfeffer’ liegt. 

So bekommen Sie leichter heraus, warum Ihr Kind nicht in den Kindergarten will:

Durch eine spielerische Situation kann man dem Kind geschickt entlocken, was es bedrückt: Lassen Sie eine Handpuppe oder ein Kuscheltier mit dem Kind sprechen oder spielen dem Kind mit mehreren Handpuppen eine mögliche Kindergartensituation vor. Sie können auch Spielfiguren nehmen: Playmobil, Lego, Schleichtiere – egal was. Hauptsache Ihr Kind spricht darauf an. Oft ist es leichter für die Kinder “jemand anderen” über das reden zu lassen, was es bedrückt. Vielleicht steigt Ihr Kind auch in das Spiel ein und nimmt sich ebenfalls eine Handpuppe o.ä. – dann werden Sie ziemlich sicher erfahren, was das Kind bekümmert.

(Dazu möchten Sie vielleicht meinen Artikel “Vom Wirr-Warr der Gefühle” lesen, den Sie auch hier im socyo ELTERN! Magazin finden.)

Ein kleiner Text, der Ihnen Anregungen geben soll, wie Sie so ein Gespräch mit Ihrem Kind beginnen könnten:

Eine Kuscheltierhandpuppe nähert sich dem Kind ein bisschen schüchtern, schleicht sich an das Kind heran, geht dann aber immer wieder ein wenig zurück. Schließlich dicht beim Kind (mit leiser freundlicher und etwas schüchtern-ängstlicher Stimme) :  “Haaalloooo, Duhuuu, wer bist Du denn? Wohnst Du auch hier? …… Ich heiße Teddy und bin ein kleiner Bär….Meine Mama ist auf der Suche nach Futter und hat gesagt, ich soll hier warten. Hab ich aber gar keine Lust zu. Mag nicht gern allein sein. Und Du? Morgen will mich meine Mama irgendwohin bringen, wo andere Bären sind. Mit denen soll ich dann spielen. Aber ich kenn die gar nicht. Das hat einen komischen Namen ‘Kinder….”, hab ich vergessen. Kennst Du so was?” Wenn das Kind nickt oder selbst anfängt zu erzählen, erzählt das Kuscheltier weiter: “Wie is’n das da? Was macht man denn da? Sind die da nett? ..Hauen die kleinere Kinder?…Sind da auch böse Kinder?”  … Falls das Kind nickt, fahren Sie fort in der Art: “Wie ist das denn bei Dir? – Die Erzieherinnen  passen gut auf die Kinder auf, bei denen kann man sich auch Hilfe holen, oder? ”                                

So können Sie nach und nach alle Möglichkeiten, die Ihnen einfallen, anspielen. Dabei sollten Sie sich vom Kind leiten lassen und immer da genauer nachfragen, wo das Kind auffällig reagiert. So werden Sie Hinweise darauf bekommen, was Ihr Kind so ängstigt und können dann tröstend oder ermutigend auf Ihre Tochter eingehen und gemeinsam Ideen entwickeln, wie es weitergehen soll, nötigenfalls konkrete Schritte unternehmen.

Wichtig ist dann, dass Ihr Kind erlebt, wie man das Problem lösen kann, so dass es sich wieder sicher fühlt! Und das kleine Tierchen kann ja öfter mal vorbeischauen, um zu hören, wie es Ihrem Kind geht – schließlich hat es ganz ähnliche Probleme …

Viel Erfolg dabei wünscht Ihnen

Ihre Susanne Egert

ADHS: Lernen und Hausaufgaben führen zu Streit? Tipps für Eltern

Lisa

Ob ADHS oder null Bock – kommt es regelmäßig zu Streit beim Lernen, hilft vor allem: Druck raus!
Konstantin Yuganov, Fotolia

Die Tochter unserer Leserin möchte am liebsten nichts für die Schule tun. Geht es an die Hausaufgaben oder ans Lernen, wird sie wütend. Lehrer tippen auf ADHS. Doch ob es nun das ist oder fehlende Motivation: Wie kann unsere Leserin die Situation zu Hause entschärfen?

Elternfrage: 

Hallo zusammen, meine Tochter (9 Jahre, 3. Klasse) trödelt bei den Hausaufgaben, bleibt nicht bei der Sache und lenkt sich ab, so dass sie stundenlang nicht fertig wird (vor allem in Mathe). Wenn ich mich zusammen mit ihr hinsetze und sie macht einen Fehler oder kapiert was nicht, kriegt sie einen Schreianfall und lässt sich unter den Tisch rutschen.

Die Lehrerin sagt, sie würde leistungsmäßig in letzter Zeit abrutschen und das obwohl ich mit ihr zusätzlich scoyo mache und ihr manchmal selbst noch ein Arbeitsblatt mit Rechenaufgaben vorsetze (meist als Vorbereitung auf eine Klassenarbeit).

Die Lehrerin spricht von einer “ruhigen ADHS-Form”. Wir lassen sie momentan kinderpsychologisch daraufhin testen. Aber die Sache mit den Schreianfällen und die unter den Tisch Rutscherei hat damit wohl nichts zu tun. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.

Haben Sie einen Rat, wie ich mich in so einer Situation verhalten kann bzw. wie ich sie da wieder “in den Griff” kriegen kann? 

Vorab danke und viele Grüße, Sabrina M.

Unsere Experten antworten:

Falko Stolp, Schulleiter: Druck rausnehmen, spielerisch lernen

© Falko Stolp Die Sache mit den Schreianfällen und dem unter den Tisch rutschen hat wohl doch etwas mit der „ruhigen ADHS-Form“ zu tun. Egal wie der kinderpsychologische Test ausfällt, nehmen Sie bitte den „Druck vom Kessel“. Sprechen Sie mit den Lehrern bzgl. der Hausaufgaben. Kinder in diesem Alter sollten eigentlich nicht länger als 30 Minuten Hausaufgaben machen. Von zusätzlichen Übungseinheiten würde ich abraten. Ihr Kind hat scoyo! Das ist Zusatz genug.

Nutzen Sie lieber geschickt Freizeitaktivitäten u. ä., um ganz „nebenbei“ zu lernen. Kombinieren Sie das mit Bewegung und Spiel. (Tipps: Lernen mit GesellschaftsspielenErleben und lernenKreative Lernmethoden für Schüler) Sollte vielleicht in Ihrem Hinterkopf schon die Frage der Schulwahl nach der 4. Klasse herumgeistern. Weg damit!

Susanne Egert, Psychologin: 6 Tipps, die jedem Kind gut tun

© Susanne Egert Was die Lehrerin vermutlich mit der ‘ruhigen ADHS-Form’ meint, ist ADS. Ich finde es zunächst einmal gut, dass Sie fachgerecht abklären lassen, ob Ihre Tochter wirklich ADS hat (so heißt nämlich die Abkürzung für ‘Aufmerksamkeits-Defizit-Störung’). Im Gegensatz zu ADHS fehlt hier die Hyperaktivität. Deshalb wird die Störung auch oft nicht erkannt: ein Kind, dass sich wegträumt und aus dem Fenster schaut, stört seine Umgebung nicht so sehr wie ein unruhiges Kind, das ständig durch die Klasse läuft, mit dem Stuhl wackelt und nonstop redet.

Sollte sich die Vermutung bestätigen, ist es wichtig, dass Sie und Ihr Kind so viel Information bekommen, dass Sie zum Experten für die Störung werden.

Bis Sie Klarheit haben, können Sie aber schon einiges tun, das nicht nur Kindern mit AD/HS gut tut, sondern allen:

  1. Klarheit und Struktur im Alltag: Dazu gehört ein aufgeräumter, leerer Schreibtisch mit nur den wichtigsten Materialien und wenigen Reizen, die ablenken, wie eine bunte Schreibunterlage. Um den Arbeitsplatz herum sollten nicht die Wände mit Postern zugepflastert werden. Geschlossene Schränke sind von Vorteil, damit der Blick des Kindes nicht durch Bastelmaterial, Spielzeug und was auch immer sich in dem Schrank befindet, abgelenkt wird. Alles braucht einen festen Platz. Das hilft dem Kind, seine Sachen wieder zu finden. →Mehr: “Hier lern ich gern!” – den perfekten Lernplatz einrichten
  2. Zeit einteilen: Wenn das Kind mit den Hausaufgaben beginnt, lassen Sie es schätzen, wie lange es für das erste Fach brauchen wird. Stellen Sie ihm eine gut lesbare Uhr oder eine Eieruhr hin, auf der es sehen kann, wann die geschätzte Zeit um ist. Stellen Sie Ihrem Kind eine Belohnung in Aussicht, wenn es in diesem Zeitraum die Hausaufgaben für das erste Fach schafft, z. B. eine Tasse Schokolade und s. Punkt 3. 
  3. Belohnungen: Loben Sie das Kind, wenn es anfängt Hausaufgaben zu machen und wenn es den ersten Teil fertig hat. Zur Belohnung darf Ihr Kind dann 10 Minuten Schaukeln, Trampolin springen oder auf einem Bürostuhl ganz schnell gedreht werden. Das empfinden die meisten Kinder als angenehm und es steigert gleichzeitig die Aufmerksamkeit und wirkt seelisch ausgleichend (Lesen Sie dazu bitte meinen Artikel über den Umgang mit Wutanfällen.). Danach geht’s in derselben Weise weiter mit dem nächsten Fach. Auch vor den Hausaufgaben sollte Ihr Kind das schon tun. Loben Sie Ihr Kind viel!!!
  4. Die richtige Reihenfolge: Wenn Ihr Kind schnell ermüdet, sollte es mit dem für es schwierigeren Fach beginnen, braucht es erst eine Zeit zum ‘Warmwerden’ sollte es mit dem einfachsten anfangen.
  5. Den Schreianfall zunächst ignorieren: Hinter dem Schreianfall steckt ziemlich sicher Angst zu versagen, etwas falsch zu machen oder nicht zu können. (Lesen Sie dazu bitte meinen Artikel zum ‘Aufbau von Selbstbewusstsein’ und meinen Rat zu einer anderen Elternfrage.) Fehler sind gut, weil wir daraus lernen können! Beachten Sie den Schreianfall nicht, reden Sie nicht dauernd auf Ihr Kind ein, erwähnen Sie lieber, was das Kind machen darf, wenn die Hausaufgaben fertig sind. Und wie viel Spaß das machen wird. (Freunde treffen, mit ihnen mitspielen …) Sobald das Kind ruhig ist, wenden Sie sich ihm wieder zu und loben, was es schon geschafft hat.
  6. Emotionen auf den Grund gehen: Es ist allerdings durchaus möglich, dass die Ablenkbarkeit Ihres Kindes emotionale Gründe hat z.B. Sorgen, Liebeskummer, Ängste. Das sieht von außen betrachtet oft ganz ähnlich aus wie ADS, war dann aber nicht ‘schon immer so’, sondern erst seit kurzem. Dann sollten Sie mit Ihrem Kind ins Gespräch gehen, um herauszufinden, was es beschäftigt und dann entsprechende Veränderungen vornehmen. Mehr: Angst in die Schule zu gehen – was tun?

Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Machen Sie sich zur Verbündeten!

© Béa Beste Diagnosen überlasse ich den ADHS-Experten, das bin ich nicht. Was Sie hier beschreiben klingt eher nach Frühpubertät – vor allem das Schreien und unter dem Tisch rutschen. Da kenne ich mich aus.

Hier stecken zwei Aspekte dahinter:

1. Eltern sind die lausigsten Nachhilfelehrer für ihre Kinder. Punkt. Das ist Teil des Generationenvertrags: „Die größten Emotionen werden entstehen, wenn Eltern und ihre Kinder versuchen, schulische Leistungen auf die Reihe zu bekommen.” Das Kind empfindet das als Gängelung, die Eltern müssen sich in Dinge eindecken, die sie einmal für “wegdelegiert” eingestuft haben. Da ist mehr Kommunikation nötig, als möglich ist.

2. Kinder wissen, was Eltern am meisten nervt. Ihre Tochter weiß aus langjähriger Erfahrung, wie sie Sie in kürzester Zeit zur Weißglut treiben kann und tut es: Schreien. Warum? Ganz einfach: Weil die Hausaufgaben langweilig sind. Weil sie nicht weiß, warum sie diese uninteressante Arbeit machen muss. Weil alles andere spannender ist. Sie auf die Spitze zu treiben ist spannend! Abteilung “Jugend Forscht” lässt grüßen – wenn auch unterbewusst.

Was tun? Enthärten Sie zunächst die Fronten, machen Sie sich zur Verbündeten: Versuchen sie erst einmal sich mit ihrer Tochter zu einigen, dass Hausaufgaben echt doof sind. Lassen sie auch das “aber” weg. Also nicht: „…aber wichtig für Leben… verankert das Gelernte… bla!” Solche Äußerungen helfen bei einer 9-Jährigen so gut wie Erdogan zu sagen, er solle mehr Humor haben.

So halten wir fest: “Hausaufgaben sind doof.” Aber: Was ist die Alternative? Lassen Sie ruhig das Kind das Szenario entwickeln, was passiert, wenn sie nicht gemacht sind. Die Kleine ist nicht doof – sie wird sich schnell zusammenreimen, dass es doch unangenehm wird in der Klasse. Und dann geht es darum, zu entwickeln, wie man sie mit dem niedrigsten Aufwand in der kürzesten Zeit bewältigt.

Ziel ist: Möglichst viel Zeit für spannendere Dinge zu haben, die Sie zusammen mit ihr schön veranschaulichen können: Spielen, ins Kino gehen, Teig machen und diesen roh aufessen … Also, einigen Sie sich darauf, dass es nur darum geht, faul und klug zu sein und die Hausaufgaben einfach hinter sich zu bringen. Weil das Leben spannender ist. (Hierüber habe ich übrigens schon gebloggt: Hausaufgaben neu denken – „sei faul und klug“

Denn – ADHS oder nicht – den Kindern hilft es am meisten, wenn sie merken, dass sie humorvolle Verbündete auf ihrer Seite haben, und keine gegnerischen Spaßbremsen. 

Wie Eltern ihre Kinder richtig fördern

Lisa

© gstockstudio – Fotolia.com
Zu oft schlüpfen Eltern in die Rolle des Lehrers

Eltern sollten nicht als Ersatzlehrer das übernehmen müssen, wofür eigentlich die Schule zuständig ist. Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, über die richtige Förderung von Kindern.

Über Förderung, Förderwahn und Versäumnisse der Schule

Viele Eltern sorgen sich, weil sie beobachten, dass die Schule offensichtlich nicht mehr in der Lage ist, ihre Kinder bei Lernschwierigkeiten oder besonderen Begabungen richtig zu fördern. Was können sie tun? Beim zweiten scoyo-Elternabend ging es genau um dieses Thema. Einen der Experten der Runde, Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), haben wir nach Tipps gefragt: Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen, ohne dabei in die Rolle von Helikopter-Eltern zu rutschen?

Das Interview:

Herr Wenzel, Sie vertreten die Meinung, dass Schülerinnen und Schüler nicht von ihren Eltern zuhause, sondern in der Schule gefördert werden sollten. Kann die Schule das aktuell überhaupt leisten?

Ich bin sehr dafür, dass Kinder von Geburt an von ihren Eltern auf vielfältige Weise gefördert werden. Eltern sollten aber nicht als „Ersatzlehrer“ das übernehmen müssen, wofür eigentlich die Schule zuständig ist. Dass die heute kaum in der Lage ist, Kinder individuell und richtig zu fördern, liegt vor allem daran, dass unser Schulsystem total unterfinanziert ist. Für intensive Betreuung bräuchten wir vor allem deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer, kleine Klassen und überschaubare Lerngruppen.

Was können Eltern machen, um diese Versäumnisse auszugleichen?

Eltern sollten sich solidarisieren und organisieren. Sie haben sehr viel Macht, die sie kaum nutzen. Leider denken zu viele Eltern nur an ihr eigenes Kind und vergessen dabei, dass sie nur dann etwas bewegen und verbessern können, wenn sie sich politisch engagieren. Und zwar unabhängig davon, wie ihr Kind mit den schulischen Bedingungen zurecht kommt.

Veränderungen im Schulsystem lassen sich aber doch eher langfristig durchsetzen. Was machen die Eltern, die akute Probleme haben und ihre Kinder richtig fördern wollen?

Leider ist es so, dass schulpolitische Veränderungen erst dann kommen, wenn die Öffentlichkeit Druck macht. Wenn der stark genug ist, geht es oft sehr schnell, und es werden zum Beispiel zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Bis es so weit ist, müssen wir vor allem dafür sorgen, dass unsere Kinder nicht von der Last der Probleme erdrückt werden. Wir müssen sie also entlasten, ihnen Mut machen und sie immer wieder auf ihre Stärken hinweisen. Das fördert das Selbstvertrauen und hilft ihnen, mit Problemen souveräner umzugehen.

Lehrer finden es auch anstrengend, wenn sich Eltern einmischen und ihre Wünsche und Forderungen an den Unterricht und an die Schule äußern. Wo liegt das richtige Maß?

Ich war 34 Jahre lang Lehrer und fand das nie anstrengend. Wichtig ist, dass sich Eltern und Lehrer ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Kinder bewusst sind und sich gegenseitig mit Wertschätzung und Achtung begegnen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit den Eltern (fast) jedes Problem lösen.

Bei der Entscheidung für die Schule können Eltern wichtige Weichen stellen. Worauf ist zu achten?

Eltern sollten sich mit Vätern und Müttern unterhalten, die ihr Kind bereits auf der in den Blick genommenen Schule haben. Sie sollten einen Tag der offenen Tür besuchen und sich mit Lehrerinnen und Lehrern unterhalten. Und sie sollten die Hauptperson, also das Kind, in den Entscheidungsprozess einbeziehen. ► Mehr dazu finden Sie in unserem ebook Ratgeber Schulwahl.

Was raten Sie Eltern, die beobachten, dass ihr Kind in der Schule unterfordert ist und sich langweilt?

Erst einmal zwei Gespräche führen. Eins mit dem Kind und eins mit der Lehrerin oder dem Lehrer. Bei diesen Gesprächen würde ich etwas über die Gründe der Unterforderung erfahren und wir (Lehrer/Lehrerin, Eltern und Kind) könnten gemeinsam einen zusätzlichen Lernplan entwickeln, der spannend und herausfordernd ist, und mit dem man Kinder richtig fördern kann.

Unser Schulsystem geht insgesamt sehr unprofessionell mit den Kindern um, die sich an den „Begabungsrändern“ befinden, also sowohl mit den Unterforderten als auch mit den Überforderten. Der seit etwa fünf Jahren laufende Inklusionsprozess könnte hier positive Veränderungen bringen. Allerdings nur dann, wenn die Schulen (also Kinder, Eltern und Lehrer) bei diesem Prozess intensiv und konsequent unterstützt werden.

Untersuchungen zeigen, dass Kinder in der Schule mit wachsendem Alter den Spaß am Lernen verlieren. Was können Eltern machen, um diese Motivation zu erhalten?

Die angesprochene Tendenz stimmt, aber es gibt zum Glück auch ältere Schüler, die noch gerne in die Schule gehen. Denen wurde oftmals von zuhause kein zusätzlicher Druck gemacht. Die Lernfreude ließe sich stabilisieren, wenn die Schulpolitik endlich etwas für eine moderne Lern- und Leistungskultur schaffen würde, mit der man Kinder richtig fördern kann: Belehrungsrituale müssen auf ein Minimum reduziert werden, anspruchsvolle und interessante Lernarrangements den schulischen Alltag bestimmen.

Aber auch die Eltern können etwas machen, und zwar von Anfang an. Sie sollten ihren Kindern vom Säuglingsalter an eine anregungsreiche Umgebung bieten, ihnen vorlesen, mit ihnen singen, die Natur erkunden, Museen besuchen, gemeinsam einen guten Film anschauen… Eigentlich ist es ganz einfach, wenn Eltern sich an einen Grundsatz halten: Sie sollten sich selbst als „Schatzsucher“ sehen und die Stärken des Kindes mehr zum Thema machen als die Schwächen. →Mehr dazu: 10 Tipps für Eltern: So motivieren Sie Ihr Kind zum Lernen

Über Klaus Wenzel

© Klaus Wenzel | Klaus Wenzel vertritt seit 2007 als Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes etwa 60.000 Pädagogen in Bayern. Zuvor arbeitete er zunächst als Hauptschullehrer und seit 1984 als Seminarleiter für das Lehramt an Hauptschulen. Von 1988 bis 2007 vertrat Wenzel die Interessen bayerischer Lehrerinnen und Lehrer zudem im Hauptpersonalrat am Staatsministerium für Unterricht und Kultur. Der Vater dreier Söhne und Opa von fünf Enkeln versteht sich als „Anwalt der Schule“. Sein Ziel: die Schule zu einem attraktiven und leistungsfähigen Lern- und Lebensort zu machen, an dem alle Beteiligten Erfolgserlebnisse erfahren können. So fordert er, dass der Schulerfolg nicht länger vom Elternhaus abhängen solle, sondern individuelle Förderung wieder in den Schulen stattfinde.

Website: www.bllv.de

Twitter: @bllv | twitter.com/bllv

Kinder und Eltern stärken, von Anfang an! Frühkindliche Förderung

Lisa

Unsere Persönlichkeit trägt uns durch das Leben, wie ein Seil. Je stärker es ist, desto stärker sind wir.
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Die ersten Lebensjahre sind die wichtigsten für unsere Entwicklung. Doch nicht jedes Kind hat dafür das beste Umfeld. Die frühkindliche Förderung setzt hier an.

Warum ist frühkindliche Förderung wichtig?

Wir lernen unser Leben lang

Der Prozess des Lernens beginnt ab der Geburt. Besonders die frühe Kindheit ist eine Lebensphase, bei der sich jeder Mensch körperlich, kognitiv, sozial und emotional stark entwickelt.

„In diesen ersten Jahren werden die Grundlagen für späteres Lernen gelegt“, betont die UNESCO.

Im Mittelpunkt der persönlichen Entwicklung steht die Familie

Sprechen, singen, lachen, vorlesen, draußen toben, Nähe schenken – all das brauchen Kinder. All das müssen sie lernen, von ihren Eltern, ihren wichtigsten Bezugspersonen, am besten ab Tag 1 und besonders intensiv in den ersten Lebensjahren. Das Lernen funktioniert über Spaß, über Interaktion und Kommunikation. Besonders dann, wenn die Kinder noch Babys sind.

Das Problem beginnt, wenn Eltern nicht genug Zuwendung geben können

Vielleicht weil sie selbst zu wenig davon erfahren haben, vielleicht weil sie es nicht besser wissen. Der Fernseher übernimmt das Kommando, wenn es gut läuft. Gesprochen wird wenig, vorgelesen gar nicht. Nähe gibt es selten. Und so lernen die Kinder erst spät, wie man spricht, noch später, wie man liest. Soziale Bindungen aufzubauen, fällt ihnen schwer. Die Distanz zu anderen Kindern wächst.

Hier setzt frühkindliche Förderung (bzw. Bildung) an und unterstützt beide, Kinder wie Eltern, damit sie gemeinsam starke Schritte in eine große Zukunft gehen können.

Wir haben mit Julia Meuter von der Stiftung Bürgermut über ihr Engagement im Bereich der frühkindlichen Förderung gesprochen:

scoyo: Sie beschäftigen sich im Rahmen der Stiftung Bürgermut viel mit Projekten, die sich um frühkindliche Förderung drehen. Warum liegt ihnen das Thema am Herzen?

© Julia Meuter Julia MeuterJulia Meuter: Wenn man sich aktuelle Studien anschaut, wird deutlich, dass die Unterstützung und Förderung von Kindern in den ersten Jahren sowie deren Eltern immer wichtiger wird. 2,1 Millionen Jungen und Mädchen in Deutschland sind armutsgefährdet. In Städten wie Berlin erhält jedes dritte Kind Hartz-IV-Leistungen.

Mehr und mehr Kinder brauchen in der Schule Unterstützung, die körperliche Fitness sinkt, Übergewicht ist auf dem Vormarsch. Außerdem werden in dieser Zeit essenzielle Grundsteine für die Entwicklung eines Kindes gelegt. Es werden soziale Kompetenzen herausgebildet und gestärkt.

Es ist toll, dass es mittlerweile so viele Initiativen im Bereich der frühkindlichen Förderung gibt, die Kinder und Eltern in den ersten Jahren unterstützen. Wir möchten ihnen helfen, zu wachsen und so noch mehr Kinder und deren Familien zu erreichen.

scoyo: Welche Angebote gibt es für Eltern im Bereich frühkindlicher Förderung? An wen richten sich diese?

Julia Meuter: Zwei tolle Initiativen, die es mittlerweile in vielen Städten Deutschlands gibt, sind die Eltern AG und wellcome. Die Eltern AG unterstützt Familien und werdende Eltern in besonders belastenden Lebenssituationen. In Kursen erhalten Eltern Antworten auf Erziehungsfragen und können sich mit anderen Eltern austauschen. Geleitet werden diese Kurse von speziell ausgebildeten Mentorinnen.

Wellcome richtet sich an alle jungen Eltern, unabhängig vom sozialen Kontext, denen die Unterstützung der Familie und Freunden fehlt. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen besuchen mehrmals wöchentlich junge Familien über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, kümmern sich etwa um die Kinder oder helfen auch mal beim Einkauf, um der jungen Mutter einige Stunden Freiraum zu verschaffen.

scoyo: Zurzeit stecken Sie mitten in den Vorbereitungen für das openTransfer CAMP Kleine Helden mit dem Fokus auf frühkindliche Förderung, das am 4. Dezember in Esse stattfindet. Was kann man sich darunter vorstellen?

Julia Meuter: Bei dem openTransfer CAMP Kleine Helden dreht sich alles um den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Akteuren der frühkindlichen Förderung. Im Fokus stehen die Fragen: Wie können Initiativen und Programme in dem Bereich wachsen, sodass noch mehr Kinder und deren Familien erreicht werden? Wie können wir voneinander lernen, besser zusammenarbeiten und parallele Strukturen vermeiden?

Für den Austausch auf Augenhöhe hat sich das openTransfer CAMP besonders bewährt, denn es wird im Format „Barcamp“ durchgeführt. Im Gegensatz zur klassischen Tagung gibt es hier kein Programm vorab. Die Teilnehmer bestimmen selbst die Themen, die an dem Tag diskutiert werden sollen. Jeder kann sein Thema in einem Workshop vorstellen.

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openTransfer CAMP

scoyo: Wer kann teilnehmen?

Julia Meuter: Wir möchten mit dem openTransfer CAMP Kleine Helden vor allem Projektmacher erreichen, also die Personen hinter den erfolgreichen Projekten und Initiativen, die Kinder in ihren ersten Jahren und deren Eltern stärken und sie früh unterstützen.

Zudem laden wir Vertreter aus Stiftungen, die Projekte in dem Bereich der frühkindlichen Förderung unterstützen, sowie aus der Politik – der Kommune oder der Stadt – ein. Denn damit gute Ideen wachsen können, braucht es die Zusammenarbeit mehrerer Akteure.

Nicht zuletzt freuen wir uns auch, wenn Vertreter aus Kitas oder engagierte Eltern kommen. Es geht uns um einen offenen und zielorientierten Austausch und das schaffen wir nur, wenn alle Beteiligten an einen Tisch kommen.

Anmeldung für das openTransfer CAMP Kleine Helden am 4. Dezember 2015 in Essen: opentransfer.de

scoyo: Was wäre für Sie ein Erfolg des openTransfer CAMPS in Essen? Was wünschen Sie sich persönlich?

Julia Meuter: Für mich wäre das openTransfer CAMP ein Erfolg, wenn wir es schaffen, alle Akteure der frühkindlichen Förderung zu erreichen – von Vertretern der Stadt und Stiftungen über Projektmacher bis hin zu den Vertretern aus Kitas. Und wenn diese sich vernetzen und gemeinsam Lösungen dafür finden, wir noch mehr Kinder erreicht werden können. 

Ich würde mich freuen, wenn wir außerdem darüber diskutieren, wo es noch Entwicklungsbedarf gibt. Zum Beispiel wird eine große Herausforderung sein, wie wir mit der wachsenden Zahl der Flüchtlingskinder in den Kitas umgehen. Es gibt bereits tolle Ansätze, die ganz gezielt die Bedürfnisse von Flüchtlingskindern in den Blick nehmen. Aber letztendlich muss dies in allen Bereichen, wie zum Beispiel der frühen Hilfen oder der Gesundheitsförderung, mitreinspielen.

scoyo: Welches Projekt, das Sie in der Vergangenheit umgesetzt haben, lag Ihnen ganz besonders am Herzen?

Julia Meuter: Ein Projekt, welches ich vor kurzem beraten habe, war „Lilo Lausch – Zuhören verbindet!“, das von der Stiftung Zuhören ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projektes ist es, die Zuhör- und Sprachbildung von Kindern ab 2 Jahren in Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil zu fördern.

Dabei werden vor allem die Mehrsprachigkeit der Kinder und deren Eltern in den Vordergrund gestellt und als Ressource genutzt. So lädt der Elefant Lilo Lausch zum Beispiel Eltern in die Kita ein, die den Kindern Liedern, Geschichten und Zahlen in vielen Sprachen beibringen. Außerdem gibt es regelmäßige Hörclubs für die Kinder.

Mit dabei ist immer Lilo, eine Elefanten-Dame aus Filz, die die Kinder ermutigt zu sprechen. Der Erfolg des Projekts ist beachtlich – selbst das schüchternste Kind fängt an zu erzählen, wenn Lilo im Raum ist. Das interkulturelle Verständnis der Kinder wird mit dieser Aktion gestärkt.

Damit noch mehr Kinder erreicht werden, haben wir gemeinsam ein Konzept entwickelt, um das Projekt von Wiesbaden aus in andere Städte auszuweiten. Mittlerweile gibt es das Programm schon in 6 Bundesländern.

Das Interview führte Sina Wendt.

Über die Stiftung Bürgermut

Die Stiftung Bürgermut wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, den Wissens- und Projekttransfer von gemeinnützigen Organisationen zu fördern. Neben unserer Plattform Weltbeweger und dem Enter Magazin, haben wir das Programm openTransfer ins Leben gerufen. Hierzu gehören die openTransfer CAMPs, der Mehr-Autoren Blog www.opentransfer.de und die Webinaren der openTransfer Akademie.

Weitere Informationen über die Stiftung Bürgermut: www.buergermut.de

Anmeldung für das openTransfer CAMP Kleine Helden am 4. Dezember 2015 in Essen: opentransfer.de

⇒ Es gibt noch eine andere Seite der frühen Förderung

Bei dieser geht es meist nicht um grundsätzliche Probleme oder Bedürfnisse, sondern um Druck. Er lastet auf den Schultern der Eltern und Kinder und mündet nicht selten in wettkampfähnliche Situationen: Welches Kind hat mehr Talent, kann als erstes sprechen, lesen, zeichnen, Englisch sprechen, Geige spielen … ? Deshalb ist das Wort “Fördern” mittlerweile schon verpönt. Dabei kann genau diese Unterstützung für viele Kinder die Zukunft bedeuten.

 

Einschulung: Wie für Eltern die Umstellung gut klappt

Lisa

© Sharon McCutcheon
pexels.com

Beim scoyo ELTERN! Blog Award 2018 haben wir nach Gedanken zum Thema “Nachhilfe & Förderung: Was hilft Kindern wirklich?” gefragt – und so viele tolle Texte erhalten, die wir unbedingt teilen wollen. Lesen Sie hier, welche Gedanken sieben der Bloggerinnen zur Einschulung ihrer Kinder beschäftigten.

#1:  Alle Kinder sollten ungeachtet ihrer Talente sie selbst sein dürfen, sagt ’HAMMAmama’

© HAMMAmama | Manchmal hat Barbara das Gefühl, dass ein Talent in den Naturwissenschaften mehr zählt als eine Begabung in Musik. Oder dass es wichtiger ist, gute Noten zu erhalten als Empathie für seine Mitmenschen zu entwickeln. Zur Einschulung gibt Barbara ihrem Sohn in „Endlich Schulkind? Versuche nicht, ein erfolgreicher Mensch zu werden, sondern ein wertvoller“ deshalb mit auf den Weg, dass Toleranz und Mitgefühl viel wichtiger sind als eine Eins im Mathe.

Zum Beitrag von HAMMAmama

Barbara ist eine scoyo-ELTERN!-Blog-Award-Finalistin 2018. Die Siegerinnen werden von den LeserInnen gewählt. Hier für ihren Text abstimmen.

#2: Ich bin für Spiel und Arbeit als Schulvorbereitung, schreibt ’StadtWaldKind’

© StadtWaldKind | Mistkäfer untersuchen oder auf Bäume klettern: Evas Kind besuchte eine Waldkita, bevor es eingeschult wurde. In ihrem Beitrag „Ein ehemaliges Waldkitakind geht zur Schule: ein erster Ein- und Rückblick und Besuch des Dialogforums der Deutschen Wildtier Stiftung“ fragt sie sich, ob ihr Kind ausreichend auf den Schulalltag vorbereitet wurde. Im Gespräch mit der Klassenlehrerin erfährt sie später, dass ihre Tochter sich sehr gut eingelebt hätte. Ehemalige Waldkitakinder seien oft sogar robuster und könnten Konflikte besser lösen. Alles gut also.
Zum Beitrag von StadtWaldKind

#3: Kinder brauchen Empathie und ein sicheres Gefühl im Bauch, findet ’Bindungsträume’

© Bindungsträume | Hummel wird immer wieder von besorgten Eltern gefragt, was Kinder zur Einschulung wirklich schon können und wissen müssen. Kümmert euch einfach, rät sie in ihrem Beitrag „Wem die Stunde schlägt…- Was braucht mein (Vor-)Schulkind?“. Denn ein Kind, das seine Sorgen mit seinen Eltern teilen kann, ist ein glückliches Kind. Für alle Probleme können Lösungen gefunden werden. Das sollten sich auch die Eltern von Zeit zu Zeit klarmachen. Also, bleibt attached!

Zum Beitrag von Bindungsträume

#4: Im wahren Leben muss man sich selbst treu und nicht professionell sein, findet ’BineLovesLife’

© BineLovesLife | Wann sollten Eltern anfangen, ihre Kinder auf die Schule  vorzubereiten? Gibt es dafür überhaupt den richtigen Zeitpunkt? Im Grunde beginnt es doch bereits bei der Wahl des richtigen Kindergartens, überlegt Bine in ‘Der Ernst des Lebens’. Sie merkt auch, dass sie ihre Tochter viel mehr selbst entdecken lässt als ihren älteren Sohn. Vor allem macht sie sich aber Sorgen, dass ihr Sohn mit der Einschulung lernen wird, dass das Lernen doof ist. Und langweilig.

Zum Beitrag von BineLovesLife

#5: Ich werde am Wegesrand stehen und dir winken, versichert ’Heute ist Musik’

© Heute ist Musik | Lauras Sohn geht los, um Lesen und Schreiben zu lernen. Sie selbst geht los, um Loslassen zu lernen. Für beide ist es kein einfacher Tag. Doch in ihrem „Brief an mein Schulkind“ schildert Laura auch, wie stolz sie auf ihren Sohn ist. Beide werden in der nächsten Zeit eine Menge dazulernen, da ist sie sich sicher. Sie wird mit Rat und Tat bereitstehen, wenn ihr Sohn seine Turnschuhe verloren hat oder zum Klassensprecher gewählt wurde. Lauras Tipps können aber nicht nur Erstklässler, sondern auch Erwachsene extrem gut gebrauchen.

Zum Beitrag von Heute ist Musik

Laura ist eine scoyo-ELTERN!-Blog-Award-Finalistin 2018. Die Siegerinnen werden von den LeserInnen gewählt. Hier für ihren Text abstimmen.

#6: Ich wünsche mir eine Kultur des Fragestellens, schreibt ’x-mal anders sein’

© x-mal anders sein | Anne steht kurz davor, ihre Tochter in die Grundschule zu entlassen. Sie setzt viel Vertrauen in die Pädagoginnen ihres Kindes, schreibt sie in ‘Vom Kindergarten in die Schule’. Oder vielmehr muss sie das Vertrauen haben, um dem Schulstart positiv entgegenblicken zu können. Denn Anne weiß auch um die Probleme des Bildungssystems. Allzu oft werden Schüler als Einheitsmasse betrachtet. Wahrscheinlich stimmt sie deswegen nicht ganz so enthusiastisch mit ein, wenn ihre Tochter fröhlich vom Schulanfang singt.

Zum Beitrag von x-mal anders sein

#7: Rückstellungsempfehlng oder warum der Umgang mit Mutter und Kind ‘Herzenskinderliebe’ sprachlos macht

© Herzenskinderliebe | Vanessa ist sich sicher: Eine Einschulung kommt in diesem Jahr für ihre Tochter nicht infrage. Doch bis die offizielle Rückstellungsempfehlung unterschrieben ist, war es ein langer Weg. Und immer wieder wurde ihr die Kompetenz abgesprochen, zu wissen, wozu ihr Kind fähig ist. Aber Vanessa wird auch in Zukunft nicht aufgeben. In ihrem Beitrag „Weil jedes Kind mit Freude lernen dürfen soll“ nimmt sie den Leser mit auf ihre beschwerliche Reise, deren Ende leider noch nicht in Sicht ist.
 

Welche Gedanken haben Sie zur Einschulung Ihres Kindes? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

Wenn Eltern bei den Hausaufgaben helfen – ein Plädoyer für mehr Selbstständigkeit

Lisa

Sollten Eltern bei den Hausaufgaben helfen? Diskussion auf dem 2. scoyo-Elternabend
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Viele Eltern setzen sich jeden Nachmittag mit ihren Kindern an den Tisch und helfen bei den Hausaufgaben. Doch wie sinnvoll ist das eigentlich? Darüber diskutierten unsere Experten auf dem 2. scoyo-Elternabend.

Sollten Eltern bei den Hausaufgaben helfen?

4 Experten diskutierten darüber auf dem 2. scoyo-Elternabend: 

Daniel Bialecki (Geschäftsführer von scoyo): Uns hat gerade eine Frage auf Twitter erreicht: Wie kann ich meine Tochter motivieren? Sie ist nur voll dabei, wenn es spannend ist, sonst liest sie Bücher unter der Bank. Ihre Noten liegen zwischen 1 und 2, Hausaufgaben macht sie keine.

Béa Beste (Bildungsunternehmerin):

Ich würde sagen: völlig gelassen bleiben und es als Phase sehen. Ich würde aber mit dem Kind über Respekt reden, darüber, dass der Lehrer ein Mensch ist, der versucht, etwas zu erklären. Zu oft werden Lehrer als Monster angesehen. In diesem Zusammenhang habe ich auch oft das Thema „Sauklaue“ thematisiert: überleg dir mal, ein Lehrer sitzt da, ist abends übermüdet, und jetzt kriegt er noch so eine Sauklaue und muss das noch korrigieren …

Christian Füller (Journalist):

Aber ich kann doch zu meinem Kind nicht nur sagen, es soll ordentlich schreiben. Und wenn es nicht ordentlich schreibt? Z. B. weil Schreiben Lernen einfach nicht mehr die Disziplin ist, die es mal war? Ich habe z. B. mit meinen Söhnen auch keine positive Lernbeziehung. Wenn ich ihnen bei den Hausaufgaben helfe, dann streiken die total. Wie kann man Eltern an dieser Stelle helfen?

Hilft eine gute (Lern-)Beziehung auch beim Thema Hausaufgaben?

Daniel Bialecki: Diese Frage kam auch per E-Mail. Thema (Lern-)Beziehung richtig aufbauen. Entschuldigung, wie soll das denn gehen? Das ist realitätsfern und ein sehr heftiger Anspruch an die Eltern. Ist das nicht die Aufgabe der Lehrer?

Béa Beste: 

Ja und nein. Es kommt immer darauf an, ob das Kind jung oder alt ist. Natürlich kriege ich das als Eltern mit einem jüngeren Kind besser hin.

Ich empfehle hier, ganz viel zu spielen, und zwar nur das, was Spaß macht. Spielen in ganz weitem Sinne. Dazu gehört zum Beispiel auch, gemeinsam zu kochen. Dabei baut man eine gute Lernbeziehung auf. Und dann kommen die Themen Lernen und Hausaufgaben. Ich gebe zu, das kann zum Problem werden.

Hier gibt es eine Fülle von Tricks, die man anwenden kann. Aber das Grundproblem ist, dass man nicht locker und heiter genug ist, der Stress fängt an und man hat tausend andere Dinge im Kopf – und dann noch bei den Hausaufgaben helfen …

Schnell hat man ein Knäuel von Stress im Haus und muss schauen, wie man dieses Knäuel wieder auseinanderbekommt: zum Beispiel mit Humor, mit Liebe, mit Gelassenheit.

Woher nehme ich die Zeit, um bei den Hausaufgaben zu unterstützen?

Daniel Bialecki: Wirtschaft und Politik fordern immer mehr, dass Eltern möglichst beide arbeiten, so früh wie möglich, so lang wie möglich. Haben Eltern überhaupt die Zeit, eine solche Lernbeziehung aufzubauen?

Béa Beste: 

Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Bei Zeit ist die Frage auch nicht, wie viel, sondern, wie gut. Ich habe immer gearbeitet und immer geguckt, dass die Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe, entspannt und voller Humor ist. Und auch das hat wieder mit dem Knäulchen Stress zu tun. Man muss sich einfach fragen: „Muss ich wirklich viel machen, ihnen immer beim Lernen helfen, oder reicht es, das zu finden, was uns Spaß macht?“ Man kann Kinder auch oft sehr gut in Haushaltstätigkeiten einspannen. Es bedarf eines Quantums an Kreativität, diese Zeiträume zu finden, sie auszunutzen, und zwar mit Heiterkeit, so dass möglichst kein Stress aufkommt.

Zusatz von Klaus Wenzel (Präsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands):

Das Thema Lernbeziehung gehört nicht in den familiären Bereich. Hier müssen es viel eher menschliche, emotionale Beziehungen sein. 

Béa Beste:

Ich meine mit Lernbeziehung nicht: Kind wir setzen uns jetzt zusammen hin und machen Hausaufgaben, sondern: Kind, komm, wir finden zusammen was raus, wir sind neugierig. 

Christian Füller:

Das habe ich am Anfang auch gemacht. Aber in dem Moment, wo eine Matheaufgabe vor dir steht oder im Geografiekurs die Arabische Halbinsel auswendig gelernt werden muss, kann ich mich nicht mehr hinsetzen und sagen: „Lass uns doch gemeinsam einen Turban aufsetzen.“ Nein, das funktioniert nicht. Er muss wissen, wo Wüste und Meer sind. Es geht dann darum, wie ich in kurzer Zeit etwas vermitteln kann.

Hausaufgaben helfen Kindern, selbstständig zu arbeiten

Nicole Tschirner (Bloggerin): Ich denke, dass der Schlüssel darin liegt, die Kinder ein Stück weit zur Selbstständigkeit zu führen: Dass ich nicht ständig dabei sein muss, kontrolliere und bei den Hausaufgaben helfe. Man sollte dem Kind die Freiheiten lassen. Bei uns funktioniert das recht gut, da ich weiß, dass sie sich wirklich an ihren Tisch setzt und ihre Hausaufgaben macht. Und: Sie macht sie so, dass sie selbst zufrieden ist, und nicht so, dass sie mich zufrieden macht. Und das ist doch das eigentliche Ziel. Wir sollten nicht immer da stehen und Druck ausüben – das ist Gift für jede Beziehung.

Bis zu welchem Alter bei den Hausaufgaben helfen?

Daniel Bialecki: Eine Mutter mit einer Tochter in der 5. Klasse fragt uns gerade per E-Mail, ob es eine Altersgrenze bei der Hausaufgabenbetreuung gibt. Ob die Eltern die Hausaufgaben auch wirklich kontrolliert haben, wird bei ihr per Hausaufgabenplaner kontrolliert. Das müssen die Eltern dann unterschreiben.

Klaus Wenzel:

Ich halte das für sehr problematisch. Hausaufgaben sind ohnehin ein Streitthema unter Pädagogen. Es gibt sehr sinnvolle Hausaufgaben, aber es gibt auch Hausaufgaben, die nichts anderes sind als eine sehr subtile Form der Freiheitsberaubung – für die Kinder und manchmal auch für die Eltern. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder im Laufe der Schulzeit selbstständig werden, dann müssen wir sie auch in diese Selbstständigkeit entlassen. Und dann müssen wir sie auch für sich selbst Verantwortung übernehmen lassen. 

Einen Fünftklässler noch zu kontrollieren, ob er seine Hausaufgaben gemacht hat – da ist irgendwas schiefgelaufen. Ich habe immer dafür plädiert, dass selbst Erstklässler für ihre Hausaufgaben selbst zuständig sind.

Gerade am Anfang sollten Eltern bei den Hausaufgaben eher unterstützen als helfen

Klaus Wenzel:

Wichtig ist, dass wir gerade bei Schulanfängern Hilfen anbieten, damit sie diesen vermeintlichen Wust an Hausaufgaben strukturieren können. Und ich habe das bei unseren Söhnen immer so gemacht, dass ich gefragt habe: „Habt ihr was auf?“ – „Ja eine ganze Menge.“ Und dann habe ich gesagt: Nehmt euch kleine Kärtchen, schreibt das Fach darauf und versucht abzuschätzen, wie viel Zeit ihr für jeden Teil braucht. Dann haben sie angefangen und gesehen, ob die Zeit reicht oder nicht. Beim nächsten Mal konnten sie es dann schon besser abschätzen.

Hausaufgaben sind Aufgaben der Kinder! 

Klaus Wenzel:

Das heißt, wenn Hausaufgaben einen Sinn haben, dann u. a. den, dass Kinder schrittweise lernen, ihre Aufgaben als ihre Aufgabe zu empfinden und sich nicht darauf zu verlassen, dass Mama und Papa schon noch einmal drüberschauen und mich dann schon auf Fehler aufmerksam machen. Oder sie erinnern mich daran, dass ich überhaupt die Hausaufgaben machen soll. 

Aber auch hier haben wir im Grunde die gleichen Strukturen wie vor 50, 60 Jahren. Es ist wenig überlegt worden, ob Hausaufgaben in einem Zeitalter, wo es auch gehen könnte, dass Kinder sich im Internet Informationen holen, immer noch die gleiche Funktion haben dürfen und müssen.

Wie können sich Eltern gegen die verpflichtende Hausaufgabenkontrolle wehren?

Daniel Bialecki: Nun weiß die Mutter, dass es nicht im Sinne des Erfinders ist, dass Hausaufgaben bis zur 5. Klasse kontrolliert werden. Was würden Sie ihr raten, was sie tun soll?

Klaus Wenzel:

Wenn es meine Tochter wäre, dann würde ich völlig unaufgeregt die Lehrerin anrufen und fragen, ob sie mal eine halbe Stunde Zeit hat. Ich würde sie fragen, was sie damit beabsichtigt. Es könnte ja sein, im günstigsten Fall, dass die Lehrerin sagt, das habe ich mir noch gar nicht so überlegt, dass selbstständig zu werden nicht eine Frage des 18. Lebensjahres ist, sondern dass man das bereits in der 5. Klasse fördern muss.

Ich glaube, viele Missverständnisse könnten geklärt werden, wenn wir den unkomplizierten Dialog zwischen Elternhaus und Schule suchen. Mit „unkompliziert“ meine ich, dass wir nicht nur dann an die Schule appellieren oder uns an die Schule wenden, wenn irgendetwas nicht stimmt, und dass der Lehrer nicht nur dann zuhause anruft, wenn irgendetwas schiefgelaufen ist.

Ich habe einmal als Lehrer eine Mitteilung an Eltern geschrieben, da stand drauf: „Ich freue mich, dass Thomas in den letzten drei Wochen solche Fortschritte macht. Ich freue mich, dass er Ihre Unterstützung bekommt, und ich bin sicher, dass er dieses Schuljahr gut schaffen wird.“ Am Anfang waren die Eltern völlig entsetzt und haben gefragt, was der Thomas denn angestellt hätte. Und ich habe gesagt: „Nichts. Er ist gut dabei.“

Wir müssen auch die Eltern offensichtlich erst daran gewöhnen, dass wir als Schule positive Rückmeldungen an die Schüler geben wollen, dass wir ihnen als Schatzsucher mitteilen, was sie alles können. Ich, als einer, der selbst 23 Jahre lang Lehrer ausgebildet hat, plädiere dafür, dass wir nach dem Positiven suchen, dass wir jungen Menschen mitteilen, was sie schon alles können, und dass wir ihnen dabei helfen, etwaige Schwächen dann auch auszugleichen.

Die Diskussion als Video: Auszug aus dem 2. scoyo-Elternabend

Ihre Meinung: Tweets zum Thema Hausaufgaben

Auch bei Twitter wurde fleißig zum Elternabend gepostet. Eine Auswahl zum Thema Hausaufgaben:

Online für die Schule lernen – so geht´s!

Lisa

Kinder sind fasziniert vom Lernen mit digitalen Medien, denn sie bergen enorme Möglichkeiten
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Apps, Lernplattformen, Videos – es gibt haufenweise Möglichkeiten, wie Kinder online für die Schule lernen können. Wir zeigen, welche Wege wann am erfolgreichsten sind und worauf Eltern achten sollten.

Mit Tablet und Smartphone lässt sich wunderbar spielen, keine Frage. Gleichzeitig kann man mit ihnen aber auch sehr effektiv lernen (mehr: Online lernen: Vorteile für Schüler und worauf Eltern achten sollten). Doch wer im Netz danach recherchiert, wie und wo Kinder online für die Schule lernen können, fühlt sich meist erschlagen von der Fülle an Angeboten.

Deshalb haben wir die wichtigsten Lernangebote für Kinder einmal genauer betrachtet und zeigen Ihnen, in welcher Situation welches Medium das Beste ist.

Inhalt dieses Artikels:

1. Lern-Apps: Unterwegs und zwischendurch online für die Schule lernen

Der Begriff “App” ist eine Kurzform für das englische Wort “Application”. Dahinter verbergen sich kleine Programme, die sich auf mobilen Geräten, aber auch Computern installieren lassen. Das Spektrum reicht von ersten Bildrätseln über Vokabeltrainer bis hin zu Anwendungen mit Übungen für Prozent- oder Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Über Updates lassen sich Inhalte und Software regelmäßig aktualisieren, sofern der Anbieter die App weiterentwickelt. Es gibt sowohl kostenfreie als auch kostenpflichtige Angebote, mit denen Kinder online für die Schule lernen können. Diese sind über die verschiedenen App-Stores erhältlich.

Eine erste Übersicht finden Eltern unter bestekinderapps.de. Auf klick-tipps wird jeden Monat eine Liste mit sicheren Kinderapps aktualisiert, die von Medienexperten empfholen wurden. Hier lässt sich auch nach verschiedenen Suchkritierien filtern. 

Wann macht es Sinn, mit Apps online für die Schule zu lernen?

Mit Apps zu lernen, kann richtig Spaß machen. Zwischendurch ein paar Vokabeln auffrischen oder die Mathe-Übungen nochmal durchgehen und das alles auf dem coolen Smartphone oder Tablet – tolle Sache. Meistens wird sich hier aber auf das Sofa gelümmelt oder unterwegs gelernt, oft zwischen Tür und Angel. Für intensives Lernen, z. B. für Klassenarbeiten, sind Apps daher weniger geeignet. Vielmehr können Kinder mit ihnen den Stoff weiter vertiefen und ihn in einem anderen Umfeld lernen. 

Gleichzeitig gibt es schöne Apps, die “zwischen den Zeilen” Lerninhalte vermitteln: Puzzle, Malbücher, Spiele … die Liste ist lang. 

► Hier ein paar Tipps für gute Apps: die besten Kinder-Apps

Aber Achtung: Eltern sollten sich gerade am Anfang mit ihren Kindern hinsetzten und sie bei den ersten Schritten begleiten. Auch Regeln für die Mediennutzung sind wichtig, weil Kinder ihren Konsum selbst noch nicht gut regulieren können.

Wie sinnvoll sind Apps im Vorschulalter?

Beispiel aus dem Alltag: Hochkonzentriert wischt die fünfjährige Anna über das iPad ihrer Mutter Martina, sortiert Balken der Größe nach und erfreut sich an den Tönen, die erklingen, wenn sie mit dem Finger darauf tippt. Kirsten, eine Freundin von Martina und ebenfalls Mutter, fragt erstaunt: „Ist sie dafür nicht noch zu jung?“

Martina bekommt sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie Anna oftmals dann ihr Tablet überlässt, wenn sie einmal Ruhe haben will. Ganz sicher ist sie sich auch nicht, ob ihre Tochter in ihrem Alter nicht lieber mit anderen Dingen spielen sollte. Andererseits ist ihr Kind selten mit so viel Begeisterung und Konzentration bei der Sache wie beim Spielen mit dem Tablet.

scoyo-TIPP: Keine Frage, im Vorschulalter haben Kinder genug damit zu tun, die Welt mit ihren Sinnen direkt zu entdecken. Grundsätzlich brauchen sie in dieser Zeit keine Medien, um zu lernen. Andererseits sind Tablets oder das Smartphone der Eltern Teil ihrer Umwelt, die sie erkunden. Solange es nicht zur Regel wird, ist nichts dagegen einzuwenden, dass Ihr Kind sich hin und wieder mit ausgewählten Apps beschäftigt.

2. Online-Lernplattformen: Eigenständig und motiviert für die Schule lernen

Eine Lernplattform ist ein geschlossener Raum im Netz, in dem verschiedene Angebote für Schülerinnen und Schüler abrufbar sind.

Wann macht es Sinn, auf speziellen Lernplattformen online für die Schule zu lernen?

Multimedial, aktuell, interaktiv: Kinder lernen gern mit digitalen Medien
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Um Kinder zum Lernen zu motivieren sollte eine Online-Lernplattform anders aufgebaut sein, als das Schulbuch. So hilft die Plattform dabei, den Schulstoff auf andere Art und Weise näher zu bringen. Mehr Infos dazu: Lernbegleitung vs. Nachhilfe

Bei scoyo ist der Schulstoff der Klassen 1-7 in kindgerechte Online-Lerngeschichten verpackt, die von Experten entwickelt wurden. In interaktiven Übungen und Tests können die Schüler ihr Wissen auf die Probe stellen.

Kann ich mein Kind allein online lernen lassen?

Beispiel aus dem Alltag: Max ist gerade in die dritte Klasse gekommen. Er geht gerne zur Schule und kommt ganz gut mit. Im letzten Jahr lag er mit den Ergebnissen seiner Tests in Mathe und Deutsch immer im Mittelfeld. Für das kommende Jahr möchte er seine Ergebnisse verbessern, denn am Ende der dritten Klasse wird er zum ersten Mal ein Zeugnis bekommen. Sein Vater Klaus hat gehört, dass es im Internet Angebote gibt, mit denen Kinder für verschiedene Fächer eigenständig lernen können. Das ist ihm wichtig, weil er und seine Frau die freie Zeit mit ihrem Sohn nicht mit Lernen verbringen möchten – wirkliche Probleme hat Max ja nicht in der Schule.

scoyo-TIPP: Eltern, die ihre Kinder eigenständig lernen lassen, unterstützen sie damit doppelt: Zum einen üben sich die Kinder darin, sich selbst zu organisieren und selbstständig zu arbeiten. Zum anderen sind sie in der Schule aufmerksamer, wenn sie sich nicht darauf verlassen, dass ihre Mutter oder ihr Vater am Nachmittag alles noch einmal erklärt.

Wenn Sie Ihr Kind alleine lernen lassen, ist es umso wichtiger, vorab die Qualität des Lernangebots zu prüfen. Stellen Sie auch sicher, dass Ihr Kind Feedback erhält, motiviert wird und sich mit Inhalten beschäftigt, die aktuell für die Schule relevant sind.

3. Kinderinternetseiten: Online recherchieren

Das Netz ist voll von Seiten, die kindgerechte Inhalte präsentieren. Achten Sie dabei immer auf den Absender der Informationen und gehen Sie sicher, dass es sich um werbefreie Angebote handelt. (Mehr: Qualität von Online-Lernangeboten beurteilen)

Wann macht es Sinn, mit Kinderseiten online für die Schule zu lernen?

Mit den Internauten reisen Kinder auf verschiedene Planeten
© Internauten.de

Für die ersten eigenen Recherchen empfehlen sich die Kindersuchmaschinen und Einstiegsseiten Frag-Finn und Blinde-Kuh. Der Verein Internet-ABC hat einen hilfreichen Leitfaden zusammengestellt, der Kinder bei den ersten Schritten in der Online-Recherche begleitet und zeigt, wie Kinder online für die Schule lernen können.

Zudem gibt es Webseiten wie internauten.de, die Kindern, Eltern und Lehrern umfassende Anleitungen für den Umgang mit dem Netz geben.

► Noch mehr Tipps für gute Seiten: Die besten Kinderinternetseiten

Worauf muss ich achten, wenn mein Kind online recherchiert?

Beispiel aus dem Alltag: Die neunjährige Lisa soll für die Schule ihr erstes Referat ausarbeiten. Das Thema: Wie ernähre ich mich gesund? Die Lehrerin hat ihr empfohlen, Informationen dafür auch im Internet zu suchen. Lisa hat bislang keine Erfahrungen mit der Online-Recherche und bittet ihre Mutter Sarah um Hilfe. „Hat Frau Schulze euch denn auch gesagt, wo du recherchieren sollst?“, fragt Sarah ihre Tochter. Lisa zuckt mit den Schultern. Sarah setzt sich mit Lisa an den Rechner und fragt sich, wo sie anfangen soll.

scoyo-TIPP: Informieren Sie sich, wie Sie kindgerechte Seiten im Netz finden, bevor Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind im Internet auf die Suche machen. Planlos zu surfen wird immer dann problematisch, wenn Sie dabei auf Seiten stoßen, die für Kinder nicht geeignet sind. Sprechen Sie auch die Lehrer an: Wenn von den Schülern erwartet wird, dass sie Informationen im Netz recherchieren, so sollte die Online-Suche auch im Unterricht thematisiert werden.

4. Online-Videos: Schulstoff wiederholen

Lernvideos können Schülerinnen und Schüler unter bestimmten Umständen darin unterstützen, den Lernstoff online zu wiederholen, wenn sie in der Klasse nicht mitgekommen sind.

Dafür ist es aber wichtig, dass sich die Eltern vorab genau informieren, wer für den Inhalt verantwortlich ist und wie es mit der Qualität des Angebots aussieht – das muss für jeden Film neu geprüft werden. Eine Checkliste finden Sie in unserem kostenlosen Ratgeber Lernen im Internet.

Angesichts der Bandbreite verschiedener Videos im Netz ist es kaum möglich, einen wirklichen Überblick zu gewinnen. Einige Anbieter von Lernvideos haben sich auf bestimmte Fächer oder Themen spezialisiert und bieten die Filme zum Teil kostenpflichtig an. 

Eine aktuelle, fundierte Auseinandersetzung mit Lernvideos findet sich in der Masterarbeit von Alexander Becher, TU Dresden. Becher hat Lernvideos für Mathematik und Englisch unter verschiedenen Aspekten geprüft und ab Seite 73 seiner Arbeit eine Übersicht erstellt.

Wann macht es Sinn, mit Videos online für die Schule zu lernen?

Der Vorteil von Lern-Videos liegt auf der Hand: Die Schüler haben die Möglichkeit, den Film anzuhalten, wenn sie etwas nicht verstanden haben, zurückzuspulen und zu wiederholen. 

Der Nachteil: Beim reinen Zuschauen verbleiben die Lernenden in der passiven Situation des Betrachters und können keine individuellen Fragen stellen. Die motivierende Wirkung tendiert dabei gegen Null, wenn keine Interaktivität möglich ist.

Wie sicher sind Lernvideos auf YouTube?

Beispiel aus dem Alltag: Die elfjährige Rebecca hat Probleme im Matheunterricht. Ihre Mutter hat von Freunden gehört, dass es Lernvideos auf YouTube geben soll, die einzelne Bereiche der Mathematik für Schüler erklären. Sie fragt sich, wie sie diese Filme findet, und ob ihrer Tochter wirklich geholfen ist, wenn sie sich Videos ansieht.

scoyo-TIPP: Wer auf YouTube recherchiert, wird dort in jedem Fall fündig. Allerdings müssen sich Eltern bewusst machen, dass sich ihre Kinder hier auf einer ungeschützten Plattform bewegen. Jeder kann Videos einstellen – ob die in diesem Fall kostenlosen Inhalte richtig sind, kann nicht garantiert werden. Das sollten Eltern immer genau prüfen.  

Außerdem könnten Kinder zu den Videos zum Teil üble Kommentare finden – und das gesamte YouTube-Universum mit Filmen, die Kinder noch nicht sehen sollten, ist nur einen Klick weit entfernt. Eltern sollten deshalb aufmerksam verfolgen, was sich ihr Kind ansieht. Sollte ein junger Nutzer doch auf verstörende Inhalte treffen, kann ein offenes Gespräch weiterhelfen.

Die Werbung, die bei vielen YouTube-Videos eingespielt wird, ist auch ein großes Thema, mit dem sich Eltern auseinandersetzen sollten. Kinder können nicht von Anfang an zwischen werblichen und redaktionellen Inhalten unterscheiden. 

► Mehr Infos dazu: Gefahren im Internet

5. Lernspiele: Spielerisch für die Schule üben

Es gibt viele tolle Webseiten für Kinder – man muss sie nur kennen …
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Lesen Sie die Produktbeschreibungen sehr genau und achten Sie darauf, ob das Angebot auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und von Pädagogen oder Lernpsychologen mit entwickelt wurde. Wichtig ist auch, dass sich die Inhalte an den Lehrplänen der Bundesländer orientieren und damit den wichtigen Schulstoff abdecken.

Lernen mit Computerspielen – sinnvoll oder nur Zeitvertreib?

Beispiel aus dem Alltag: Der zehnjährige Moritz kommt zurück von seinem Freund Hannes, der zum Geburtstag ein neues Computerspiel von seinem Onkel geschenkt bekommen hat. Moritz durfte gleich mitspielen und hat zusammen mit seinem Freund kniffelige Matheaufgaben gelöst. Jetzt möchte er auch so ein Spiel haben. Sein Vater Markus hat Vorbehalte, wenn er nur das Wort „Computerspiele“ hört. „Ich möchte nicht, dass ich dich zukünftig gar nicht mehr vom Rechner wegbekomme, weil du nur noch an der Kiste herumdaddelst“, sagt er.

scoyo-TIPP: Auch wenn Sie selbst als Eltern strikt dagegen sind: Ihr Kind wird seine Erfahrungen mit Computerspielen machen – wenn nicht zu Hause, dann bei Freunden. Computerspiele sind grundsätzlich weder reiner Zeitvertreib noch machen sie zwangsläufig süchtig.

Einige sind sogar gut geeignet, Kinder zum Lernen zu motivieren. Verschaffen Sie sich deshalb einen Überblick, lernen Sie gute Lernspiele von Games zu unterscheiden, mit denen Kinder nur Zeit vertreiben. Behalten Sie im Auge, was Ihr Kind spielt und wie viel Zeit es damit verbringt. Suchen Sie gemeinsam Spiele aus und testen Sie sie zusammen – so bleiben Sie mit Ihrem Kind in Beziehung.

“Ich bin nicht blöd!” Hilfe bei Legasthenie

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Lese-Rechtschreibstörung hat nichts mit Intelligenz zu tun. Kinder, die von Legasthenie betroffen sind, brauchen vor allem eins: Unterstützung von ihren Bezugspersonen. Sie müssen an sich glauben! So können Eltern helfen.

Wenn Kinder anfangen, Lesen und Schreiben zu lernen, besteht die Schrift zunächst nur aus unbekannten Symbolen. ABC-Schützen trainieren in der 1. und 2. Klasse, diesen Code zu entschlüsseln. Bei Legasthenikern wird dieser Prozess erschwert – sie haben auch nach Jahren große Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.

Nach Informationen des Bundesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie e. V. sind ca. 5 bis 6 Prozent aller Schüler von Legasthenie betroffen. Oft werden sie von Klassenkameraden als “doof” bezeichnet und denken das irgendwann auch selbst, dabei hat eine Lese-Rechtschreibstörung nichts mit der allgemeinen Intelligenz zu tun. Betroffene Kinder können in anderen Fächern überdurchschnittlich gut sein. Auch Albert Einstein war zum Beispiel Legastheniker.

Und das zu betonen, ist bei betroffenen Kindern enorm wichtig: Legasthenie kann sich stark auf das Selbstbewusstsein auswirken. Sie müssen mehr üben als ihre Freunde, haben weniger Erfolgserlebnisse und kommen im Unterricht nicht so gut mit. Deshalb brauchen sie vor allem Aufmunterung und Unterstützung. Eltern und Lehrer sind jetzt gefordert (Tipps siehe unten).

Zu unterscheiden ist die als Legasthenie bezeichnete Lese-Rechtschreibstörung von der vorübergehenden Lese-­Rechtschreibschwäche. Eine so genannte Störung liegt vor, wenn die Ursachen nicht eindeutig erkennbar und meist genetisch bedingt sind. Bei der Lese-Rechtschreibschwäche seien die Auslöser erklärbar (z. B. psychisches Trauma), so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Oft wird jedoch generell von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten gesprochen.

Symptome: So erkennen Sie, ob Ihr Kind an einer Lese-Rechtschreibschwäche oder Lese-Rechtschreibstörung leidet

Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche oder -störung lesen sehr langsam und stockend, lassen Wörter aus, fügen welche hinzu oder vertauschen sie. Außerdem fällt es ihnen schwer, das Gelesene in eigenen Worten wiederzugeben. Beim Schreiben machen Betroffene sehr viele Fehler, bei Diktaten wie beim Abschreiben. Außerdem schreiben sie die Wörter in einem Text oft unterschiedlich falsch. Auch Grammatik und Zeichensetzung macht Schülern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten große Probleme. Das können nur einige Symptome sein, hier finden Sie eine kleine Checkliste.

Sollten Sie diese Probleme bei Ihrem Kind beobachtet haben und Hilfe benötigen, wenden Sie sich an den schulpsychologischen Dienst, an Legasthenie-Beratungsstellen oder an eine psychologische Praxis, um Ihr Kind untersuchen zu lassen.

Hilfe bei Legasthenie – das sollten Eltern tun                                    

1. Suchen Sie Rat beim Lehrer bzw. der Lehrerin

Es ist zunächst die Aufgabe der Schule, Kindern mit Schwächen beim Lesen und Schreiben zu helfen. Wenden Sie sich deshalb an den Lehrer bzw. die Lehrerin und fragen Sie nach, wie er oder sie die Symptome beurteilt und welche Möglichkeiten für Förderkurse in der Schule angeboten werden. Oft reichen diese jedoch nicht aus, um Legasthenikern auch langfristig und nachhaltig zu helfen.

2. Ziehen Sie bei wirklich starken und längerfristigen Problemen einen Experten heran

Sollten Sie den konkreten Verdacht haben, dass Ihr Kind Legastheniker ist, wenden Sie sich an einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten in Ihrer Nähe. Dieser führt spezialisierte Tests durch und stellt ggf. eine Diagnose.

Letztlich gilt: Eine langfristige und ganzheitliche Therapie ist die Basis für eine zufriedenstellende Hilfe bei Legasthenie. Laut Fachleuten aus Psychologie und Pädagogik sei es enorm wichtig, dass die Förderung an den Schwierigkeiten im Lernprozess ansetze. Hierfür müsse zwingend eine Feststellung des Lernstandes erfolgen. Mehr dazu im Tagesspiegel.

Das große Aber: Die Kosten für die Behandlung müssen Familien in der Regel selbst tragen. Das kann teuer werden, besonders weil eine reine Sprachtherapie und gezieltes Lerntraining meist nicht ausreichen. Auch die seelische Stabilität der Legastheniker muss gefördert werden. Durch eine entsprechende Therapie wird das Selbstwertgefühl der Kinder gesteigert, damit sie wieder motiviert sind, für die Schule zu lernen. 

Wurde Legasthenie bei Ihrem Kind diagnostiziert, bekommt es meist Erleichterungen in der Schule. Zum Beispiel könnten Rechtschreibfehler nicht benotet werden oder es bekommt mehr Zeit für Klassenarbeiten. 

Neben der Therapie gibt es einige Hilfen für Legastheniker, die den Alltag erleichtern:

1. Digitale Hilfsmittel wie Spracherkennungssoftware

Spracherkennungssoftware kann Legasthenikern dabei helfen, wieder mehr Selbstständigkeit zu erlangen. Sie können dieses Hilfsmittel nutzen, um ihren Text einfach aufzusagen, statt ihn mühevoll aufzuschreiben – die Software erkennt die Worte und schreibt diese in korrekter Rechtschreibung. Ein Beispiel ist die Spracherkennungssoftware Dragon NaturallySpeaking 13 Premium von Nuance.

Der sechzehnjährige Aaron P. hat diese getestet und war sehr zufrieden. Er ist Legastheniker, besucht die 12. Klasse an einem Gymnasium in der Nähe von Berlin und steht kurz vor dem Abitur. Gemeinsam mit seinen Eltern hat er sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass er in der Schule mit dem Laptop mitschreiben sowie Aufsätze und andere Hausaufgaben in digitaler Form abgeben darf. Auch für die Schülerzeitung, wo er sich als Chefredakteur engagiert, schreibt er seine Texte mit Hilfe einer Spracherkennungssoftware.

“Spracherkennungssoftware kann den Alltag von vielen Schülern, die von Legasthenie betroffen sind, wesentlich erleichtern. Die Unsicherheit wird ihnen genommen und sie können sich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich auf das Diktieren von guten Texten”, so Tilman Beer, Senior Sales Engineer DACH bei Nuance Communications.

2. Hilfe durch Bezugspersonen

Klären Sie Ihr Kind auf

Erklären Sie Ihrem Kind, was es mit der Lese-Rechtschreibschwäche oder Lese-Rechtschreibstörung auf sich hat und verdeutlichen Sie, dass die Beeinträchtigung nichts mit anderen Stärken und Fähigkeiten zu tun hat. Heben Sie auch hervor, welche Möglichkeiten es gibt, das “Problem” anzugehen. Es ist gut, wenn Betroffene viel über Legasthenie wissen. Dadurch können sie selbstbewusster damit umgehen.

Stärken Sie den Rücken

Versuchen Sie gleichzeitig, alle Versagensängste im Keim zu ersticken. Das geht zum Beispiel, indem Sie die Legasthenie nicht zum dominierenden Thema in der Familie werden lassen. Betonen Sie auch immer wieder, dass die Therapie ein längerer Weg ist. Misserfolge müssen Ihr Kind also keineswegs beunruhigen.

Außerdem ist es wichtig, dass Kinder nun in anderen Bereichen Erfolgserlebnisse haben – in der Schule, aber auch darüber hinaus. Kann Ihr Kind besonders gut Mathematik, Gitarre spielen oder Schwimmen? Sich die eigenen Stärken bewusster zu machen, hilft, mit der Legasthenie besser umzugehen.

Und letztlich zählt nicht nur Leistung. Es gibt viele Fähigkeiten, die Ihr Kind zu etwas ganz Besonderem machen, wie Humor oder Kreativität. Seien Sie stolz auf Ihr Kind und zeigen Sie ihm das!

Weitere Tipps für Eltern:

  • Druck raus: Am Anfang der Schulzeit wird nicht über das gesamte spätere Berufsleben entschieden. Versuchen Sie also, den Druck von den Schultern Ihres Kindes zu nehmen – es hat Zeit, die es sich auch nehmen muss. Und schrauben Sie auch Ihre Ansprüche herunter.
  • Nur die Ruhe: Sie sollten versuchen, eventuelle Bedenken nicht vor dem Kind zu äußern. Wenn es Ihre Angst spürt, hat das starke Auswirkungen auf sein Selbstbewusstsein.
  • Geduld üben: Passen Sie sich dem Tempo Ihres Kindes an und denken Sie in kleinen Schritten. Erkennen Sie auch die kleinen Lernfortschritte und loben Sie es dafür. 

Fördern Sie spielerisch

Sie sollten sich jedoch immer mit Ihrem Therapeuten und Lehrern abstimmen, ob das Lernen in der Familie sinnvoll ist und wie Sie dabei am besten vorgehen. Eine belastende Atmosphäre würde das Gegenteil bewirken.

Hier finden Sie weitere Lerntipps:

Erste Anlaufstellen für Eltern, um Hilfe bei Legasthenie zu suchen:

Spielerisch lesen und lernen jetzt mit scoyo:

Hochbegabung bei Kindern erkennen und fördern

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Kinder mit einem IQ ab 130 gelten als hochbegabt. Das trifft auf nur 2 Prozent der Bevölkerung zu. Sie sollten besonders gefördert werden. Doch wie erkennen Eltern, ob ihr Kind hochbegabt ist? Wir geben Antworten und Tipps.

Ein Gastbeitrag von Sabine Wedemeyer, Karg-Stiftung.

Hochbegabung erkennen – Anzeichen und Merkmale

Merkmale und Fähigkeiten, die eng mit der Intelligenz zusammenhängen, können durchaus Hinweise auf eine vorliegende Hochbegabung bei Kindern sein. Diese Anzeichen sind zum Beispiel:

  • eine besonders ausgeprägte Merkfähigkeit und ein herausragend gutes Gedächtnis;
  • die Fähigkeit, komplexe Probleme schnell und gut zu lösen sowie Dinge zu ordnen und eine Struktur zu schaffen;
  • ein für das Alter ungewöhnlicher Wortschatz und ein besonders gutes sprachliches Ausdrucksvermögen sowie eine frühe, weitgehend selbstgesteuerte Aneignung von Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen auf einem altersuntypisch hohen Niveau.

Die genannten Merkmale können ein Hinweis auf eine Hochbegabung sein und als Anlass für eine psychodiagnostische Überprüfung genommen werden. Jedoch bedeutet das Auftreten dieser Besonderheiten bei einem Kind noch nicht zwingend, dass es tatsächlich hochbegabt ist. Vielmehr kann in einem solchen Fall davon ausgegangen werden, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Hochbegabung erhöht ist. Eine verlässliche Diagnose können dann Intelligenztests liefern.

Mehr Informationen zu Merkmalen und Anzeichen von Hochbegabung finden Sie hier:

Hochbegabung Test: Wie und wo kann ich mein Kind testen lassen?

Sowohl auf Internetplattformen als auch in Ratgeberbüchern stehen „Checklisten“ zur Verfügung, anhand derer man ein hochbegabtes Kind erkennen können soll. Diese Checklisten liefern jedoch keine verlässliche oder gültige Information über die intellektuelle Begabung eines Kindes, sondern können allenfalls dabei helfen, auf Besonderheiten im Verhalten und Denken eines Kindes aufmerksam zu werden.

Eine Begabungsdiagnose kann aus folgenden Gründen anhand der Checklisten-Merkmale nicht vorgenommen werden: Zum einen sind die Merkmale nicht spezifisch genug (auch viele nicht hochbegabte Kinder zeigen einzelne oder mehrere dieser Merkmale!). Zum anderen können die meisten der Merkmale im Alltag oder in der Schule nicht genau und zuverlässig genug beobachtet werden. Auch lassen die Merkmalsbeschreibungen offen, ab welchen Leistungen zum Beispiel die Merkfähigkeit oder der Wortschatz als hinreichend außergewöhnlich einzuschätzen sind.

Eltern sollten sich auch genau überlegen, warum sie einen Test durchführen lassen wollen. Zudem ist darauf zu achten, dass in der frühen Entwicklungsphase noch keine validen Ergebnisse ermittelt werden können, ab einem Alter von ca. 6 – 7 Jahren kann verlässlicher auf eine eventuell vorliegende Hochbegabung getestet werden.

Hier finden Sie geeignete Tests und Beratungsstellen für Hochbegabung:

Hochbegabung fördern – Tipps für Eltern 

Ist eine Hochbegabung festgestellt worden, sollte die Förderung an den Bedürfnissen des Kindes ausgerichtet sein und nicht per se gefördert werden. Dabei sollte das Kind in seiner gesamten Persönlichkeit, mit all seinen Schwächen und Stärken, betrachtet werden. So sollte eine Förderung trotz der Orientierung an den individuellen Fähigkeiten des Kindes ganzheitlich ausgerichtet sein und auch in Bereichen wie Sport, Musik und Kunst angeboten werden.

Für Anregungen und zur Interessensentwicklung ist die Beobachtung des Kindes eine wichtige Quelle. So können Impulse des Kindes aufgegriffen und es darin unterstützt werden, selbstständig Antworten auf seine Fragen zu finden – beispielsweise über Bücher, Zeitungen, das Internet oder Besuche von Museen. Das Kind lernt so, sich auch selbst Zugang zu Informationen zu beschaffen – eine wichtige Kompetenz für späteres selbstreguliertes Lernen. Pädagogen und Eltern sollten dem Kind ein aufmerksamer, herausfordernder Gesprächspartner sein, der dem Kind authentisches Interesse entgegenbringt, seine Perspektiven ernst nimmt und sensibel erweitert.

Das Ziel einer Förderung sollte also nicht primär Wissenserwerb sein, sondern die Freude an der intellektuellen Herausforderung und – gegebenenfalls – auch die Kompensation von Defiziten. Es geht sowohl um das Fördern der Stärken als auch den Abbau individueller Schwächen. Eine Hochbegabung ist auch nicht gleichzusetzen mit einer gelingenden Bildungsbiografie: Trotz hohem IQ kann die Schule eine Herausforderung darstellen, auch hier kann eine psychologische Beratung sinnvoll sein.  

Bildungsangebote für hochbegabte Kinder und Jugendliche werden von unterschiedlichen Institutionen angeboten: Verschiedene staatliche und freie Träger bieten beispielsweise Sommer- bzw. Ferienakademien oder Nachmittagskurse zu breit gefächerten Themengebieten an. Weiterhin haben verschiedene bundesweit aktive oder auch regionale Elterninitiativen häufig ein spezielles Kursangebot für besonders begabte Kinder und Jugendliche. Das Internet bietet auch ein breites Repertoire an außerschulischen Fördermöglichkeiten, wie zum Beispiel Informationen zu Wettbewerben, Chatrooms zum Austausch mit anderen besonders begabten Kindern und Jugendlichen oder Internetseiten mit Knobelaufgaben, an.

Mehr Informationen finden Sie hier:

Vorhandene Interessen aufgreifen

Wie bereits erwähnt, ist die Beobachtung des Kindes ein wichtiges Mittel, um Talente und Neigungen zu erkennen und zu fördern. So schaffen Sie es auch ein hochbegabtes Kind zu motivieren, denn Hochbegabung bedeutet noch lange nicht, dass jedes Thema enthusiastisch verfolgt wird. Elemente wie Gamification, also das einbringen von spielerischen Elementen in den Lernprozess,  können besonders am Anfang das Arbeiten mit dem Lernstoff so ansprechend gestalten, dass der Wissensdurst geweckt wird und irgendwann auch härtere Kost behandelt werden kann. Die scoyo Lernwelt vereint den Reiz des Spielens, digitale Medien und ansprechenden Schulstoff aus vielen Fächern. Vielleicht interessiert sich Ihr Kind schon jetzt für digitale Medien, so können sie das Interesse noch zusätzlich positiv unterstützen. Sie können die Lernwelt jetzt kostenlos testen:

Schule für Hochbegabte – worauf achten bei der Schulwahl?

Die Frage nach der idealen Schule stellt sich nicht nur Eltern von hochbegabten Kindern – die Antwort ist allerdings identisch. In der idealen Schule fühlt sich ihr Kind wohl und wird, gemessen an seinen individuellen Lernbedürfnissen, entsprechend gefördert.Es gibt Schulen mit Begabtenklassen und es gibt auch Schulen, die sich auf die Förderung Hochbegabter spezialisiert haben. Welche Schulform die richtige ist, müssen Eltern, vor allem aber das Kind selbst entscheiden. Daher spricht die Karg-Stiftung keine Schulempfehlung aus, da sie die individuelle Passung nicht abgleichen kann.

Die Basis schulischer Förderung ist eine innere Differenzierung des Unterrichts nach Arbeits- und Lernniveau der einzelnen Schüler. Allgemein werden schulische Fördermöglichkeiten für besonders begabte Kinder in beschleunigende (Akzeleration) und vertiefende (Enrichment) Maßnahmen unterteilt.Eine spezielle Form der Hochbegabtenförderung stellen Begabtenklassen an Gymnasien oder eigene Schulen für die Hochbegabtenförderung (zum Beispiel das Landesgymnasium St. Afra in Meißen oder das Landesgymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch-Gmünd) dar.

Im Grundschulbereich erfolgt die Förderung besonders und hochbegabter Schüler überwiegend in integrierter Form, also im Rahmen des gemeinsamen Unterrichts für alle Kinder. Hierbei stellt eine binnendifferenzierende Unterrichtsgestaltung unter Anwendung möglichst einer Vielfalt von Methoden der individuellen Förderung eine wesentliche Gelingensbedingung für eine erfolgreiche Förderung der Kinder dar. Einige Grundschulen bieten zudem sogenannte »pull-out« Programme an. Hier werden begabte Schülerinnen und Schüler an zumeist einem Tag der Woche vom regulären Unterricht freigestellt und in besonderen Begabtengruppen unterrichtet. Diese Form der Förderung setzt in der Regel die Kooperation mehrerer Schulen voraus.

Mehr Informationen rund um Schulen für Hochbegabte finden Sie hier:

Dies ist ein Gastbeitrag von Sabine Wedemeyer, Karg-Stiftung.

Über die Karg-Stiftung

© Sabine Wedemeyer, Karg-Stiftung Hochbegabte Kinder und Jugendliche sind ihr Thema – die Gestaltung des deutschen Bildungssystems in der Hochbegabtenförderung ist ihr Auftrag. Nah an den Bedürfnissen des hochbegabten Kindes und dem Bildungsalltag sucht sie professionell und partnerschaftlich bessere Wege für die Förderung Hochbegabter. Sie begleitet Kita, Schule und Beratung wirksam auf diesen.

Dabei folgt sie ihrem Leitstern: Ein begabungsgerechtes Bildungssystem, das auch Hochbegabten auf der Grundlage ihrer besonderen Stärken die Entwicklung ihrer Persönlichkeit ermöglicht. Die Karg-Stiftung, errichtet 1989 von dem Unternehmer Hans-Georg Karg und seiner Frau Adelheid, ist die größte in der Hochbegabtenförderung tätige deutsche Stiftung.

Karg-Stiftung im Netz: 

Wie kann ich mein Kind in Mathe fördern? 12 Tipps, wie Kinder besser rechnen

Lisa

Diese 12 Tipps können Ihrem Kind dabei helfen, das Mathe-Kriegsbeil zu begraben
© gpointstudiofotolia.com

Viele SchülerInnen stehen mit Mathe auf dem Kriegsfuß. Schlechte Noten sind dann nicht weit. Eltern fragen sich deshalb oft, wie kann ich mein Kind in Mathe fördern? Wir haben 2 Mal 6 Tipps zusammengestellt.

„Wie kann ich mein Kind in Mathe fördern?“ – 12 einfache Tipps

Mathematik ist das meist nachgefragteste Nachhilfefach in Deutschland. Deshalb drehte sich an unserem siebten Elternabend im Netz alles um das Thema “Angstfach Mathe”. Dabei haben wir die ExpertInnen natürlich gelöchert und nach konkreten Tipps gefragt. Herausgekommen sind zwei Mal sechs Tipps, für die Sie selbst kein eigenes Mathewissen brauchen. Denn die wichtigsten Hebel bei Kindern und Rechnen sind eine gesunde Portion Selbstbewusstsein gepaart mit einer positiven Einstellung. Pippi Langstrumpf lässt grüßen.

Mit der Lernapp scoyo Mathe in interaktiven Aufgaben im eigenen Tempo nach Lehrplan üben!

12 Tipps, wie Kinder (nicht nur in der Grundschule) besser rechnen lernen

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Tipp 1: Kind in Mathe durch positive Haltung fördern

Mathe ist schwierig, voll langweilig und, wenn überhaupt, nur etwas für Jungs – in Deutschland ist diese Haltung meist Tagesordnung. Einer der wichtigsten Schritte in Richtung Mathespaß und gute Noten ist deshalb eine positive Grundeinstellung in der ganzen Familie. Eltern können dabei mit einfachen Mitteln die Faszination Mathe erlebbar machen: Zum Beispiel mit Filmen wie “A beautiful mind” und “Die Entdeckung der Unendlichkeit”.

Generell: Zeigen Sie Ihrem Kind die kreativen Facetten von Mathematik, zum Beispiel indem Sie gemeinsam geometrische Formen malen und dabei erklären. Oder Rechnen lernen in der Grundschule, wie das Einmaleins, ist viel spannender in einer gesungenen Version, zum Beispiel mit Hilfe von Nena. So fördern Sie Ihr Kind nahezu automatisch in Mathe, da es erlebt, dass Mathematik nicht nur ein reines “Lernfach” ist, sondern große Abwechslung bieten kann.

Extra-Tipp: Gerade wenn Sie selbst mit Mathe eher auf dem Kriegsfuß stehen, entdecken Sie mit Ihrem Kind gemeinsam die Materie und vermeiden Sie Aussagen wie “Ich habe Mathe schon immer gehasst”.

Tipp 2: Motivation für Mathe über Bücher und Alltagsmathematik schaffen

Kinder lernen am besten, wenn sie sich für etwas interessieren und die Materie für sich entdecken WOLLEN. Versuchen Sie es deshalb doch einmal damit, ihr Kind im Rechnen zu fördern, indem Sie der Mathematik ganz natürlich und lebendig im Alltag begegnen.

Mathe steckt im Backen (wie viel sind 1/8 Liter Wasser), im Einkaufen (wieviel Wechselgeld bekomme ich), im Fußball (Winkel vor dem Torschuss abschätzen), im Youtbube-Star-Dasein (wieviel verdiene ich pro Klick) oder auch in interaktiven Ausstellungen wie dem Mathematikum gibt es Mathe zum Anfassen. Und in den Büchern oder Hörspielen von Albrecht Beutelspacher WOLLEN Kinder Rechenrätsel unbedingt lösen – vielleicht mit Hilfe der ganzen Familie.

Tipp 3: Rechnen mit Bewegung verbinden

Kinder bewegen sich gerne! Warum also den Spaziergang, ein Laufspiel oder Treppensteigen nicht mit Zählen, multiplizieren, addieren, subtrahieren oder dividieren verbinden? Zum Beispiel: Bei jedem Schritt 3 aufrechnen. Wichtig dabei ist es, die Rechenarten zu mischen. Also nach 5 Minuten bei jedem Schritt 4 subtrahieren/ dividieren. Oder anspruchsvoller: Einen Ball hin-und herwerfen und beim Abwerfen den Kindern eine Rechenaufgabe stellen. Beim Fangen muss das Ergebnis laut gerufen werden.

Tipp 4: Kindern Erfolgserlebnisse beim Rechnen verschaffen

Demotivierte Schüler und schlechte Noten sind häufig vor allem das Erzeugnis aus dem Teufelskreis “Unverständnis/schlechte Noten = Misserfolg –> wenig Selbstbewusstsein/Demotivation –> Unsicherheit/Angst –> schlechte Noten – …”

Diesen Zirkel können Sie ganz einfach durchbrechen, indem Sie Erfolgserlebnisse schaffen. Das fängt damit an, greifbar zu machen, welche Rolle die Mathematik im Alltag und der Welt spielt. (siehe Punkt 1 & 2). Auch Belohnungen können motivieren, doch es müssen nicht unbedingt materielle Belohnungen sein: Virtuelle Lernspiele und -Apps bieten eigene Belohnungssysteme, wie spannende Geschichten oder freischaltbare Kleidungsstücke für selbst erstelle Avatare.

Ebenfalls hilfreich ist es, dem Kind aufzuzeigen, was es schon alles kann und geschafft hat.

Tipp: In der scoyo Lernwelt können die Kinder in der “Kachelansicht” sehen, welche Themen sie bereits wie gut erarbeitet haben.

Tipp 5: Angst vor Noten nehmen

Ist der Teufelskreis erst einmal durchbrochen, kommt die Motivation und Sicherheit in puncto Mathematik fast von ganz allein
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Oft hängt Angst vor Mathe auch unmittelbar mit dem Negativerlebnis “schlechte Note” zusammen. Dann entsteht der oben beschriebene Teufelskreis und der Druck wächst. Eltern sollten Kinder bei schlechten Noten deshalb nicht schimpfen. Besser: Im Gespräch mit der Lehrkraft Kompetenzen und Defizite des Kindes genau analysieren und das Kind dann ganz gezielt in Mathe fördern. Auch hier ist es wieder wichtig, Erfolgserlebnisse zu schaffen und dem Kind zu zeigen, was es schon super kann.

Tipp 6: Ursachenforschung als Ausgang für gezielte Förderung in Mathe

Speziell im Schulkontext können Sie Ihr Kind im ersten Schritt vor allem fördern, wenn Sie (im besten Fall gemeinsam mit Ihrem Kind und der Klassnlehrkraft) analysieren, woran es bei Ihrem Kind beim Rechnen genau hapert. Denn die Ursachen für demotivierte Schüler und schlechte Noten können sehr vielseitig sein und müssen nicht unbedingt an Defiziten im Fach selbst liegen (möglich auch Probleme mit der Lehrkraft, Ärger mit MitschülerInnen, allgemeiner Schulstress, …)

Wenn wirklich die Mathematik selbst der Schwachpunkt ist, setzt eine nachhaltige Mathe-Förderung bei den Stärken und Schwächen an und trainiert beides. Über die Stärken werden Erfolgserlebnisse geschaffen, sodass ein Kompetenzgefühl erlangt wird. Dann klappt es auch mit dem ungeliebten Stoff, der mit gestärktem Selbstbewusstsein trainiert wird.

Tipp 7: Extra-Tipp für Rechenschwäche

Kinder lernen schon in der Grundschule die Grundlagen des Rechnens. Das “Zahlen zerlegen” zählt laut den Mathe-Didaktik-Expertinnen Ladel und Plüskow zu den essenziellen Weichen für ein Gelingen in den höheren Stufen. Der weiterführende Mathelehrstoff baut auf eben diesen Grundlagen auf und somit ist ein Verständnis für diese grundlegenden Mechanismen essenziell.

Manchen Kindern erscheinen Zahlen allerdings lediglich als Symbole, nicht aber als verwendbare Maßeinheiten. Grund hierfür ist in keinem Fall ein geringer IQ, sondern eine (temporäre) Teilleistungsschwäche, im Volksmund auch oft “Dyskalkulie” genannt. Diese Entwicklungsstörung macht Betroffenen das Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren schwer. Wer den Verdacht hat, dass das eigene Kind eine Rechenschwäche entwickelt, sollte sofort handeln. Und auf keinen Fall das Kind als unheilbar behandeln. Vielmehr ist es bei gravierenden Verständnisproblemen beim Rechnen wichtig, offen auf die Lehrkraft zuzugehen. Durch eine frühzeitige Diagnose und individuelle Lernförderung (in Form von einer Förderschullehrkraft) und außerschulische Unterstützung (z.B. dem schulpsychologischen Dienst) können (temporäre) Teilleistungsschwächen, alias Dyskalkulie, gut aufgefangen werden.

Tipp 8: Druck aus “Aufgabenberg Mathe” nehmen

Wir kennen das von uns selbst: Wenn der Aufgabenberg schier unüberwindbar ist und die Erfolgserlebnisse ausbleiben, setzt mindestens Demotivation, wenn nicht Panik ein. Sind die Mathe-Hausaufgaben jedes Mal wieder ein großer Streitpunkt, kann eine individuelle Absprache mit der Lehrkraft Abhilfe schaffen. Zum Beispiel, indem das (Haus-)Aufgabenpaket für eine Zeit lang kleiner geschnürt wird. Erfährt Ihr Kind das positive Erlebnis, die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen, ändert sich auch die Haltung und das Selbstbewusstsein Ihres Kindes gegenüber dem Rechnen.

Auch im Unterricht kann sich schnell ein “Themenberg Mathe” aufbauen – wenn sich ein Kind im Unterricht eher schlecht konzentriert, oder bei sehr umfangreichen Themen die Übersicht verliert. Dann kann es helfen, sich die betroffenen Themen noch einmal übersichtlich aufzuschreiben. Das ‘Cluster-Verfahren‘ zum Beispiel erleichtert eine übersichtliche Auflistung der wichtigen Punkte: In einer Art Mind Map werden Assoziationsketten erstellt und zeigen den Zusammenhang verschiedener Teilschritte nach dem Motto “was muss wann getan werden?”. Unüberwindlich scheinende Hürden werden dadurch in ihre einzelnen Bestandteile zersetzt und sind für das Kind übersichtlicher und leichter zu managen.

Tipp 9: Gruppenarbeit zwischen Kindern stärken

Gruppenarbeiten machen es gleich viel angenehmer, sich durch die Matheaufgaben zu kämpfen
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Kinder empfinden das Rechnen oder Mathe oftmals als langweilig, weil es viel um stures Aufgabenabarbeiten geht. Spaß und Kreativität – Fehlanzeige. Gruppenarbeiten mit anderen Kindern fördern in Mathematik nicht nur Spaß und Abwechslung, sondern auch das Aufgabenverständnis und die Problemlösungskompetenz in der Gruppe. Denn Kinder erarbeiten sich dann die Lösungswege kommunikativ – und auch kreativ. Dann ist es weniger Mathe, als Knobeln mit einem Freund. Warum also nicht einmal den Freund schon zur Hausaufgabenzeit einladen?

Tipp 10: Kinder beim Rechnen zur Selbsthilfe erziehen

Auch wenn Sie Ihrem Kind liebend helfend unter die Arme greifen und schnell selbst das Ergebnis errechnen würden: In der Schule und in der Klassenarbeit sitzen Sie auch nicht unterstützend neben Ihrem Nachwuchs. Stehen Sie aber zu Hause jederzeit zur Verfügung, verlässt sich Ihr Kind auf Ihre Rückendeckung, anstatt aus eigener Kraft nach der Lösung zu suchen. Besser deshalb: “Hilfe zur Selbsthilfe“. Auch wenn es schwer fällt, geben Sie Ihrem Kind lieber einen angemessenen Zeitrahmen zum Lösen der Hausaufgaben (oder einer Aufgabe) vor und gehen Sie im Anschluss den Lösungsweg gemeinsam durch. Das hilft den Kids nachhaltig und erzieht sie gleichzeitig zur Selbständigkeit. Außerdem lernt Ihr Kind, mit einer vorgegebenen Zeit zu haushalten.

Tipp 11: Wenn Hilfestellung, dann beim Herleiten unterstützen

Unterstützen Sie Ihr Kind beim selbstständigen Erarbeiten des Lösungsweges
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Will es partout nicht klappen mit einer Aufgabe, lernt Ihr Kind am meisten, wenn es versteht, was zu tun ist. Diktieren Sie also nicht einfach nur die Lösung, sondern setzen Sie sich gemeinsam mit dem Lösungsweg auseinander. Dabei können Sie Ihr Kind in Mathe am besten fördern, wenn Sie es Schritt für Schritt beim Herleiten des Ergebnisses unterstützen. Bei der Aufgabe 23-13 hilft es beispielsweise, die Rechenaufgabe in 23-3-10 zu zerlegen. Zeigen Sie Ihrem Kind die Zusammenhänge zwischen den Rechenarten auf. Zum Beispiel auch: Wer 4+3 rechnen kann, kann auch die Aufgabe 7-4 lösen.

Tipp 12: Textaufgaben bewältigen

Textaufgaben stellen für viele Schüler eine Herausforderung dar, aber warum eigentlich? Eine universelle Antwort gibt es nicht. Viel wichtiger ist es, sich mit den individuellen Problemen des Kindes auseinanderzusetzen. Liegt es am Textverständnis? Ist es das Übersetzen der Sprache in die Mathematik? Das Textverständnis kann zum Beispiel durch das Verwenden von “Mathe-Sprache” im Alltag trainiert werden – zum Beispiel: statt “in jedes Glas” einfach “pro Glas” sagen.

Ein Gespräch mit der Lehrkraft ist hier in jedem Fall sinnvoll, um die konkreten Defizite zu analysieren und gemeinsam eine Strategie zu erarbeiten.

Zur Erfrischung empfehlen wir die Lektüre der Kolumne von Christian Hanne: “Das Fach, dessen Namen nicht genannt werden darf”

Ihre scoyo Redaktion

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